1. Reden wir miteinander ...

    Liebe(r) Gast, tausche dich mit uns über die Themen aus, die dich gerade beschäftigen. Falls du es aushältst zu erfahren, was Außenstehende darüber denken. ;-)

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"Petzen"

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von elgpigen, 22 Februar 2007.

  1. Ich habe das Post offensichtlich leider überlesen, ich dachte, du wärest für konsequentes Vorgehen gegen alle Mißbraucher, inklusive Anzeige und anschließendem hämischen weiterbeobachten....Sorry...
     
  2. elgpigen

    elgpigen Gast

    @hejoka, ich bin ganz bei dir.

    Ich glaube, dass der/die ÖsterreicherIn an sich ;) :D sich einfach dem System nicht moralisch verpflichtet fühlt, weil das System ja an allen Ecken und Kanten krankt. Da MUSS man ja resignieren und da MUSS man sich ja als Volldepp vorkommen, der allein auf weiter Flur steht, wenn man noch Prinzipien hat. Und der Thread drüben hat das auch gezeigt, die Threaderstellerin wurde mitunter richtig aggressiv angegangen, weil sie so was wie ein Unrechtsempfinden besitzt. Aber das Problem ist, dass es ein Teufelskreis ist: Wenn niemand sich dem System verpflichtet fühlt, dann fühlen sich wiederum alle anderen darin bestärkt, sich nicht moralisch verpflichtet zu fühlen, weil warum soll ich, wenn die/der ja auch nicht usw. usf. Und dann kommt es eben irgendwann doch zu eklatanten Missständen.
     
  3. sane

    sane Gast

    Wobei es beim Beihilfen-Thema glaube ich generell auch um die Grundeinstellung geht.
    Ich habe wirklich kein Problem damit, wenn jemand schwarz arbeitet, eine Beihilfe bezieht, die ihm vielleicht nicht zu 100% zu steht, die Parkgebühren nicht regelmäßig bezahlt, die Hundesteuer "vergisst" etc. etc. (und was es da noch alles an Möglichkeiten gibt).
    Ich kann mich erinnern als ich mit meinem Sohn schwanger wurde, gab es das Karenzgeld nur dann, wenn man vorher ein 3/4 Jahr berufstätig war. Ich kam aber leider nur auf 6 Monate, und somit konnte ich zwar in den Mutterschutz gehen und dann hätte ich sofort wieder arbeiten gehen müssen: ansonsten wäre ich als Alleinerzieherin nicht versichert gewesen und Geld hätte ich auch keines bekommen. Mein Frauenarzt hat im Muki-Pass etwas getrickst und somit konnte ich diese Unterstützung des Staates in Anspruch nehmen. Eigentlich nicht zu Recht, denn wir tricksten, aber ohne hätte ich nach 6 Wochen wieder arbeiten gehen müssen - heute ist das GSD kein Thema mehr.
    Was ich eigentlich damit sagen will, ist, dass das Gefühl, was einem zusteht auch sehr subjektiv ist; und wie gesagt, wenn man die Richtlinien erfüllt, dann soll sich jeder die Beihilfen holen, die er auch bekommen kann. Ich sehe das Problem darin nicht.

    Ich denke, wir zahlen (fast) alle in den Topf ein, warum sich nicht irgendwann einmal auch etwas zurückholen?
     
  4. sane

    sane Gast

    Hätte ich dein Post vorher gelesen, dann hätte ich mir mein Geschwafel sparen können. :)

    Warum soll man sich diesem System verpflichtet fühlen? Mir fallen so viele Gründe ein, die es mir wirklich leicht machen das Ganze für einen Affenzirkus zu halten (FPÖ in der Regierung, Abfangjäger, ÖGB, Studiengebühren etc. etc. )
     
  5. maribah

    maribah Gast

    noch was zur Definition petzen (für mich):
    Petzen ist: wenn sich jemand einen persönlichen Vorteil aus dem "Verpfeifen" verschaffen will, wie der auch immer geartet ist.

    Melden ist: wenn jemand sich ungerecht behandelt fühlt, weil jemand anderer sich eine Sache anmaßt, die ihm im Prinzip wirklich nicht zusteht.

    Petzen gibts für mich übrigens nur bei Kindern. Der korrekte Ausdruck für die Erwachsenenwelt lautet für mich "Denunzieren".;)
     
  6. hejoka

    hejoka Gast-Teilnehmer/in

    :goodpost:

    Danke - Du hast es, wie schon so oft auf den Punkt gebracht.

    Für mich stellt sich gerade die Frage, ob das ein typisch österreichisches "Problem" bzw. in Österreich ausgeprägter ist, als in anderen Ländern und wenn ja, warum?

    Ich neige ja eher dazu, dass der Mensch gar nicht (oder jedenfalls bis jetzt) nicht die notwendigen Fähigkeit und Strategien besitzt, sich in grösseren Gruppen (also wo man sich nicht mehr von sehen her kennt) zu organisieren.
    Das problem besteht ja schon in grösseren vereien, Firmen usw.

    Gruss
    Manuela
     
  7. hejoka

    hejoka Gast-Teilnehmer/in

    Das seh ich nicht mehr so.
    Ich mag schon seit jahren mein bad renovieren. Kostenpunkt lt. Installateur EUR 10.000 - ist mir zuviel. Jeder mit dem ich darüber sprech sagt, na dann mach es halt schwarz. Das will ich aber auch nicht mehr. Ist heute (war nicht immer so) gegen meine Prinzipien. Also bleibt das bad unrenoviert - auch keine Lösung ;)

    Da bin ich ganz bei Dir. Das beste am Kinderbetreuungsgeld ist, dass es an ALLE oder jedenfalls fast allen ausbezahlt wird und solche Tricksereien nicht mehr notwendig sind. Deshalb bin ich ja auch so sehr fürs bedingungslose Grundeinkommen, weil es immer wieder Lücken im System sonst gibt, durch die eigentlich niemans in einem Sozialstaat fallen sollte.

    Naja so subjektiv ist das mE nicht, weil genau das ist macht mE Politik aus.
    Das aushandeln, was gesellschaftlich notwendig ist.
    Und wenn die Richtlinien, wie bei der Wohnbeihilfe oder Status Alleinerzieherin nicht überprüftbar sind, muss es andere Startegien, wie eben die soziale Kontrolle geben.

    Wieviel in dem Topf eingezahlt wird und wann man etwas herausbekommt obliegt aber nicht dem einzelnen zu entscheiden, sondern gesellschaftlichen Vereinbarungen.

    Gruss
    Manuela
     
  8. sane

    sane Gast

    du kannst es ja ganz offiziell mit Handwerkern aus Polen machen, das ist immer noch viel billiger. :)

    in meinem Beispiel hatte ich ganz subjektiv das Gefühl, dass mir das Geld zu steht, weil es mir hilft, bei meinem Kind zu bleiben. Objektiv und ganz rein rechtlich gesehen, war es Betrug und das Geld ist mir nicht zugestanden.

    Einerseits hast du Recht, aber andererseits finde ich es ziemlich unfair, dass einige viel einzahlen und andere (fast) gar nichts, letztere es dann jedoch sind, die viel herausbekommen. - Und damit ich das nicht ganz so zum Kotzen finde, denke ich, ist es immer noch besser, wenn sich Leute Vorteile aus dem System holen.
     
  9. hejoka

    hejoka Gast-Teilnehmer/in

    Hätte ich an deiner Stelle auch so gesehen und wie die Zeit zeigt, wurde dein damaliges subjektives gefühl ein paar jahre später ja auch "objektiv". ;)

    Ich kenn auch einige Leute, die Beihilfen beziehen und mE eine für die gesellschaftlich notwendige Arbeit leisten, die aber leider gesellschaftlich nicht anerkannt und deshalb bezahlt wird. Das find ich subjektiv auch voll in Ordnung.

    Naja, aber die, die viel einzahlen und nichts herausbekommen haben immer noch mehr Geld zum Leben, als dienjenigen die nicht einbezahlen und etwas herausbekommen. Deshalb ist es für mich nicht unfair und ich bin es ihnen auch nicht neidig. Ich würde nicht tauschen wollen, darum ärgere ich mich darüber auch nicht.

    Gruss
    Manuela
     
  10. axi

    axi Gast

    petzen hat für mich auch etwas mit austeilen aber nicht einstecken wollen zu tun, mit einmischen in fremde angelegenheiten und auch mit machtspielchen.

    denn wenn die wahl besteht zwischen
    a) ich tu das, was mein gegenüber will oder
    b) ich tu es nicht und werde bei der nächsten sich bietenden gelegenheit (die gelegentlich auch provoziert wird) verpetzt und somit schwierigkeiten bekommen,
    wählen genügend kinder punkt a), einfach nur um schwierigkeiten zu entgehen.
    dabei muss das verpetzen noch nicht einmal angekündigt werden, sozusagen erpresserisch, sondern es ist ein verhaltensmuster, das schon kleine kinder erkennen können.

    ausserdem ist es für mich auch ein zeichen von konfliktscheuheit (feigheit?). denn oft ist es einfacher etwas zu verpetzen, die verantwortung abzugeben, als selbst den angeblichen übeltäter zu konfrontieren und das problem auf diese weise womöglich selbst aus dem weg zu räumen.

    und das ist auch der punkt, der mich u.a. bei der beihilfenfrage gestört hat.

    die längste zeit hing eine mögliche meldung durchaus im raum (ich trau mich nicht, wahrscheinlich tu ichs eh nicht, etc.) bevor sie völlig ausgeschlossen wurde.
    aber nirgends konnte ich lesen, dass die beihilfenbezieherin von der frederstellerin konfrontiert wurde, bzw. was ihr kommentar dazu war.
     
  11. jeanne_art

    jeanne_art Gast

    Ganz einfach erklärt:

    Petzen ist etwas, was Mobbing-Opfer tun sollen quasi als "Antistrategie".
    Natürlich ist es verschrien. Wenn ich mit jemanden machen kann, was ich will und ich mich zur eigenen und allgemeinen Volksbelustigung daran ergötze, ist es so lange lustig, bis derjenige mir durch das Petzen den Spaß verdirbt - vollkommen sekundär dabei ist, dass ich jemanden dabei weh tue (aus der Sicht des "Täters")

    Petzen ist sozusagen ein "Nein-Sagen" ein "Hilfe-Holen" ein "Grenzen-Setzen" und ÜBERHAUPT nicht lustig für den Verpetzten.

    BTW: Um Petzen machen diejenigen einen Bogen, die es auch sollen ;) .

    Allerdings gibt es auch andere Petzen.......die was petzen, was nicht ist.
     
  12. axi

    axi Gast

    jenne, ich glaube mobbing-opfer zeichnen sich u.a. da durch aus, werden ev. sogar danach ausgewählt, dass sie garantiert nicht petzen (sich nicht wehren?)
     
  13. jeanne_art

    jeanne_art Gast

    genau. und um genau diese angst (die täter wissen ja, dass sie was schlimmes tun) abzusichern, schreien sie prophylaktisch schon vorher: "jetzt gehst sicher hin und sagst alles, du petze" um darauf erwartungsvoll in der Regel kleinlaut zu hören "nein, mache ich nicht...bäh" (was im klartext heißt: ich lass mir weiter alles gefallen).
     
  14. jeanne_art

    jeanne_art Gast

    Ich habe lange gebraucht - jetzt gebe ich auf folgende Aussage:

    "Ja, dann gehst du hinauf und petzt alles..."

    folgende (ruhige) Antwort:

    "Ja, das mache ich. Ganz genau so, wie im Kindergarten. Leute wie du brauchen das, weil sie nicht Erwachsen genug sind."
     
  15. axi

    axi Gast

    wahrscheinlich, denn ein mensch, der antwortet:'klar, ich muss mir von dir nämlich nicht alles gefallen lassen' eignet sich nicht wirklich als opfer ..


    edit: und du dich auch nicht, wie ich gerade lese :)
     
  16. jeanne_art

    jeanne_art Gast

    Ich habe ein Mal einen Vortrag von einem Kriminalpsychologen gehört, der folgendes berichtete - bei Gewaltverbrechen:

    Auf keinen Fall einschüchtern lassen. Das ist nichts Schlimmes, SOFORT Anzeige zu erstatten, man ist kein besserer Mensch, wenn man stillschweigend alles hinnimmt - Sie helfen uns, weitere Gewaltverbrechen zu verhindern...und sie helfen anderen Menschen, wenn sie sofort....
    (....PETZEN - das hat er nicht gesagt ;) )

    Traurig eigentlich, dass man das als Appell erst sagen muss.
     
  17. jeanne_art

    jeanne_art Gast

    Blöd ist ja nur, dass das "Melden" zum "Petzen" wird, um das Melden zu verhinder.

    da wäre die Aussage angebracht:

    "Ich petze nicht, ich MELDE das, gööööööööööööööööö !"

    :D
     
  18. axi

    axi Gast

    da stellt sich doch jetzt die frage, wo hört 'petzen' (negativ besetzt) auf, und wo fängt 'melden?/anzeigen?' an.

    ist es eine frage der selbstverteidigung?

    aus dem leben:
    mein sohn wird im garten regelmäßig von 2 mädchen ausgelacht in dem moment, wo er kommt um mit ihnen zu spielen - er meldet/petzt das nicht, sondern reagiert, indem er sie anschreit und versucht sie zu hauen, woraufhin die mädchen zu den mamas rennen und petzen/melden.

    wann ist es was?
     
  19. jeanne_art

    jeanne_art Gast

    Tja axi ;) - du hast ihm anscheinend nicht beigebracht, dass er das Auslachen bei dir "melden" sollte bzw. du hilfst ihm nicht wirklich :p
     
  20. Sanoa

    Sanoa Gast-Teilnehmer/in

    @axi: Dein Bub würde petzen, die Mädels melden (unter der Voraussetzung, dass man das Hauen nicht als Balgen abtun kann). Das ist jetzt aber nur MEINE Meinung.

    Wenn mein Kind ausgelacht wird, finde ich, dass es einen sozial verträglichen Weg finden muss, damit umzugehen. Also entweder die Auslacher meiden oder ein produktives Gespräch mit ihnen herbeiführen, wobei letzteres bei Kindern eher schwierig ist. Ergo: Nicht mehr hingehen zu den zwei Rotzgören!

    Wenn mein Kind jedoch richtig gehaut wird, dann will ich das schon wissen - samt Vorgeschichte, wie es dazu kam, selbstverständlich ohne Lügerei.

    Über eine Watschn unter Kindern will ich hingegen auch nicht informiert werden.


    Erwachsene petzen aus Prinzip nicht, wie schon weiter oben gesagt wurde, fällt das eher unter Denunzieren. Und das kann ich gar nicht haben.

    Zum Anlassfall: Ich würde die Wohnbeihilfenbezieherin ganz sicher nicht melden.

    /edit: Wenn er nur VERSUCHT, sie zu hauen, es aber eh nicht schafft, dann ist es auch Petzen, was die Mädels machen.
     

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