1. Reden wir miteinander ...

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Gutes Recht oder billige Rache?

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von no-mercy, 13 Mai 2011.

  1. melii

    melii Gast-Teilnehmer/in

    aug um aug würd es eh nicht sein,

    weil der mann narkotisiert wird, dieses privileg hatte die frau nicht.

    und " nur" die augen... von ihr ist das ganze gesicht entstellt.

    ..........

    edit... hab gesehen haben eh schon einige geschrieben..
     
  2. atschi

    atschi Gast-Teilnehmer/in

    Das sehe ich genau so.
     
  3. edelfee

    edelfee Gast

    denke ich mir auch öfters. aber dann denke ich mir immer: der täter hat vielleicht auch eine familie. vielleicht hat der kinder, die ihn lieben (nur weil er gegenüber einem anderen menschen zum verbrecher wird, heißt das nicht, daß er nicht anderen gegenüber ein liebevoller vater, partner, sohn, etc sein kann), eine frau, die ihn liebt, oder von ihm abhängt. eltern, die ihn lieben. wenn du ihn dann tötest oder verletzt - dann setzt du da ja eine spirale der gewalt in gang. weil dessen kinder werden dann vielleicht auch einmal zu recht sagen: die hat mir meinen vater genommen oder dessen leben zerstört. also werde ich jetzt ihres zerstören, und und und.

    nö, aber man hat dann nicht mehr unbedingt den moralischen anspruch, den täter zu verturteilen.

    wobei, so wie ich es verstanden habe, will sie das urteil ja nicht wegen rache, sondern aus gründen der generalprävention.
     
  4. famousfive

    famousfive Gast-Teilnehmer/in

    Es ist schön, in einem Rechsstaat mit staatlichem Gewaltmonopol und normaler Strajustiz zu leben. :)
    Finde es voll grausam, dem Opfer dann auch noch so eine Verantwortung zuzuschieben.
     
  5. Hasenfratz

    VIP: :Silber

    Eine Frau weist einen Mann ab und er weiss nichts besseres, als dieser Frau Säure ins Gesicht zu schütten. Ich möchte NIEMALS in einem Land / einer Kultur leben, wo Menschen so denken und handeln. Egal ob als Frau oder Mann

    @f5: Ich hab mich auf diese Passage bezogen - und behaupte nochmals, dass man dann in keinem Land der Welt leben könnte - denn egal, ob ich Säure ins Gesicht geschüttet bekomme oder ein Messer in die Gurgel - Tatsache ist, das "kranke Hirne" weltweit mit Abweisung nicht normal umgehen können und anscheinend glauben, mit "der zeig ichs jetzt" ihre "Ehre" wieder herstellen zu können.

    Nix mit Kulturrelativismus. Und auch keine Eigenheit von Männern, die in Scharia-praktizierenden Ländern leben, sondern traurige Tatsache überall.

    Für mich möchte ich damit mit diesem Thema abschließen; eine Entscheidung treffen zu müssen, ob ich diesen Menschen nun auch blende oder nicht, kann ich mir in meinen wildesten Gedanken nicht vorstellen.
     
  6. famousfive

    famousfive Gast-Teilnehmer/in

    @ Hasenfratz:

    Es gibt aber bestimmte Gesellschaftssysteme, unter denen bestimmte Arten von Verbrechen häufiger werden oder seltener.
    Und für Gewalttätigkeit gegen Frauen ist ein Klima begünstigend, in dem die Leute dir offen dafür applaudieren, und die, die dagegen sind, die Klappe halten, weil sie Angst haben.

    Und für ein Opfer ist es nach der Gewalttat noch lange nicht vorbei.
    In Ö muss sich ein Vergewaltigungsopfer mit Zweifeln an seiner Geschichte, demütigenden Fragen und der Unschuldsvermuung für den Täter auseinandersetzen.
    In anderen Ländern muss die vergewaltigte Frau sich damit auseinandersetzen, dass sie ihre Geschichte keinem erzählen kann, weil sie Schuld ist und ihr Bruder sie vielleicht ersticht, weil sie sicher irgendwie unkeusch war. Und dass der Täter ihr im Gerichtssaal (so es so weit kommt) noch ins Gesicht spucken kann, während alle Zuseher "Bravo" rufen.

    Allein, wie viel Mitleid, Hilfe und Anerkennung ein Opfer durch die Gesellschaft bekommt, macht sehr viel Unterschied, wie man ein Verbrechen wegstecken kann. Und dazu gehört schon auch, dass man den Täter von staatlicher Stelle zur Verantwortung zieht.
     
  7. Rhea84

    Rhea84 Gast

    @f5: Klar, für Opfer ist es nicht leicht mit dem, was ihnen zugefügt wurde umzugehen, allerdings finde ich es trotzdem falsch, wenn man eine Art "Aug um Aug"-Politik einführt.
    Das ganze hat nämlich wohl eher einen aufpauschenden Charakter und ich fürchte, dass es teilweise zu viel mehr Verbrechen und zu einer Verbitterung kommt, was beides nicht gut ist.
    Vor allem in Fällen, wo man sich nicht 100% sicher ist/sicher sein kann, ob der Täter nun der Täter ist (in dem Fall ist es ja eindeutig), ist davon, für mich, auf jeden Fall davon abzusehen. Weil wenn der Staat dann falsch liegt, tun wir dann dem Richter, der das Urteil gefällt hat, dasselbe an, wie dem Beklagten angetan wurde? Wo hört das ganze auf?

    Ja, es ist schlimm, wenn Verbrechen passieren, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dem Täter das Gleiche anzutun. Und ich weiß wovon ich rede, da es in meiner Familie schon einen Fall gab, wo jemand Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Ich wünsche demjenigen, dass er seine Jahre im Gefängnis absitzt und bereut, was er getan hat, aber ich würde nie selbst Hand anlegen wollen und Rache üben.

    Da gefällt mir auch das Beispiel das hier jemand gebracht hat: Wenn das eigene Kind von jemanden getötet wurde, soll man dann das Kind von demjenigen töten?

    Meiner Meinung nach, ist man kaum besser als der Täter, wenn man selbst Hand anlegt und Rache übt. Zumindest ist man zum gleichen fähig.
     
  8. Birke

    Birke Gast-Teilnehmer/in

    Meine persischen Bekannten (ich bin mit einem gebürtigen Iraner verheiratet und das Thema war am Wochenenende Diskussionsgegenstand bei uns) waren übrigens mehrheitlich der Meinung, dass der Mann nach der "Bestrafung" aus dem Gefängnis entlassen wird, weil nach islamischen (eigentlich schiitischem) Recht dann Gerechtigkeit wiederhergestellt ist. Wörtlich haben sie es so ausgedrückt: "die Waage der Gerechtigkeit ist wieder im Gleichgewicht". Er ist danach also zwar blind, darf aber in Freiheit leben, bei den Zuständen in iranischen Gefängnissen ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Sie waren auch der Meinung, dass das gebotene "Blutgeld" einfach zu niedrig war, bzw. die Familie des Täters zu wenig Geld habe, theoretisch kann man sich dort ja sogar von Mord freikaufen, dann muss man meist den zu erwartenden Verdienstentgang des Opfers bezahlen, also den Betrag,den derjenige im Laufe seines Lebens noch verdient hätte.
    Außerdem glauben die meisten von ihnen, dass das Opfer von schiitischen Geistlichen zu der Entscheidung, auf diese Weise Rache zu üben, ermutigt oder gedrängt wurde. Ob das der Wahrheit entspricht, kann ich nicht feststellen, weil die Mehrheit meiner persischen Bekannen ja nicht gerade Freunde des derzeitigen Regierungssystems sind (sonst wären sie ja nicht in Österreich). Ein bißchen Verschwörungstheorie wird bei dem Erklärungsversuch wohl auch dabei sein.
     
  9. Danny

    Danny Gast

    Ich hab nicht alles gelesen, aber es gibt ein interessantes Interview mit der Frau, dass es ihr pers. nicht um Rache geht, sondern um Abschreckung.
    Seit das Urteil ausgesprochen wurde, gab es nur noch EIN Säureattentat auf eine Frau. Und das in einem land, wo sowas "Gang und Gebe" ist, weil Frauen einfach nicht so viel wert sind wie Männer.

    Grundsätzlich bin ich froh in einem Rechtsstaat zu leben (was nicht bedeutet, dass ich mit allen Gesetzen einverstanden ist. Und schon gar nicht mit dem Strafmaß), aber wenn diese abschreckende Wirkungung hilft...
     
  10. Birke

    Birke Gast-Teilnehmer/in

    Wenn das wirklich abschreckende Wirkung haben sollte, dann sicher nicht für lange, so lange die Einstellung zur Gewalt in diesem Land sich nicht ändert. Es gibt ja auch noch Steinigungen, öffentliche Hinrichtungen (der Verurteilte wird von einem Kran am Hals aufgezogen, also langsam stanguliert) etc. Generell wird der Bevölkerung ja vorgeführt, dass Gewalt eine legitimes Mittel ist, um einen vermeintlich unrechtmäßigen Zustand zu beseitigen.
     
  11. Birke

    Birke Gast-Teilnehmer/in

    Inzwischen denke ich, dass dieses "Racheurteil", das das Opfer erzwungen hat, auch oder vorrangig dazu gedient hat, das "Blutgeld" zu erhöhen, was ich in ihrem Fall durchaus legitim finde: [ame="http://diepresse.com/home/panorama/welt/663213/Blinde-Iranerin_Fuer-2-Mio-Dollar-Verzicht-auf-Rache?_vl_backlink=/home/index.do"]Blinde Iranerin: Für 2 Mio. Dollar Verzicht auf Rache « DiePresse.com[/ame]
     
  12. atschi

    atschi Gast-Teilnehmer/in

    @Hasenfratz: genau, das was Birke jetzt geschildert hat und F5 gepostet, "dieses verinnerlichte Denken und Handeln", das hab ich gemeint. Sozusagen die Grundeinstellung, die Grundwerte in der Gesellschaft.

    In Indien wurde jetzt ein Ehepaar zu Tode gesteinigt, weil sie über die Kasten hinweg geheiratet haben. Das wär noch so ein Beispiel von einer Gesellschaft, in der ich nicht leben möchte.
    Ich hoffe, es kommt rüber, was ich ausdrücken möchte.

    Klar kann auch ein Österreicher austicken und seiner Ex Säure ins Gesicht schütten, das stell ich gar nicht in Abrede, dass es überall Gewalt und Verbrechen gibt.
    Aber Steinigungen, Hände abhacken, Aufhängen - Gewalt wird mit körperlicher Gewalt vergolten. Und Blutgeld, sorry, da dreht es mir den Magen um.
    Bei uns kriegt man (zugegebenermassen oft nicht genügend) gegebenenfalls Schadenersatz zugesprochen als Opfer, aber der Täter kann sich nicht frei kaufen. Er muss seine Strafe trotzdem absitzen. Das ist ja ein Freibrief alle Gesetze zu brechen, wenn man genügend Geld hat.:eek:
    Und evtl. kriegt der Typ dann auch eine Märtyrerstellung draussen. *sorrydamussichkotzen*.

    Und in Ö kann ich davon ausgehen, dass der Täter - so er gefasst wird - gemäß österreichischen Gesetzen bestraft wird. Strafen, die ich ok finde; dh Freiheitsentzug, Therapie etc.
     
  13. chikinki

    chikinki ist guter Hoffnung :-)

    werte hin oder her

    wenn mich wer für immer entstellt und das augenlicht raubt (!) dann ergreife ich die chance, ihm ein ebensolches leben in dunkelheit zu "ermöglichen". und an arschtritt noch dazu!
    wird aber eh in narkose gemacht, also ists eh nur halb so grausam wie das, was die frau erleiden musste. und ich hoffe, das wirkt abschreckend!
     
  14. sonja456

    sonja456 Gast-Teilnehmer/in

    Also egal, ob man jetzt dafür oder dagegen ist...oder, ob das Urteil vollstreckt wir oder nicht... Ameneh hat auf jeden Fall erreicht, dass man auf sie und all die anderen Opfer solcher Attentate aufmerksam wird.
     
  15. bluegrass

    VIP: :Silber

    Die Decke der Zivilisation ist doch recht dünn, wie man an derartigen Absonderungen erkennt.
     
  16. mo-mo

    VIP: :Silber

    :goodpost:
     
  17. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Zivilisation ist eine Illussion, die nur aufrecht erhalten werden kann, solange die Naturgesetze ausser Kraft gesetzt sind.
    Aus Aliensicht wäre die Gattung Mensch nichts weiter als etwas intelligentere Raubtiere.
     
  18. bluegrass

    VIP: :Silber

    Sozialdarwinist ist in meinem Wörterbuch ein Schimpfwort.
    Fühl Dich beleidigt.
     
  19. no-mercy

    no-mercy Fulgurator


    Ja, ich bin Sozialdawinist, ich stehe dazu und bin davon überzeugt Recht zu haben und wenn du irgendein Nachrichtenmedium aufmerksam liest, wirst du feststellen, dass ich Recht habe.


    PS: Die schlimmste Beleidigung für mich wäre, ein ernstgemeintes Kompliment aus deiner Feder. ;)
     
  20. Ich-bin-Ich

    Ich-bin-Ich Gast-Teilnehmer/in

    ich seh es ähnlich wie f5.

    ich versteh wie es zu dem urteil kommen kann, in einem land wie dem iran mit der rechtsgrundlage auf welcher dieser staat nunmal basiert.

    der unterschied zwischen dort und hier:
    in österreich würde der täter von der gesellschaft verachtet. (von den bsonders open-minded mitbürgern ev. noch psychologisiert). kaum einer würde sich auf offener straße trauen mit dem täter zu sympathisieren. dem opfer würde mitleid, mitgefühl, schutz und unterstützung von privater, offizieller, humanitärer seite zuteil.
    im iran wird das opfer kriminalisiert. es gibt unter einem gutteil der männer sowie mit sicherheit auch einem nicht so geringen frauenanteil einen schulterschluß mit dem täter. öffentlich wird dem täter sympathie zugesprochen und das opfer mit drohung und ächtung, schmähung und häme bedacht.

    in beiden fällen gäbe es in den betroffenen frauen vermutlich einen ähnlichen anteil an rachsucht. in beiden fällen greift der staat als regulierende instanz ein.
    in österreich, gepaart mit der medialen berichterstattung und dem gesellschaftlichen tenor der verurteilung des täters würde das urteil vermutlich ausreichen um für einen großteil der bevölkerung soweit gerecht zu erscheinen, dass auf eine persönliche verfolgung des täters mit dem ziel seinem wohl zu schaden, verzichtet wird.
    im iran gepaart mit der medialen berichterstattung und dem gesellschaftlichen tenor dort ist nach der urteilsverkündung in vielen augen immer noch das opfer der eigentliche schandfleck und die eigentliche schuldige. der täter ist in vielen augen ein verfolgter held und wird als solcher auch von ähnlich denkenden männern und frauen zelebriert. immerhin kann das opfer ja auch den gesellschaftlich akzeptierten weg der selbsttötung nach tat gehen, warum macht sie es so unnötig kompliziert?

    den gefallen in depression und suzid zu verfallen tut die frau dieser gesellschaft nicht, im gegenteil, sie schafft es trotz allem sich selbst soweit treu zu bleiben und selbstbewusst, stark und stolz auf sühnung dieser tat zu beharren. ich denke dass die frau immer noch darum kämpft, dass mitgefühl und die anerkennung ihres leides zu bekommen, welches sie nach all dem was sie fühlt und weiß auch verdienen würde.
    gepaart mit der verantwortung, welche sie für weitere opfer spürt, eine höchst komplexe gefühlsmischung.
    sie ist (zumindest kommt sie in den interviews so rüber) kein brutaler, kalter, emotionsloser mensch und ich denke durchaus auch, dass das vollstrecken der rache für sie kein "sonntagsfrühstück" ist und keine schönen spuren in ihr selbst hinterlassen wird, dennoch kann ich sie verstehen.

    es ist das staats- und gesellschaftssystem das hier versagt ... nicht die frau als mensch.
    von einem opfer einer derartigen tat, welche aus dem vielleicht höchsten gut des menschseins, der selbstständigen lebensführung, gerissen wurde, soviel menschliche größe zu verlangen dem täter zu verzeihen und sich dabei noch ins gesicht spucken zu lassen halte ich für sehr vermessen. schon klar "liebe", "güte" und "verzeihen" sind die weiblichen domänen dieser welt, aber soviel frau kann dieser mensch gar nicht sein, als dass da keine rachegedanken wären.

    die hauptkrux an der sache ... es gibt nicht die leisesten anzeichen im staat und in der gesellschaft des irans, welche erkennenlassen, dass dieser komplexe, ausgeartete vorfall einer dennoch nicht unüblichen rechtspraxis (damit mein ich sowohl das freikaufen von schuld als auch gewaltakte an frauen) auch nur irgendwie einen reflexionsprozess in gang setzt und der staat selbst überlegt, was er zu dieser eskalation beigetragen hat.
     

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