Prostitution oder ist das eh Erwerbstätigkeit

betriffts dich selbst oder "nur" dein umfeld?

 

Also doch ein Schmuddelthema....

 

Manchmal hat man keine Wahl,
und nicht jeder hatte vorher einen 4000€ Job,
die Firma meines Mannes (zu der Zeit auch schon ordentlich über 40) ging überraschend in Konkurs,
wir hatten keine Schulden auch keine größeren Posten aber natürlich war die Situation keine zum Zrücklehnen vorallem nicht in der Branche zu der Zeit, ich verdien im Sozialbereich weiß Gott nicht viel (aber solche wie mich muss halt auch geben um das Sozialgefüge aufrecht zu erhalten) Er hat sich natürlich mehrfach beworben, es werden in seiner Branche fast ausschließlich von großen Firmen über Leihfirmen Leut angestellt mit der Option auf Übernahme,
er hat dann so einen Job genommen in der Hoffnung mit Weiterbildungen die er sich natürlich selber finanziert hat fix bei einem sehr großen Betrieb übernommen zu werden. Geh bitte, natürlich habens nach Beendigung des Auftags keine Verwendung mehr für die Arbeiter gehabt.
Zum Glück hat er als er sich bei einer anderen Firma um einen Posten beworben hat den auch bekommen und es taugt ihm voll und es ist keine Leiharbeit, er ist schon jahre dort und es ist kein großartig bezahlter Job aber fix und es passt.

Wer nicht in die Situation kommt redet leicht und es gibt tatsächlich Branchen/Berufe die fast nur mehr so vermittelt werden oder wo du nur mehr so angestellt wirst, selbst wenn du dich beim Unternehmen direkt bewirbst.

 

Weil es thematisch in dieselbe Kerbe schlägt: NDR-Doku: Deutsches Billigfleisch dank "Lohnsklaven" - news.ORF.at

 

In dem Link geht es um Lohnsklaverei, um Billgfleisch produzieren zu können, nicht um Massentierhaltung.

Man kann seinen Kindern in jeder Zeit Perspektiven mitgeben und sollte sich auch darum bemühen. Ich bin ja als Kind der 70er/80er-Jahre wie viele hier mit no-future, Angst vor Atomkatastrophen/-kriegen und dem daraus resutlierenden Weltuntergang groß geworden. Ich denke, das war zum Beispiel der absolut falsche Weg.
Sensibilisierung, zur Wachsamkeit und Kritikfähigkeit anregen: ja.
In Panik versetzen, negative Botschaften (alles wird immer schlechter, keine Lösungen in Sicht, die Welt ist schlecht, etc.) im Übermaß verkünden und zwischendurch resignativ seufzen und mit den Schultern zucken, anstatt zu fragen, was man selbst ändern kann: nein.

 

arbeit ist nicht arbeit.

nach meiner scheidung stand ich vor dem nichts. klar gab es eine wohnung, ein auto, einrichtung - mein ex hat mir klargemacht, dass er einen einvernehmlichen scheidung nicht zustimmt und mir das leben zur hölle macht, sollte ich ihm nicht alles überlassen.

mit kleidung, dokumenten und büchern (ein teil davon wurde mir im stiegenhaus entgegengeworfen) bin ich zu meinen eltern zurück.
ich war fertig und musste mir so schnell wie möglich einen job suchen.
den erstbesten über eine leihfirma in einem büro hab ich genommen und die art und weise wie alles abgelaufen ist (überstunden, zeitausgleich, verfall der stunden, urlaub nur gestückelt, als sache behandelt werden, bei krankheit unter druck setzen, tägliche anrufe), war zum speiben.

ich hab matura, eine zusatzausbildung und hab dort für 20 stunden 650€ netto bekommen. es war ein kurzes "vergnügen".

 

Da bin ich ganz deiner Meinung.
Aber was sag ich wirklich meiner 14jährigen, welche Lösungen in Sicht sind? Wenn sie sieht, wie ihr selbstständig tätiger Papa nicht genug Aufträge bekommt, diese dann oft nicht g`scheit bezahlt bekommt und sich aber aufreibt dafür. Der ist über 50 und die Selbstständigkeit ist seine einzige Chance.

Im Bekanntenkreis haben wir Fälle, wo der Papa seit 8 Jahren arbeitslos ist, aber keine Notstandshilfe bekommt, weil seine LG ach so gut verdient (Sozialbereich, kann man sich eh vorstellen, wieviel) und wegen Depressionen schon mehrfach in Krankenhaus war. Oder einen, der es - nach jahrelangen Depressionen wegen Arbeitslosigkeit - jetzt geschafft hat, an Krebs zu sterben. Die haben alle Kinder.
Klar kann man sich mit so Sachen wie Gemeinwohlökonomie und generell alternativen Wirtschaftsformen befassen, der Politik unbequem sein etc. Aber erstens ist es von Teenagern ein bissl viel verlangt, die Weltwirtschaft zu verstehen und noch bessere Alternativen zu entwickeln. Und zweitens, auf so idealistische Anschauungen wie eben die Gemeinwohlökonomie, oder bedingungsloses Grundeinkommen oder oder ... aufzuspringen wird für viele nicht leicht sein, denn das alles hat auch mit Verzicht zu tun (das tun die meisten nur, wenn sie mit Gewalt dazu gezwungen sind).
Also auch wenn es wirklich tragfähige Alternativlösungen gibt, würde es, fürchte ich, zu lange dauern, bis diese sich durchsetzen.

 

schau, Kaktusbluete, wie wurden die meisten von uns erzogen? das ging schon in der kindheit los, mund halten wenn erwachsene reden, nie frech werden lehrern oder erwachsenen im allgmeinen gegenüber, respekt vor der polizei und der kirche und der chef hat sowieso immer recht. was, der lehrer hat dich in der ecke stehen lassen? wird schon recht ghabt ham...der chef hat dich zamgschissn? komm her, kriegst von mir noch a watschn dazu...usw. usf.

dazu dieses sich über geld zu definieren unserer großeltern und teilweise unserer eltern...je mehr desto besser...statussymbole...haus, auto, urlaub, etc., wennst nichts hast, bist nichts. nicht vom staat erhalten lassen, sozialschmarotzer und der beste satz überhaupt WER ARBEITEN WILL FINDET WAS

der erfolg dieser erziehung... autoritätsgläubig, wie wir sind, wagen viele es nicht, sich gegen schlechte bedingungen aufzulehnen. genauso wie viele um 600 euro arbeiten gehen, bevor sie 700 euro mindestsicherung nehmen. und das nicht etwa, weil ihnen die auflagen zu blöd sind...wie oft liest man hier den satz "bevor ich zum amt gehe, habe ich lieber 3 jobs". schön und gut, diese einstellung, allerdings zur änderung der momentanen lage nicht dienlich.

somit...meine bescheidene meinung...es müsste mehr menschen geben, die mumm in den knochen haben. die genug selbstbewußtsein haben, sich in einem bewerbungsgespräch hinzustellen und zu sagen: NEIN, nicht zu diesen bedingungen. und wenn wir dahin kommen, dass die mehrheit so agiert, dann gehts vielleicht wieder aufwärts. erziehung also dahingehend, selbstbewußtsein zu vermitteln...du kannst was, also lass es dir auch dementsprechend entlohnen...

 

Zwischen sich gegen unhaltbare Zustände auflehnen und der Mindestsicherung liegen aber schon Welten.

 

Der Grundgedanke der Leiharbeit war eigentlich ein ganz anderer. Firmen stellen Leiharbeiter ein, ohne großes Risiko und können damit Spitzenzeiten abdecken. Er wird quasi wie ein Auto gemietet.
Wenn der Leiharbeiter nicht mehr gebraucht wird, geht er zur nächsten Firma. Wie beim Leihauto.
So wäre es ja ganz einfach.
Dass die Firmen aber kräftig mitschneiden ist auch klar, auch sie wollen sich finanzieren.
Das der Leiharbeiter mittlererweile aber ausgebeutet wird und zb. Urlaub für Stehzeiten verbrauchen soll, die eigentlich die Leihfirma abdecken müsste und etliche andere Dinge sind eine Sauerei. Und das bestreite ich auch nicht.
Grundsätzlich wäre Leiharbeit ja ein tolles Ding, man könnte in vielen Firmen Erfahrungen sammeln etc-nur funktionieren tuts real leider ned.

 

Na es is ganz und gar nicht normal und da wir beide sehr politisch sind gehen wir des öfteren mal auf die Strasse bzw. engagieren uns auch. Das Problem ist, dass zu wenige aufstehen und zuviele akzeptieren und es keine richtige Demonstrations und Streikkultur gibt, das finde ich bedauerlich Dass mein Mann nicht übernommen wurde lag sicher an der Ausbeuterkultur an sich aber sicher auch dass er seinen Mund bzgl Ungerechtigkeiten nicht halten kann. (Zu Recht kann er ihn nicht halten)
Nachdem wir uns seit Jahren um nicht zu sagen Jahrzehnten mit solchen Themen beschäftigen, kann ich sagen dass meiner Meinung nach die Leut einfach bewusst dumm gehalten werden, klein sowieso und dass der tägliche Existenzkampf bei vielen so präsent ist, dass es vielfach heißt "Hauptsache ein Job"
Gleichzeitig wird den Leuten vorgegaukelt was sie nicht alles brauchen um glücklich zu sein und ja so leid es mir auch tut es wirkt.
man hat zwar einen Scheissjob aber zumindest kann man sich den neuen Fernseher kaufen - und ich mein das jetzt nicht mal abwertend sondern das ist einfach die Realität.
ich kenn so viele Leut die sagen, dass sie von Wochenende zu Wochenende arbeiten, das muss entsetzlich sein. mein Job laugt auch aus, aber er gibt mir auch irrsinnig viel und grad wenn ich neue Ideen hab und die umsetzen kann freu ich mich auf den nächsten Tag.

Lösung, tja Aufklärung, aufstacheln wo es nur geht aber auch Verständnis haben für individuelle Situationen und nicht aufhören da anzusetzen wo andere glauben mit primitiven Parolen "die da unten" gegen sich aufzuhetzen.
Was bedenklich ist, ist dass es immer mehr "Mittelstandler" trifft, Jungakademiker die nur in komische befristete Verhältnisse aufgenommen werden u.s.w.
Irgendwann wird das ganz ordentlich crashen.

Und weils doch auch irgendwie zu deinem Jugendthread passt, die eigenen Kinder in die Richtung sensibel machen, ihnen beibringen, dass man gegenseitig auf sich schaut, loyal ist aber nicht unterwürfig.
Und kritisch sein !!!

Bei meinem Mann war´s ein kurzer Ausflug in den Bereich, es hat ihm sehr drastisch vor Augen geführt wie es läuft und das war dann keine Theorie mehr sondern die brutale Praxis.