1. Reden wir miteinander ...

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Wie populär darf/soll Wissenschaft sein?

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von cestlavie, 22 Oktober 2012.

  1. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    Aus gegebenem Anlass (ja, der Werner Gruber hat auch damit zu tun:D:(
    Wie populär darf eurer Ansicht nach die Wissenschaft sein? Wieviel Exaktheit darf man dafür opfern, ein größeres Publikum zu erreichen? Oder muss die Wissenschaft sowieso populärer werden - hat der Steuerzahler ein Recht darauf, zu erfahren, was mit seinem Geld gemacht wird? Oder hat der Steuerzahler auch die Pflicht, sich fit auf den Gebieten zu machen, von denen er wissen will, was mit seinen Steuern gemacht wird?
    Können Wissenschaften verwässern?
     
  2. haltestelle

    haltestelle bitte alles einsteigen.

  3. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Hm, gute Frage. Und wahrscheinlich auch eine Frage, die man nicht für alle Wissenschaften gleichermaßen beantworten kann.
    Dennoch denke ich, dass beides geht. Wissenschaft muss und soll in die Öffentlichkeit. Und ich denke nicht, dass sie deshalb unexakt werden muss, ich denke aber doch, dass dies nicht für alle Fragestellungen/wissenschaftliche Teilgebiete gilt. Besonders, wenn die Wissenschaftssprache nicht Deutsch ist, sondern die Mathematik, was man dann Laien/innen nicht mehr vermitteln kann.
    Und ich finde nicht, dass der populäre Teil sog. Wissenschaftsjournalist/innen überlassen werden sollte (die das dann übrigens auch oft nicht kapieren), sondern dass sich die Wissenschaftler/innen selbst bemühen können und müssen, ihre Ergebnisse zumindest grob in einer interessanten, les- und kapierbaren Form auch an die Öffentlichkeit zu bringen. Eine schwierige Gratwanderung, sicher, aber fruchtbar. Nicht, dass ich mir erhoffen würde, die Öffentlichkeit hätte mehr Verständnis für die Verwendung von Steuergeldern für Wissenschaft, aber fruchtbar in dem Sinne, als dass vielleicht Teilinhalte durch Gespräche weitergetragen, Interessen geweckt werden.
     
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  4. Rosenkrantz

    Rosenkrantz pensionist mit begeisterung

    warum verkauft sich das pm magazin so gut?
     
  5. Sino

    Sino Gast-Teilnehmer/in

    Es wäre schön, wenn es mehr solche Leute geben würde.
     
  6. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Das hat mit Wissenschaft dann allerdings nicht mehr viel zu tun ...
     
  7. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Welche Leute? Wissenschaftler/innen, die auch ihrem Vermittlungsauftrag in der Öffentlichkeit nachkommen? Finde ich auch und ich finde es ziemlich scheiße, dass diejenigen, die das tun, dann in der Wissenschaft diskreditiert werden ...
     
    Sino gefällt das.
  8. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Übrigens kann man auch Kindern komplexe Zusammenhänge erklären. Man muss nur umdenken. Für mich ist das eine gute Schule, neben VHS und anderen öffentlichen Veranstaltungen.
     
  9. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Ach, darüber könnte ich auch stundenlang mit mir selbst diskutieren, der clv hat sich verabschiedet und die anderen liken oder auch nicht. Ich finde es jedenfalls ein spannendes Thema. Übrigens: Wer von Euch hört Ö1? Dimensionen?
    Und: Ich finde, dass mein Söhnchen mit seinen 5 Jahren die Nahrungskette ziemlich gut erklären kann. Auch Erwachsenen. Und das ist Ergebnis dessen, dass sich jemand (in diesem Fall war es wirklich ein akademisch ausgebildeter jemand, der sich auskennt, nämlich seine Oma) hinsetzt und es kindgerecht erklärt. D.h. nicht für Blöde oder nicht exakt, aber zuerst das Wichtige und das klar transportiert.
     
  10. Q

    Q Gast

    Es ist ein Unterschied zwischen "populär" (Werner Gruber) und "simplifiziert" (P.M.). Und snobistisch (z.B. der mittlerweile zum Glück schon pensionierte Ö1-Universalgelehrte Prof. Dr. Wolfgang Enenkel, der es sich angelegen sein ließ, auch zu Themen, über die er sicher nicht mehr als eine Stunde gelesen hatte, dem Hörer turmhoch überlegen rüberzukommen).

    Öffentlich finanzierte Wissenschaft sollte es sich schon zum Anliegen machen, ihren Zahlern eine Art von verständlicher Rechenschaft darüber abzulegen, was mit ihrem Forschungsgeld passiert, und sie weder durch kindergartenkindgerechte Simplifizierung noch durch Überheblichkeitverhöhnen. Allerdings: der Gruber hatte es bei seinem letzten Auftritt leichter, er hat nicht den Fortschritt der Forschung referiert, sondern Pflichtschulwissen aus elementarer Physik, z.B. die Abhängigkeit des Siedepunktes vom herrschenden Luftdruck.
     
  11. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    Deine Monologe, liebe Acryl, sind einfach zu schön, was soll man da noch hinzufügen. :love:
    Ich bin jedenfalls ganz und gar deiner Meinung, zumal es eine große Kunst ist, komplexe Zusammenhänge möglichst einfach zu erklären und sich hierbei die Spreu vom Weizen trennt. Wenn dich 100 verstehen ist es schön und gut, aber es ist doch viel besser, wenn man von 100.000en verstanden wird, wenn du davon einen gewissen Prozentsatz auch für das Vorgetragenen begeistern kannst, dann hat man schon viel gewonnen und nebenbei einen recht sicheren Absatzmarkt für nachfolgende populärwissenschaftliche Bücher. ;) Ist ja auch nicht so ganz unwesentlich für manch eine/n.
     
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  12. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Stimmt, ich schreibe jetzt ein populärwissenschaftliches Buch und werde reich! Du darfst mich dann auf der Insel, wo auch immer die sein mag, aber sicher dort, wo das Meer türkis ist, besuchen ...
     
  13. Q

    Q Gast

    Sowas wie "warum heiße Suppe schneller einfriert als kalte und Buchstabensalat keine Vitamine enthält?" ;)
     
  14. Rosenkrantz

    Rosenkrantz pensionist mit begeisterung

    wie gut oder wie schlecht wissen transportiert wird konnte man an der leidigen atomdebatte zu kreiskys zeiten erleben. das pro wurde ebenso fachlich fundemantiert dargelegt wie das wider. die diskussionen waren hitzig und ich habe mich damals entschieden im zweifelsfall dagegen zu sein.

    eine ähnliche zwickmühle als einfacher, ungebildeter mann erlebe ich derzeit mit der diskussion zur gentechnik allgemein. es geht mir da nicht um gentechnik ja/nein*), sondern um die frage der grenzen. aber darüber wird kaum (öffentlich) gesprochen.

    züchtung im klassischem sinn ist ja auch das nutzen vorhanderner, in den genen programmierter eigenschaften. der stärkste bulle, das widerstandsfähigste korn, die ertragsreichste sorte irgendwas wird ausgewählt und langfristig sieht man den erfolg. gentechnik verkürzt nur das sichbarmachen von erfolg oder mißerfolg.
     
  15. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    So, jetzt muss ich mich mal wieder zu Wort melden.
    Bezüglich dem Gruber bekam ich folgende Vorwürfe zu hören:

    - Es entsteht der Eindruck, er wäre der einzige Experte für eh alles.
    Dazu ist festzuhalten, dass man schon eine gewisse Rampensau sein muss, wenn es einen ins Fernsehen zieht. Und leider kommen in Österreich immer die selben "Experten" (Marin, Lauda,....) zu Wort, was einerseits an der Größe des Landes, andererseits daran, dass nicht jeder als Rampensau taugt, liegt.

    - Der Gruber erklärt Sachen völlig falsch.
    Hier beginnt ein heikler Spagat. Mit meiner aufkeimenden Altersmilde kann ich es vor mir rechtfertigen, wenn jemand gewisse Unschärfen bewusst in Kauf nimmt, um ein größeres Publikum zu erreichen (Wenn der Gruber allerdings tatsächlich die Sache mit dem Drall mit dem sich vergrößernden Drehmoment bei Ausstrecken der Arme erklärt hat, wäre das schon bedenklich).

    - Dem Gruber seine Publikationsliste ist ein Witz.
    Ein großes Problem ist, wie mit vielen Topleuten heutzutage auf der Uni umgegangen wird. Spitzenleute werden herangezogen und habilitieren sich, dann ist kein Posten für sie mehr da, während Leute mit alten Verträgen auf Planstellen sitzen und kraft ihrer Inkompetenz Schneisen der Unfähigkeit bis in die Zukunft hinein schlagen. Aber das ist ein Thema für sich.

    Meine Ansicht zu diesem Thema: Ein gewisser Emil Winkler, nach dem die elastische Winkler-Bettung benannt wurde, hat sich schon im 19.Jahrhundert in der Arbeiterzeitung um Volksbildung bemüht. Dieses Ansinnen finde ich rundum positiv und in unserer Zeit des explodierenden Wissenszuwachses notwendiger als je zuvor. Ich bin allerdings ähnlicher Meinung wie die (äußerst unpopuläre Ansicht der) Mittelstufen-Deutschlehrer, die, gefragt von Schülern, warum bei Ihnen Beistrichfehler geahndet wurden, obwohl berühmte Schriftsteller diese auch machen, stets geantwortet haben: "Der weiß, wie´s richtig geht, darum kann der sich diese künstlerische Freiheit erlauben".
    Soll heißen: Eigentlich sollten sich die besten eines Fachs um populäre Wissensvermittlung bemühen. Die stehen bei Vereinfachnungen nicht im Verdacht, es selbst nicht besser zu wissen, und müssen auch nicht ihre Publikationsliste pimpen.

    Den Gruber hab ich in den Diskussionen verteidigt, weil ich finde, dass er eine wichtige (lange Zeit unbesetzte) Rolle humorvoll einnimmt.
     
  16. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    mein posting ist nicht auf die von dir genannte person "gruber" bezogen zu verstehen, sondern eher allgemein. und es ist ja nicht so, dass er der einzige in den öffentlichkeit befindliche wissenschafter ist. wissenschaft für die allgemeinheit findet übrigens auch außerhalb des orf statt, zum beispiel im rahmen der wiener vorlesungen oder science meets public, um zwei veranstaltungen zu nennen.

    ich glaube der gruber hat sich für seine performance sehr bewußt entschieden, damit ist er natürlich im kollegenkreis keineswegs beliebt, denn sich mit den medien ins bett zu legen hat noch immer einen zweifelhaften touch, aber ich nehme an das wird ihm egal sein. er ist garantiert intelligent genug, um zu wissen was er tut. damit wird er wohl nie den nobelpreis bekommen, aber das tun ja die wenigsten. :D

    und die publikationsliste...ein thema für sich. nicht jede publikation ist von wissenschaftlicher relevanz, man kann in gewissen fächern mit relativ überschaubarem aufwand zu einem beachtlichen output gelangen, während andere ohne viel zu publizieren, jahrelang an einer weitaus bedeutsameren sache dran sind.

    zu der von dir geschilderten situation an den unis - mit dieser kritik beziehst du dich auf umstände, die es inzwischen kaum noch gibt, die universitätsreformen haben sehr viel junge wissenschafter an die unis gebracht und die sind natürlich großteils ehrgeizig und bringen durchaus frischen wind. in spätestens zehn jahren wird es dir von dir geschilderten urgesteine so nicht mehr geben, allerdings ist es trotzdem fraglich wie sich die unis generell weiterentwickeln werden, was jedoch mit tausend weiteren punkten zu tun hat, die alle aufzuzählen tatsächlich ausufern würde. ;)
     
  17. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    Ich seh da schwarz. Eigentümliche Kompetenzzentren, die zufolge kindischer Länderrangeleien an den Landesgrenzen aus dem Boden sprießen, finanzielle Aushungerung der Unis, fragwürdige Förderungspolitik, totale Ausrichtung auf ökonomische Aspekte - das alles tut den Wissenschaften nicht gut.

    Einstein hat übrigens auf die Frage, was man sich unter dem Energie-Impuls Tensor vorstellen könne, geantwortet: "Eine abstrakte mathematische Größe."
     
    Belico und bluevelvet gefällt das.
  18. Belico

    VIP: :Silber

    Ich mag den Richard David Brecht sehr gerne. :rolleyes:
    Ein Philosoph.... auch viel in den Medien. Man versteht ihn, ja und er ist auch etwas fürs Aug.
    Populärwissenschaftlich? Weiß nicht möglich.
    Kann mich noch gut an die Uni erinnern, von wegen Ststistik und Mathematik.....es war unabhängig vom Niveau, dass die wissenschaftliche Information ankam. Die einen haben es geschafft, komplexe Inhalte so zu vermitteln, dass sie nicht um ihrer eigenen Willen vorgetragen wurden und die anderen waren so fad, dabin ich unabhängig vom Inhalt ausgestiegen. Wissenschaft muss so vermittelt werden, dass sie verarbeitet und weiterentwickelt werden kann. Wissenschaft gehört nicht dem Vortragenden, sondern uns allen.
     
  19. Acryl

    Acryl Schönling
    VIP: :Silber

    Ein bisschen mehr Niveau traue ich mir schon zu - und Naturwissenschaftlerin bin ich keine. Mittlerweile weiß das Söhnchen in manchen Sparten mehr und hat mich heute über den Erdkern belehrt.
     
  20. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    Aus der bescheidenen Beteiligung an diesem Thread ziehe ich den Schluss, dass der Mehrheit das Thema WIssenschaft mehr oder minder wurscht ist.
     

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