Nachpfeifen

ich glaube, du irrst dich.
leider gibt es frauen, die auf die primitivste anmache abfahren und sich geschmeichelt fühlen.

fortsetzung: die ex ist deppert, nur ich bin die richtige für ihn.

 

Wenn die Frauen nicht mitmachen würden, würde ja das gesamte System nicht so leicht funktionieren.

 

stimmt (leider).

 

wohnst am Land? Bei uns sinds weniger Bau- als Waldarbeiter.
Außerdem sind irgendwie da bei uns in der Gegend viele Männer Schweindln..
Handwerker die ned aufs Klo gehn sondern draussen vor der HAustür ins Blumenbeet pinkeln oder zum nächsten Strauch wenns so weit gehn.. Meistens gehns einfach nur vor die Haustür. Ned nur die alten Männer auch die jungen Lehrbuben.

 

Als ich meinen Mann fragte, schaute er mich erstmal ganz verständnislos an.
Er arbeitete die letzten Jahre mit verschiedenen gelernten Bauarbeitern im Freiwasserbau. Aber zum Nachpfeifen habens gar keine Zeit und es ist ihm noch nie aufgefallen, dass das jemand macht.
Ähnlich ist es mit Alkohol (Bier). Sehr selten das jemand dabei ist, der am Tag ein Bier trinkt. Am Abend nach der Arbeit kommt es in etwa alle drei, vier Monate vor, dass sie gemeinsam a Bier trinken. Als er noch in der Lehre war, sah das noch ganz anders aus. Ist aber schon a Zeiterl her.

 

Stimmt, diesbezüglich hat sich glücklicherweise wirklich viel geändert.

 

Was denn für ein System? Das Bewertungssystem der Männer? Bewerten tun wir alle ständig, ob wir wollen oder nicht, ich glaube, der Mensch kann nicht anders, und so schnell kann man gar nicht schauen, wie eine Frau einen Mann abgecheckt hat, ob er für sie in Frage kommt.
Nur spielt sich die Bewertung der Männer durch Frauen nicht so offen ab, es läuft subtiler, und männliches und weibliches Balzverhalten gleichen sich in den letzten Jahren an.
Das Nachpfeifen ist ein Relikt aus einer Zeit, in der Männer sich keine Gedanken über ihr Rollenverhalten machten. Heute tun sie das.
Ja, und sicher war es peinlich, aber die Pfeiferei ist ein Kompliment, sonst nichts. Ein ungeschicktes Kompliment hat seinen eigenen Charme. Immerhin hat mich der Mann von vorne und hinten für attraktiv befunden, sonst hätt' er nicht nachgepfiffen. Der Herr Geheimrat hätte vielleicht gesagt: "Gnädigste, Ihr Anblick erfreut mich so, dass ich mit den Vögelein ein Loblied auf Ihre Schönheit anstimmen möchte". Dasselbe hat der Bauarbeiter gefühlt, aber er konnte es nicht sagen.
Ich wäre nie auf die Idee gekommen, ein Nachpfeifen als Versuch einer verbindlichen Kontaktaufnahme zu betrachten, und die pfeifenden Männer selbst sicher auch nicht. So war es vielleicht noch früher, in der Vor- und Nachkriegszeit, zu verstehen.
Es gibt viele Menschen, die sich beim Annehmen eines Kompliments prinzipiell schwertun.

 

In meiner angestaubten Erinnerung haben diese Versuche zur Kontaktaufnahme (oder was auch immer das ist) immer ein bestimmtes Muster gehabt.

Man geht so seiner Wege.
*pfeif*
Geht weiter.
*peif* *pfeif*
Geht weiter.
*komischezungenschnalzgeräuche*
Fast geschafft.
"Hey!" Hey du (beliebiges einfügen 'Süße', 'Schönheit', etc.) !" "HEY"
Wenn dann immer noch keine Reaktion erfolgt.
"Bist eh schiarch."

 

Zu letzterem kann ich aus ganzem Herzen sagen: Ja! Ich tue mir extrem schwer oberflächliche Komplimente anzunehmen und gerate meistens ins Stammeln. Ein Kollege hat dann mal so reagiert: "Du sieht scharf aus, sag einfach gar nichts, das zerstört nur den Gesamteindruck." Komplimente Äusserlichkeiten betreffend, die sich wirklich gut anfühlen, kann ich an einer Hand abzählen.

By the way. Ich fands toll, als ich vor vielen Jahren mal in Venedig war und die Männer in einem Café einer wirklich atemberaubend schönen Frau applaudiert haben, als sie vorbei flaniert ist.

 

Das würde ich unter "sexistische Frechheit" verbuchen.
Warum hast du ihn nicht niedergeschlagen nach dem Statement?

 

Sag ich ja! Weil diese in Komplimente gehüllten Kränkungen meist mit so einer Selbstverständlichkeit daherkommen, dass man den Eindruck vermittelt bekommt sich auch noch geschmeichelt fühlen zu müssen. Mir gefallen Komplimente besser die Substanz haben, also meinen Charakter betreffend, oder meine Handlungen, oder (wenn schon oberflächlich) dann sogar die Kleidung. Aussagen wie: "Deine Figur ist echt waffenscheinpflichtig." Das ist zwar oberflächlich nett gemeint, aber ich fühl mich nicht wohl dabei. Glücklicherweise werden diese Wortspenden jenseits des Mitte 30 Horizonts deutlich weniger.

 

Ist ja auch eher ein dämlicher Kommentar. Hat was sexistisches. Das geht auch anders.
Wobei ich es schon okay finde, wenn jemand zum Beispiel sagt "Gut siehst Du aus." und sich nicht spezifisch auf den Charakter oder die Kleidung bezieht. Mache ich umgekehrt auch öfter. Sowohl bei Männer als auch Frauen.

 

Stimmt, das ist eher neutral ohne diese merkwürdigen Attribute.
Da fällt mir eine eher witzige Erinnerung ein. Mit Anfang zwanzig, im Schwimmbad, rühmte sich ein Freund von uns mal, er könne sagenhaft gute Komplimente machen, das wäre sozusagen seine Stärke. Wir Mädels wollten dann natürlich unbedingt ein Beispiel hören. Schaut er mich an und sagt: "Du siehst besser aus, hast weniger Hüftspeck als früher." Na, ja das war zumindest ehrlich. Ich glaub aber nicht, dass er mit der Strategie so viel Erfolg hatte, wie er dachte.

 

Stimmt, wenn man mal ein gewisses Auftreten hat, dann erübrigen sich einige komischen Kommentare von selbst.
Wobei ich im beruflichen Umfeld nie dieses Problem hatte, außer unlängst bei einem Mann, der kurzfristig im Zuge eines Projekts involviert war, aber nichts mit meinem üblichen Kollegenkreis zu tun hat, die sind alle vorbidllich.
Unterwegs hingegen kommt es immer wieder mal zu grenzwertigen Situationen, allerdings würde ich das nicht in die Kategorie "Komplimente" einordnen, sondern eher obszöne Anmachen, die mehr als nur fragwürdig sind.
Mir hat sogar einmal ein sehr unheimlicher Typ die Tür zur Wohnungsanlage, die er aufgesperrt hat, aufgehalten und mich gefragt, ob ich mit ihm mitkommen möchte. Damals hatte ich kurz Angst, bin aber einfach weitergegangen und gut war es. Da sind mir irgendwie fast die Idioten lieber, die einem vom Auto aus obszönen Blödsinn nachrufen.

 

Solche Begegnungen sind mir sicher seit zehn Jahren nicht mehr passiert und ich bin sehr froh darüber. Was das sichere Auftreten betrifft, das macht gaaanz viel aus! Ich fürchte meine Unsicherheit in so "geschlechtsspezifischen" Situationen werde ich aber nicht mehr ablegen. Viele Männer scheinen richtiggehend gekränkt, dass ich mich nicht vor Freude überschlage, wenn jemand mein Aussehen lobt, sondern halt eher ausweichend. Den Stempel "arrogant" habe ich praktisch abonniert, dabei ist skurriler Weise genau das Gegenteil der Fall.
Aber allein durch meinen Stil habe ich in den letzten Jahren eine für mich sehr positive Abgrenzung erreicht. Man glaubt es nicht, wie viel ein Kurzhaarschnitt und eher androgyner Kleidungsstil bewirken!

 

Aber sicher glaub ich das! Sagt die Frau mit Kurzhaarschnitt und androgynem Kleidungsstil. Ha!

 

Hihi!
Nach einem ähnlichen Erlebnis neulich im Zug (Fahrtdauer 5 Stunden!) sag ich jetzt gleich beim ersten Pfeifer: "Klappe halten!" Ich hab das jetzt erprobt und es wirkt.

 

Haha! Schlag ein!
Das lustige ist allerdings, dass ich mich wahnsinnig sexy fühl. Aber offenbar werden von Frau in – sagen wir – Blazer und Jeans bestimmte Schlüsselreize nicht aktiviert, was mir wiederum viel erspart. Win-Win sozusagen!

 

Ich nenne es Neuinterpretation von Grunge und finde es sehr fesch, feminin und sexy. Und, obwohl das sonst nicht so ist, es ist mir wurscht, was die anderen davon halten, egal ob Männer oder Frauen.