Beschneidung aus religiösen Gründen

Puschel, örtliche Betäubung ist nicht gleich Narkose, ich glaube, da bringst Du was durcheinander.
Wurscht:
Eine Rabbinermeinung ist nicht die Meinung aller Rabbiner, aber es stimmt schon, dass etliche gegen eine örtliche Betäubung sind. Und was weiß ich, wie Deine Freundin informiert ist. Die Tatsache, dass sie eine jüdische Mutter hat, macht sie doch nicht zu einer ausgebildeten Mohelet. Ich find das sehr lustig, wie hier alle von "Tatsachen" sprechen und sich auf dünnster Informationsbasis bewegen.

Abgesehen davon: Weder örtliche Betäubung noch Vollnarkose sind bei einer rituellen Beschneidung verboten, somit liegt es in der Verantwortung der Eltern (in Absprache mit dem Mohel/der Mohelet), eine Entscheidung für ihren Sohn zu treffen. Es ist eine Beschneidung der Vorhaut, keine Verstümmelung und damit (meiner bescheidenen Meinung nach) genau die Sache der Eltern und niemand anderes. Immerhin können christliche Eltern ihr Kind auch ungefragt taufen. Mag sein, dass ich jetzt Äpfel mit Birnen vergleiche, aber mir geht die Diskussion sehr, sehr auf die Nerven. Sowohl die unfassbare Unwissenheit gepaart mit geglaubtem Spezialist_innentum als auch die Diskussionskultur an sich, die fehlende Fähigkeit, sich auf einen anderen Diskurs einzulassen, die fehlende Selbstreflexion aber der hingegen immer ausgestreckte Zeigefinger auf "die anderen". Letzteres bezieht sich nicht nur auf diese Diskussion, sondern auf alle Threads der Mamis und Sonjas und wie sie auch immer heißen, die über andere Menschen herziehen.

Und um das Ganze jetzt noch abzurunden: So eine Diskussionskultur, so ein Verständnis von Gesellschaft, so eine unglaubliche Spießerei geht mir manchmal am Arsch vorbei, manchmal nervt es aber auch ziemlich sehr. Nämlich genau jetzt, und, Puschel, das hat jetzt gar nichts mit Deinem speziellen Posting oder mit Deiner Person zu tun, sondern bezieht sich auf alle.

 

Genauso ist es mir auch gegangen. Diese Ungerechtigkeit einem kleinen Menschen gegenüber. Er kann sich nicht wehren und muss solche Schmerzen erleiden. Unfassbar.

 

Es ist keine BEschneidung, sondern eine ABschneidung, also sehr wohl eine Verstümmelung. Und damit werden viele empfindliche Tastnerven und Immundrüsen abgerschnitten. Weiters wird bei einem Neugeborenen die Vorhaut von der Eichel abgerissen; diese ist nämlich noch mit ihr verwachsen. Als Folge stumpft die Eichel ab, wird weniger empfindlich, der Orgasmus wird schwer bis unmöglich. Niemand hat das Recht, so etwas einem anderen Menschen anzutun. Es ist ein schweres Verbrechen, und umso mehr, wenn absolut instinktlose Eltern ihrem völlig wehrlosen, ihnen ausgelieferten Neugeborenen so etwas antun. In einem zivilisierten Staat wäre so etwas undenkbar. Jeder, der auch nur daran denkt, Geschlechtsorgane von Kindern zu verstümmeln, damit sie beim Sex weniger spüren, würde sofort ein die Geschlossene kommen.
Wenn die Eltern Verstümmeln toll finden, dann sollen sie das bitte an sich selbst machen, aber nicht an ihren Kindern.

 

Wie gesagt, das kommt drauf an. Ein Rabbiner ist nicht das Judentum.
"Das Kindeswohl einer Religion zu opfern" halte ich in dieser Ausdrucksweise für tendenziös und falsch, wenn Du es rein auf die Beschneidung beziehst. Wir können aber gerne allgemein diskutieren, wie Religion (wurscht welche) und Kindeswohl überhaupt zusammengehen (können).

 

Nu weißt Du, ich denke nicht, dass eine Diskussion so Sinn macht.

 

Natürlich nicht, wenn die Täter nicht willens u/o in der Lage sind zu begreifen, was sie ihrem wehrlosen Opfer antun.

Ich habe gelesen, sie bekommen "einen Tropfen Wein". Vermutlich sind sie stockbesoffen und spüren nichts mehr. Auf Videos, wo Babys in Krankenhäusern verstümmelt werden, müssen sie oft so viel schreien, dass sie vor lauter Schreien keine Luft mehr bekommen und bewusstlos werden. Aber Babys "schreien halt". Das zeigt einfach nur die Instinktlosigkeit der Täter. Wenn sie ein Katzenbaby miauen hören, wollen sie es sofort adoptieren, aber wenn das eigene Kind die schlimmsten Schmerzen seines Lebens erlebt, lächeln sie noch gerührt dazu.

Das ist eine berechtigte Frage. Allerdings würde ich sie auch auf Verstümmelungen MIT Betäubung ausweiten, denn die negativen Folgen bleiben dann ja für den Rest des Lebens. Vermutlich wird man ins Gefängnis gesteckt, wenn man aufs Jugendamt geht und sagt, man befürchtet, es könne einem neugeborenen Buben etwas Schlimmes zugefügt werden.

 

Puschel, jetzt bleib einmal am Boden. In meinem Link steht, dass eine VOLLNARKOSE aus gesundheitlichen Gründen nicht empfohlen wird. Das für und wider einer ÖRTLICHEN BETÄUBUNG gibt es auch innerhalb des Judentums, ich kenne niemanden, der seine/ihre Söhne ohne örtliche Betäubung beschnitten lassen haben, und ich kenne auch welche, die sich dennoch für eine Vollnarkose entschieden haben (trotz des Risikos).
Beschnitten wird heute in den allerallermeisten Fällen NICHT in der Synagoge, sondern im Krankenhaus.

Die Frage, ob beschnitten werden soll oder nicht, ist in erster Linie eine religiöse Frage. Ich persönlich bin areligiös und würde kein Kind irgendeiner Religion in den Rachen werfen, bevor es dies selbst entscheiden kann. Da bin ich ganz mit Dir d'accord. Über das Alter kann man sich sicher streiten, aber dass Babys nicht selbst entscheiden können, ist klar.

Was ich (oder wir) persönlich über religiöse Vereinnahmungen denke(n), ist hier aber wurscht. Sondern es geht darum, dass jüdische Söhne beschnitten werden, dass es einen breiten (vor allem von Nichtjuden getragenen und auf Halb- und tlw. auch Fehlinformationen beruhenden Vorurteilen) Widerstand gegen die Beschneidung gibt - wohl gemerkt von jenen, die ohnehin nicht in die Verlegenheit kommen, über eine rituelle Beschneidung ihrer Söhne nachzudenken.

Spannend ist m.E. aber, dass es innerhalb des Judentum bereits im 19. Jahrhundert eine heftige Debatte um die Beibehaltung der Beschneidung gab, die Frage des für oder wider jedoch nicht weitergeführt, sondern durch den Nationalsozialismus und die Schoa beendet wurde.

 

Scheiß Nazis, aber echt!

Wäre es dann nicht an der Zeit, dieses Thema wieder aufzubringen? Schließlich sind die Nazis schon ein Zeitl weg vom Fenster.

Meine persönliche Meinung: Mir ist vollkommen unverständlich, wie man an einem gesunden Baby etwas wegschneiden kann. Die Natur wird sich doch bei der Vorhaut schon etwas gedacht haben, wie bei allem anderen auch.

 

Das ist durchwegs falsch. Betäubung, auch örtliche, ist die absolute Ausnahme. Die Babys erleben den schlimmsten Schmerz ihres Lebens, der die Gehirnstrukturen nachhaltig verändert. Auch der Schock kann nicht verarbeitet werden.

Die Fehlinformationen werden vor allem von Verstümmelungsfanatikern verbreitet. Es tut angeblich nicht weh, es verhindert Krankheiten, es beeinträchtigt nicht das sexuelle Empfinden,... Das sind alles vorsätzliche Lügen, die an Unverschämtheit nicht zu überbieten sind.

Kannst du das irgendwie beweisen? Ich hab viel über die Zeit gelesen, aber dass die Nazis etwas gegen Genitalverstümmelungen unternommen haben, wäre mir neu. Das wär ja mal was Positives.

 

Denk mal scharf nach, dann kommst du vielleicht darauf.

 

Geh bitte, keine Neckereien! Irgendeinen Text verlinken, wo nachvollziehbar drinsteht, dass die Nazis das Recht auf körperliche Unversehrtheit eingeführt haben, dann bin ich schon zufrieden. Ich weiß aber bis jetzt noch nix davon.

 

Ich glaub das wird nix.

 

Mein lieber, offensichtlich ist die heftige Beschneidungsdebatte, die ca vor 2 Jahren Deutschland erschüttert hat, spurlos an Dir vorbeigegangen ...

Bezüglich der Natur und das "Denken der Natur" meint der Talmud Folgendes: Genauso wie das Weizenkorn erst gemahlen werden muss, um zu Mehl, das man zu Brot verbacken kann, zu werden, genauso wie das Senfkorn erst zu Senf gemacht wird, also vieles von "Gottes Schöpfung" (oder denk Dir halt "Natur", falls Du nicht an Gott glaubst, aber die Argumente sind ziemlich dieselben) "verbessert" werden muss, so wird auch der Mann durch die Beschneidung "verbessert". Ableiten kann man davon, dass es generell die Aufgabe des Menschen ist, die Welt zu verbessern, eine Aufgabe, die nicht so wirklich wahrgenommen wird, so scheint es manchmal.

 

Definitiv nein, besonders in genitaler Hinsicht. Das sexuelle Empfinden wird zu ca. 50% zerstört, wodurch auch die Frau leidet, weil die Technik eines Verstümmelten einfach nicht die richtige ist, der Mann bekommt leichter (!), nicht schwerer Infektionen und Peniskrebs, weil der Schutz der Vorhaut fehlt und Narbengewebe generell anfälliger ist, das psychische Trauma ist in seinen Auswirkungen ansatzweise von Sigmund Freud untersucht worden, aber da gibt es noch viel herauszufinden.
Und vielleicht ist dir aufgefallen, dass ein gemahlenes Korn, Weizen oder Senf, nicht mehr keimfähig ist, sondern als Korn zerstört. Und genauso ist es auch beim Mann - der ist als Mann zerstört, als menschliche Seele zerstört, weil sein Schmerzzentrum sein Leben lang überstimuliert ist, nur mehr brauchbar, um von irgendwem aufgegessen zu werden, befreit von jedem Beschützerinstinkt gegenüber seinen Kindern. Aber sowas ist dir wahrscheinlich eh zu "tierisch".

 

Aus meiner Sicht ein grausiges Schöngerede ... aber ich kenne mich damit viel zuwenig aus, zugegeben.

 

Warum? Das ist mir jetzt nicht ganz klar.