1. Reden wir miteinander ...

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Wird unseren Kinder absichtlich nicht genug Wissen vermittelt???

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von Strawberry2010, 30 Januar 2009.

  1. das is aber immer so ... dort wo wer dahinter is, dass gelernt wird gehts besser
    aber es würde wenigstens um das tatsächliche wissen der kinder gehn ... und nicht um die fähigkeiten der eltern
     
  2. In der VS meines Sohnes wird auch auf Werkunterricht, Singen und Turnen wert gelegt und ebenso auf Schönschreiben. Mathematik wird auch nicht lockerer beurteilt als zu meiner Zeit.
    Werkunterricht, Singen und Turnen wird im Zeugnis in der beschreibenden Beurteilung angeführt, zusätzlich zur üblichen Note.
    Das liegt aber vermutlich an Schule.
     
  3. Sunda

    Sunda Gast-Teilnehmer/in

    @Q: Verstehe ich das richtig, dass dein Sohn wegen eines Gut in Deutsch in der 2.Klasse nicht mehr in die Nachmittagsbetreuung gehen darf?

    An der VS meiner Kinder besuchen ca. die Hälfte der Kinder die NMB und das Erledigen der Hausübungen klappt gut, allerdings werden die Lernstunden von den Lehrerinnen gehalten.

    Zur Form der Arbeiten kann ich noch nichts sagen, da meine Kinder erst in die 1.Klasse gehen.
    Ich persönlich würde schlampig gemachte Aufgaben nicht nochmals schreiben lassen, wenn es der Lehrerin nicht gefällt, soll sie es mit meinem Kind klären.

    Weiters finde ich, dass die Schule Aufgabe der Kinder ist und nicht meine.
    Brauchen sie meine Hilfe und Unterstützung bin ich da, allerdings erledige ich nicht die Aufgaben meiner Kinder.

    In meinem Bekanntenkreis gibt es Eltern, die Referate schreiben, Lehrstoff zusammenfassen,...das geht meiner Meinung nach am Sinn vorbei.
    Aber vielleicht mache ich ja das auch mal, wenn meine Kinder die AHS besuchen, als Mutter von Erstklässern redet es sich noch leicht. ;)
     
  4. Q

    Q Gast

    nein. Er hat kein Gut, sondern sein Sehr Gut, und dass er momentan nicht hingeht, hat andere Gründe. Die Lehrerin hat ihm (und uns) nur mit einem Gut gedroht, sollte die äußere Form der Hausübungen nicht besser werden.

    In der ersten hat es auch noch wunderbar geklappt, die Anforderungen und der Selektionsdruck steigen allerdings in der 2. signifikant.

    Tut sie in der Form, dass sie mit unakzeptablen Noten droht.

    Es geht in diesem Fall ausschließlich darum zu beaufsichtigen, dass er sich 10 bis 15 Minuten Zeit nimmt, die paar Sätze oder Rechnungen ordentlich zu schreiben, statt sie in 5 Minuten hinzufetzen wie der Hahn auf dem Mist. Er macht weder Rechen- noch Rechtschreib- oder Grammatikfehler.


    Hier geht es darum, verlässlich die AHS zu erreichen und nicht aufgrund einer Laune der Lehrerin diese zu verpassen und in einem Lehrberuf zu enden.
     
  5. midsummer

    midsummer Gast-Teilnehmer/in

    Ich glaube, ein Grund warum die Nachhilfe boomt, ist dass viele Eltern ihre Kinder auf's Gynmasium schicken, und mit ihren Kindern in der VS noch lernen, damit sie die Aufnahme überhaupt schaffen. Sind die Kinder dann am Gym, wird's den Eltern zuviel oder die Kinder sind auch nicht mehr so lernwillig mit den Eltern. Die selbständige Leistungsfähigkeit reicht nicht, um den Stoff zu bewältigen. So folgt Nachhilfe als nächster Schritt.
     
  6. Q

    Q Gast

    Das mag sein. Dennoch halte ich es für gerechtfertigt, Kinder bis zu einem gewissen Grad durchs Gymnasium zu fördern, einfach weil die beruflichen und sozialen Perspektiven des Hauptschülers gar so erbärmlich sind.
     
  7. midsummer

    midsummer Gast-Teilnehmer/in

    Am Land gibt es noch viele Hauptschulen, wo Kinder nach der 4. Klasse locker in höhere berufsbildende Schulen oder HTL wechseln. Hauptschulen, wo das nächste Gym nicht gleich um's Eck liegt, haben am Land oft noch ein ganz gutes Niveau.
     
  8. eine handvoll kinder gehen in von dir erwähnte schulen. somit ist die menge an kindern bei weitem zu wenig um einen ganzen wirtschaftszweig boomen zu lassen.

    und sie "versagen" - was auch immer das heißen mag- nicht nach dem wechsel an eine andere schule.
    zumindest keiner von denen die mir bekannt sind- und das sind mittlerweile recht viele-. was sie üblicherweise nicht gelernt haben ist sich dem lehrer unterzuordnen, allerdings muss ich gestehen, dass ich auf diese fähigkeit keinen gesteigerten wert lege und es sogar als positiv ansehe, wenn der lehrer nicht als "unantastbar und unfehlbar" gilt.
     
  9. Q

    Q Gast

    Ich weiß. Ich wäre in diesen Gegenden (und nur in diesen) auch einer Aufhebung der Trennung und einer "neuen Mittelschule" nicht abgeneigt.

    Ich lehne das nur im städtischen Bereich ab, wo die Einzugsgebiete für ein differenziertes Bildungssystem groß genug sind und soziale Probleme die Bildungs-Auswahlentscheidung maßgeblich beeinflussen.

    Aber das ist eine andere Geschichte.
     
  10. erste klasse HTL klassenbester ein ehemaliger hauptschüler (KMS in wien) klassenschlechtester ein ehemaliger AHS schüler.
    also DIESE perspektive finde ich nicht wirklich erbärmlich.
     
  11. Q

    Q Gast

    Einzelbeispiele ändern doch nichts. Schau dir mal an, wohin im städtischen Bereich am Ende der Pflichtschule die Ströme gehen.

    Dazu kommt noch: ich will meine Kinder nicht in einer schulischen Umgebung, in der Lehre der Normalfall ist, das verschiebt die Wertigkeiten, die die Kinder vermittelt bekommen.
     
  12. die meisten hauptschüler gehen deshalb in die hauptschule, weil sie schon in der volksschule keine AHS empfehlung bekommen haben. somit ist es wenn, dann nur eine fortsetzung mangelhafter schulischer leistungen (ohne jetzt ursachenforschung betreiben zu wollen) und bietet die chance dies nachzuholen ohne sinnlos großen druck auszuüben.
    kinder die schon in der volksschule keine probleme mit dem lernstoff hatten, haben dann in der hauptschule, oder AHS ebenso eher wenig probleme und kommen mit ungefähr dem gleichen basiswissen aus den jeweiligen schulen wieder raus.
    zeigt sich auch an den zeugnissen der mitschüler meiner tochter, dass es keinerlei unterschied bezüglich vorwissen, und auch noten gibt. es ist zufall dass ein AHS schüler das schlechteste zeugnis hat und ein ehemaliger KMS schüler das beste, aber gesamt gesehen gibt es keinen erkennbaren unterschied.

    hm? also aus der klasse meiner großen ist ein großteil in weiterführende schulen gegangen. die kinder aus der ersten und tw. zweiten LG in eine BHS die meisten anderen in eine berufsbildende mittlere schule fünf den polytechnischen lehrgang - wovon jedoch eine nächstes jahr eine weiterführende schule besuchen wird bei den anderen weiß ich es nicht, da besteht kein kontakt mehr-. zwei oder drei haben eine lehre begonnen (weil schon neuntes, bzw. zehntes schuljahr abgeschlossen, eine davon hätte eine BHS auch geschafft, lebt jedoch in einer WG des jugendamtes und möchte sich möglichst bald selbst erhalten können).
     
  13. Alija

    Alija Gast-Teilnehmer/in

    :goodpost:

    Der Druck beginnt schon viel früher.
    Ich hab schon Kinder in der 2. Kl. VS weinen gesehen, wegen einem einzigen "Gut" in der Schulnachricht - ein Wahnsinn.
    Ich hab mit meiner Tochter nur das "Glück" dass ich kaum je mit ihr lernen muß, sie begreift schnell und merkt es sich auch. Aber Freundinnen von ihr üben zB eine Ansage bis zu 6 Mal und mehr, das ist ja irre..wo bleibt da die Freizeit ?
    Und Kindern mit 1, 2 Fehlern vermittelt wird, dass sie halt ein bissl "begriffsstutzig" sind.
    Wäre ich die Mutter manch anderer müsste ich mich dauerärgern, fremdärgere mich so schon genug, wenn ich das höre. Arme Kinder, die schon mit 7, 8 Jahren in ein Schubladl gepresst werden, aus welchem sie nur mehr schwer rauskommen.
    Ich bin wohl auch die einzige, die nun in der 3. Kl. noch kA hat wo sie nach der VS hingeht, ich will mal die 4. abwarten, während alle anderen schon mit dem Gym Marathon Lauf begonnen haben und mich beschwören, dass ich mein Kind doch NUR dorthin geben könne, bei den Noten sowieso..das ist ja irre :vogelzeig:
     
  14. midsummer

    midsummer Gast-Teilnehmer/in

    Sowas sehe ich auch. Und ich sehe, dass Kinder die durchschnittlich Intelligent sind, selbstsicher, liebevoll und ohne deprimierenden Druck aufwachsen, egal ob sie Hauptschule oder Gym besucht haben, ihr Leben später gut im Griff haben.
     
  15. triddy

    triddy Gast-Teilnehmer/in

    aber wirds in der schule nicht angeboten, wirds durchaus kinder geben, die nie in den genuss kommen...
    und dann bist wieder dort, dass manchen kindern chancen verbaut werden...
     
  16. Q

    Q Gast

    Ich wollte damit ja nur sagen, dass ich das nicht als "zusätzliche Leistungsanforderung" sehe. Ich halt es eh für positiv, dass es angeboten wird, wie alle grundlegenden Kulturtechniken.
     
  17. Q

    Q Gast

    Stell dir mal folgende Situation vor. 2. Klasse VS, Schüler "kann alles", hat keinerlei Lernprobleme, die Lehrerin droht im allerdings an, wegen seiner teilweise schlampigen (Schriftbild, nicht Inhalt) Hausübungen in Deutsch einen Zweier zu geben.

    Daraufhin werden die Hausübungen halt zu Hause gemacht statt im Tagesheim und hinsichtlich Form genau kontrolliert.

    Was glaubst du jetzt, was passiert wäre, hätte ihm die trotzdem einen Zweier hineingedrückt? Hätte sie problemlos können, Kriterien scheint es ja keine zu geben ....

    Dass er dann sehr enttäuscht gewesen wäre, muss aber auch klar sein.
     
  18. Strawberry2010

    Strawberry2010 Gast-Teilnehmer/in

    Die Erklärung für den Schiefstand unseres Schulsystems findet man in so unvermuteten
    Ländern wie Singapur und Südkorea oder etwas näherliegenden wie Japan, Kanada und
    Finnland. Denn dort steht unsere gewohnte Bildungspyramide auf dem Kopf und damit auf den Füßen, wie die Leistungen der dortigen Schülerinnen und Schüler zeigen.

    Unsere Bildungspyramide sieht folgendermaßen aus:

    Unten – und zwar im Kindergarten und in der Volksschule sind jene Fachkräfte angestellt, die das geringste Einkommen, die kürzeste Ausbildung und das geringste Sozialprestige haben.
    Je weiter wir hinaufkommen, desto besser honoriert, länger ausgebildet, angesehener und, kein Zufall, männlicher wird das Personal.
    Das ist der blanke Irrsinn!
    Denn ausgerechnet „unten“, wo durch Sprach- und Lernsozialisation die künftige Bildungsfähigkeit eines Menschen geprägt wird, dort gibt man’s möglichst billig.
    Je höher wir hingegen hinaufkommen, also dorthin, wo auch ein unterrichtender Dummkopf nicht mehr allzu viel Schlimmes anrichten kann, wenn das Kind erst einmal die Hürden der frühen Sprach-, Lese- und Rechensozialisation genommen hat (bei uns heutzutage fast nur mehr mit kräftiger elterlicher Hilfe), dort treffen wir die Herren und Frauen Professores, die Magistri und Magistrae, die Hofräte und die Uniassistentinnen, ein paar Hochschulprofessorinnen und jede Menge -professoren... alle super bezahlt, nachdem ihnen der Staat eine lange Ausbildung finanziert hat, und vor allem auch höchst angesehen.
     
  19. Strawberry2010

    Strawberry2010 Gast-Teilnehmer/in

    Dumme Lehrer = dumme Schüler
    Gute Lehrer = gute Schüler

    Die Personalberatungsagentur McKinsey hat weltweit die Schulsysteme untersucht, um deren Erfolgsfaktoren zu identifizieren, weil man nämlich eine ernüchternde Feststellung gemacht hat: Es ist vollkommen egal, ob man pro Kopf der Bevölkerung (ab einem bestimmten Mindestbetrag) viel oder wenig für Bildung ausgibt. Für den Stand der Lese- und der Rechenfähigkeit der Schülerinnen und Schüler ist das irrelevant. Geld spielt keine (entscheidende) Rolle. Sondern... so sieht die Schul-Welt nach McKinsey aus1 – ausschließlich die Qualität der Lehrkräfte.
    1 How to be top. What works in education: the lessons according to McKinsey, in: The Economist, 18. Okt.
    2007.

    Gute LehrerInnen produzieren gute SchülerInnen – ziemlich unabhängig von täglicher Schulzeit und Schülerzahl pro Klasse (über- bzw. unter einer bestimmten Grenze). Und: man braucht diese guten und sehr guten LehrerInnen vor allem „unten“, und nicht erst „oben“ an den Höheren Schulen. Sowie: schwächere SchülerInnen müssen individuell abgeholt und betreut werden – die Leistungsschwäche eines Schülers muss mindestens ebenso sehr das Problem des Lehrers oder der Lehrerin sein wie des Schülers selbst(Was in Österreich definitiv nicht der Fall ist). Wo das System so gebaut ist, sind die guten Schülerinnen und Schüler zu Hause und zwar nicht nur in der Spitze, sondern in der Breite.
    Wie’s im Prinzip geht, zeigen ein paar asiatische und europäische Länder sowie Kanada und zwar ganz unabhängig von der politischen und kulturellen Verfassung dieser Gesellschaften.
    Südkorea zum Beispiel rekrutiert seine VolksschullehrerInnen nur aus den besten 5 % der Hochschulabsolventen.
    Das Land bildet diese Lehrer an einem bloßen Dutzend Universitäten aus,während MittelschullehrerInnen ihr Diplom an rund 350 Ausbildungsstätten machen können. Das
    Ergebnis: MittelschullehrerIn zu sein, ist weniger prestigeträchtig, VolksschullehrerInnen hingegen sind die Stars, sie unterliegen der schärfsten Auswahl und ernten das Sozialprestige.
    Alle erfolgreichen PISA-Länder Europas und Asiens stechen mit zwei weiteren Eigenschaften hervor:
    mit individueller Betreuung schwächerer SchülerInnen sowie mit Lehrerfortbildung bis zur
    Pension. In Finnland etwa ist an etlichen Schulen jeder siebte Lehrer nur für die Arbeit mit denen da, die zurückzubleiben drohen. Ein Drittel der Schülerinnen und Schüler erhält dort, im Schnitt und pro Jahr individuelle Betreuung.
    In Singapur gibt es Zusatzunterricht für die schwächsten 20 % der SchülerInnen und die LehrerInnen leisten das oft nach ihrer normalen Dienstzeit. Ebenfalls in Singapur erhält jede Lehrkraft jährlich 100 Stunden Weiterbildung, wobei, wie in anderen Staaten mit exzellentem Bildungssystem auch, ältere Kolleginnen und Kollegen diese Weiterbildungsarbeit übernehmen. Sie teilen also mit den Jüngeren ihre Erfahrung. Dazu ist die Zeit und das heißt auch das Geld da. Die Konsequenz: Wer in Pension geht, hinterlässt ein Erbe und nicht, wie bei uns, entweder eine Lücke oder, je nachdem, ein Aufatmen unter Schülern und Kollegen.
     
  20. Strawberry2010

    Strawberry2010 Gast-Teilnehmer/in

    So könnte das System „Schule“ funktionieren: indem die bestehende Wertepyramide radikal umgekehrt wird, dadurch die fähigsten Kräfte „unten“ tätig sind und schwächere Schüler möglichst früh,mit großzügigen Kapazitäten, individuell gefördert werden.

    Nichts davon ist bei uns zu sehen. Im Gegenteil: Aus den Volksschulen haben sich die Männer fast vollständig verabschiedet, weil Bezahlung und Sozialprestige zu miserabel sind. Wie beispielsweise die Pflege immer schon, ist die Volksschule inzwischen weiblich.
    Je mehr Migrantenkinder in die Schule kamen, desto mehr Stützlehrerstunden und Betreuungskapazitäten wurden abgebaut, das war die Politik der unseligen Bildungsministerin Liesl Gehrer, im Verein mit sparsamen Landesregierungen und klammenKommunen. Wenn’s gut geht, darf heutzutage die Handarbeitslehrerin mit den Migrantenkindern auf Deutsch, das als Fremdsprache zu unterrichten sie nie gelernt hat, plaudern...dass nennt sichdann Sprachförderung.
    LehrerInnen, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten können, weil sie Ahnung vom Bau des Türkischen, Kroatischen und des Serbischen haben? Aber wo denn! Ein Aufschrei der Empörung geht durch das Heer der Debilos, die die Leserbriefseiten von Kronenzeitung & Co sowie die einschlägigen Internetforen überbevölkern, wenn es an der Pädagogischen Hochschule eine verpflichtende Einführung ins Türkische geben soll, und die PH-Führung zieht ebenso wie der zuständige Schul-Landesrat postwendend den Schwanz ein. Logopäden, Schulsozialarbeiter,zusätzliche Kapazitäten für Sprachförderung an Volksschulen? Braucht’s nicht, gibt’s nicht,hamma net.
    Dass solche Sparsamkeit schlecht ausgebildete, im Schulsystem verlassene und gestrandete Kinder hervorbringt, ist offensichtlich. Auch ist völlig klar, dass diese Sparsamkeit schließlich viel kostet: entgangene Wertschöpfung von lernfähigen Fachkräften, Arbeitslosengeld, Sozialhilfe und frühe Pensionierung, wenn mit dem jungendlichen Alter auch die entsprechenden Jobs dahin sind,in denen vor allem Körperkraft und Belastbarkeit zählt. Wie gesagt, das ist klar. Nur ist es offenbar
    völlig egal!
    Wie sonst wäre es möglich, dass man vielerorts und sehenden Auges, vor allem in den städtischen Hauptschulen, eine Bildungskatastrophe namens dritte Leistungsgruppe produziert hat? In die dritte Leistungsgruppe kommt, wer in der Volksschule zurückgeblieben ist und die vierte Klasse mit einem schlechten Zeugnis abschließt. Ein solches schlechtes Zeugnis bekommt man rasch, weil es so viele ausgezeichnete gibt. Denn Österreichische Volksschulkinder haben eine wunderbare Vermehrung von Lauter-Einser-Zeugnissen erlebt. Und zwar durch bessere Leistung von Mami und Papi. Die pauken nämlich viel mit ihren Kleinen, und wenn das nicht reicht, beschweren
    sie sich druckvoll bei der Lehrerin, vor allem in der vierten Klasse: Denn da geht’s um
    den Übertritt ins Gymnasium. Und den schaffen knapp über 20 % – eben die Lauter-Einser-Kinder.
    Wer ein paar Zweier oder gar einen Dreier zuviel hat, darf abmarschieren in die Hauptschule.
    Im Bildungskotter: die dritte Leistungsgruppe
    So viele hochbegabte Kinder sind Weltrekord. Man kann es freilich auch anders sehen: Die Zeugnisse,zumal die Einser-Zeugnisse, sind ein Witz. Sie bilden nicht die Leistung der Kinder ab,sondern die soziale Macht der Eltern. Eltern ohne soziale Macht – also ohne Wissen, um den Kindern beim Lernen zu helfen, ohne gutbürgerliche Berufe und selbstbewusstes Auftreten, ohne akademischen Titel..solche Eltern haben, in der Regel und in diesem System, die dümmeren Kinder. Nicht weil diese Kinder von vornherein dümmer sind, sondern weil sie mit größerer Wahrscheinlichkeit in der Schule dumm gelassen und per Zeugnis als dumm deklariert werden.
    Die besondere Ironie: Kommt ein solches per Zeugnis dumm geschriebenes Kind in die Hauptschule und landet dort in der dritten Leistungsgruppe, dann erhält es wieder keine besondere Förderung, denn dazu müssten besondere Stunden und damit Finanzmittel bereitgestellt werden....
    mit einer Ausnahme: wenn es offiziell als „behindert“ eingestuft wird. Das ist der Wahnsinn des Normalen: dass ein Kind erst von Amts wegen als „sonderbedürftig“ stigmatisiert werden muss,bevor es in diesem famosen System angemessene Förderung und Hilfe erhält.
    Die Leistungsgruppen an den Hauptschulen sind eigentlich eingeführt worden, um lernschwächere Kinder zu fördern. Gute Idee!!! Eingetreten ist das Gegenteil. Während sich die Alterskollegen am Gymnasium im Auf und Ab der Pubertätskrisen locker zwischen Einsern und Vierern bewegen dürfen, ohne nachhaltig Schaden zu nehmen, sind die, die eh schon als die weniger Begabten in der Hauptschule gelandet sind, der permanenten Drohung ausgesetzt, ins Loch der dritten Leistungsgruppe zu fallen.
    Denn aus der gibt es in der Regel kein Entkommen. Wer überhaupt schon in der ersten Klasse also mit elf Lebensjahren, in die dritte Leistungsgruppe kommt, hat gute Aussicht, dort für den Rest seiner Schulzeit einbetoniert zu werden. Denn, so sagen alle befragten Lehrerinnen und Lehrer es gibt kaum eine Aufwärtsmobilität, also einen Aufstieg in die zweite oder gar die erste Gruppe. Damit aber ist das weitere Lebensschicksal bestimmt. Wer in Deutsch oder Mathe in der dritten Leistungsgruppe abschließt, hat keine Aussicht auf eine Lehrstelle, jedenfalls nicht auf eine in einem zukunftsträchtigen Beruf und in einem gut geführten Betrieb. Mit anderen Worten: In der 4. Volksschul- und der 1. Hauptschulklasse werden die Weichen für die Produktion von Hilfsarbeitern gestellt. Mit zehn oder elf Jahren erhält das Kind – sozial gesehen – lebenslänglich.
    Das alles ist bekannt! Die LehrerInnen wissen es, die Schulinspektoren, die Verantwortlichen in der Landesverwaltung und im Unterrichtsministerium. HS-Direktoren füllen jedes Jahr fleißig Erhebungsbögen für die Bildungsdokumentation des Unterrichtsministeriums aus. Doch fragt man nach konkreten Zahlen, herrscht tiefes Schweigen. Wie viele Lauter-Einser-Zeugnisse, also überwiegend Zeugnisse erfolgreichen elterlichen Drucks (oder der ehrenwerten Angst der Lehrerin,
    dem Kind sonst den Weg ins Gymnasium zu verbauen), gibt es in den vierten Volksschulklassen unseres Landes? Niemand weiß es!!! offiziell!! Oder niemand will es wissen. Die einzelnen Volksschuldirektorinnen wüssten schon Bescheid, heißt es, nur die Behörde tappe leider im Dunkeln…
    Konkrete Zahlen zur Mobilität der Schüler in den Leistungsgruppen – vor allem zur Mobilität (in Wirklichkeit: Immobilität) aus der dritten Leistungsgruppe heraus – niemand weiß was, niemand kennt was!.
    Dieses Nicht-Wissen ist natürlich auch ein Nicht-Wissen-Wollen, vor allem des zuständigen Minister/innen und seiner/ihrer Crew. Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Offenbar ist das alles komplett egal.
    Dabei ist das Wenige, das man aus den Statistiken herausbekommt, mehr als alarmierend.
     

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