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Männerdiskriminierung

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von Komodowaran, 16 Februar 2011.

  1. Harald.B

    Harald.B Gast-Teilnehmer/in

    Also die meisten der diskutierten Punkte finde ich unzutreffend und wirken auf mich vom Stil her wie eine Trotzreaktion von Männern, die einfach die alten Verhältnisse zurück haben wollen. Ich mache meine 50% der Reproduktionsarbeit, war zweieinhalb Jahre hauptberuflich Vater und Hausmann und sehe "Männerdiskriminierung" eher in folgenden Punkten:

    - analog zur Frauendiskriminierung wird es auch Männern oft schwer gemacht, nicht der traditionellen Rolle zu folgen. In meinem ersten Bewerbungsgespräch nach der Karenz wollte mich eine Personalberaterin runtermachen und hat mir gesagt: "Ihre Frau wird sich das ja auch nicht mehr lange gefallen lassen, dass Sie ihr auf der Tasche liegen". Ich habe auch schon von Unternehmen gehört, bei denen es vollkommen verpönt ist, als Mann in Karenz zu gehen oder Pflegeurlaub zu nehmen. Zugegebenermaßen ist die traditionelle Männerrolle angenehmer, als die traditionelle Frauenrolle, aber es werden beiden Geschlechtern die Spielräume eingeschränkt.

    - mitunter wird man als Mann auch Opfer der Pauschalverurteilung bzw. es wird die Haushalts- und Kinderbetreuungstätigkeit einfach nicht anerkannt. Z.B. gibt es Stipendien mit einer Altersgrenze, wo es für Mütter Ausnahmen gibt, für Väter nicht. Man bekommt schnell gesagt, man habe es ja leichter, als Mütter, egal wie die konkrete Situation ist. Oder es ist im Kindergarten ständig nur von Müttern die Rede. In diesen Bereichen wäre korrekte Wortwahl eigentlich sowohl im Interesse von Frauen, als auch von erziehungsbeteiligten Vätern. Als ich in einem Sprachkurs einmal nach der Entsprechung von "Hausmann" fragte, meinte die Lehrerin (selbst überwiegend Hausfrau), das gäbe es doch nicht. Als ich meinte, doch, mich gibt es, sagte sie: "Also wenn ein Mann wirklich daheim bei seinen Kindern ist und das nicht nur, weil er sonst arbeitslos wäre...".

    Bezüglich der Sorgerechtsdebatten hätte ich Verständnis für Väter, die sich in Haushalt und Kindererziehung umfangreich eingebracht haben, und per Vorurteil kein Sorgerecht erhalten. Allerdings habe ich von den rabiaten Väterrechtlern noch nie einen solchen Fall präsentiert bekommen, viel eher konservative Rechtfertigungen, dass der Mann doch eben die Familie ernähren müsse und daher nicht mehr Zeit für die Kinder hatte. Da finde ich es aber auch in Ordnung, wenn sich seine Rolle auch nach der Trennung aufs Ernähren konzentriert.

    Quotenregelungen finde ich von jetzigen Zustand aus absolut ok, natürlich in beide Richtungen (Beispiel Kindergarten: der gehört endlich besser bezahlt, dahinter steckt nämlich ebenso das Rollenklischee: Da braucht man nicht mehr zahlen, machen eh Frauen, die von ihren Männern erhalten werden!). Sollte es einmal so weit sein, dass unter den jüngeren ArbeitnehmerInnen bzw. vor kürzerer Zeit besetzten Führungspositionen die Frauen dominieren, dann sollte man wohl davon abgehen: Dass unter den älteren die Männer dominieren bringt ja den jüngeren nichts.

    Auch Dinge wie Pensionsalter oder Wehrpflicht beruhen in gewisser Weise auf pauschalen Annahmen: Wieso ist hier immer der einzelne zu benachteiligen, weil es Männer durchschnittlich leichter haben? Ich nehme aber auch an, dass diese Dinge ein Ablaufdatum haben.

    Bei sexuellen Übergriffen oder Belästigungen ist es vermutlich sehr selten, dass Frauen Täterinnen sind, aber gar nicht so selten, dass Männer Opfer sind.

    Generell glaube ich, dass eine differenzierte Sichtweise ohne Pauschalurteile und mit entsprechender Anerkennung wichtig ist, damit sich an den Geschlechterrollen etwas ändert. Zum Teil habe ich auch das Gefühl, dass manche Frauenpolitikerinnen mehr daran interessiert sind, die Benachteiligung zu zelebrieren, als wirklich etwas zu ändern. Besonders ärgert mich da die Fraktion, die ständig postuliert, dass mehr Kleinstkinderbetreuung nötig sei, weil (gottgegeben?) die Männer sich nicht um ihre Kinder kümmern, anstatt die gleichmäßige Aufteilung der Kinderbetreuung zwischen den Geschlechtern zu forcieren.
     
  2. mane9

    mane9 Gast-Teilnehmer/in


    sehr, sehr gut zusammengefasst.
    aber: mehr kleinkindbetreuung braucht es. in der realität bringen sich leider noch die wenigsten männer stark in der kinderbetreuung ein, als dass diese den steigenden bedarf nach kleinstkindbetreuungsplätzen ersetzen könnten.
     
  3. Q

    Q Gast

    In der Realität hat v.a. die Wirtschaft keinerlei Interesse an immer mehr Leuten, die Teilzeit, flexible Arbeitszeiten oder Telearbeit fordern. Flexibiltät ist nur hinsichtlich der Firmenbedürfnisse gefragt, da haben die Leut möglichst 24/7 parat zu stehen, wenn sie gebraucht werden.
     
  4. mane9

    mane9 Gast-Teilnehmer/in


    wie meinst du das jetzt?
    im sinne, dass männer sich kindererziehungszeiten nicht leisten können da sonst weg vom fenster?
    ich kann mir erziehungszeiten eigentlich auch nicht leisten - was sein muß, dass muß halt. da gehört die einstellung geändert, dass das nur für frauen so zu sein hat.
     
  5. Q

    Q Gast

    Nein das meinte ich nicht. Aber die Männerdiskriminierung bei den Karenzmöglichkeiten hat sicher damit zu tun, dass die Wirtschaft keine Lust hat, sich bei immer mehr Menschen mit aufwändigen Teilzeitmodellen herumzuschlagen. Wenn bei jedem Elternpaar beide beginnen, in Karenz zu gehen und dann Elternteilzeit etc. einfordern, führt das zu einer massiven Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung (was überdies die Gewerkschaften als "prekär" ansehen, für die sind auch nur Vollzeithackler gute Hackler), was zusammen mit dem Umstand, dass die alle zur gleichen Zeit arbeiten wollen (nämlich dann, wenn es Kinderbetreuung gibt, also möglichst nur vormittags, und das auch bestenfalls Mo bis Do) zu ziemlichen Kapazitätseinschränkungen über die Zeitachse führt. In der Praxis lassen sich kaum Teilzeitkräfte finden, die die Nachmittage, die Freitage oder die Fenstertage "nehmen" wollen - und wenn, macht es keinen Sinn, weil da viele Vollzeitler nicht mehr da sind.

    Zudem kann man beim Erfordernis von Teamarbeit keine Leut brauchen, die so gut wie nie gleichzeitig anwesend sind, was Teilzeitmodelle (nämlich: als Regelfall und nicht nur als Ausnahme) in vielen qualifizierten Berufen einfach ausschließt.
     
  6. mane9

    mane9 Gast-Teilnehmer/in


    ich versuche da jetzt die männerdiskriminierung rauszulesen. es gelingt mir nicht.

    wie schon geschrieben: meine arbeitszeiten erfreuen meinem arbeitgeber auch nicht und meine karriere möglichkeiten sind deswegn recht begrenzt momentan. aber was sein muß muß sein. das sollte auch bei vätern normal werden.
     
  7. Q

    Q Gast

    Männern lässt man aus diesem Grund Karenz noch weniger durchgehen als Frauen (um nicht "einreißen" zu lassen, dass jeder ...). Ob man das als Diskriminierung sieht, ist eine Frage des Standpunktes.

    Im Übrigen ist das Problem, dass in aller Regel "einmal Vollzeit, einmal Teilzeit" zum gut leben grad reicht, und "zweimal Teilzeit" noch weniger als "einmal Vollzeit, einmal gar nicht". Weil
    a) Teilzeitler auf die Stunde bezogen deutlich schlechter entlohnt werden als Vollzeitler -und-
    b) das Märchen von mit dem Einkommen steigender Abgabenbelastung in Österreich eben ein Märchen ist, die Abgabenbelastung ist über weite Strecken des Gehaltsspektrums prozentuell ziemlich konstant (ca. 40% auf Jahresbasis, beim monatlichen ist sie noch höher, dafür bei 13. und 14. geringer). Dafür sorgt die Wechselwirkung zwischen Progression und gedeckelter Sozialversicherung.
     
  8. Pippi101

    Pippi101 Gast-Teilnehmer/in

    Ist jetzt total vom Thema weg, aber...

    Als bei uns damals das ganze "Theater" vorbei war, hat meine Bessere Hälfte gemeint: Alle Männer, die einen Neid auf die Gebärfähigkeiten der Frau haben, soll sich doch mal in einen Kreissaal legen.
     
  9. Pippi101

    Pippi101 Gast-Teilnehmer/in

    Die Frage ist hier nur: Warum lag die Priorität bei seinem Arbeitsplatz?
     
  10. Pippi101

    Pippi101 Gast-Teilnehmer/in

    Das oben zitierte muß man noch mal hervorheben.

    Nur solange die Frauen von sich selber sagen: Ach ich verdiene ja nur dazu, weil leben tun wir ja von ihm. Tja solange wird es immer ein Problem sein.

    Ein Dienstgeber hat mir mal gesagt: Wissen Sie wir haben hier viel lieber Frauen. Die sind pflichtbewusster und außerdem müssen wir denen nicht so viel zahlen. Die haben eh alle einen Mann der sie ernährt, die brauchen eh nur a bissl a "Transchlgeld".
     
  11. Komodowaran

    Komodowaran Gast-Teilnehmer/in

    Ja und was soll daran schlimm sein ?:D
     
  12. Komodowaran

    Komodowaran Gast-Teilnehmer/in

    Ich hatte gestern eine Diskussion, bei der mir 2 giftige Männerdiskriminierungen einfgefallen sind, die auch hier im pafo erläutert und ausgefightet wurden. Jene Männer, die aus Kinderliebe den Beruf des Kindergärtners einschlagen wollen oder neben dem Studium durchs Babysitten dazuverdienen wollen, werden mehr als diskriminiert. Das Image des verkappten Pädophilen haben sie auf jeden Fall.

    In diesem Sinne denke ich, daß es auch eine andere Einstellung der Frauen bezüglich der Rollenbilder erfordert, alles nur damit abzutun, daß die bösen Männer ihre Einstellungen überdenken müssen, erscheint mir eine sehr undifferenzierte Betrachtungsweise. Dies betrifft meiner Meinung nach auch die Einstellungen am Arbeitsplatz. Zum anderen sollte man akzeptieren, daß man Änderungen nicht von einen auf den anderen Tag erwarten kann, man sollte dem ganzen ein bischen Zeit geben, die jüngeren Generationen denken teilweise schon ganz anders, diese Themen betreffend.
     

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