1. Reden wir miteinander ...

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Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von keinetussie, 1 März 2007.

  1. cyn

    cyn Gast-Teilnehmer/in

    ich glaube, das hast du etwas zu wörtlich verstanden. ;)

    ich meine, ich halte es für inakzeptabel, wenn man sich die gesetze, die einem passen oder die einem selbst keine kosten oder mühen bereiten, herauspickt und befolgt und in dem moment, wo es mich etwas kostet oder mir sonstwie irgendwie unbequem ist, schaue ich darauf, inwieweit ich beim erwischtwerden bestraft werde und wenn mir das eh nicht so schlimm vorkommt (verwaltungsstrafe), dann halte ich mich halt nicht dran.

    und wenn ich diese haltung meinen kindern vorlebe, dann halte ich das für keine gute erziehung.

    aber ich bin ein altvatrischer mensch, das geb ich zu. ich würde auch nicht an fremden standleitungen mitnaschen und ich lasse meine kinder auch nicht spielplätzen, die einer genossenschaft gehören spielen... ich bin ein merkwürdiges kerlchen, ich weiß es eh. ;)
     
  2. Q

    Q Gast

    Steht wo?

    Es wäre übrigens genauso armselig, es deswegen nicht zu tun, weil es gerichtlich bestraft wird. Aber wie gesagt - für mich ist das eine ideale akademische Spielwiese, weil ich sowieso kaum Öffis benutze und mir die paar Fahrscheine, die ich brauche, halt kaufe.

    Deinem Argument, dass Schwarzfahren für Kinder kein besonders gutes Vorbild abgibt, kann ich ebenfalls bis zu einem gewissen Grad folgen.
     
  3. Berthold

    Berthold Gast

    Oh, können tu ich schon, ich muss halt mit den Konsequenzen rechnen. (Und natürlich können Gesetze auch verschieden ausgelegt werden - im Streitfall müssen halt die Gerichte entscheiden, ob eine Auslegung dem Sinn entsprach oder nicht.)

    Im übrigen seh ich es wie Q: Man muss beim Übertreten von Gesetzen abwägen, ob es vielleicht moralisch gerechtfertigt ist, oder wem welcher Schaden dabei entsteht. Es ist ein Unterschied, ob ich einmal in der Nacht ein Stopschild nicht beachte und niemanden stört's, weil keiner kommt, oder ob ich wie in deinem Beispiel eine runterhaue. Dass konkreten Menschen ein körperlicher Schaden entsteht ist auf jeden Fall zu vermeiden.
    Zum Schwarzfahren: ich halte Schwarzfahren für in geringerem Maße verwerflich (inklusive Weglaufen), als einen Kontrollor bewusstlos zu schlagen und mich dadurch der Kontrolle zu entziehen.

    Ich würde die Regeln ja gern auf demokratische Weise ändern, aber gerade, weil ich weiß, wie es ginge, weiß ich auch, dass die Chancen dafür äußerst gering sind. Und das liegt nicht daran, dass so wenige meine Meinung teilen (was man ja auch daran merkt, wie spontan sie hier Zustimmung gefunden hat), sondern an den eigentlich undemokratischen Strukturen, die es Privatpersonen so gut wie unmöglich machen, mit einem vertretbaren Ausmaß an Zeit und Geld dorthin zu gelangen, wo diese Dinge entschieden werden.
     
  4. Berthold

    Berthold Gast

    Mit Kindern würd ich es auch nicht tun, ebenso wenig wie bei Rot über die Straße zu gehen. Ohne Kinder fällt das Vorbildargument weg.
     
  5. Berthold

    Berthold Gast

    Du verwechselst Ursache und Wirkung, meine Liebe!
    Ob ein Delikt gerichtlich strafbar ist oder nicht, steht zuerst einmal im Gesetz. Strafgesetzbuch und Strafprozessordnung = gerichtlich strafbar.
    Verwaltungsverfahrensrecht, Verwaltungsstrafgesetz, EGVG = Verwaltungsübertretung.
    (Man könnte sogar darüber streiten, ob Schwarzfahren überhaupt im EGVG stehen sollte, weil es ja ein rein privatrechtlicher Bruch eines Vertrages ist, die Inanspruchnahme einer Leistung ohne das dafür geforderte Entgelt zu bezahlen. Aber das nur nebenbei.)

    Daraus ergibt sich dann erst, was man darf. Ist es eine gerichtlich strafbare Handlung, darf nach dem sogenannten "Jedermannsrecht" (§ 86 StPO) jeder den vermutlichen Täter anhalten, sogar festhalten. Also bei Diebstahl, Raub, Körperverletzung - jeder muss halt selber abwägen, ob er es sich zutraut. Verpflichtung gibt es keine. Aber man darf.
    Bei einer Verwaltungsübertretung gilt das nicht. Man darf mich anzeigen, wenn man mich dabei beobachtet hat und weiß, wer ich bin, sonst muss man mich halt beschreiben und es der Polizei überlassen, mich zu finden. Man darf mir auch nachgehen, wenn man es schafft. Aber angreifen darf mich keiner - außer der Polizei. Genau das ist ja der Grund, warum Schwarzkappler oft - nicht immer - Polizisten dabei haben! Weil sie selber eigentlich Privatpersonen sind und gar nichts dürfen, außer Daten aufnehmen und Erlagscheine ausschreiben! Die Polizei schon.
     
  6. Q

    Q Gast

    Wobei ich mir ab einem gewissen Alter (an der Schwelle zum Erwachsenwerden) nicht mehr so sicher bin, was wichtiger ist: das Vorbild "Regeln einhalten" oder das Vorbild "sich seinen Freiraum in einer überreglementierten Gesellschaft bewahren" bzw. auch "Widerstand gegen unsinnige, diskriminierende oder antidemokratische Regeln leisten".

    Die Schweizer feiern heute auch nicht diejenigen, die den Hut des Habsburger Vogtes Gessler brav gegrüßt haben, weil es "Vorschrift" war, sondern den Tell, obwohl das aus Habsburgischer Sicht sicher sehr verwerflich war. Und wie ist das mit der heutigen Bewertung mangelnden Widerstands (und damit verbundener Mitschuld) im 3. Reich? Niemand sieht es heute positiv, dass Kinder ihre Eltern damals vernadert haben - aber wir haben heute kein Problem mit Volksschullehern, die Kinder zum Druck auf Eltern anhalten in Sachen Radfahren oder Mülltrennen oder gar mit der Polizei gemeinsam an Radarfallen teilnehmen, in die sehr wohl die eigenen Eltern oder Verwandten hineintappen können?

    Ich glaub nicht, dass irgendjemand hier den undifferenzierten Jasager als Erziehungsziel hat, oder? Aber wo soll die dazu nötige Differenzierung erlernt werden, wenn wir als oberstes Erziehungsziel "Regeln einhalten" postulieren?
     
  7. cyn

    cyn Gast-Teilnehmer/in

    hmmmm.... wilhelm tells widerstand und das nichtbezahlen des fahrpreises... jaja.... das drängt sich richtig auf! :D :D :D

    warum werd ich den verdacht nicht los, dass es beim nichtbezahlen des fahrpreises nicht um den ausdruck des persönlichen widerstandes gegen unsinnige und demokratiefeindliche (oder wie war das?) staatszwänge handelt, sondern schlicht und ergreifend um die einsparung von ein paar euro?
     
  8. Q

    Q Gast

    Ich glaube, dass man das extra als Kompromiss so kodifiziert hat. Man will einerseits nicht, dass Verkehrsunternehmen eine Infrastruktur schaffen müssen, die Schwarzfahren technisch erschwert oder verhindert (das geht ja auch s. Metro Paris oder Underground London), andererseits aber nicht, dass Verkehrsunternehmen qua Jedermannsrecht (s. unten) mit weitreichenden Befugnissen ausgestattete Wachkörper einrichten können. Das hätte ja nicht nur positive Effekte, sondern würde das Gewaltmonopol des Staates aushöhlen.

    Es ist übrigens ein maßlos übertriebenes G'schichtl, dass in Wien so viel mit Polizei kontrolliert wird. Das sind einzelne zeitlich sehr beschränkte Aktionen in einzelnen U-Bahn-Stationen, mehr nicht. Es wird m.E. auch sehr darauf geachtet, damit den Berufsverkehr nicht zu beeinträchtigen und schon gar nicht die Teile der arbeitenden Bevölkerung zu verunsichern, die zwar aufs Auto verzichten, dafür aber nichts für die Bim zahlen.

    Außerhalb des U-Bahn-Systems ist es übrigens jedem, der zwei Augen im Kopf und einen nich entwerteten Fahrschein in der Tasche hat, sehr leicht möglich, seinen Fahrschein im Fahrzeug noch in Ruhe zu entwerten, wenn er merkt, dass eine Kontrolle losgeht. Vor allem in den großen und unübersichtlichen Fahrzeugen der Straßenbahn, die viele Entwerter haben.
     
  9. Q

    Q Gast

    Versuch dich bitte vom Anlassfall zu lösen. Wir diskutierten elgpigens Ansicht, man tue das nicht, "weil es verboten ist" bzw. nach ihrer US-infiltrierten Diktion "eine Regel bricht" - das Mörder-Tabu der Amis. Das reicht m.E. als Grund nicht (immer) aus.
     
  10. Berthold

    Berthold Gast

    Gut, dazu müsste man abwägen, ob ein Staat und seine Gesetze prinzipiell legitimiert sind oder grundsätzlich verbrecherisch. Ob Widerstand gerechtfertigt ist oder nicht. nicht einmal ich gehe so weit, das von unserem Staat zu behaupten. In einer verbrecherischen Diktatur ist auch der Tyrannenmord ethisch erlaubt, aber niemand wird so weit gehen, unseren Bundeskanzler mit diesem Argument umbringen zu wollen.
    Man muss mit dem grundsätzlichen Infragestellen des Staates schon sehr vorsichtig sein - mit demselben Argument haben auch die RAF und die Roten Brigaden ihre Anschläge und Entführungen begangen.
    So weit gehe ich in unserer Gesellschaft nicht. Da stehe ich lieber dazu, dass ich mir die paar Euro sparen will. ;)
     
  11. cyn

    cyn Gast-Teilnehmer/in

    aber in diesem fall sehr wohl, denn was ist der hintergrund der norm? der, dass wir ALLE gemeinschaftlich für die fahrten bezahlen sollen. dass der, der es heimlich und unter dem schutz des nicht-bemerktwerdens unehrlich und wie ein schmarotzer handelt. oder glaubst du, dass jemand in den bus einsteigt und zum busfahrer sagt 'guten tag, ich möchte ihre und die staatliche leistung in anspruch nehmen, aber ich möchte nicht wie alle anderen dafür bezahlen'? glaube nicht.

    und so wirst du es bei den meisten normen finden. nur ganz wenige haben keinen nachvollziehbaren sinn, und selbst da ist es gerechtfertigt, sich - zumindest bis auf weiteres und unter hinweis auf die sinnlosigkeit - daran zu halten, denn wir leben eben nicht in einer willkürlichen dikdatur, sondern in einem rechtsstaat, der gerade deswegen funktioniert, weil man sich an die regeln hält, ob man sie nun versteht oder nicht.

    bei dieser betrachtung kommen wir nämlich leider auf keinen grünen zweig, wenn jeder nach seinem persönlichen rechts- und bequemlichkeitsempfinden die sinnhaftigkeit jeder norm hinterfragt und sich nur an die hält, die ihn nichts kosten und die ihm passen.
     
  12. Q

    Q Gast

    Ich stimme dir ja zu. Ich wollte nur Elchis Kottan-like-Argumentation relativieren.

    Fr. Kottan zu Hr. Kottan: "Und warum bringst du mich nicht um?"
    Hr. Kottan zu Fr. Kottan: "Weil's verboten ist"

    Mit dem allein kommen wir nicht weit. Und es gibt Bereiche, in denen die Überreglementierung bereits Widerstand rechtfertigt. Mülltrennung und Schikanieren des Individualverkehrs gehören dazu. Oder bei den bereits diskutierten Maßnahmen zur Erzwingung der "Gesundheitspflicht". Oder bei einem generellen Rauchverbot.
     
  13. elgpigen

    elgpigen Gast

    Kann es sein, dass du thematisch leicht fixiert bist? :p
     
  14. elgpigen

    elgpigen Gast

    Ich bin schon leicht schockiert ob der Kurzsichtigkeit, mit der hier von dir und anderen argumentiert wird. :eek:
    Aber gut, es hat schon was typisch Österreichisches. :rolleyes:

    Auch werden Äpfel mit Birnen verglichen... Wenn man um zwei Uhr nachts in einem ruhigen Gebiet, wo weit und breit kein Auto fährt, bei Rot über die Straße geht, kommt tatsächlich kein Mensch irgendwie zu Schaden. Aber Schwarzfahren schädigt sehr wohl die BetreiberInnen der Öffis und letztendlich evt. uns allen, wenn deshalb die Fahrpreise erhöht werden müssen.

    Und @Q: Genau das "Kottan'sche" hab ich ja hier in meinem ersten Beitrag kritisiert - dass manche nur deshalb nicht schwarzfahren, weil es verboten ist und man erwischt werden könnte!

    Wir brauchen aber trotzdem die Gesetze, weil eben nicht jede/r die gleiche Moral hat. Ich bin mir sicher, dass manche, wenn es keine Gesetze dagegen gäbe, auch Körperverletzungen begehen würde, weil er/sie diesbezüglich kein Unrechtsempfinden hat, so wie manche hier kein Unrechtsempfinden pct. Schwarzfahren haben. Man kann gewisse Dinge nicht der Entscheidungsfreiheit des Individuums überlassen, weil man nicht mit der Vernunft jedes einzelnen Individuums rechnen kann.

    Und unmenschlich wäre es nur, wenn dafür drakonische Strafen verhängt würden, das ist nicht der Fall, man muss eben Strafe zahlen. Das ist nicht unmenschlich, sondern angemessen.
     

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