1. Reden wir miteinander ...

    Liebe(r) Gast, tausche dich mit uns über die Themen aus, die dich gerade beschäftigen. Falls du es aushältst zu erfahren, was Außenstehende darüber denken. ;-)

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gunter sachs ist tot

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von lucy777, 8 Mai 2011.

  1. mcw

    mcw Gast

    und somit sind all die demenzkranken, die sich nicht umbringen, feig und die, die sich umbringen, die helden, weil sie ihren familienangehörigen das leid ersparen?
    hm...
    am ende machen wir dann allen, die sich nicht mit 70 umbringen, wenn sie eine schlechte nachricht in bezug auf ihren gesundheitlichen zustand erhalten, den vorwurf, warum sie uns das angetan und so viel gekostet haben (emotional/finanziell).
     
  2. mcw

    mcw Gast

    http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3948&Alias=wzo&cob=542364

    "Hast du Angst vor dem Sterben?", fragt etwa der Sohn, worauf der Vater erwidert: "Obwohl es eine Schande ist, es nicht zu wissen, kann ich es dir nicht sagen."

    Arno Geigers Buch hat schon jetzt Maßstäbe gesetzt in einem Genre, das uns so schnell nicht abhanden kommen wird – Maßstäbe, die nicht nur die sprachlich-poetische Eindringlichkeit seines Textes betreffen, sondern vor allem die Haltung, die Empathie, die Offenheit gepaart mit Liebe, mit der er dem alten König in seinem Exil noch zu Lebzeiten nahe zu kommen sucht. "Ich wollte nicht nach seinem Tod von ihm erzählen, ich wollte über einen Lebenden schreiben, ich fand, dass der Vater, wie jeder Mensch, ein Schicksal verdient, das offenbleibt."
     
  3. lucy777

    lucy777 Gast-Teilnehmer/in

    darauf ist eine antwort sehr schwierig.

    mein vater litt seit seinem 22 lj an paranoider schizophrenie - also das war die diagnose, die ihm etwa 1956 gestellt wurde.
    es folgten behandlungen mit e-schocks und schweren medikamenten - dem damaligen medizinischen gepflogenheiten entsprechend, blieb eine andere definition bzw. therapie aus.
    durch die sehr starken medis und diese wahnsinnigen e-schocks war er relativ bald seelisch und körperlich ein wrack, er verließ die wohnung nicht mehr, war arbeitsunfähig.
    seine größte angst war, dass er in einem akuten schub seiner familie leid zufügen könnte.

    ich war 19, als er - vierzigjährig, seinen letzen, diesmal also erfolgreichen selbstmordversuch unternahm.
    davor hat er ausführlich mit mir gesprochen, mich um verständnis und verzeihung gebeten.
    ja - mein vater war ein mutiger mann - und ich finde es positiv, dass sein leiden ein ende hatte.
     
  4. lucy777

    lucy777 Gast-Teilnehmer/in

    wie du meinst.
    wir müssen ja nicht diskutieren.
     
  5. mcw

    mcw Gast

    sorry, aber ich finde unabhängig von dem was ich vorher schrieb (es ist eine persönliche entscheidung, die somit zu respektieren ist), die einteilung ist wertloses/wertvolles leben und die heroisierung von suizid äußerst fragwürdig, weil sie diejenigen diskreditiert, die mit einem solchen leiden am leben bleiben.

    es ist einfach nur der persönliche wille, aber nix heroisches.
    und es ist beides gleichermaßen zu akzeptieren: weiterzuleben, oder zu sterben.
     
  6. lucy777

    lucy777 Gast-Teilnehmer/in

    ich habe nirgendwo in wertloses oder wertvolles leben unterteilt.
    oder sonst was von dem, was du da als schluss aus meinen posts gezogen hast, behauptet oder gemeint.
    darum geht es mir - meinung und position wird jeder eine andere haben, das wäre kein problem für mich.
    nur diese deine argumentationsschiene ....also das bedeutet dann usw.
    ist extrem ungut.
     
  7. mcw

    mcw Gast

    hier haben viele geschrieben, dass es ein zeichen von mut ist umzubringen und ein edler zug, da man den angehörigen das viele leid erspart.
    das impliziert (für mich), dass diejenigen, die diesen schritt nicht tun, somit weder mutig, noch edel sind, sondern? ja, was?
    ich spreche mich somit gegen die bewertung (gleich ob positiv oder negativ) in bezug auf den suizid aus.
    für mich ist das eine persönliche entscheidung und aus, ein weg und ihn zu nehmen jedem der/die die mittel dazu hat, freigestellt.

    ich habe nur gefragt, ob es das bedeutet. es war eine frage, keine unterstellung.
    und das mit wertlosen/wertvollen leben ist meine persönliche auslegung, für mich (rein subjektiv) geht die befürwortung des schrittes in diese richtung, aber es ist natürlich nur mein empfinden und nicht mehr und somit nicht weiter relevant (außer für mich).
     
  8. alzheimer ist für mich ein alptraum und ganz ehrlich?
    ich würde es auch so machen.
    als junges mädel war ich immer fix und fertig, wenn menschen aus einem pflegeheim augerissen sind und dann nicht mehr wussten, wo sie wohnen und wer sie sind.
    für mich ist das wirklich ein seelischer supergau.
    mein vater ist 82 jahre und hat lt. stiefmutter alzheimer.
    man merkt schon, dass er oft vergesslich ist. aber es ist noch nicht so arg, dass ich angst um ihn haben müsste.
    er bekommt medikamente, die den krankheitsverlauf verzögern.

    das ist meine größte angst, dass ich auch einmal so enden muss. :(:(
     
  9. Alex3

    VIP: :Silber

    Ich würde gerne wertungsfrei die verschiedenen Wege nebeneinander bestehen lassen. Diejenigen die kämpfen, sind in meinen Augen nicht minder einfühlsam und/oder stark, wie jene, die loslassen.

    Und manchmal stellt sich die Frage einer bewussten Entscheidung auch gar nicht...

    Da auch bei ganz anderen Themen, die man viel besser sachlich betrachten können sollte, sehr emotionale Entscheidungen getroffen werden, wie sollte es ausgerechnet bei diesem anders sein?

    (In diesem Zusammenhang fällt mir auch ein alter Ausspruch meines Vaters ein, der mit seinem eigenen und dessen Demenz schwer zu kämpfen hatte. "Erschießt mich, wenn ich 60 bin..." Demnächst wird er 68, ringt mitunter um Worte und Namen und vergisst schon allerhand, ist aber voller Lebensfreude. Was also, außer leben, was das Zeug hält...

    Ich würde es nicht übers Herz bringen, ihn an seine seinerzeitige Aussage zu erinnern, denk mir nur manchmal das gleiche...:D)
     
  10. mcw

    mcw Gast

    Genau darauf möchte ich eigentlich hinaus.
    Es gibt mehrere letzte Wege und die Gnade, die einem dann noch widerfahren kann, ist wohl die, wenn man sich in einem Zustand befindet, wo man tatsächlich noch die Wahl hat, die Entscheidung für sich zu treffen.
     
  11. lucy777

    lucy777 Gast-Teilnehmer/in

    man muss unterscheiden zwischen vergesslichkeit, nachlassen der kognitiven leistungen, altersdemenz und demenz vom typ alzheimer.

    ein leicht dementer mensch kann durchaus lebensqualität haben,
    der altersvergesslichkeit man man gegensteuern - alzheimer nimmt meistens einen schnellen und dramatischen verlauf.
     
  12. ich rede nur von alzheimer.
    denn gerade da ist der verfall oft sehr dramatisch.
    ältere menschen vergessen oft etwas und können trotzdem einen schönen
    lebensabend verbringen.
    meine schwiegermutter verhält sich oft grenzwertig.
    sie erzählt oft das selbe, fragt oft nach obwohl 15 minuten vorher das thema besprochen wurde.
    sie ist 81 jahre und trotzdem kann man sich mit ihr gut unterhalten.
    ich hoffe, bei ihr ist es nur altersdemenz.
     
  13. diesen aspekt mit "wertlos/wertvoll" hat eine person hier in die diskussion eingebracht, und ich hab ihn da schon nicht verstanden und find ihn fehl am platz.

    ich hab zb geschrieben, dass ich diese entscheidung unheimlich mutig finde, aber kein wort davon, warum. und schon gar nicht wegen irgendwelcher angehörigen.

    ich empfinde seinen abschiedsbrief (zumindest die bekannten auszüge) eher so, dass seine entscheidung für sich selbst war, dass er selbst so nicht leben wollte. und das find ich legitim.

    und ich finds weiterhin unheimlich mutig, sich eine pistole in den mund zu stecken oder an die schläfe zu halten und tatsächlich abzudrücken.
     
  14. mcw

    mcw Gast

    wie ich schrieb, würde ich mir nie anmaßen, hier eine art moralisches urteil (egal in welche richtung gehend) zu fällen. ich erachte die entscheidung über das eigene leben für eine, die es "nicht umsonst" gibt (leider verliert man sie manchmal) und die man für sich treffen kann. und natürlich kann ich es verstehen und finde es legitim (im sinne von: würde ich eventuell genauso machen, oder bei einem mir nahestehenden, wenn er/sie mit mir darüber spricht).
    aber mut? nein, finde ich nicht.
    und es gut finden?
    nein.
    es ist eben wie du schreibst: legitim.
    für mich ist man aber auch nicht zwingend ein "held", oder "mutig", wenn man den leidensweg bis zum letzten atemzug geht, sich darauf einlässt. es gibt beides und viel dazwischen (fremdbestimmtheit/anderen zuliebe weitermachen, die einen nicht loslassen können) und wer den geiger gelesen hat, oder z.B. "schmetterling und taucherglocke", der wird sich eben nicht mehr so leicht zutrauen, zu sagen, ab wann es zu schlecht ist, um unter diesen umständen noch leben zu können.
    das wissen und fühlen nur die unmittelbar betroffenen.

    vielleicht verbinde ich aber auch ganz einfach etwas anderes mit begriffen wie mut, das kann natürlich auch sein. :)
     
  15. mit heldentum hat mut in meinen augen nix zu tun. "held" is in meinem kopf nicht eindeutig positiv belegt, zum heldsein gehören für mich dinge, die ich nicht mutig finde. oder toll. etwas egoismus, aber auch selbstaufgabe, ganz viel gutmenschentum... ich weiß nicht. helden sind was, das es nur im comic gibt. kommt mir vor.

    ich finds mutig, sein leben in die hand zu nehmen und aktiv zu gestalten. egal ob es die aktive beendigung desselbigen is oder auch das aktive sich der krankheit stellen. ich kanns nicht anders erklären. und ganz sicher gibt es unterschiedliche auffassungen und persönliche färbungen vermeintlich generalgültiger begriffe! :)
     
  16. AlinaMama25

    AlinaMama25 Gast-Teilnehmer/in

    Im Endeffekt ist Sterben eh jedem seine eigene Sache.

    Die Verantwortung für sein Tun trägt jeder selbst.
     
  17. mcw

    mcw Gast

    habe heute einen interessanten artikel im kurier darüber gelesen
    [ame="http://kurier.at/nachrichten/gesundheit/2100629.php"]Die gro? Angst vor Alzheimer | kurier.at[/ame]
     
  18. Swiss-Austria

    Swiss-Austria es gibt Wunder
    VIP: :Silber

    das stimmt schon, nur das Problem bei Selbstmördern, es gibt Eltern, es gibt Kinder, es gibt einen Ehepartner, Freunde,Geschwister,

    die sich lange fragen werden, warum konnte ich ihm nicht helfen, warum konnte ich es nicht verhindern, also so "alleine" ist man mit dieser Entscheidung nicht.
     
  19. Q

    Q Gast

    Wobei ...

    das ja oft genau das Problem ist, und so auch in diesem Fall: Er wollte wohl einfach nicht in die Situation kommen, auf Hilfe angewiesen zu sein, weil das ja u.a. bedeutet, Macht und Kontrolle an den Helfer abzugeben, also einem Menschen nicht mehr auf Augenhöhe, sondern aus der schwachen Position heraus begegnen zu müssen.

    Insofern macht die Frage "hätte ich nicht helfen können" da wenig Sinn, wenn genau die Möglichkeit, Hilfe zu brauchen, das Problem das Anderen war.
     
  20. Swiss-Austria

    Swiss-Austria es gibt Wunder
    VIP: :Silber

    in diesem Fall könnte es so gewessen sein, aber so allgemein gesprochen, bleiben Angehörige schon mit diesen Fragen bei Selbstmord allein gelassen.
     

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