1. Reden wir miteinander ...

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Abschied vom Sozialstaat

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von no-mercy, 24 Februar 2012.

  1. obsi! der pflegeplatz wird nicht von der krankenversicherung bezahlt.
     
  2. DorotheaM

    DorotheaM Gast-Teilnehmer/in


    :daumenhoch:
    Zumindest das Interview ist Pflichtlektüre. Werde mir das Buch ausborgen, wenn es in die Bücherei kommt.
    Ich wundere mich ja immer wieder, wer aller ein "hartes Durchgreifen", Kürzungen bei Sozialleistungen, etc fordert. Das sind doch zumeist Leute, denen es am meisten weh tun würde.
    @Obsidian: ich will Deinen Standpunkt verstehen, kann dem aber wirklich nicht folgen. Werde zeitbeding etwas später drauf eingehen.
     
  3. famousfive

    famousfive Gast-Teilnehmer/in

    Es ist immer die von Abstiegsängsten geplagte Mittelschicht, die der Unterschicht alles neidet und sich so viel besser als sie fühlt.
    :look:
     
  4. hanna59

    VIP: :Silber

    :goodpost:

    weils genau so ist!
     
  5. bluegrass

    VIP: :Silber

    Gibt's schon.
     
  6. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    So, jetzt habe ich mal eine Tastatur, da sind längere postings deutlich bequemer zu schreiben. :)

    OK, von Beginn an, die Kernidee:
    Ich möchte, dass die Pensionsversicherungsbeiträge auf ein Art persönliches Sperrkonto kommen (=persönliches Pensionskonto). Dort wird für die Pensionszeiten angespart. Wenn der Arbeitnehmer beschliesst, er hat genug vom Arbeiten, kann er das Geld in eine lebenslange Rente umwandeln (so wie es auch jetzt von jeder Versicherung angeboten wird). Das Besondere jedoch, es steht jedem Menschen auch zu, wenn er in der Rentenzeit ist, auch wieder in die Ansparzeit zurückzukehren. Das nichtaufgebrauchte Geld landet wieder am Sperrkonto und es kommen wieder Gelder dazu.
    Einschränkung: In die Rentenzeit darf nur gehen, wer bereits eine gewisse Summe erreicht hat, die eine Rente in mindestens der Höhe der Mindestsicherung garantiert. Wer darunter ist, darf vor Erreichen des Pensionsalters nicht in Rentenform umwandeln.

    Ich hoffe, jetzt ist klarer, worauf ich hinaus will.
    GGf. kann man das System dann auch auf Arbeitslosenversicherung erweitern.

    PS: Ich muss zugeben, dass das nicht meine Erfindung ist, sondern das Rentensystem eines nordeuropäischen Staates (habe leider vergessen welches :eek:)
     
  7. famousfive

    famousfive Gast-Teilnehmer/in

    Nachdem ich einen Haufen wirklich arme und wirklich arbeitsunfähige Rentner kenne, finde ich den Grundgedanken mit dem Leistungsprinzip total arg. Krebskranke, knochengeschädigte, im Rollstuhl sitzende oder Schmerz leidende Menschen sollen doch bitte zumindest eine Rente haben, völlig egal, wie lange sie im Leben gearbeitet haben. Man kann es sich nicht aussuchen, ab wann man arbeitsunfähig vor lauter Krankheit wird.
     
  8. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Wo habe ich das ausgeschlossen? Genau dafür ist die oben angesprochene Mindestsicherung, die auch dann zur Anwendung kommt, wenn kein Arbeitslosengeld zusteht.
    Quintessenz des Systems ist, dass nie jemand weniger als die Mindestsicherung bekommt und jeder selbst entscheiden kann, wann er genug hat.
    Das hätte zur Folge, dass ab ca. 45 jeder jederzeit theoretisch in Rente gehen könnte, zu jedem Zeitpunkt genau weiss, wie hoch seine Rente wäre und das Pensionsantrittsalter KEINE Auswirkungen auf die Staatsfinanzen hätte.
     
  9. Privatrice

    Privatrice Gast-Teilnehmer/in

    Aber wie soll sich der Übergang von einem System ins andere gestalten?
    Unsere Generation hat nichts angespart, unsere Beiträge gingen nach dem Umlagesystem sofort für die Ansprüche der jetzigen Pensionisten drauf, das holen wir nie wieder auf. Abgesehen davon, dass die Ansprüche eben jener Pensionisten nicht verschwinden, die müssen weiterhin bedient werden.

    Derzeit ist eigentlich schon eine ähnliche Lösung (Pensionskonto) vorgesehen, mittels einer Parallelrechnung soll der Übergang abgefedert werden. Das funktioniert aber nur, wenn genügend Zeit vergeht. Ausserdem sind unser größtes Problem die laufenden Pensionen. Gerade durch die Hacklerregelung sind massenweise relativ hohe Ansprüche in relativ kurzer Zeit enstanden.
     
  10. famousfive

    famousfive Gast-Teilnehmer/in

    Ok.

    Da bleibt eben nur die Frage: Wie finanzierst du den Übergang vom Umlageverfahren zum Kapitaldeckungsverfahren - indem du die Generation dazwischen (das wären dann wir) einfach beides zahlen lässt?
     
  11. famousfive

    famousfive Gast-Teilnehmer/in

    Ja, da gibt es zahlreiche Beispiele, die absolut gesetzlich legal sind und moralisch einfach ein Witz. Ohne dem Einzelnen einen Vorwurf zu machen; wenn das Gesetz den Leuten solche Sachen anbietet, wären sie ja Idioten, es nicht anzunehmen.
     
  12. Privatrice

    Privatrice Gast-Teilnehmer/in

    Ja, die Regelung hätte man besser stecken gelassen. Vor allem ist sie an den wirklichen Hacklern meist vorbei gegangen, das stört mich am meisten.
     
  13. dasliserl

    dasliserl Gast-Teilnehmer/in

    SO stellst du dir den berufsschutz vor? wenn man einen stehenden beruf nicht mehr ausüben kann, kriegt man automatisch die berufsunfähigkeits- bzw. invaliditätspension?
    das kostet mich - seit dezember 2011 leider bezieherin einer (hoffentlich befristeten!!) berufsunfähigkeitspension - nur einen müden lacher.

    bitte lies dir diese infos mal durch. und dann überlege, ob du das immer noch unfair findest. wenn ja, unter der prämisse, es würde dich betreffen. und wenn dann immer noch ja... tja...

    https://www.sozialversicherung.at/p...nt/cmsWindow?action=2&p_menuid=5320&p_tabid=4
     
  14. Ich kann diesem System schon einiges abgewinnen. Ich kann mir auch vorstellen, dass eine Übergangslösung geschaffen wird. Aber - was ist mit Menschen, die vielleicht zuerst studieren und sich anschließend um die Kindererziehung kümmern? Oder aus welchen Gründen auch immer nicht die Summe für die Mindestsicherung zusammen bekommen? Und was passiert mit Menschen, denen nach einiger Zeit der Konsumation der Betrag am eigenen Konto ausgeht und sagen wir mit 90 am Ende der berechneten Pensionszeit sind, aber halt noch leben, jedoch nicht mehr erwerbsfähig sind?

    Bevor der Sozialstaat die Versorgung übernommen hat, war das in kleinen sozialen Gemeinschaften geregelt. Erweiterte Familien, Dorfgemeinschaften etc. Die Leute hatten ein Gesicht.

    Heute geht es um eine Planung für eine anonyme Masse. Und da sehe ich einen anderen Kritikpunkt. Ich kenne keinen Menschen, der die anonyme Totalfürsorge als befriedigend erlebt. Mit sehr dramatischen Leidensgeschichten im Hintergrund als zu akzeptierendes Schicksal. Aber die meisten Menschen die ich kenne leiden darunter sinnlos, nutzlos geworden zu sein. Das ist allerdings nur durch einen sehr groben Raster betrachtet so....
     
  15. Privatrice

    Privatrice Gast-Teilnehmer/in

    Du sprichst einen ganz wichtigen Punkt an.

    Denn sollte sich der Sozialstaat verabschieden, dann fehlen diese Strukturen.

    Man darf sich die Versorgung von jemand, der sich selbst nicht mehr helfen kann z.B. in einer Großfamilie auch nicht allzu nett vorstellen, da menschelt es gewaltig (und mir persönlich wäre da fast die anonyme Versorgung lieber), aber ohne soziale Absicherung wären diese Leute ärmer dran als vor 100 Jahren.
     
  16. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Möglichkeit 1: Harter Cut.
    Selbst bestehende Pensionen werden einfach versicherungsmathematisch hochgerechnet, welche Summe in eine Pensionsversicherung mit Einmalzahlung eingezahlt werden muss um bis zum Lebensende diese Rente zu bezahlen. Bei der jetzt arbeitenden Bevölkerung wird einfach ausgerechnet, welche Summen da bisher angelaufen sein müßten und werden ebenfalls gutgeschrieben. Und diese Gelder werden einmal als zusätzliche Schulden gemacht. Z.B. Staatsanleihe über 40 Jahre.
    Dafür wäre das Pensionssystem sofort draussen aus dem Budget, die riesige Verwaltung obsolet, die Hundertschaften an Überprüf-, Nachrechen- und Kontrollierstellen unnötig.

    Möglichkeit 2: Weicher Cut
    Ähnlich wie 1 nur eben nicht für bestehende Pensionen und mit Übergangsfristen von 20-40 Jahren.

    Die Lösung Pensionskonto hat den großen Nachteil, dass sie noch immer nach dem Transferprinzip Loch auf, Loch zu funktioniert und auf Grund der nicht vorhersehbaren Pensionsantrittsalter ein Hazardspiel ist.



    Eine Art gesetzliches Pensionsalter gibt es weiterhin, ab dem dann das Kapital umgewandelt und auf mindestens Mindestsicherungsniveau aufgestockt wird.
    Ich habe ja nie behauptet, dass es keinerlei Sozialleistungen geben würde. Nur deutlich weniger und vor allem um vieles leichter zu verwalten.
    Das Gleiche wie bei Menschen, die heute bei privaten Versicherungen lebenslange Renten abschliessen. Sie kriegen selbstverständlich bis zu ihrem Tod die Rente. Dafür sterben ja auch manche vor der statistischen Lebenserwartung. Da es offensichtlicherweise unzäählige Versicherungen schaffen mit diesem System positiv bis schwarzer Null auszusteigen, sollte das der Staat auch schaffen können.
     
  17. Nicht nur fast lieber, die professionelle Betreuung ist vielleicht nicht immer so liebevoll, wie es in der familären Betreuung MÖGLICH ist, aber sie bietet einen gewissen Mindeststandard der meist in der Familie so NICHT MÖGLICH ist. (Z.b. 2-3 h umlagern auch Nachts über Jahre hinweg...) (V.a. wenn man bedenkt, welche Konflikte oft ein Leben lang vorher abgelaufen sind und das bei alten kranken Menschen weder das Kindchenschema helfen noch absehbar ist, wie lange diese Belastung für die Betreuenden andauern wird) (mMn die optimale Betreuung ist die vermischung der beiden Formen - instituitionalisierte Pflege und tagsüber intensive Zuwendung der Familie)

    Jedoch war früher auch die medizinische Versorgung nicht so gut d.h die Pflege von alten/kranken Menschen war weniger langwierig wie heute (Wobei sich da durch den palliativen Gedanken allmählich ein Sinneswandel bemerkbar macht und Menschen auch wieder sterben dürfen)

    Allerdings wollte ich - ausser den Mangel an Ersatzstrukturen - darauf raus, dass ein armer Mensch mit Gesicht und Geschichte eher von der Gemeinschaft erhalten wird als ein anonymes "die Anderen"

    Wobei ich mir jetzt, da ich das schreibe, gar nicht so sicher bin...
     
  18. mcw

    mcw Gast

    Das mag in der Theorie ganz vernünftig klingen, jedoch ist die Mindestsicherung wie sie derzeit existiert für Schwerkranke keine Option für eine dauerhafte Versorgung, da man z.B. keine Wohnbeihilfe mehr bekommt (ist bereits Teil der Pauschale) und wenn man in etwa weiß, wieviel Schwerkranke für Medikamente, Verbände etc. ausgeben, dann kann man sich einfach ausrechnen, dass dieser Betrag viel zu wenig ist, um einen Monat lang zu überleben und zwar selbst auf niedrigstem Niveau.
     
  19. Privatrice

    Privatrice Gast-Teilnehmer/in

    Egal, wie man es dreht und wendet: bei der Umstellung von Umlageverfahren auf Kapitaldeckung muss Geld in die Hand genommen werden, und das nicht zu knapp. Genau das ist Gift in der jetzigen Situation. Ein Hazardspiel bliebe es sowieso.

    Bestehende Pensionen bis zum Lebensende hochzurechnen mit einem unbekannten Faktor X (dem Todestag) steht juristisch auf sehr wackeligen Beinen. Oder soll im Nachhinein verrechnet und vorerst von der statistischen Lebenserwartung ausgegangen werden? Und dann mit den Hinterbliebenen-wenn vorhanden-abgerechnet werden, also eine Nachforderung, wenn der liebe Opa nur 71,8 Jahre alt wurde bzw. eine Nachzahlung, wenn er zu den Langlebigen gehörte?

    Das soll dann Hundertschaften von Überprüfungs-bzw. Bearbeitungsstellen ersparen, geschweige denn von der Betreuung der Versicherten, der Rehabilitation, dem Pflegegeld etc. pp.?

    Und an dieser Stelle gestatte ich mir die Bemerkung, dass die Hundertschaften von überflüssigen Bearbeitern vor allem in den Köpfen der Schreiberlinge in gewissen Blättchen eher rechts der Mitte existieren-das Gegenteil ist der Fall.

    Und private Versicherungskonzerne mit einer stattlichen Pflichtversicherung zu vergleichen hinkt gewaltig, denn die Versicherungen arbeiten gewinnorientiert und dürfen sich sehr wohl die Rosinen rauspicken, oder kannst Du Dir eine Lebensversicherung für einen HIV-Positiven mit vorangegangenem Herzinfarkt vorstellen?
     
  20. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Ad finanzierung: gerade jetzt ist es extrem guenstig fuer den staat geld langristig aufzunehmen! Das waere kein problem.

    Ich verstehe ausserdem nicht, warum der staat nicht die gleichen sterbetafeln verwenden sollte, die private versicherungen erfolgreich anwenden und gerade bei privaten pensionsversicherungen wird JEDER genommen wenn der deal Einmaleinzahlung sofort, dafuer lebenslange rente lautet! Bei dieser form ist ein todesfall ja das beste was der versicherung passieren kann und da gibt es auch keine nachverrechnungen, wenn wer aelter wird (weil es sterben genug auch frueher). Also dein unbekannter faktor X ist fuer versicherungen ein recht gut kalkulierbares thema, v.a. wenn man sichh die bilanzen anschaut.
     

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