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Welcher Beruf macht glücklich?

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von Acryl, 2 Juli 2012.

  1. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    Und es gibt nunmal berufliche Aufgabengebiete, in denen so ein Abschalten extrem schwer fällt.
    Das hat natürlich überhaupt nichts mit Karrieregeilheit zu tun - nur werden 99% der Leute es nie nachvollziehen können, was es heisst, an absoluten Nichtstandardproblemen zu arbeiten, deren Lösung erwartet wird. Wobei die Erwartungshaltung positiv gemeint ist in dem Sinn - "wenn ihr das nicht packt, schaut´s finster aus - die Hoffnungen ruhen voll und ganz auf euch".
    Und wer Verantwortung zu übernehmen gewohnt ist und sich vergegenwärtigt, dass am eigenen Erfolg verdammt viele Jobs dranhängen, kann dann schon mal Probleme damit bekommen, die Arbeit im Büro zu lassen.
     
    Alex3, inkale und Gelassenheidi gefällt das.
  2. Glueckskatze

    VIP: :Silber

    In dem Schloss, wo ich gearbeitet habe, gab es auch ein Gespenst, leider (oder gott sei dank?) ist er mir aber nie erschienen. :D

    LG
    Glueckskatze
     
  3. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    ja, das ist auch verständlich und es gibt leider mehr als die von dir gemutmaßten 1%, die dein statement sehr gut nachvollziehen können, man denke alleine an das medizinische personal und deren verantwortung oder fluglotsen (so viel ich weiß haben sie eine der höchsten sterblichkeitsraten noch vor erreichen des pensionsalters) und natürlich ebenso wissenschafter, die im bereich der medizin/pharamazie forschen.

    letztlich ist aber die frage, ob man diesen universalheilsanspruch nicht auch ein wenig rational wieder relativieren kann, zudem ist es immer auch fragwürdig, was aus dem dann tatsächlich gemacht wird, wofür man sich engagiert hat, man denke nur an die atomkraft, da dachten einst die forschenden, sie würden damit das heil in die welt bringen...jedenfalls einige.
     
  4. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    Besonders Berufsgruppen, die viel mit menschlichem Leid zu tun haben und wenig bis nichts dagegen ausrichten können, würde ich als höchstgradig vom Burnout bedroht ansehen.

    Mir geht es im Gegensatz dazu um berufliche Situationen, in denen klar ist, dass von deinem Erfolg oder Misserfolg direkt andere Arbeitsplätze abhängen.
    Und zwar auch Arbeitsplätze, die dann ins Ausland abwandern, was in den meisten Fällen impliziert, dass es für die Betroffenen schwer werden würde, etwas Adäquates zu finden.
     
  5. inkale

    inkale Gast-Teilnehmer/in

    Dir Auch Teilzeitmitarbeiter bzw. Mitarbeiter mit wenig Verantwortung und Regelarbeitszeiten ohne Überstunden sind von Burn Out betroffen.

    Den Ruf schafft man sich durch entsprechende Leistung und Präsenz.

    Mir ist deine Argumentation zu seicht.
    Leistung alleine ist keine Voraussetzung für Karriere bzw. um in einem Unternehmen aufsteigen zu können.
    Häufig wird von manchen vergessen, dass gerade in einem Großunternehmen auch Führungsqualitäten dazu gehören, die jetzt nicht unmittelbar mit der fachlichen Leistung zusammenhängen: Den Mitarbeitern den Rücken frei halten, Ressourcen schaffen, sich vernetzen und Informaitonen zugänglich m machen, die Abteilungsleistung nach außen verkaufen (gerade da sind häufig die Blender besonders erfolgreich, denen man sonst keine anderen Fähigkeiten nachsagt).
    Und dann kommt auch noch hinzu, dass man sich um den Aufstieg bemühen muss; der wird einem selten nachgetragen.
    Und natürlich hat jemand, der sich bei anderen bereits einen guten Ruf erworben hat bessere Chancen auf Aufstieg als jemand von dem keiner eine Ahnung hat, was er bis jetzt gemacht hat. Wer also daran interessiert ist, in einem Unternehmen aufzusteigen, ist gut beraten, sich rechtzeitig zu vernetzen und bekannt zu machen.
     
  6. Alex3

    VIP: :Silber

    Keine Ahnung, welcher Beruf glücklich macht.
    Meiner ist interessant, da vielfältig und bunt, aber die Rahmenbedingungen, denen ein Gewerbebetrieb in Ö. ausgeliefert ist, machen das Leben abseits der eigentlichen Tätigkeit so schwer, dass man nie uneingeschränkt glücklich ist und eigentlich immer nach beruflichen Alternativen Ausschau hält... und nach Burnout o.ä. fragt dich in dem Bereich auch keiner.
     
  7. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    irgendwie glaube ich auch, dass es zu viel verlangt ist, dass einen der beruf glücklich machen soll. nicht mal die liebe ist permanent dazu imstande. ich finde es z.b. toll zu schreiben, man kann sagen es fällt für mich in den guten phasen unter den punkt selbstverwirklichung, aber empfinde dabei auch nur in manchen momenten glück, oft genug ist es herausfordernd, manchmal sogar mühsam, wenn es an die korrekturen geht und zwischendurch eine mit zweifeln besetzte angelegenheit. wäre das schreiben mein beruf käme zusätzlich der druck hinzu, dass ich nun etwas produzieren sollte, das mich auch noch ernährt, ich kann mir gut vorstellen, dass dann sogar der streß die positiven emotionen überwiegen würde.
    wie inzwischen ja schon wissenschaftlich erwiesen ist, macht aber das streben nach glück ohnehin nur unglücklich. :D
     
  8. Rosenkrantz

    Rosenkrantz pensionist mit begeisterung

    ich muß dir zustimmen. gerade wer in einem kreativen beruf tätig ist kann nicht abschalten. man arbeitet an einem problem, ist nahe dran die lösung zu finden. da kannst nicht nach hause gehen, abschalten und am nächsten tag dort weitermachen, wo du abens aufgehört hast.

    ich erinnere mich an manche telefonate mit meiner frau, wo ich - eh schon spät - mitteilte, alles abzudrehen und in die wohnung zu fahren. auf dem weg zur tür hatte ich eine idee, drehe um und hab weiter gearbeitet. ich sage mal, das passiert. abschalten ist schön und gut wenn es so auf befehl gelänge.
     
  9. KittyMe

    KittyMe eat me
    VIP: :Silber




    Hier darf ich mich als hochgradig burnout gefährdet aber auf dem Weg der Besserung zu Wort melden. Das Problem sind weniger Gedanken an den Job, die einen in die Freizeit begleiten, das ist erst der Anfang. Sondern das irgendwann alles zum Stressfaktor wird, wirklich alles. Dinge die jeden anderen nur den Kopf schütteln lassen und alle sagen dann, "Entspann dich doch!". Geht aber nicht mehr, wenn man ständig unter Strom steht.
    Dazu kamen massivste Nackenverspannungen, Kieferverspannungen, überdurchschnittliches Schlafbedürfnis, bei ständiger Müdigkeit. Man glaubt alles im Griff zu haben, aber in Wahrheit geht der ganze Druck nur nach innen und macht einen langsam kaputt, bis irgendwann alles hochgeht. *bumm*

    Mich hat eine Lungenentzündung aus dieser Spirale rausgezwungen. Nach der akuten Phase bin ich eine Wochen nur auf der Terrasse gesessen und habe gar nichts gemacht. Kein Buch, keine Musik, kein Fernseher, kein Telefon. Selbst meinen Sohn habe ich nur noch in homäopathischen Dosen ertragen. :( Dann war meine Laufgeschwindigkeit wieder auf einem normalen Level und ich habe aus einer Laune heraus zu schreiben begonnen. Wie eine Besessene, acht Stunden täglich, sechs Wochen lang, nur ich, mein Laptop, meine Füße im Wasser und Vogelgezwitscher. Es ist erschreckend wie weit man sich von sich selbst entfernen kann, ohne auch nur das Geringste davon zu merken ...
    Das war die heilsamste Erfahrung die ich je gemacht habe. Ich kann mit Worten nicht beschreiben, wie befreiend das für mich war und immer noch ist!

    Es würde den Rahmen sprengen die Gründe für den Supergau aufzuzählen, aber ich habe im Anschluss mein ganzes Leben ziemlich umgekrempelt und die Dinge sind weiterhin in Bewegung. Aber es geht besser, definitiv!
     
  10. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    Hiermit bist du wirklich tief gefallen, und wie beim freien Fall beschleunigt sich die Abwärtsbewegung immer weiter. Meine Frau hat´s weit schlimmer als mich erwischt, die fand aus anderen Gründen über Monate hinweg keinen Schlaf mehr. Und wie du schreibst, verlässt einen die Kraft mehr und mehr, meine Frau hat den Autoradio nicht mehr ausgehalten, aber irgendwie ist sie da mit unser beider Anstrengung wieder rausgekommen. Sie verspürt allerdings immer noch Atemnotzustände, wenn alles zu viel wird.
    Mit Beruf und Kind steigt die Gefahr sicher beträchtlich, diesem graußlichen Zustand nahezukommen. Dir, meine Liebe, wünsche ich von ganzem Herzen, dass dich dein eingeschlagener Weg ans erwünschte Ziel bringt. Als Elternteil sind diese Zustände noch schlimmer, da erwartet wird, dass man einfach funktioniert.
     
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  11. Amica32

    Amica32 Es ist alles nur geklaut!
    VIP: :Silber

    Na bravo...wahrscheinlich wars der Schlossherr mit Leintuch übern kopf;)
     
  12. KittyMe

    KittyMe eat me
    VIP: :Silber


    Funktionieren ist das absolute Unwort unserer Generation. Wie alle Abläufe um uns automatisiert und optimiert werden müssen, sollen auch wir nur noch funktionieren. Das geht so weit, dass man irgendwann glaubt, dass ist vollkommen normal.
    Natürlich gibt es die Momente im Leben, da muss man auf Autopilot gehen. Ich denke du weisst worauf ich hinaus will. Aber auf die Zeitspanne eines Lebens gerechnet sind Phasen dieser Notwendigkeiten wirklich nur Momentaufnahmen. Die hunderttausend anderen Situationen, in denen man nur glaubt funktionieren zu müssen, weil man es eben so gelernt hat, die sollte man hinterfragen.

    Genau dieser Anspruch zu funktionieren, hat mich ja genau dorthin gebracht, wo ich schliesslich schmerzhaft gelandet bin!
    Das Synonym schliesst das Menschsein an sich aus, ist doch schrecklich!

    Ich wünsche deiner Frau wirklich von ganzem Herzen, dass sie es schafft ganz zur Ruhe zu kommen! Ich kann da gar nicht viel raten, außer das wir alle viel gnädiger zu uns selbst sein sollten. Ich weiß wie das ist, mit einem Kind hat man oft das Gefühl, dass Selbstaufgabe Teil des Deals ist.
    Der Scherz dabei ist, mein Sohn ist ausgeglichener denn je, seit dem ich begonnen habe alles auf den Kopf zu stellen und damit auch sein Leben kräftig durcheinander zu bringen.
     
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  13. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    Kinder sind ja Gott sei Dank sehr anpassungsfähig.:)
    Und Eltern, die mit ihnen jeden Blödsinn mitmachen, sind für Kinder immer noch das beste.

    Das mit dem Funktionieren....natürlich ist da vieles einer Einbildung, was man alles zum Glücklichsein braucht, geschuldet. Andererseits hat die Geschichte unseres Sohnes empfindliche Mehraufwände mit sich gezogen. Und diese Sachen durchzuziehen hat viel mit Funktionieren zu tun. Die gezeitigten Erfolge allerdings hätten sich nicht einmal die kühnsten Optimisten zu erträumen gedacht. Von daher wurde von uns beiden viel "Funktionieren" abverlangt -
    Gott sei Dank mit für alles entschädigenden Erfolgserlebnissen.
     
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  14. KittyMe

    KittyMe eat me
    VIP: :Silber

    Genau das habe ich mit den Notwendigkeiten gemeint, mein Sohn hat ja eine vergleichsweise banale Krankengeschichte, aber aus meiner Erfahrung kommt man nach so einer Phase einfach nur noch schwer vom Gas runter, obwohl es möglich und auch besser wäre.
    Und ja, ihr habt's echt einen super Buben, aber hab ich dir eh schon gesagt ...
     
  15. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    Wobei man sehr viel aushält, wenn man einen Sinn darin sieht. Richtig haarig wird´s erst dann, wenn man keinerlei Erfolgserlebnisse oder dergleichen mehr hat. Von daher beschwere ich mich sicher nicht. Und glücklicherweise hatten meine Frau und ich noch nie gleichzeitig so ein richtiges Tief - überhaupt ist eine gute Beziehung erst das, was einen durchs Leben trägt. Wobei auch das nicht vor Burnouts bewahrt.
    Ich war nur früher immer "Mr. Superschnellregenerierer" - egal wie abgekämpft ich mich gefühlt habe, nach einer Dusche (sic!) waren die Gedanken wieder klar wie ein Gebirgsbach und ich zu jeder Schandtat bereit. Mittlerweile benötige ich längere Regenerationszeiten (glücklicherweise immer noch verhältnismäßig kurze) und regelmäßigen Schlaf.

    Was anderes: Mir hat heute geträumt, wir hätten völlig überraschend ein zweites Kind bekommen. Ich hab mich im Traum nur gefragt, wie wir das schaffen sollen und habe mir umgehend eine Vasektomie verordnet.:D

    Und du hast nicht nur einen Superbuben, der hat auch eine Supermama.:)
     
  16. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    Da sollte man dann nie vergessen, dass die größte Verantwortung die man hat, diejenige ist, die man in Bezug auf die eigene Person und den Liebsten hat, der Rest der Welt kommt erst später.
     
  17. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    Das versteht sich von selbst.
     
  18. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    Das mit dem Funktionieren sehe ich sehr ähnlich wie du, wobei natürlich genauso cestlavies Einwand gilt. Manchmal überwiegt die Verantwortung, die man für andere übernommen hat und dann muß man tatsächlich einfach nur funktionieren und durchtauchen. Ich glaube es ist im Grunde ein Ego-Problem, denn die Leute, die vom Typ her eher die Kümmerer sind und mehr in der Gemeinschaft/der Familie aufgehen, klagen selten bis gar nie darüber funktionieren zu müssen.

    Ich habe für mich noch keine ultimativ geniale Lösung gefunden, es geht aber allmählich hin zur Akzeptanz der Verantwortung, die man als Mensch und soziales Wesen hat und mich selbst dann nicht zu wichtig zu nehmen. Das hat natürlich Grenzen, wie von dir beschrieben, wenn man nicht mehr kann, dann kann man nicht mehr und auch das muß man sich zugestehen und es nicht als scheitern/versagen betrachten. Sondern eine Grenze, die es zu wahren gilt. Ich fürchte - es ist ein ewiger Balanceakt über einem schmalen Grat und niemand ist davor geschützt mal zu stolpern.
     
  19. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    Kluger Mann. :D
     
  20. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    Was ich noch anmerken will: Wenn man Mitarbeiter hat, lernt man auch praktisch zwangsläufig die (Lebens)Geschichten dieser Menschen kennen. Meine Frau ist beispielsweise selbständig und ihre Mitarbeiterin ist sehr fleißig, hat privat aber eher den Griff fürs Klo (Schulden vom Ex geerbt,...). Und es ist nunmal so, dass es unter den Mitarbeitern welche gibt, egal wie gut sie ihren Job auch machen, die in gröbere Probleme kämen, verlören sie ihren Job. Und daraus ergibt sich ein ganz anderes Verantwortungsgefühl, das man diesen Menschen gegenüber nicht nur empfindet, sondern auch hat.
    Ich kann mir schon vorstellen, dass Leute, die noch nie in so einer Situation waren, das nicht ganz nachvollziehen können. Dieses Verantwortungsgefühl hat aber rein gar nichts mit "In dieser Rolle aufgehen" zu tun sondern ist ein sehr reales, das abhängig von der ökonomischen Situation zu einer großen Last werden kann.
     
    Alex3 gefällt das.

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