1. Reden wir miteinander ...

    Liebe(r) Gast, tausche dich mit uns über die Themen aus, die dich gerade beschäftigen. Falls du es aushältst zu erfahren, was Außenstehende darüber denken. ;-)

    Information ausblenden

Straßennamenänderungen

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von Kinderstube, 10 Juli 2013.

  1. dann lese doch einmal nach.
    die haben alle jüd. mitmenschen geholfen.
    das machen keine nazis.
    jetzt über 80 jahre später, will man die straßennamen ändern.
    das ist doch krank und dient der aufarbeitung kein bisschen.
     
  2. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Ich fasse es nicht.
    Mir tut das weh, als Historikerin und als Mensch. Immerhin reiten wir ja auch noch auf den Lipizanern rum und auf den Habsburgern und auf deren Schlössern und die Sisi bitte nicht zu vergessen. Aber den Scheiß mit den Juden, den soll man bitteschön vergessen, ganz schnell. Das ist negatives Rückwärtsgewandtsein. Bitte zur Kenntnis zu nehmen, dass in Ö erst seit 1991 überhaupt von einer "Mitschuld" gesprochen wird! Restituiert ist längst nicht alles, gut gemacht werden kann es sowieso nicht. Aber das will ja auch keiner.
    Ich denke, abschließend, wir sollten vielleicht noch viel länger und unangenehmer rückwärts gewandt sein.
     
    laverne, Weirdpunk und 0xym0r0n gefällt das.
  3. 0xym0r0n

    0xym0r0n Gast-Teilnehmer/in

    Wenn ich ab und zu unangemeldet lese, springt mir der Schas dann doch ins Auge. Ich habe aber schon oft über den Segen der Blockierfunktion geschrieben. ;)

    Ergänzend möchte ich schon noch sagen, dass ich eindeutig dafür bin einem Menschen, der in Nachkriegszeiten Verdienste erworben hat, diese auch anzuerkennen. Ich hätte z.B. nichts gegen ein Denkmal oder einen Strassennamen für den ehemaligen BP Waldheim, der z.B. als UNO-Generalsekretär die seinerzeit in der US-Botschaft gefangen gehaltenen Menschen durch persönlichen Einsatz mitbefreit hat.

    Er war in der Zeit des Holocaust auch an Verbrechen mitbeteiligt, allerdings an nicht entscheidungsfähiger Stelle. Trotzdem könnte man ihm vorwerfen, nichts gemacht zu haben um diese Verbrechen wenigstens zu erschweren. Nur, in Wirklichkeit kann man das wohl nicht verlangen. Ehrlichkeit hätte man verlangen können. ;)

    An einen Strassennamen für ihn denkt aber im scheinheiligen Österreich sowieso niemand. Dafür lassen wir den Lueger lieber hängen, den Hitler Ehrenbürger sein und so weiter...
     
  4. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Ich habe bereits ausgeführt, dass das kein Widerspruch ist.
    Und ich finde es längst überfällig, dass Aufklärungsarbeit geleistet wird, gerade über die Künstlerinnen und Künstler und ihr Verhältnis zum sog. Dritten Reich.
    Und? Hast Du den Klaus Mann gelesen? Dann lies einmal nach!
     
    0xym0r0n gefällt das.
  5. das weiß ich.
    ich weiß auch, was menschen ertragen mussten.
    meine familie ist auch davon betroffen - wir sind keine juden, roma oder sinti.
    meine familie stammt aus italien und schweden und es gab genug tote.

    trotzdem kann man das jetzt nicht auf diese art ändern.
    man kann nicht 1000 straßennamen ändern oder mit zusatztafeln versehen.
    das bringt absolut nichts.
    so werden die gemüter wieder erhitzt und die änderungsgegner sind in der überzahl.
    was sagt uns das?
     
  6. aufklärungsarbeit kannst in mauthausen leisten, das versteh jeder.
    aber straßennamen ändern?
    das ist der falsche weg.
     
  7. Ich habe nirgends geschrieben, daß wir vergessen sollen... wir sollten diese Epoche als das akzeptieren, was sie war... aber diese Aktion wird nichts ändern am Grundgedanken an sich.
     
    Kinderstube gefällt das.
  8. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    ... und nicht rückwärtsgewandt drauf rumreiten, das hast Du sehrwohl gesagt. Und jawohl, ich glaube dran, dass das unangenehme Rumreiten schon etwas ändert.
     
    0xym0r0n gefällt das.
  9. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Natürlich ändert man damit nichts. Es ist Respekt gegenüber den Opfern, mehr nicht. Aber auch nicht weniger.
    Und was es uns sagt, weißt Du selbst. Und ich leider auch.
     
    Weirdpunk und 0xym0r0n gefällt das.
  10. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Nein, eben nicht nur da, an einer Gedenkstätte, wo man hingeht oder nicht. Sondern im öffentlichen Raum, da muss es hin, wo es jede_r sieht, wo es viell. auch stört, aber auf jeden Fall wahrgenommen wird.
    Und jetzt sind wir mitten in einer Musealisierungsdiskussion. Spannend. :)
     
    Weirdpunk, 0xym0r0n und Nunda gefällt das.
  11. Zwischen Vergessen - ich red nicht mehr drüber und wenn überhaupt nur im versteckten Kämmerlein, und darüber sinnvoll aufklären, damit es nie wieder dazu kommt (wozu solche Aktionen, wie Straßennamenänderungen, für mich nicht dazu gehören), sind zweierlei Paar Schuhe.
     
    Kinderstube und Pipina gefällt das.
  12. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Nunda, hast Du nicht vorhin was geschrieben? Sehe ich das jetzt nicht mehr, weil Du mich blockiert hast?
     
  13. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Weil es dann eine öffentliche Debatte gibt! Wenigstens irgendwann! Weil es nämlich sonst wirklich nur im Kämmerlein geschieht.
     
    0xym0r0n gefällt das.
  14. 0xym0r0n

    0xym0r0n Gast-Teilnehmer/in

    Gut, dass du das ansprichst.
    Es gibt da einen ganz schlimmen Vorfall, einen von vielen, aber als Beispiel gut geeignet.

    Das Massaker von Srebrenica 1995.

    1993 hat die UNO im grauenhaften Bosnienkrieg die Gegend um Srebrenica als sogenannte "Safe Zone" deklariert um eine Zufluchtsmöglichkeit für die von den Serben vertriebenen Bosniaken zu schaffen. Ein paar hundert holländische UNO-Soldaten (das sogenannte Dutchbat) sollten für die Sicherheit sorgen. Mehr als 10.000 Menschen suchten dort Zuflucht und glaubten sich in Sicherheit.

    Dann kam der serbische General Mladic mit seinen tausenden Soldaten und drohte der UNO mit Angriff auf das Schutzgebiet und Tötung aller Menschen inklusive UNO-Soldaten, wenn sie ihm nicht sofort alle dorthin geflüchteten Menschen übergeben und sich nicht mehr in "seinen" Krieg einmischen. Die UNO hatte (laut eigener Aussage, ich halte das für nicht nachvollziehbar) keine andere Wahl als sich mit General Mladic zu einigen, dass er das Schutzgebiet und die darin geflüchteten Frauen und Mädchen in Ruhe lässt, wenn sie ihm die Männer und Buben übergeben. Er hatte der UNO versprochen, die Menschen einfach in Kriegsgefangenschaft zu nehmen und ihnen nichts anzutun.

    Es gibt Bilder und Filme der tausenden verängstigten Männer und Kinder, die von der UNO damals an General Mladic übergeben wurden. Er hat alle 8000 unbewaffneten und wehrlosen Menschen erschießen und verscharren lassen.

    Und jetzt stell dir mal vor, du wärst eine der hinterbliebenen Frauen oder Mädchen und müsstest täglich an einer "General-Mladic-Allee" in Srebrenica vorbeigehen! Unvorstellbar, oder?

    Wieso ist das bei uns dann normal und "lächerlich" wenn man das ändern möchte??
     
    Ipani, gaffatape und Nunda gefällt das.
  15. Ich finde trotzdem, daß das Geld, was diese Aktion wieder verbrennt, sinnvoller genutzt werden könnte, in eben Aufklärungskampagnen, etc. Man muss Podiumsdiskussionen starten, in der Schule schon darüber aufklären, aufeinander zugehen aka keine Einwegsdemos starten, wo die Leute erst wieder den Kopf schütteln, ... Du hast schon recht, man muss darüber aufklären, nicht mittels einer Gedenkstätte, sondern immer wieder den Finger auf den wunden Punkt halten, aber nicht so. Indem man Straßenzüge umbenennt, Fernsehschauspieler plötzlich durch den Dreck zieht und kollektiv aufschreit. Den Aufschrei muss man anders erzielen, damit unsere Kinder und Kindeskinder nicht mehr in diese Umstände kommen, Angst um ihresgleichen haben zu müssen.
     
    Kinderstube gefällt das.
  16. Weirdpunk

    VIP: :Silber

    Ich finde, man muss ganz einfach nur klar Stellung beziehen - gegen Antisemitismus, Faschismus und Nationalsozialismus. Wie sollen unsere Kinder lernen, dass damals etwas furchtbares, verabscheuungswürdiges passiert ist, das sich nie mehr wiederholen darf, wenn es so viele Leute eh wurscht finden, ob Straßen nach Nazis benannt sind oder Hitler wo Ehrenbürger ist? Da können wir Podiumsdiskussionen und Aufklärung betreiben um Millionen - es wird nichts bringen solange nicht der Staat und die Bevölkerung ganz klar Stellung bezieht.
     
    Nunda, Acryl und 0xym0r0n gefällt das.

  17. aber so lernen es unsere kinder nicht.
    die fahren fast jährlich nach mauthausen und sehen genau was alles passiert ist.
    sie verstehen es auch. gsd.
    nur millionen rauswerfen mit der unbenennung von straßennamen ist kindisch.
    das steigert den widerstand und macht grantig.
    das bedeutet wieder kosten für viele menschen, die mit den nazis nichts am hut haben.
     
  18. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Klar, der grausigen Geschichte ihr Eck und dann bitte nicht mehr auffallen. Oder gar Geld kosten, huch!
    Sondern lieber die Menschen fragen, welche Maßnahmen sie nicht grantig machen würden. Todesstrafe für Vergewaltiger vielleicht. Da ist die Mehrheit sicher dafür ...

    Was ich damit sagen will: Ich denke nicht, dass es Sinn macht, einzelne politische Entscheidungen von der vox populi abhängig zu machen. Und ich finde, dass wir alle mit den Nazis was am Hut haben, vielleicht wollen wir das nicht, aber wir haben es und zwar als Teil unserer Geschichte.
     
    gaffatape gefällt das.
  19. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Kopfschütteln ist schon mal ein guter Anfang, das löst u.U. Gedanken aus. Ich finde NICHT, dass sich die Beschäftigung mit dem Holocaust auf Podiumsdiskussionen und Aufklärungskampagnen beschränken sollte, was auch immer das heißt, denn die Umbenennung kann man auch als Aufklärungskampagne sehen.
    Und dass es den Leuten unangenehm ist, finde ich GUT. Es muss nicht alles angenehm und leicht verdaulich auf der Welt sein. Dass die Schauspieler jetzt plötzlich "durch den Dreck" gezogen werden, liegt daran, dass man leider die Geschichte Österreichs während des Nationalsozialismus jahrzehntelang geschönt hat. Da haben wir jetzt den Salat.
    Und in Ungarn hat man auch nichts gemacht und jetzt hat die jüdische Bevölkerung Angst. Angst um ihr Leben und das ihrer Kinder. Und das ist immerhin unser Nachbarstaat.
     
  20. gaffatape

    gaffatape Gast

    JEDER mensch hat etwas mit den nazis am hut
    JEDEN menschen betreffen die schrecklichen dinge, die damals geschehen sind
    JEDEM menschen muss bewusst sein, dass so etwas nie wieder geschehen darf
    JEDER mensch muss wissen, dass unsere regierung nicht einfach zusieht wie menschen, die furchtbare dinge getan haben (egal aus welchem grund) verherrlicht werden

    bitte antworte doch mal auf 0xym0r0ns frage: wie würds dir gehen, wenn ein dir nahestehender mensch ermordet wird - brutalst und schrecklich - und dem mörder wird eine gasse, eine straße oder ein platz gewidmet?
    fändest du wohl auch nicht so prickelnd!
    ein straße, eine gasse oder einen platz nach sich benannt zu bekommen, ist eine ehre
    und wollen wir wirklich ein land sein, dass verbrecher, dass mörder EHRT?

    ich finde auch, dass viel geld in unnötige dinge gesteckt wird, welches an anderen stellen wesentlich dringender benötigt würde
    DAS ist aber keins dieser unnötigen dinge!
     

Diese Seite empfehlen

  1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden
  1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden