Hadern mit dem Verfall

Meine Schwiegermama ist 70, rank und schlank, schneeweiße Haare, macht Chi gong, fährt rad, geht langlauf-skifahren, ich glaub, Alpinski fährt sie nicht mehr, geht tanzen, singt in 2 Chören, fahrt auf Wanderwochen, zu Silvester weg und ähnliches, geht mit den Enkelkindern rodeln, Schneemannbauen und einer Schneeballschlacht, wenn sie nicht zu wild ist, ist sie auch nicht abgeneigt(wenn sie nicht sogar den ersten Schneeball wirft). Im Sommer geht sie genauso schwimmen, kocht ein, gartelt usw. Sie ist sozial engagiert, gibt einer Asylantin 1 x wöchentlich Nachbarschaftshilflichen Deutschunterricht usw.

Und wenn es mal ausgeht, passt sie auch mal auf die Enkelkinder auf

 

und ist total nett und backt wunderbaren Apfelschlangerl (wie schreibt man das?)

 

Wie ich ausschau ist mir relativ egal. Dßa ich Falten bekomme, wenn ich älter werde, damit habe ich jedenfalls kein Problem.

Wegen "verkalkt" oder "komisch" werden denke ich mir, das merk´ ich dann selber wahrscheinlich gar nicht - also wird´s eher für die Menschen schlimm, die dann mit mir zu tun haben, als für mich selbst.

Da kann ich mir eher vorstellen, darunter zu leiden, wie all meine Freunde und Bekannten verkalken, krank werden und schließlich wegsterben - stell mir das frustrierend vor, wenn dann mal z.B. bei einem Klassentreffen nur noch 3 von ehemals 30 Schülern sitzen oder meine ehemaligen Freunde so vergeistert sind, daß sie mich nicht mehr kennen...

Meine langjährige Freundin und Trauzeugin ist 86 Jahre alt und sitzt seit über 20 Jahren im Rollstuhl (nach etlichen Hüftoperationen) - ihr Mann ist 89 und seit etwa 3 Jahren sowohl körperlich als auch geistig am verfallen. Diese Freundin ist geistig noch voll da, meiner Meinung nach sogar fitter als die meisten Menschen in meinem Alter (ich bin 40). Aber es tut ihr sehr weh, mitzubekommen, wie ihr Mann, mit dem sie seit über 60 Jahren verheiratet ist, immer wieder verwirrte Zustände hat - mehr noch, als ihr eigener gesundheitlicher Zustand. Zustätzlich zum Rollstuhl hat sie noch Krebs im letzten Stadium, der auf ihren eigenen Wunsch nur noch schmerzlindernd behandelt wird.

Die beiden alten Leute haben (im 2-Monats-Wechsel) jeweils eine Rund-um-die Uhr-Pflegerin im eigenen Haus und haben so lange das möglich war (bzw. jetzt noch ist) ihre sozialen Kontakte gepflegt und ihr möglichstes dazu getan, um einen schönen Lebensabend zu haben.

Aus der jahrelangen Freundschaft zu dieser Frau habe ich sehr viel gelernt. Vor allem, daß im hohen Alter nicht das so schlimm sein muß, was man im ersten Moment dafür halten würde, sondern ganz andere Dinge.

Mit Falten, Krampfadern und grauen Haaren werde ich mich (so ich nicht gewaltig in die Midlife-crise falle) vermutlich relativ leicht abfinden. Mit körperlichen Beschwerden und nicht mehr elbbaren Wünschen (Reisen, Sport, soziale Kontakte,...) wird´s schon schwieriger. Aber mit großteils senilen, todkranken oder sterbenden engsten Freunden und Bekannten könnte ich - mit meiner jetztigen Lebenseinstellung - nur sehr, sehr schwer umgehen.

 

Gegen das "Was, meine Tocher kommt in die AHS-Gefühl" wirkt ganz gut, erst "alt" seine Kinder zu bekommen. Andererseits werde ich über 50 sein, wenn mein Bauchbaby mal in die höhere schule kommt *schauder*!

Zu Deinem Post ist mir jetzt spontan das Lied von Reinhard Mey eingefallen, dessen Text ich gleich mal hier reinkopiert habe:

50! Was, Jetzt Schon?

Fünfzig! Was, jetzt schon?
Hab ich nicht grade eben noch durch ein gemeines Taschenloch meinen Einkaufsgroschen verloren? Hab ich nicht eben noch ganz sacht wieder ne Fünf nach Haus gebracht in einem Heft voll Eselsohren? Die große Liebe gestern wars unter den Augen all der Stars an den Wänden in meinem Zimmer!
Die Taschen leer und der Kopf voll: Mädchen und Songs und Rock n Roll.
Und wir dachten, es ist für immer.

Fünfzig? Ja, wohl schon - und ein Kopf kleiner als mein Sohn!

Fünfzig! Was, jetzt schon?
Splittert jetzt hier und da der Lack, bin ich jetzt auch son alter Sack,
zu dem ich und meine Gefährten jeden,
der über zwanzig war gnadenlos stempelten
und gar zum Zausel und scheintot erklärten?
Rieselt in meinem Hirn der Kalk, hat aus dem Nacken sich der Schalk verkrümelt?
Frag ich mich beklommen.
Hat meine Jugend über Nacht sich leise aus dem Staub gemacht,
und ich habs gar nicht mitbekommen?

Fünfzig? Tja, wohl schon - die reifere Generation!

Fünfzig! Was, jetzt schon?
Nun, auch ein großer Optimist weiß, daß dies nicht die Halbzeit ist.
So schnell ging das - denk ich verwundert.
Und manchmal schmunzel ich in mich rein: Wie kann man noch son Kindskopf sein wie ich mit dem halben Jahrhundert!
Doch ob man alt ist oder nicht, steht nicht auf Hintern und Gesicht und deren Falten mit den Jahren. Mancher ist schon als Kind senil, und junge Greise kenn ich viel, die längst schon mit Hut Auto fahren!

Fünfzig? Ja, wohl schon - und immer noch Opposition!

Da ist so was wie Dankbarkeit. Mit einem Lächeln seh ich weit im Zeitraffer über mein Leben:
Das ist o.k. so, ja, ich denk, die gute Fee hat ein Geschenk an meiner Wiege abgegeben.

Fünfzig? Ja, wohl schon - Na, herzliche Gratulation.

 

Naja, ich würde sie nicht unbedingt heiraten wollen, sie hat schon ihre Eigenarten. Aber so insgesamt finde ich lebt sie ein nachahmenswertes Altern vor.....

 

........ich hadere nicht damit - jedoch scheint diese Thematik die Rübe zu beschäftigen.

Erst letztens hat mir das Kindermädchen erzählt, dass ihr die Rübe erklärt hätte was für eine alte Mama ich doch sei. Und bitte, ich habe noch keine 4 vorne stehen.

Also, warum sollte ich mich mit diesem Thema auseinandersetzen wo dies doch die Rübe für mich erledigt.

lg von einer locker - flockigen, dynamischen Flocke

 

meine Schwiegermutter hat zu ihrem 50er festgestellt, dass sie sich wie 30 fühle ( )

... ich war gerade wirklich 30 und dachte mir nur, nie und nimmer ist sie wie 30 ... sorry es ist sind einfach 20 Jahre Altersunterschied, sozusagen eine andere Generation

Und warum ist es erstrebenswert, sich mit 50 wie mit 30 zu fühlen? Der Jugendwahn unserer Gesellschaft?

Alles hat seine Zeit und wenn ich mal 50 bin, möchte ich mich mit gutem Gewissen fühlen wie 50!

 

Eh! Aber im Kopf ändert sich nicht gar so viel. Wir haben darüber geredet, wie das is mit dem Erwachsen werden. Und meine Kollegin wartet heut noch drauf.
Im Kopf möchte ich nicht gern alt werden. Klar macht man Erfahrungen, Zusammenhänge werden klarer, aber alt im Sinne von nix neues mehr lernen (wollen), eingefahrene Denkweisen zu verfolgen - nö, möchte ich nicht.

 

Eom bißchen kann ich sie schon verstehen, ich war voriges Jahr recht fit und fühlte mich wohler als als Jugendliche. Jetzt fühle ich mich .... sehr alt.

Vielleicht hatte sie auch eine anstrengende Phase, in der sie sich nicht so sehr um sich kümmern konnte, sich unwohl fühlte in ihrer Haut, dann - vielleicht auch wegen der 50 - sich wieder mehr in form brachte und froh feststellte, dass man sich auch mit 50 noch sehr gut fühlt.... Und vielleicht hatte sie so mit 30 eine so gute Phase, dass sie diese am ehesten mit dieser verglich?

 

ich verstehe dich gut. mir geht es eigentlich genauso.

 

ja, kann sein

nur für mich war es sehr eigenartig - "sie fühlt sich so alt, wie ich gerade bin" - und für mich war sie keinesfalls wie 30, sondern einfach 50

 

das ist alles so high tie tie mässig.

aber die wenigsten haben halt veranden.

 

das ist ja auch gut so.

 

Danke .... ich bat gerade google um Übersetzungshilfe, kam aber übers Krawattenknopfbinden nicht hinaus....

 

ich weiss auch nicht, wie man das eigentlich richtig schreibt.

 

Bitte um 2 Definitionen:
- High tie tie
- veranden

 

immerhin.

 

veranda, plural veranden.

das andere ist schon schwieriger.