Oslo -

Ich finde es voll arg.



Jugendliche, die zelten und von einer besseren Welt träumen der Reihe nach abknallen, was für ein kranker Kopf kommt denn auf so was.

 

Ich gestehe, ich packe das Forum hier ganz allgemein derzeit nicht, wenn man bedenkt, wie wenig Leute sich zur Hungersnot in Afrika äußern, oder auch hier und wie viel Antworten extrem banale Threads erhalten und wie stark sich die meisten weiterhin um die eigenen larifari-Befindlichkeiten drehen.
Ich habe ja schon mal sehr empörte Statements erhalten, als ich geschrieben habe, dass die Wehleidigkeit des durchschnittlichen Europäers eines Tages sein Untergang sein wird, weil diese Wehleidigkeit ja zugleich ein Zeugnis der mannigfaltigsten Unfähigkeiten ist.
Und wie man hier oft mitverfolgen kann, sind die, die am lautesten schreien "Aua, mir tut gerade was weh", diejenigen, die unfähig sind mit anderen Empathie zu empfinden, oder sensibel auf Ereignisse zu reagieren.
Fakt ist jedenfalls, dass die Wehleidigkeiten, Oberflächlichkeiten und Unzufriedenheiten die hier so regieren, ein Armutszeugnis sind. Und zugleich ein Spiegelbild der Gesellschaft.
Und das macht es besonders schwer für mich, das Wissen, dass es eben nicht nur in diesem Forum so ist, denn dann wäre es gar nicht so schlecht um die Welt bestellt. Nein, das hier ist ein kleiner Auschnitt vom Ganzen und darum habe ich persönlich wenig Hoffnung darauf, dass wir noch zu retten sind, aber ich frage mich zugleich: hätten wir es überhaupt verdient, gerettet zu werden?

 

ich ärgere mich auch grad so über freundInnen auf facebook... zu norwegen kein kommentar, aber die trauer um winehouse ist riesengroß... :boes:

 

ein wackeliger erklärungsversuch meinerseits:

mit oslo wollen wir uns nicht beschäftigen, weil norwegen nicht so ganz andere ausgangssituationen als österreich hat und somit alles, was dort passiert auch uns passieren könnte. banale verdrängung.

der hunger in afrika ist uns peinlich unangenehm. deshalb kaum beschäftigung damit. (da geht es mir ausnahmsweise anderst: ich kann mir nichts tragischeres vorstellen, als das schicksal von eltern, deren kinder vor ihren augen verhungern. das pack ich mental gar nicht. da nur zuschauen ist nicht drinnen, obwohl eine überweisung tätigen jetzt auch nicht der wahnsinnsbeitrag ist).

amy winehouse war in unseren wohnzimmern. sie ist uns seltsam vertraut.

banalitäten sind viel angenehmer als beinharte, gar nicht schöne realität.

 

weil ich mich persönlich angesprochen fühle: genau das sehe ich auch fb auch, viele posten über amy und dann eben über Norwegen. nur langsam ärger ich mich ziemlich und werd grantig.
amys tod bewegt mich sehr. einerseits weil ich sie als ausnahmemusikerin empfand (ich bin sonst nicht anfällig für fankult), andererseits aus sehr persönlichen Gründen. Was aber nicht heißt, dass Oslo spurlos an mir vorbeigeht. Finds eher erschreckend, dass man da jetzt ein "moraldingens" drauß dreht und schaut wer die "richtigen" Sachen postet.
ja, ich versuche mich zu distanzieren, weil ich ein Mensch bin, der sich gegenüber den vielen Schicksalsschlägen die auf der WElt geschehen leicht "vereinahmen" läßt und dann sehr leidet. Da ich mich nicht bewußt in eine Depression stürzen will ...
Das mag dir roh und kalt vorkommen, ist reiner Selbstschutz. Ich merke es jetzt bei Winehouse, da ist mein persönlicher Trigger gezogen und die Distanz weg

Vielleicht das ganze mal aus dem Blickwinkel betrachten, nicht jeder ist gleichemotionslos und sensationsgeil. Aus Trauer einen Wettstreit machen find ich Wer trauert für die richtigen Sachen ...

 

Norwegen hat mich emotional enorm getroffen, da, wo jetzt nichts als Schutt ist, war ich, da sind Freunde von mir, da sind Menschen, die mir ähnlich sehen und es sind Menschen, die ähnlich wie ich denken, die da abgeschlachtet wurden.

Afrika ist mir nicht so nahe gegangen. Aber jetzt wo du es geschrieben hast, mcw, erkenne ich viel von mir. Ich bin ja sooo arm mit meinem bisschen Schlafmangel und der ständig unaufgeräumten Wohnung und der Arbeitsüberlastung - wie kann man so was denken, wenn woanders Kinder verhungern?

 

gut was tun? ernst gemeint jetzt!
was ist dein beitrag dazu, dass es besser wird? das problem ist, wir werden wohl schlecht alle entwicklungshelfer werden können ...

 

mcw, bitte nicht bös sein, aber ein Nicht-Statement zu Terrorismus, Hunger, Ausbeutung und Elend-wohingegen weiterhin zu alltäglichen Sachen gepostet wird-als Desinteresse an all diesen Dingen zu interpretieren finde ich leicht überheblich.

Man muss nicht ständig seine Betroffenheit zu diesen Dingen öffentlich machen, um sich zu legitimieren. Es ist offensichtlich, dass diese Zustände beseitigt gehören, und ich bin sicher, viele von uns spenden oder engagieren sich (Ärzte ohne Grenzen, etc.), ohne jetzt öffentlich ihre Betroffenheit kundzutun, einfach, weil es zu sehr auf der Hand liegt.

 

ich für meinen teil tu mir schwer bei so einer tragödie etwas vernünftiges zu posten, dann lass ichs lieber gleich. widerwärtiger find ich all jene die im vorfeld laut vorverurteilen ohne irgendetwas zu wissen. das gab es hier im forum nicht und ist mir eigentlich angenehm aufgefallen.

 

Das meine ich damit aber gar nicht. Ehrlich. Überlastet sein aufgrund von Schlafmangel und viel Druck (von innen/außen) zähle ich da nicht wirklich dazu. Mir geht Afrika sehr nahe, weil dort massenhaft Menschen sterben, in einer viel größeren Dimension als für uns erfaßbar ist und die eigenen Leute verhindern, dass die Hilfslieferungen ins Land kommen, weil die Hungersnot gibt es ja gar nicht, die ist eine Propaganda des Westens.
Wenn fürs politische Kalkül unzählig viele Menschenleben geopfert werden - woran sollen wir noch glauben? Warum ist das Böse, das Unmenschliche, wo es anzutreffen ist, um so viel mächtiger und irrer in seinen Auswirkungen, als das Gute? Warum sind diejenigen, die helfen wollen, oft in der Rolle der Ohnmächtigen? Warum kann nicht einmal das Gute stärker sein und über all den banalen Schlamm, Schutt, über all das Grauen, siegen? Warum kann die Empathie nicht dazu führen, dass wir wirklich mal nicht nur für uns Verantwortung übernehmen, sondern auch für die Welt und danach handeln?
Und ja, es ist klar, wenn man grantig ist, wenn man den Job verloren hat, wenn man unausgeschlafen ist und überlastet, dann ist einem vieles andere wurscht, dann muss man sich mal um sich selbst und sein eigenes Leben kümmern, aber der Witz ist doch der, dass die Leute, selbst wenn alles rund läuft, jammern und ihre Unzufriedenheit nicht los werden. Es gibt ja immer irgendwas, es regnet, oder das Essen brennt an, oder man hat zwei ungleich große Brüste, oder einem wächst ein Haar, wo man es nicht gerne hat, oder YYY hat einen schief angesehen, usw.
Und dafür habe ich derzeit kein Verständnis und ich entschuldige mich nicht mal dafür.

 

Ich bin auch sehr sprachlos bezüglich dieser Kaltblütigkeit. Das sind...ja, fast noch Kinder und ich will mir das gar nicht vorstellen, bekomm aber leider immer wieder Bilder in meinen Kopf, die ich diesbezüglich nicht sehen will. Ich muss dazusagen, dass ich ein sehr visueller Typ bin.
Ich frag mich immer, wie man damit als Mutter oder Vater umgeht. Da erlaubt man seinem Kind dorthin zu fahren und es kommt einfach nicht mehr zurück...

glg, die traurige schneeeule

 

Ich bin zutiefst erschüttert.

bin ganz bei Zerlina und mcw....
Die gestörtesten (sorry) Themen finden unzählige "Anhänger".

Jedoch Katastrophen die uns den Atem nehmen, scheinen so viele Menschen nicht genug zu bewegen, dass sie ein Statement wert sind!?

Ich wünschen allen Familien, allen Beteiligten ganz viel Kraft....und alles was man wünschen kann.

Ich werde für die Opfer beten....

Es macht mir Angst welcher Entwicklung wir entgegengehen....die Katastrophen der letzten Jahre nehmen mich sehr mit....vorallem weil ich 3 Kinder in diese Welt gesetzt habe.

ot: für alle trauernten Fans: Amy hatte mit ihrem Leben längst abgeschlossen....aber all die jungen Menschen von heute hatten keinen anderen Weg. Ebenso die armen Seelen in Afrika.

 

ich wurde das schon unzählige male gefragt und habe es hier auch schon öfters geschrieben, insofern nur eine grobe zusammenfassung: ich engagiere mich mannigfaltig, aber ich habe trotzdem noch immer das gefühl, dass es viel zu wenig ist. ich versuche jedes jahr, nach vorhandenen kräften und ressourcen, immer ein bißchen mehr für eine bessere welt zu tun und zu geben, bin mir aber zugleich der grenzen bewusst und weiß, dass das wenig für mich machbare, die welt nicht im großen verändern wird, aber ich bin trotzdem dafür das kleine nicht zu vernachlässigen.
und es muss nicht jede/r entwicklungshelfer werden, es beginnt bei bewußtem konsum und damit offenen auges durch die welt zu gehen und zu sehen, wo man helfen kann und es auch zu tun. wobei ich nicht von selbstaufopferung schreibe, die ist nicht so mein ding, es muss immer auch genug für mich selbst übrig bleiben, ich habe ja auch verantwortung mir selbst gegenüber und heilige bin ich ebenfalls keine.

 

Ich persönlich bin dafür allem eine Stimme zu geben, der Trauer, der Wut, der Betroffenheit, dem Glück, der Freude, der Liebe. Wir sind Menschen und hier sind wir um zu kommunizieren. Für mich hat das nix mit Betroffenheit breitzutreten zu tun, ich habe allerdings auch generell kein Problem damit, Gefühle zu zeigen, egal welche.
Ein umso größeres Problem habe ich hingegen mit dem Schweigen an der falschen Stelle, wenngleich ich durchaus eine Freundin der Stille bin, aber wenn ich die suche, bin ich woanders.

 

@mcw: Du fragst nach dem "Warum"? -Weil der Großteil der Menschen schlecht und verkommen ist. -Wen interessiert's wenn irgendwo Kinder sterben, solange man selbst genug zu essen hat? Solange die eigenen Schäfchen im Trockenen sind, ist immer alles gut. Der Versuch, in der Menschheit etwas Gutes zu sehen, ist bei mir bisher immer kläglich gescheitert.

glg, schneeeule

 

ist das wirklich so abwegig, wenn sich menschen die sich, ich nehm mal an zum großteil aus gründen der zerstreung, vors pafo setzten, nicht als erstes dem bevorstehenden weltuntergang widmen

leid ist omnipräsent und bitte da brauch ich die grenzen von Ö nicht verlassen, siehe Armutskonferenz (jaja ö ist so reich, gutes sozialsystem, hauts mich ruhig). seid columbine , 9/11 und co wissen wir, dass die grenze für greultaten für viele gleichsam bei null liegt.

Bitte, eigentlich ist man wahnsinnig wenn man ein kind in die welt setzt. eigentlich hab ich wenn ich nur 5 sekunden an das alles denke das unbändige bedürfniss mein kind unter eine käseglocke zu setzen. für immer! ist das gesund?

(wisst ihr wo ich in tränen ausgebrochen bin? als mir meine prof erzählte das ihr sohn von 3 jungen israelis zusammengeschlagen wurde, weil er mit einem palästinenser befreundet ist. DAS ist HASS in Reinkultur, hier bei uns. wo die basis für frieden gegeben ist. aber wenn ich mir das jeden tag , 24/7 vor augen halte werde ich irre)

 

@Kikaninchen, ich habe grad keine Ahnung, warum du dich persönlich auf den Schlips getreten fühlst... Das mit dem "Trauer-Wettstreit" möchte ich mir jedenfalls verbeten haben! Darum ging es mir gar nicht. Mich wundert im Moment nur, dass diese Sache in Norwegen vergleichsweise so wenig Resonanz erfährt. Ich frage mich, wie andere es schaffen, sich da emotional zu distanzieren. Ich komme nicht aus...

@mcw: Das mit dem oberflächlichen Herumgesudere wg. Banalitäten sehe ich nicht so tragisch. Ich habe auch, gerade jetzt, ein bisschen das Bedürfnis, mich an die Banalitäten des Alltags zu klammern, sonst würd ich es noch weniger packen... Wir müssen trotz allem unser eigenes Leben leben...

 

gut noch nie gelesen, schuldig?! find ich toll.

allerdings weißt du nicht, wer das aller genauso hält und wer nicht. ich würde gerne mehr tun, als ich derzeit tue, aber meine mittel sind begrenzt. so wie du sagst, bewußter konsum (ich glaube dich da richtig verstanden zu haben?) ist etwas, was ich schon länger tue.

 

wenn ein gefällt mir nicht reicht...

 

gut dann entschuldige, wollte dir nicht meinen subjektiven fb eindruck überstülpen. es ist offenbar ein sehr kontroverses thema, hätt ich nicht gedacht
warum so wenig resonanz hab ich versucht zu schreiben. ka mein erster gedanke ist auch irgendwie, dass man von fukushima noch so "geschockt" ist.
also ich merk einfach, dass wenn etwas "ganz großes schreckliches" passiert mir als erstes "schon wieder" einschießt. vielleicht weil wir durch dieses überangebot an medien so abgestumpft sind? keine ahnung, wein wirkt schon