Warum tut es nicht mehr weh, oder mach ich mir was vor und merke es selbst nicht!?

Warum solltest Du.
Wahrscheinlich hast Du einfach für Dich die Situation akzeptiert. Das ist besser als regelmäßig traurig zu sein.
Die Situation zu seinen Verwandten kann man sich nicht aussuchen und man hat auch oft keinen Einfluss darauf, weil halt immer mindestens zwei dazu gehören.

 

Mein Vater ist relativ jung gestorben, vor - ich glaub - drei Jahren.
Ich war und bin nicht traurig, ich vermisse ihn überhaupt nicht.
Direkt danach wars extrem unangenehm, weil alle so lieb zu mir waren im Büro und mir ist es eh nicht schlecht gegangen. Ich hoffe sie haben sich nur gedacht ich bin halt "geschockt" und deshalb so ungerührt.
Immer wieder wenn ich bei meinen Geschwistern sehe, dass sie Fotos von ihm irgendwo gut sichtbar aufgestellt haben, oder sie sonst irgendwie ausdrücken, dass sie an ihn denken, fühlt sich das ganz merkwürdig für mich an. Da frag ich mich dann, ob sie ihn wirklich, so ganz in echt, schlimm vermissen oder das als Ausgleich machen, weils ihnen vielleicht auch ein bissl so geht wie mir? Aber ich trau mich nicht fragen.
Am Anfang war ich mir sicher, dass das halt noch kommen wird, dass mich Trauer einholen wird irgendwann einmal wenn ich nicht damit rechne. Aber jetzt glaub ichs langsam nimmer. Jetzt denke ich mir, dass ich mich nicht damit belasten muss, dass ich mich nicht traurig genug gefühlt habe, nur weil sich das eben so gehört.

 

Ja.

 

ja leider geht es mir so ähnlich.
ich kann mit meiner Mama keinen bezug aufbauen, das wurde mir gestern wieder bewusst. ich wollte mit ihre einen netten abend am Weihnachtsmarkt verbringen. es geht leider nicht.
ihre wichtigsten fragen an mich: hast du schon einen Kalender fürs nächste jahr (das war die allerwichtigste frage!!!!!), na der markt hat ja nur kindersachen (jo ausser seife, honigsachen, schmuck usw - eh klar, alles für kinder), wann kommt der.... (wie ist nochmal der Name meines lg`s? - wir sind ja nur über 4 jahre zusammen ggg) usw.
was will man mit so einem menschen reden? wie soll da was entstehen?
es tut weh weil man denkt, dass sie eben die Mama ist. aber wenns so ist, dann kann man nichts machen.

 

Ja, ich weiß es. Wir hatten zwar kein total angespanntes Verhältnis, aber er hatte große Probleme, die die ganze Familie sehr belastet haben.

 

weißt was ich denke ? - in gewisser weise ist das auch eine natürliche sache, wo man sich keinen vorwurf machen muss.
das individuum muss ja ohne seine eltern weiterleben können, sie hinter sich lassen, auch auf der emotionalen ebene.
da wäre eine ewig enge bindung und trauer ja lebensfeindlich.

die eltern-kind-beziehung ändert sich ganz einfach - in vielen fällen sind ja irgendwann dann mal die rollen sogar vertauscht, die eltern werden bedürftig.
und wenn sie dann überzogene ansprüche an anwesenheit und kümmern stellen, kann das unter umständen sehr belastend sein.

 

das glaube ich nicht - ich denke vielmehr, wo noch rechnungen unausgeglichen, emotionale forderungen unerfüllt sind, ist diese "gesunde" ablösung unterbrochen.

 

Du hast alles getan, das ist gut! Besser als es überhaupt nicht versucht zu haben.

Die Beziehung zu meiner Mutter (sie ist bereits verstorben) war gut aber immer sehr kühl. Sie hat immer meinen um 4 Jahre jüngeren Stiefbruder bevorzugt und das sehr merkbar. Vielleicht lag es daran, dass er ein Problemkind war. Er bekam oft, durch Faulheit, schlechte Noten, brach seine Lehre ab und wäre fast in seinen jugendlichen Jahren zum Säufer geworden. Trotzdem oder vielleicht deshalb? hat ihn meine Mutter immer lieber als mich gehabt. Auch mein Bruder liebte sie sehr. Ich hatte sie "gerne", so wie man vielleicht eine gute Nachbarin gern hat. Mein Bruder geht fast jedes Monat auf den Friedhof, ich 2x im Jahr.

Ich war, soweit ich das beurteilen kann, ein pflegeleichtes Kind und lief halt so nebenbei mit. Ich empfand nie ein besonderes Interesse ihrerseits an meiner Person. Ich lernte damit zu leben, nahm es als gegeben hin und habe sie nie darauf angesprochen.

Als meine Mutter vor etwa 3 Jahren starb, tat es mir leid und ich dachte mir: Mama, ich wollte dir doch noch soviel sagen und dich noch soviel fragen....

Auch heute denke ich noch hin und wieder daran, was ich versäumt habe und nun nie mehr genau wissen werde, warum ...?

Zumindest das brauchst du dir nicht vorwerfen.

Alles Gute für dich!

 

meine mutter starb, ohne versöhnung mit uns kindern gesucht oder gewollt zu haben, wir haben vom gericht davon erfahren.
es konnte nichts geklärt und besprochen werden, was mich lange gequält hat, heute denke ich, wie hätte man den diese unfassbaren dinge, die passiert sind, besprechen sollen?
hätten wir kinder verzeihen können, hätte unsere mutter diese verzeihung annehmen können?
das wäre ein einverständnis ihrer schuld gewesen - und dieser schuld hätte sie nie ins auge sehen können.

daher ist es gut, wie es war, ich habe ihr nicht verziehen, aber ich trage ihr auch nichts nach.
es ist gut weitergegangen.

 

doch ich habe meinen bereits verstorbenen eltern verziehen, denn sie konnten es nicht besser

aussprache mit dem vater wurde von uns kindern versucht, doch klappte nicht und geschwisterl sieht
es nun auch anders, dass die art, wie der vater was sagen/vermitteln wollte eben seine besondere art
(u.a. auch weg. psych, krankh.) war und wir leider diese besondere sprache nicht verstanden haben.....

 

scheinbar ist es so, dass "Problemkinder" mehr aufmerksamkeit erhalten?

fühlte mich als "braves" oder auch pflegeleichtes? Kind (keine fortgehexzesse, kein alk, kein rauchen, kein schuleschwänzen etc.) oft benachteiligt

und jetzt beschäftigt mich mein fast EW "Problemkind" auch am meisten, denn es ist so, wie ich NIE war

 

Da stellt sich natürlich wieder die Frage was man unter verzeihen genau versteht - ich sehe für mich da keinen Unterschied zu "es jemandem nicht mehr nachtragen". Da hängen wir uns somit wieder an den Begriffen und der individuellen Zuordnung auf.