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Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von Lohi, 2 November 2011.

  1. achso, das gibts in der form auch?

    ich meinte eigentlich "normaler" ahs-besuch, abschluss mit matura und danach lehre. also getrennt voneinander...

    aber so, wie du das beschreibst, is das natürlich eher doof...
     
  2. Birke

    Birke Gast-Teilnehmer/in

    Die Grundidee finde ich ja gut, aber es hapert halt an der Umsetzung. AHS-Besuch und dann eine Lehre, das war ja immer schon möglich, es gibt ja für verschiedene Berufe auch verkürzte Lehrzeit für Maturanten, Buchhändler ist da der Klassiker.
     
  3. Berthold

    Berthold Gast

    Die Möglichkeit gab es ganz sicher. Sogar mir war es schon bekannt, dass man für bestimmte Lehren mit Matura weniger Lehrjahre machen muss - ich glaube, Chemielaborant, Waffenhändler (also legal) und der schon erwähnte Buchhändler waren darunter.

    Aber das ganz große Problem dabei ist: Lehre hat sowieso schon ein Imageproblem. Wem sie mit 15 schon "zu minder" war, der wird mit 18 oder 20 auch noch nicht anders darüber denken - mit 25 vielleicht schon, wenn nämlich die Notwendigkeit, endlich mal eigenes Geld zu verdienen, immer dringender wird.
    Also: es mag Einzelne geben, die nach der Matura Lehre machen. Ich halte es aber für den absolut überwiegend größten Teil, der nach der Matura irgendwas studieren geht, auch wenn immer noch kein konkretes Berufsbild besteht, was in diesem Stadium dann natürlich schon ganz schlecht ist. Natürlich kann man Studium so wie AHS als reine Persönlichkeitsbildung verstehen, aber wann und wie will man dann endlich mit der Berufsausbildung anfangen? Die Zeiten, als die Unis tausende Studierende, die sich halt gesellschaftlich und politisch entwickeln wollten, verkraften konnten, sind vorbei - und eigentlich sollte es an den Gymnasien genauso sein!

    Und so haben wir, weil es immer noch genug Eltern und Schüler gibt, die sich den finanziellen wie zeitlichen Luxus leisten können und wollen, erst einmal Matura zu machen (für irgendwas wird sie schon gut sein) - und dann fast zwangsläufig zu studieren und sich dann erst irgendwann mal zu orientieren - ein massives Problem an den Unis, die aus allen Nähten platzen und Studiengebühren (die das Problem vielleicht lösen könnten) darf es, SPÖ sei Dank, immer noch keine geben. UND wir haben einen gewaltigen Facharbeitermangel, den es sogar mitten in der Wirtschaftskrise gegeben hat, weil zu wenige halbwegs intelligente und gebildete Jugendliche Lehre machen! Nachzuhören z.B. im heutigen Mittagsjournal: [ame="http://oe1.orf.at/konsole?show=ondemand&track_id=287883&load_day=/programm/konsole/tag/20111107"]Ö1 Webradio[/ame] (ca. nach 35 Minuten).
     
  4. ja genau, ich sag ja, das gabs sicher immer schon, aber in "meiner welt" nicht, das war nicht mal eine option. ich hab im sommer nach der matura ein mädl kennengelernt, das auch gerade maturiert hatte und danach gleich arbeiten gehen wollte. nix studieren und so. ich meiner jugendlichen naivität war ich damit total überfordert, hab immer wieder und wieder auf sie eingeredet, dass sie das doch nicht machen kann, und wieso sie nicht studieren geht etc. der bin ich hundertpro mordsmäßig am ziguri gegangen :D

    voll gehirngewaschen. und ja, lehre hat ein total schlechtes image. was ich schrecklich find.
     
  5. :goodpost:
     
  6. Berthold

    Berthold Gast

    Genau so ist es. Ich glaub, meine Eltern hätt der flüssige Schleimschlag getroffen - ist ja auch nur logisch, weil wofür war die Matura dann gut? Und ich hätt mich mit den erwähnten Berufen schon anfreunden können, aber es war nie irgendeine Option.

    Aber ich hab mir damals auch nicht mal ansatzweise vorstellen können, wie man nur aus der Kirche austreten kann, und 2 Jahrzehnte später bin ich es dann selber ...
     
  7. Birke

    Birke Gast-Teilnehmer/in

    Also, als ich an einer AHS maturiert habe (in den etwas frühren 80ern, hihi), da hat überhaupt nur die Hälfte der Klasse ernsthaft studiert, die andere Hälfte hat gleich angefangen zu arbeiten oder nach 1,2 Semestern, die meisten verdienen heute sehr gut (25 Jahre lang im Amt, da kommt schon was zusammen:D) Diese Jobs gibt es heute entweder nicht mehr (staatsnaher Bereich, Versicherung, Post...) oder es ist dafür ein Studienabschluss erforderlich (zB. "Assistentin der Geschäftsführung"). Gleich nach der Matura arbeiten gehen kann man nur mehr mit BHS-Matura. Überhaupt gibt es einen allgemeinen Trend, immer höherqualifizierteres Personal einzustellen, für jeden Sekretariatsjob wird schon Matura (besser noch: FH-Abschluss) verlangt, da wundert es mich überhaupt nicht, dass die Lehre so einen schlechten Ruf hat.
     
  8. Berthold

    Berthold Gast

    Stimmt schon, Birke.
    Aber ich hab wohl nicht viel später als du maturiert, und da war es absoluter Usus, zu studieren - die einzige Frage war, was. Die Intellektuellen, die schon in der Oberstufe die "Presse" auf der Bank aufgebreitet hatten, das waren dann die Publizistik- und Politwissenschaftskandidaten. Die anderen teilten sich auf zwischen Wirtschafts- und GeWi-Fächer, die Technik überließ man zum Großteil den Kollegen aus der HTL.
    Aber der eine, der dann direkt zur Post ging, der wurde schon über die Achsel angesehen. Und als ich die Absicht äußerte, bei der Bahn Fahrdienstleiter zu werden (damals wurden massiv Maturante dafür gesucht), da wurde das innerfamiliär mit "Wer nix ist und gar nix kann, der geht zur Post oder zur Bahn!" ein- für allemal abgeschmettert. Wenn der erstgeborene und einzige Sohn des Herrn Schuldirektors nicht studiert hätte, das wäre eine persönliche Niederlage gewesen. Dass es eine kapitale und um ein Haar katastrophale Fehlentscheidung war - und auf jeden Fall ein Luxus, für den meine Eltern damals bezahlt haben und ich in meiner Pension bezahlen werde - ist damals keinem eingefallen, bei den riesigen Scheuklappen, die jeden Blick rechts oder links von Matura=Akademiker verhinderten.

    Und deswegen wäre ich für eine Bildungs- und Berufsberatung, flächendeckend und kompetent, die ihren Namen auch verdient! Am liebsten in einer Gesamtschule bis 14, und rechtzeitig davor, dass dann die möglichst richtigen Weichen gestellt werden können.
     
  9. Birke

    Birke Gast-Teilnehmer/in

    Kann auch damit zusammenhängen, dass ich an einem Realgym. maturiert habe, die meisten meiner ehemaligen Schulkollegen haben Medizin, Biologie oder Physik (Lehramt) studiert, ein neusprachliches Gymnasium hatte wohl auch ein anderes "Klientel" (wir waren sehr gemischt, viele meiner Klassenkollegen waren die ersten in der Familie, die überhaupt maturiert haben).
    Andererseits wird ja auch ständig gejammert, dass wir in Österreich zuwenig Akademiker haben.
     
  10. Berthold

    Berthold Gast

    Nicht zuwenig - die falschen, Birke. Die falschen!

    Außerdem, wenn wir alle Krankenschwestern und -pfleger, Kindergärtner/innen und Pflichtschullehrer/innen zu Akademikern erklären (wie es andere Länder auch tun, ohne dass die Ausbildung bei uns schlechter wäre), dann ist auch unsere Quote höher. Ob es was bringt, glaube ich nicht.
     
  11. Birke

    Birke Gast-Teilnehmer/in

    Ganz genau, das einzige Resultat wäre dann, dass man dann ohne Titel (und wenn´s ein Bacc. der Krankenpflege ist) schon automatisch zur Unterschicht gehört.
     
  12. Berthold

    Berthold Gast

    Darauf läuft's hinaus - und wenn du mich fragst, ist auch genau das der Grund, warum man diese Ausbildungen alle akademisch machen will!
    Das und die erhoffte bessere Bezahlung - die ich übrigens diesen Berufsgruppen mehr als vergönnt wäre. Ich befürchte nur stark, dass genau die dann erst recht nicht kommt, weil "hoit ka Göd do is", und außerdem müssten sie ja mit der Aufwertung eh schon froh sein! :rolleyes:
     
  13. So wie du das beschreibst ist es ja heute auch immer noch und so wie ich das jetzt sehe, ist nicht nur das Schulsystem zu ändern sondern es müßte auch ein Umdenkprozess bei den Menschen stattfinden in die Richtung, dass Handwerksberufe nicht als minderwertig angesehen werden.
    Diesen von-oben-herab-Blick weil nicht studiert fördert auch jene Probleme mit die sich in vielen Jahren aufgetan haben.

    Das Problem daran: nur die Gesamtschule alleine ist nicht die Lösung der Probleme. Da müssen schon viele andere Änderungen auch her.
     
  14. na dann ghör ich wenigstens endlich offiziell zur unterschicht :D
     
  15. Berthold

    Berthold Gast

    Sei getröstet, ich auch.
    Aber ich hab uns im Proleten-Fredl eh schon offiziell als bekennende Proletenfamilie geoutet, also wurscht.
     
  16. stimmt, ich auch.

    reißt mich eventuell mein akademiker-mann wieder raus? oder is das gar noch proletoider?
     
  17. MagratGarlick

    VIP: :Silber

    Hier gab es vor nicht all zu langer Zeit einen Bericht über verzweifelte Optiker, die keine Lehrlinge finden: die, die von der HS kommen und Optiker werden wollen, können kaum richtig rechnen, und die die fit in Mathe, Physik und Co sind, gehen in die HTL.
    Passt irgendwie dazu.

    Für mich beginnt das Problem schon in der VS: schon da wird versucht, möglichst viel Stoff hineinzupacken, aber wirklich Zeit zum Üben von Lesen, Schreiben, Rechnen bleibt nicht mehr. Was gut zu dem anderen Faden über Schulfeste passt. Ich mag diesbezüglich eine Spaßbremse sein, aber braucht es wirklich ständig Feste, Exkursionen, Ausflüge, Theaterbesuche, Tanzkurse, Schiwoche, etc.?
    Wie sollen die Kinder eine HS oder ein Gym schaffen, wenn das 1x1 nicht sitzt? Das wurde zwar spielerisch erarbeitet, und das Kind kann das super herleiten, nur leider braucht es ein wenig länger dazu? Und das gleiche mit Lesen: je nach Lehrer gibt es überhaupt nur selten Lesehausübungen? Wie sollen die Kinder das lernen, wenn sie es nicht üben?

    Und dann die Sache mit den verhaltensauffälligen Kindern: warum gibt es keine Möglichkeit, die aufzufangen? Die werden zum Teil über Jahre mitgeschleift und jeder ist frustriert ...
    Und wirkliche Lösung gibt es auch keine.

    Und warum hat nicht jede Schule einen Sozialarbeiter und/oder einen Schulpsychologen? In der Schule meiner Tochter ist die Schulpsychologen alle 2 Wochen 1 Stunde da und man braucht mindestens einen Monat, bis man als Schüler einen Termin bei ihr bekommt.

    So etwas wäre wichtig.
     
  18. Berthold

    Berthold Gast

    Kommt drauf an ... fährt er Taxi oder so was?
     
  19. MagratGarlick

    VIP: :Silber

    diese Bildungs- und Berufsberatung gibt es aber im Gym und nicht nur in der HS:
    es gibt ja diese Berufsmesse, die wird von der Schule aus besucht, es gibt einen "Girlsday", da können die Kinder in Firmen gehen und dort "schnuppern". (ob es für die Buben auch so einen Tag gibt, weiss ich nicht, da ich nur ein Mädel in dem Alter habe). Es wurde über das AMS ein Kompetenz-Test gemacht, wo versucht wurde, herauszufinden, wo die Stärken der Kinder liegen.
    Sie gehen auch mal auf die Uni, und können dort mal Uni-Luft-Schnuppern.

    Es wird etwas getan und dazu braucht es keine unterfinanzierte Gesamtschule mit sinkendem Niveau. ;)
     
  20. Birke

    Birke Gast-Teilnehmer/in

    Ich glaube, dass es auch daran liegt, dass sich die Arbeitswelt geändert hat, vor 40,50 Jahren hat man noch viele Hilfsarbeiter benötigt, in den Fabriken, im Straßenbau, auf der Baustelle. Dies Jobs sind durch GLobalisierung und Technisierung fast völlig weggefallen, diejenigen, die früher nach der Schulpflicht einfach arbeiten gegangen sind (und das waren nicht wenige!), drängen heute in die Lehrberufe, diejenigen, die früher eine Lehre absolviert hätten, gehen in die BHS etc. Das hat gar nichts mit der verwendeten Lehrmethode zu tun, auch in meiner Volksschulzeit vor fast 40 Jahren gab es einige, wahrscheinlich mehr als heutzutage, die sicher nicht ordentlich lesen oder rechen konnten (die kamen dann eben in den B-Zug und nachher wurden sie Hilfarbeiter) sondern mit dem veränderten Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft.
     

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