Rauchverbot im Auto...

Wenn du genau darüber nachdenkst, ist das kein taugliches Kriterium, es schließt immer Wertungen darüber ein, welche Anliegen jetzt die wichtigeren sind. Und ich hab kein gutes Gefühl dabei, wenn der Staat derartige Wertungen in immer glößerem Ausmaß bei immer irrelevanteren Themen vornimmt. Diese Idee, der ich da anhänge, nennt man Liberalismus: so wenig Staat wie möglich, so viel Freiheit wie möglich. Und nicht: was ich nicht machen will, soll allen anderen gleich verboten werden (die heutige Denke)

 

In MEINEM Auto herrscht striktes Rauchverbot.

Punkt.

 

Ich finde das schon als zu überspitzt formuliert. Was echt mühsam ist, sind die typisch österreichisch immer weiter kompliziert zusammen geschusterten Gesetze und Regelungen. Etwa zum Rauchen in Lokalen. Etwa zum GmbH-Gesetz. Usw, Usw.

Eine gerade, für alle nachvollziehbare Regelung ist scheinbar nicht möglich.

Aber ich verstehe schon, dass es für ausgezeichnet eigenverantwortliche Menschen mühsam ist, sich allgemeinen Regelungen zu unterwerfen, die unbedarftere Menschen schützen sollen. Leider geht es ja nicht, dass man z.B. sagt "Rauch hier nicht, es sei denn du weißt, was du tust".

Zum Thema: Ich bin der eigenartigen Meinung, dass Kinder nicht geschädigt werden, wenn man neben ihnen im Auto raucht und das "Mitrauchen" bei Kindern problemlos verkraftbar ist, wenn sie als Erwachsene nicht selbst weiter rauchen. Jedenfalls werden sie durch Präsenz eines Rauchers nicht mehr geschädigt, als sie sowieso generell durch ihre Eltern unabsichtlich geschädigt werden. Also würde ich das ganz pragmatisch lösen: Wenn es sein Auto ist und er drinnen raucht, wieso nicht?

 

Es geht darum, dass einem nicht von aussen gesagt wird, dass man nicht rauchen darf, sondern dass man selber entscheidet, dass es für das Kind schädlich ist und es daher sein lässt bzw. handelt. Viele Verbote führen dazu, dass die Eigenverantwortung immer mehr abgegeben wird.

 

Ob Rauchen ein irrelevantes Thema ist stelle ich mal in Frage. Schließlich sterben jedes Jahr zig tausend Menschen alleine in Österreich an den Folgen. Viel viel weniger sterben im Straßenverkehr, trotzdem gibt es da auch Regeln und diese werden als wichtig erachtet.

Mir ist es komplett wurscht ob ein erwachsener Mensch raucht oder nicht, aber ich möchte dem Rauch nicht ausgesetzt sein. Ich habe früher selbst geraucht, also ich kenne auch die andere Seite. Kinder benötigen einfach zusätzlichen Schutz von außen, da leider nicht alle Eltern selbst dafür sorgen. Von mir aus können wir auch alle anderen Drogen freigeben. Warum sind die verboten? Wenn jemand Heroin spritzt bekommt wenigstens auch gleich automatisch das Kind etwas davon ab.

 

Es beginnt schon früher: die Grundidee der Famile als Keimzelle des Staates ist doch die, dass sich eben der Staat in die innere Funktion der Familie überhaupt nicht einzumischen hat.

Das wurde übrigens zu nahezu allen Zeiten respektiert (es gibt ja aus diesem Grund auch keine Schulpflicht), es ist erst eine Entwicklung der letzten 20 Jahre, dass der Staat und die supranationale EU sich das Recht herausnehmen, über direkte Ver- und Gebote auf das Familienleben mehr und mehr Einfluss zu nehmen.

Also: es wäre OK, ein allgemeines Schädigungsverbot zu normieren und die konkrete Interpretation der Rechtsprechung im Schadenfall zu überlassen. Aber der direkte Eingriff mit strafbewehrten Verhaltensnormen (also: es wird nicht sanktioniert, dass ein Schaden eingereten IST, sondern bereits, dass eine willkürlich angeordnete mehr oder weniger generalpräventive Maßnahme nicht eingehalten wird) geht eindeutig zu weit.

Leider wächst gerade eine Generation an, die keinerlei Phantasie hat, was das Einreißen derartiger Muster in die Rechtsgestaltung (und entsprechende Aushöhlung des Grundrechtsschutzes durch kleine Schritte) für weitreichende Konsequenzen haben kann, v.a. in Zusammenhang mit der immer weiter um sich greifenden totalen Überwachbarkeit socher Vorschriften. Solange es immer nur "die anderen" trifft, ist es einem ja eh wurscht. Nur: wer weiß, was als nächstes verboten oder Pflicht wird? - Und dann wird es einfach zu spät sein, dann kann der Staat leicht argumentieren - jaaa, bei den Hundstrümmerln, beim Tschicken und bei der Kindergartenpflicht habts auch ja auch nicht gewehrt, warum jetzt bei diesem und jenen?

Freiheit ist halt nicht teilbar, aber da kommen viele halt erst drauf, wenn sie keine mehr haben, das auch einzufordern. Weil - es ist ja wichtiger, dass es am Balkon net stinkt, und wenn ma dem Nachbarn damit eins reinwürgen kann .. umso geiler ...

 

Also auch Gurtpflicht, Kindersitz-Pflicht, Helmpflicht beim Radfahren und Motorradfahren,.... abschaffen und einfach im Schadensfall die Rechtsprechung urteilen lassen?

Ich verstehe Deinen Ansatz und teile ihn auch bei allem wo es nicht um Gefahr und Gesundheit geht. Aber sorry, Rauchen schadet der Gesundheit, und eben nicht nur den Raucher selbst, sondern jedem anderem in Raum auch.

 

Wir reden aneinander vorbei. Ich halte nichts davon, die Eigenverantwortung immer mehr einzuschränken. Das wird den Menschen nicht bewusster in seinem Handeln machen. Ich bin da eher für Aufklärung.
Aber macht nichts. Also, dass wir aneinander vorbeireden. Wir werden da ohnehin auf keinen Nenner kommen.

 

Als nichtrauchender Diskussionsquereinsteiger: Ich fände so ein Rauchverbot völlig sinnlos, denn vernünftige, rücksichtsvolle Eltern rauchen ohnehin nicht neben ihrem Kind und die anderen werden es trotz Verbotes dennoch tun. Wäre nur ein zahnloses Gesetz mehr.

Ginge es nach mir, könnte auch Wirte selsbt entscheiden, ob sie ein Raucher- oder Nichtraucherlokal betreiben möchten - und deren Dienstnehmer hätten dann auch die Wahl...

 

Paradoxer Weise sind die Selbstschutzpflichten m.E. noch ungerechtfertigter als die Fremdschutzplichten. Deswegen werden sie ja derzeit mit dem "man muss die Minderjähirgen vor ihren Eltern schützen"-Schmäh nur für Kinder und Jugendliche normiert (was schon für sich eine Frechheit ist). Oder mit dem "wie kommt die Allgemeinheit dazu"-Schmäh.

Aber vor allem geht der Staat ja hier einen sehr fragwürdigen Weg, denn außer Einheben von Verwaltungsstrafgeldern tut er ja in all diesen Angelegenheiten nichts. Was in Wirklichkeit noch dazu führt, dass die Kinder u.U. im Schadensfall auch noch den Versicherungsschutz verlieren und schlechter gestellt werden, als wenn kein Verbot bestünde.

 

Warte nur, bis die Staatsqualle den Orwell'schen Televisor für alle Familien mit Kindern vorschreibt ... natürlich NUR zum Wohl der Kinder ..

Ja wenns nach mir ginge auch.

 

Glaubst Du wirklich, dass alle Eltern dann nur das Beste für ihr Kind erreich würden wenn alle Regelungen abgeschaffen werden?

 

Gerade, wenn es um das "Wohle des Kindes" geht, ist das ein sehr diffiziles Thema. Gerade du solltest das wissen, wie schnell man falsche Entscheidungen treffen kann.

Kinder sind immer den Entscheidungen der Eltern ausgesetzt. Was sie für ihr gesamtes Leben beeinflusst.

Dabei können viele Menschen nicht mal für sich selbst entscheiden. Deswegen sind diese Verbote leider oft auch erwünscht. Solange sich alles nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner richtet, baden es die zur Eigenverantwortlichkeit fähigen Menschen aus, die dadurch auch immer weniger werden.

Aber das ist vermutlich eh so von den Machthabern beabsichtigt.

 

Was glaubst du, was bereits jetzt passiert, wenn ein Kind eine Kopfverletzung vom Schifahren hat und keinen Helm getragen? - ich wette, jede private Unfallversicherung steigt sofort aus, und die AUVA / Krankenkassa wird früher oder später auch einen Regress versuchen ...

Man ergeht sich dann in der Fiktion, dass man mit daraus resultierenden Kostenübernahmepflichten (sic!) der Eltern "eh nur die depperten Eltern" straft und übersieht, dass a) nicht bei allen was zu holen ist und b) eine Pfändung der Eltern aufs Existenzminimum dem Kindeswohl sicher auch nicht hilft ....

Also sag nicht, "davon sei nicht die Rede". Die ganzen Selbstschutzmaßnahmen werden nicht umsonst von den Versicherern fast brainwash-artig beworben - s. z.B. Schihelmplakate der UNIQA in Schigebieten ...

 

Das Beispiel Rauchen vernebelt leider die Sicht ( ) auf die Thematik Eigenverantwortung, schade um den Thread.