das würdeloseste

Ich glaube, nachdem einem die Sucht da die eigene Entscheidung abnimmt, steht das nicht einmal an erster Stelle. Entwürdigend - ja. Aber nicht würdelos. Letzteres ist für mich etwas, das man freiwillig macht.

 

jetzt musste ich den threadtitel 3 mal lesen - auf den ersten blick stand da "das würstel-ostsee"

 

Ich tu mir schwer mit der Negation von Würde.... weil es etwas mit Würde absprechen zu tun hat.

Ich bin ja der Ansicht, dass sehr viel im Leben nur mit der eigene Sichtweise zu tun hat. Und, wenn ich mich an Christian Morgensterns "Alles, was man mit Liebe betrachtet, ist schön" halte, tu ich mir schwer, etwas "würdeloses" zu sehen. Gerade in der Selbstbetrachtung ist es in unserer Gesellschaft weit verbreitet, an sich selbst viel strengere Maßstäbe anzulegen als an andere.

Im "Urteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet" geht es ja nicht um eine äussere Instanz, die Urteilt, sondern man selber urteilt dann über sich genauso streng. Wenn ich über was auch immer schimpfe, lebe ich in der Angst, das andere genauso über mich schimpfen könnten, würde ich....

Genauso im "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" liegt in unserer Gesellschaft die Betonung auf den Nächsten, aber ohne der Selbstliebe kann man auch keinen Nächsten lieben.

Und wenn man nun seine eigenen Gedanken, Worte, Handlungen zuerst einmal liebevoll betrachtet.... nicht denkt, wie andere darüber urteilen würden, sondern im Versuch zu verstehen, warum man dort hinkommt, warum man das macht, und sich auch verzeihen kann, bzw. wenn man versteht, braucht man nicht zu verzeihen dann stellt sich die Frage nach der Würde nicht.

Die Würde ist immer da, auch wenn man sich selbst klein, unzulänglich, unbeholfen oder auch würdelos fühlt

 

Ist ein Mensch tatsächlich bar jeder Würde, wenn er sich wünscht, Liebe und Anerkennung zu bekommen und nur nicht erkennen kann, das er sich die letztendlich nur selbst schenken kann?

Dann gibt es wohl nur eine handvoll "würdevoller" Menschen....

 

Ich denke, die Würde selbst selbst kann man keinem Menschen nehmen.
Aber es gibt Situationen und Verhaltensweisen, die ziemlich würdelos sind.

zB: So ein Mann mit frischgebrochenen Knochen, stinkend nach eigenem Unrat, der gerade heulend wie ein Kleinkind seine oppositionellen Freunde verrät und den Regimetruppen sabbernd seine Loyalität schwört, ist sicher nicht unbedingt eine würdevolle Erscheinung.

... Für mein Gefühl kommt das wirklich würdelose dann erst aus dem eigenen Handeln, also dass man Verrat ausübt und sich seinen Feinden anbiedert.

 

also einen menschen, der gefoltert wird und deshalb seine freunde verrät und sich den feinden anbiedert, um sich weitere folter zu ersparen, würde ich niemals als würdelos bezeichnen. auch nicht dieses verhalten. zumindest nicht, bevor ich nicht selber in dieser situation war und nach tagelanger folter mit gebrochenem gequältem körper darum kämpfen muß, daß nicht auch mein geist dabei gebrochen wird.

 

was soll den daran würdelos sein ?

 

F5 ich denke jeder mensch hat seinen angriffspunkt an dem er in die knie geht. Manche koennen ihr selbst von ihrem koerper abstrahieren und koennen so koerperliche miszhandlungen wegstecken gehen aber vielleicht deprivation oder sonstiger psychischer folter schnell in die knie.wiederum andere sind vielleicht ueber soziale bindungen "zu knacken".

 

Ich bin fern von jedem Urteil über solche Menschen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich genauso jämmerlich verhalten würde, wie andere "reuige Oppositionelle" auch.

Aber nach meiner Definition von "würdelos" ist das würdelos. Jemand anderer nimmt dir den aufrechten Gang, macht, dass du unmögliche Dinge sagst etc - Ich würde schon sagen, dass das würdelos ist.
Drum machen das die bösen Regimes ja so gerne.

 

Ich habe nicht gemeint, dass ich Menschen verurteile, die unter Folter brechen.
Ich habe nur gemeint: Genau das ist der Sinn von Folter, dem Opfer die Würde zu nehmen.

Und ich würde keinen Cent auf irgendwen, sicher auch nicht auf mich, setzen, dass der sich unter solchen Umständen würdevoll verhält. Deshalb verbietet man Folterung, weil es den Menschen alles nimmt.

 

ok, alles klar. ja, das stimmt natürlich, deshalb ist das folterverbot in der emrk das einzige menschenrecht, das nicht unter gesetzesvorbehalt steht - weil es absolut unvereinbar mit der menschenwürde ist. allerdings würde ich eher sagen, daß folter den menschen die würde nimmt - aber nicht, daß der sich dann würdelos verhält.

 

Es gibt keinen Menschen, der nicht unter Folter zusammenbricht (wenn der Folterknecht sein Handwerk versteht).
Der einzige Sinn gegen Folter Widerstand zu leisten, ist einen Zeitvorsprung für andere herauszuholen oder doch noch die Möglichkeit für einen Selbstmord wahrnehmen zu können.

 

hab jetzt mal im online-duden nachgesehen und folgendes gefunden, das machts vielleicht leichter, manches find eich zumindestens erstaunlich

würdelos

ohne Würde; mit der Würde unvereinbar, die Würde verletzend
Beispiele
ein würdeloses Benehmen
es wäre würdelos, ihn anzubetteln

Synonyme zu würdelos

beschämend, blamabel, charakterlos, ehrlos, gemein, niederträchtig, ohne Ehrgefühl, peinlich, peinsam, schändlich, verabscheuenswert, verachtenswert, verächtlich; (gehoben) ehrvergessen, schimpflich, schmählich, unehrenhaft, verabscheuungswürdig; (abwertend) armselig, infam, lumpig, schäbig, schuftig; (oft abwertend) kläglich; (gehoben abwertend) nichtswürdig; (emotional) unwürdig

Würde

- Achtung gebietender Wert, der einem Menschen innewohnt, und die ihm deswegen zukommende Bedeutung
- Bewusstsein des eigenen Wertes [und dadurch bestimmte Haltung]
- hohe Achtung gebietende Erhabenheit einer Sache, besonders einer Institution
-mit Titel, bestimmten Ehren, hohem Ansehen verbundenes Amt, verbundener Rang, verbundene Stellung

Synonyme zu Würde:

Grundrecht, Menschenrecht, Menschenwürde, Wert, Würdigkeit
Autorität, Ehre, Ehrgefühl, Fassung, Gefasstheit, Grandezza, Haltung, Selbstachtung, Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit, Selbstvertrauen, Stolz, Vornehmheit, Wertgefühl; (gehoben) Hoheit, Majestät; (bildungssprachlich) Dignität, Gravität; (bildungssprachlich veraltend) Distinktion; (Psychologie) Selbstwertgefühl
Andacht, Erhabenheit, Ernst[haftigkeit], Feierlichkeit, Festlichkeit, Getragenheit, Pathetik; (gehoben) Weihe; (bildungssprachlich, oft abwertend) Pathos; (veraltet) Solennität
Amt, Betitelung, Charge, Dienst[bezeichnung], Prädikat, Rang[bezeichnung], Stelle, Stellung, Titel



Quelle:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Wuerde
http://www.duden.de/rechtschreibung/wuerdelos

 

davon gehe ich auch aus.

 

Nein. Würdelos wäre für mich, den Folterknechten auch noch freiwillig zu helfen über das Geforderte hinaus, z.B. bei der Folterung anderer Gefangener.
Aber auch hier weiß niemand, was in einem Menschen vorgeht, der systematisch gebrochen wurde.

 

... oder 3. Möglichkeit: auf Zeit zu spielen in der Hoffnung, dass die Verhältnisse sich ändern (z.B. durch Systemwechsel) und doch die Befreiung kommt.

 

Auch das wäre für mich nicht würdelos, weil ich weiss, was der richtige Pharmacocktail anrichten kann.
Ich würde das ganze Folter und Zwangthema eher ausklammern, weil das absolut nichts mehr mit freiem Willen zu tun hat.

 

binnen 12h?
Wenn die physische Integrität des Gefangenen nicht notwendigerweise erhalten werden muss, hältst du keine 10h aus!

 

Naja, das eine ergibt das andere.

Und dafür, dass du das mit dem fehlenden Gesetzesvorbehalt gewusst hast.

 

Wenn du davon ausgehst, dass würdeloses Verhalten nur bei "echt" freiem Willen geht...
Dann ist halt auch die Frage, ob der Wille jemals echt frei ist.

zB:
Ich bettle den Ehemann, der mich 3 Wochen vor der Hochzeit sitzen lässt, an, mich doch zu nehmen.
Würdelos? Oder emotional abhängig?

ME beides.
Ich würde sogar sagen, dass gerade der Mangel an wirklich freier Entscheidung sehr würdelos sein kann.
Wenn ich aus ehrlicher Freude daran nackt durch die Kärntner Straße spaziere, ist das sicher nicht würdelos.
Wenn ich das mache, weil mich jemand dazu zwingt, ziemlich sicher schon.


Ich würde Würde und Willensfreiheit als sich sehr stark überschneidende Kreise sehen. Du nicht?