1. Reden wir miteinander ...

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WTF?!

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von BuddhaLight, 30 November 2014.

  1. BuddhaLight

    VIP: :Silber

  2. bluegrass

    VIP: :Silber

    Endlich wieder einmal ein Kristallkind.
    Ich dachte schon, die wären ausgestorben.
     
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  3. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    Ich fühl mich so amorph.
     
  4. aretha

    aretha unverdünnt

    der autor hat in den meisten punkten recht, nur die körperliche integrität eines kindes anzutasten kann nicht per se ins erziehungsmodell gehören.

    wobei ich auch glaube, dass es dem beschriebenen max besser geht als so manchem anderem kind, das evtl. zwar nicht am ohr gezogen wird, aber halt vor lauter bequemer inkonsequenz niemals grenzen oder eine richtung zu spüren bekommt.
     
  5. 0xym0r0n

    0xym0r0n Gast-Teilnehmer/in

    Wieso möchte ich das gar nicht lesen? Vermutlich weil "Die Presse" und "Erziehung" (eigentlich "Strafvollzug") zusammen in einem Satz schon im Vorhinein sehr abschreckend wirkt...
     
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  6. hanna59

    VIP: :Silber

    der kommentar von herrn wolf dazu ist sehr gut. leider geht das verlinken nicht bei mir heut, steht aber auf seiner facebookseite nachzulesen.
     
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  7. BuddhaLight

    VIP: :Silber

    Von Facebook kann man nicht verlinken, denk ich.
     
  8. BuddhaLight

    VIP: :Silber

    Armin Wolf
    Vom „Ohren-Ziehern“ und „Übers Knie Legen“

    In der heutigen PRESSE schildert ein Redakteur unter dem Titel „Wer Strafe nicht vollzieht, wird unglaubwürdig“, wie er seinen dreijährigen, offenbar entzückenden Sohn erzieht. Und warum er ihn gelegentlich „übers Knie legt“, ihn an den Ohren zieht und ihm immer wieder damit droht. Und dass er „totale Gewaltfreiheit in der Erziehung“ für einen „infantil-romantischen, militant-pazifistischen Irrglauben“ hält (http://is.gd/ckmaPU).

    Ich dachte, mir dreht es beim Lesen dieses Textes den Magen um.

    Ich weiß, wovon ich rede. Ich wurde von meinen Eltern nicht gelegentlich „übers Knie gelegt“ oder an den Ohren gezogen. Sondern ich wurde regelmäßig geschlagen. Von meinem Vater mit der Hand, zuletzt mit 16. Von meiner Mutter - als ich so alt war wie der Sohn des PRESSE-Autors - mit einem Teppichpracker. Später, nachdem ich mit sechs oder sieben eine Matchbox-Autobahn zu Weihnachten bekommen hatte, mit einer Rennbahnschiene aus Plastik.
    Meinen Eltern kam nicht im Affekt „die Hand aus“, sondern mein Vater war der Meinung: „Kleine Kinder muss man erziehen wie kleine Hunde, mit denen kann man auch nicht argumentieren“. Und eine "Watschn", eine „Kopfnuss“ oder eine „Tracht Prügel“ wären wesentlich sinnvollere Sanktionen als tagelanges „Fernsehverbot“ oder „Hausarrest“, wo man nach einem Tag nicht mehr wüsste, wofür die Strafe überhaupt war.
    Das hat – aus Sicht meiner Eltern – ganz gut funktioniert. Ich war ein braves Kind mit tadellosen Manieren, kam gut durch die Schule und wurde nicht drogensüchtig. Und dass aus mir ein halbwegs ordentlicher und erfolgreicher Erwachsener wurde, war für meine Mutter zeitlebens der Beleg, „dass es ja nicht so falsch gewesen sein kann“.
    Mein Vater sah das später anders, nachdem wir lange und oft darüber diskutiert hatten, wie ich meine Kindheit erlebt hatte: Dass mein zentrales Gefühl meinem Vater gegenüber als Fünf- oder Achtjähriger nicht Liebe, Zuneigung, Vertrauen oder Respekt war sondern Angst – und als Teenager Verachtung, weil er sich nicht anders zu helfen wusste.
    Das hat ihn sehr beschäftigt und ihm wurde irgendwann klar, dass da wohl doch was falsch gewesen ist.

    Ich habe mich mit meinen Eltern (die leider beide verstorben sind) vor vielen Jahren ausgesöhnt und ich bin ihnen für sehr, sehr vieles dankbar. Ich weiß auch, dass sie als Kinder noch viel übler geschlagen wurden als ich. Aber ich wusste immer: Sollte ich selbst je Kinder haben, werde ich sie hoffentlich nicht schlagen, sie weder an den Ohren noch an den Haaren ziehen und sie nicht bewusst erniedrigen.
    Ich wusste nicht, wie man Kinder erzieht, aber ich wusste, dass ich das nicht wiederholen will, auch nicht in einer egal wie abgeschwächten Form, mit körperlicher Gewalt „in so seltenen wie homöopathischen Dosen, als Ultima Ratio und an Stellen, die nicht zu persönlich sind“, wie es der PRESSE-Autor heute beschreibt.
    Nun habe ich keine leiblichen Kinder, ich lebe aber seit über zehn Jahren mit den wunderbaren Kindern meiner Frau zusammen. Das Mädchen (eigentlich: die junge Frau) ist heute 23, der Bub ist 14. In diesen zehn Jahren habe ich kein einziges Mal erlebt, dass eine/r von beiden anders berührt worden wäre als liebevoll. Beide sind großartige, selbständige, aufrechte, empathische junge Menschen mit blendenden Manieren.
    Die „Rücksichtslosigkeit“ und die „negativen Schwingungen“, die „gewaltfrei erzogene“ Kinder laut dem PRESSE-Autor „verbreiten“, habe ich bei beiden in zehn Jahren nie gesehen.

    Natürlich kann man Kinder ohne Gewalt erziehen. Auch wenn sie manchmal nerven, nicht tun, was man möchte, mühsam und schwierig sind. Und selbstverständlich brauchen Kinder Grenzen. Aber nein, man muss Dreijährige nicht „demonstrativ-inszeniert“ in eine „blöde Lage bringen“ und dabei auch noch „lachen“. Und Menschen, die ihre Kinder ohne Gewalt erziehen, als „infantil-romantische“ Traumtänzer verhöhnen.

    Ich bin übrigens sicher, dass der PRESSE-Autor ehrlich davon überzeugt ist, das Beste für sein Kind zu wollen und zu tun.
    Meine Eltern waren das auch. Mein Vater war Hausmeister, meine Mutter Verkäuferin. Es waren die 1960er und 70er Jahre. Die „g‘sunde Watschn“ war damals durchaus üblich und sogar gesetzlich erlaubt. Kinder, die nicht (zumindest gelegentlich) geschlagen wurden, waren in meinem Freundeskreis die Ausnahme.
    Der PRESSE-Autor schreibt, dass er „die ‚gesunde Watsche‘ ablehne, ja!“ – Ins Gesicht ist ihm „zu persönlich“, immerhin.
    2014 könnte man auch weiter sein. Aber vielleicht braucht er noch ein paar Jahre – bis ihm sein Sohn vielleicht irgendwann mal erzählt, wie sich das anfühlte mit den „Ohrenziehern“, dem „Übers Knie legen“ und den Drohungen.

    PS: Das Thema Kindererziehung ist ein Schwerpunkt in der heutigen PRESSE. Die anderen Texte sind glücklicherweise anders: http://is.gd/QmUBsB

    PPS: Ich bin in der Öffentlichkeit sehr zurückhaltend, was mein Privatleben angeht. Das ist mir sehr wichtig. Diesen Text habe ich jetzt geschrieben, weil mir dieser PRESSE-Artikel mit seiner Rechtfertigung von Gewalt gegen Kinder (egal wie "homöopathisch") wirklich nahe gegangen ist. Und weil ich erklären möchte, warum ich weiß, dass das falsch ist.
    Aber ich habe jetzt lange überlegt, ob ich diesen Text tatsächlich posten soll. Weil ich Angst davor habe, dass das, was ich hier über meine Kindheit erzähle, in einem reißerischen Artikel in einer Zeitung wie „Österreich“ oder „heute“ auftaucht. Das fände ich eine gigantische Sauerei. Es ist ein Text auf meiner Seite hier für die Menschen, die hier mitlesen. Sonst für niemanden.
     
  9. hanna59

    VIP: :Silber

    dankeschön. auf die idee, dass ich das reinkopier, bin ich nicht gekommen. :rolleyes:
     
  10. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    Das Bonmot bei den Leserkommentaren ist die Verwendung des Begriffes "extreme gewaltfreie Erziehung". Und sagt eh schon alles über die Geistesgröße der Befürwortenden.
     
    0xym0r0n, lina.kurbel und cestlavie gefällt das.
  11. lina.kurbel

    lina.kurbel Nicht alles, was glänzt, ist Gold.

    Danke, BuddhaLight. Ich wollte das auch gerade hereinkopieren.
    Gewalt ist einfach unnötig. Punkt.
    Folgebeitrag desselben Teilnehmers (erstellt: 1 Dezember 2014, Oberer Text geschrieben: 1 Dezember 2014)
    Und Armin Wolfs Artikel hat noch einen Zusatz bekommen:

    PPPS: Soeben (1.12., 10h33) hat die PRESSE diesen Text auf ihre Website gestellt:
    „'Wer Strafe nicht vollzieht, wird unglaubwürdig' von Wolfgang Greber ('Presse am Sonntag' 30. 11.), in dem Gewaltanwendung als 'ultima ratio' in der Kindererziehung bezeichnet wird, entspricht weder der Blattlinie dieser Zeitung noch zeitgemäßer Pädagogik. Daher – und das ist eine traurige Premiere – distanzieren wir uns vom Inhalt dieses Artikels. Unsere interne Kontrolle hat am vergangenen Samstag versagt. Wir bedauern dies."
    Die Chefredaktion der "Presse"
     
  12. Kalliope

    Kalliope Gast-Teilnehmer/in

    Aber Hauptsache man schreibt von einem "Kristallkind" -- mich beutelts beim Lesen des Artikels.
     
  13. farbenfroh

    VIP: :Silber

    ganz ganz schlimm.
    super auch, wenn man merkt, dass befreundete Eltern den artikel supidupi finden. *speib*
     
  14. aretha

    aretha unverdünnt

    was denkt ihr, wie viele eltern schlagen ihre kinder? also alles in allem, inklusive ohrenziehen, übers knie legen, klaps am po, watschen....was es da so geben mag.

    ich kenne niemanden, also von denen, wo ich denke ich müssts mitkriegen wenns üblich wär...
     
  15. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    Laut dem vom Bundesministerium veröffentlichen Report (mit Zahlen aus 2007): Ohrfeigen wandten damals in Österreich ca. 50 % der Eltern an, schwerere physische Bestrafungen ca. 17%.
    Schweden weist die niedrigsten Prozentsätze auf.
    Quelle:
    www.bmfj.gv.at: Untersuchung 20 Jahre gesetzliches Gewaltverbot in Österreich: Bundesministerium für Familien und Jugend

    Bei den weiterführenden Informationen ist der Bericht.
     
  16. Ipani

    Ipani Gast-Teilnehmer/in

    Brr, immer wieder bin ich deppert naiv.
    Ich hätte nicht gedacht, dass die Zahlen heutzutage noch so hoch sind.
     
  17. farbenfroh

    VIP: :Silber

    Ich kenne einige, die sagen, dass sie zb einen Klapps auf die Finger nicht schlimm finden - es aber bei ihren Kindern nie "notwendig" war. Und ganz ganz oft hört man, dass sich zB Lehrer zuwenig durchsetzen dürfen "damals, ois i nu a junga/jungs bua/mensch woar, do haum ma scheitlknian miasn waun ma deppat woarn und deshoib wiss ma wos so gheart und wos net" - sowas hört man zb in meiner Heimatgemeinde im Dorfwirtshaus, wenn sich alle wieder über die Kinder und Jugend von heute aufregen. Zum Speiben.
     
  18. Mpazi.Lu

    Mpazi.Lu Gast-Teilnehmer/in

    In Bezug auf die Drohungen gebe ich dem Autor recht. Wenn ich zB im Schwimmbad bin und eine Mutter sagt zu ihrem unfolgsamen Kind: "Folge, oder wir fahren auf der Stelle nach Hause!", denke ich mir immer (zurecht) ... 'Mah bitte, alle die das eben gehört haben, wissen doch ganz genau, dass du es nicht machen wirst' ... Ähnliches denke ich mir übrigens sehr oft (manchmal auch bei mir :confused:)
     
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  19. Diazepam

    VIP: :Silber

    einkristallkind, dem man die ohren langzieht....

    das kind tut mir leid, der vater ist ein vollkoffer.
     
  20. aretha

    aretha unverdünnt

    das hätte ich nicht erwartet. wenn man bedenkt, dass es wahrscheinlich nicht alle zugeben, die befragt werden...:eek:
     

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