1. Reden wir miteinander ...

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Warum sind Ärzte sozial hochangesehen, Lehrer aber niedrig?

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von goebi, 18 April 2009.

  1. goebi

    VIP: :Silber

    Hallo,

    was ich mich immer wieder frage: warum sind bestimmte Berufe sozial hochangesehen (z.B Arzt) das Lehrer sein aber nicht?

    Ich finde dass man den Job attraktiv machen sollte, z.B. ähnlich gut bezahlen sollte wie einen Spitalsarzt, super Rahmenbedingungen schaffen (z.B. Assistenz bei Administrativen Tätigkeiten, jedem Lehrer ein Arbeitsplatz etc.)

    Natürlich kostet das Geld. Dafür wäre aber die Gesellschaft gesünder und die Kosten im Gesundheitssystem geringer (gut gebildete Menschen sind sozial fähiger und glücklicher, somit weniger krank) es gäbe weniger Verbrechen etc.

    Hat eigentlich irgendwer kapiert wie wichtig gute Lehrer für die Gesellschaft sind? Warum tun wir dann alles um sie zu demotivieren?
     
  2. bluegrass

    VIP: :Silber

    Das kommt zu einem Gutteil aus dem verstaubten Bild von Schule und Bildung in diesem Land. Die Schule dient nicht nur der Bildung, sondern der Selektion und Disziplinierung der jungen Menschen und der gesellschaftliche Status der Lehrer nähert sich eher dem eines Gefängniswärters als dem eines hochqualifizierten Bildungsvermittlers. Meiner Meinung nach beginnt die Misere schon im Kindergarten, wo die PädagoInnen als leider notwendige Babysitter betrachtet und bezahlt werden.
     
  3. just2b

    just2b Gast-Teilnehmer/in

    Hallo,

    zuerst einmal finde ich deine Umfrage unfair und provokativ! Das zu vergleichen ist einfach nicht möglich, weil da müsste man schon mal die Stundenanzahl wissen, welche Erfahrung und welche Verantwortung muss übernommen werden usw. Dem genialen OP-Arzt, der bei meinem Onkel aus der Haut des Herzens neue Klappen gebastelt hat hätte man gar nicht soviel zahlen können wie er es verdient hätte.

    Zu deinem ursprünglichen Gedanken: Das Image der Ärzte ist doch sowieso unten durch und das und auch das Image der Lehrer liegt in der Neidgesellschaft dieses Landes. Sobald irgendwer eine Leistung bekommt, ist sie ihm jeder neidig und hinterfragt nicht, was dafür geleistet wurde oder was die Rückseite der Medaille ist.

    • Bei den Lehrern sieht man die - vielen - faulen Lehrer, die tollste Urlaubszeitregelung die es so geben kann und den bequemen Job, den einfach viele haben (und zwar nicht vom hören sagen sondern vom erlebten). Man sieht nicht den Druck, den Umgang der Eltern mit den Lehrern usw
    • Bei den Ärzten sieht man natürlich nur das Geld, das Image des weißen Gottes (wobei der weiße Mantel ursprünglich ein Service für den Patient war um zu sehen das der Arzt hygienisch handel) und nicht die jahrelange Ausbildung, die irrsinnige Verantwortung und den de facto miesen Stundenlohn.
    Das würde sich noch ewig fortsetzen lassen und ist aber v.a. in Österreich und Deutschland so (Politiker wäre ein "tolles" Beispiel). Das fängt ja schon in der Schule an wo die Kinder von den anderen gemobbt werden weil sie einfach intelligent sind, geht weiter im Morgenradio wo man wiedermal erfährt wie man besonders leicht viele Urlaubstage bekommt und hört in der Firma auf, wo man seinen eigenen Vorteilen am nächsten ist. Sieht man wen mit einem teuren Auto oder sonstwas, fragt man sich gleich was der wohl verbrochen oder gedreht hat. Das ist jetzt natürlich etwas pauschaliert, aber dennoch so.

    In anderen Ländern ist das absolut nicht so. Beispielsweise die USA: Hier wird, wenn wer etwas geleistet hat, nicht geneidet sondern wird gefragt "respekt, was hat der aus seinem leben gemacht und wie?". Gleiches gilt auch teilweise für die sozialen Berufe. Den Kaffee für die Cops gibts nicht nur im Film gratis und ich kann mir vorstellen wir groß der Aufschrei wäre, wenn die Cops den bei uns auch bekämen (war ja hier schon groß genug wenn die gratis mit der Ubahn fahren). Auch die Leute von der Feuerwehr haben ein wahnsinnig tolles Image in der Bevölkerung und sind nicht erst seit 9/11 die Helden, weil sie eben was fürs Land tun. Bei uns wird eben vorher auf sich selbst geschaut und dann auf die anderen.,

    Bei unseren Nachbarn in der Schweiz gibt es ebenso eine solche Leistungsgesellschaft, auch wenn nicht mit den eigenen Leistungen so geprotzt wird, man setzt mehr auf understatement.

    Letztes Beispiel: England: Dort wird - genauso wie in der USA - in der Schule nicht geschummelt und zwar weil die Kinder es nicht wollen. Da kann der Lehrer raus gehen und die Kinder schreiben nicht ab, weil sie eben nicht wollen, dass irgendwer wegen einer eigentlich nicht erbrachten Leisung etwas besseres bekommt. Bei uns ist hingegen ein Kind, das sagt ich schummle nicht, zu 100% bei den anderen unten durch und abgestempelt bis zum Schulaustritt. Bei uns steht halt wiedermal im Vordergrund, wie man mit möglichst wenig Leistung möglichst viel rausholen kann, inkl der verbotenen Wege. Das ist bei den Kindern so, das ist bei den Erwachsenen so (von denen sie es ja haben).

    Das ganze ist etwas pauschaliert, nicht jeder ist so, aber die Gesellschaft, die ja dann doch wieder nur aus uns selbst besteht, definitiv.
     
  4. latella

    latella Gast-Teilnehmer/in

    nein, nicht gerechtfertigt. aber spitalsärztInnen verdienen gar nicht unbedingt sooo viel mehr als lehrerInnen - zumindest am anfang. irgendwann mit rang und jahren haben ärztInnen die chance gehaltsmäßig gut zu steigen, lehrerInnen rücken nur ganz normal vor.

    ach ja und zum ansehen: ärztInnen sind einfach "götter in weiß" und arbeiten auch an diesem klischee.
    lehrerInnen waren früher durchaus hoch angesehen, da hat in den letzten jahrzehnten ein abbau an ansehen stattgefunden. "gefängniswärter" find ich gar nicht passend. es hat für mich eher was zu tun mit dem steigen des ansehen der kinder für ihre eltern. dadurch werden automatisch lehrerInnen kritisch betrachtet ("ist der/die schon gut genug für mein goldknöpfchen...")
     
  5. evanescene

    evanescene Gast

    wer leuten aufgrund ihres berufs eine gewisse vorgefaßte meinung/haltung entgegen bringt, ist ohnehin selbst schuld. mir ist es völlig egal, was jemand beruflich macht, es zählen völlig andere faktoren.
    aufgrund diverser erfahrungen und erzählungen bin ich jedoch geneigt, ärzte für überlastet und überfordert (im beruf) zu halten und sie deshalb zu meiden, so weit es geht und möglich ist.
     
  6. Belico

    VIP: :Silber

    Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Warum verdienen Gärtner weniger als EDV-Trainer, MA-48 Fahrer mehr als die Kellner im 23. Bezirk?Warum verdienen Herzchirurgen weniger als FPÖ-Politiker?
    Was ist schon sozial gerecht, besonders am Einkommen?:(
    lg
    Beli
     
  7. ich habe zwar JA angekreuzt aber:

    das ist ein Vergleich mit Äpfel und Birnen!

    Besser wäre die Frage warum Berufe aus dem gleichen ECK (soziale Schiene) so unterschiedlich bezahlt werden?

    Denn Kindergartenpädagoginnen, LehrerInnen, ... sind alles mies bezahlte Berufe, werden aber von der Qualifikation aber immer höher gepusht, weil es geht ja um die Kinder (was auch gut und richtig ist). In jedem anderen Beruf steigt normalerweise deine Chance auf eine höheres Einkommen, mit einem akademischen Titel, nicht bei LehrerInnen im Pflichtschuleberiech, warum?

    ÄrztInnen haben eine enormlange Ausbildungszeit, undankbare Arbeitszeiten, und haben dann so nebenbei auch noch diese "Retterkomponente". Ich finds ok, dass sie gut verdienen, allerdings das Gefälle zwischen Turnusarzt der den Dreck macht und Primar der einmal im Monat einen Patienten sieht ist auch zu überdenken!
    Junge Ärzte verdienen ja wirklich einen Käse, für die Ausbildung und Verantwortung.

    MMn gehört dringend diskutiert, warum alles was mit Kinderbetreuung zu tun hat, viel GEld kostet, die GEhälter aber im Vergleich dazu mies sind!
    Für mich ist das auch ein deutlicher Spiegel der Gesellschaft, welche Priorität Kinder haben...

    lg BArbara
     
  8. Steinfrau

    Steinfrau Gast-Teilnehmer/in


    So ist es !:goodpost:
     
  9. lucy777

    lucy777 Gast-Teilnehmer/in

    ich glaub es liegt zu einem teil daran, dass es tatsächlich schlechte lehrer gibt, und man, wenn man pech hat, jahrelang von einem solchen traktiert wird und sich nicht wehren kann/konnte, zu einem teil, weil der neid (ferien, pragmatisierung) halt ein luder ist, und zum dritten, dass viele menschen kein problem haben, irgendwas zu blöken, ohne nachzudenken.

    an deiner abstimmung nehme ich nicht teil, da die fragestellung irgendwie zu schwarz/weiß ist.
     
  10. Kroni

    Kroni Gast-Teilnehmer/in

    Und man muß noch bedenken, daß Ärzte Nachtdienst- Wochenenddienste haben, die eben besser bezahlt werden. Ich beneide sie nicht darum, und um ihre Verantwortung noch viel weniger.
    Noch dazu hat ein Arzt halt keine 12 Wochen im Jahr frei.

    Ich bin Kindergärtnerin, habe um 4 Wochen weniger Ferien als ein Lehrer, bekomme aber nur 83% des GEhaltes ausbezahlt, eben weil wir mehr als diese 5 Wochen Urlaub haben. ( bin aber mit dieser REgelung super zufrieden, weil ich eben doch viel frei habe.)
    Und wir Kindergärtnerin stehen doch noch viel weiter unten als die Lehrer!
     
  11. Caponata

    Caponata Gast-Teilnehmer/in

    Ich glaube, dass beide Berufsgruppen nicht so hoch angesehen sind...weil halt immer ein gewisser Neidfaktor eine Rolle spielt ...
    Ich hab selbst die Ausbildung zur Sonderschullehrerin gemacht, habe aber nach den verschiedenen Praktika keine Lust, diesen Beruf auszuüben. Und ich beneide keinen Lehrer um seinen Job und die "vielen Ferien"...Ich bewundere diese Menschen, die in dieser Zeit mit diesen Kindern/Jugendlichen, deren Eltern und DEM Ansehen in der Gesellschaft noch unterrichten wollen...Aber ich denke, die "Gesellschaft" wäre seeeehr unglücklich, wenn sie den Sündenbock "Lehrer" nicht mehr hätte...


    Auszug aus: Das Lehrerbild im Wandel der Zeit

    Nicht leicht haben sie es, die Lehrer und Lehrerinnen. Denn
    kaum ein anderer akademischer Beruf reagiert so sensibel auf gesellschaftliche
    Wandlungsprozesse. Die Lehrer sind gefragt, wenn es um Beseitigung der Schäden geht, die Politik und Gesellschaft angerichtet haben. Es hat Geschichte, die Lehrer und ihre
    vermeintlich falsche Wissensvermittlung für alles Unglück des Landes verantwortlich zu
    machen, klagte doch schon Friedrich Wilhelm IV. gegenüber seinen Seminarlehrern nach der Revolution 1848/49: „All’ das Elend, das im verflossenen Jahre über Preußen
    hereingebrochen ist, ist Ihre, einzig Ihre Schuld, die Schuld der Afterbildung, der irreligiösen Massenweisheit, die Sie als rechte Weisheit verbreiten...“
    Lassen wir sie klagen und tun wir unsere Arbeit. Denn es sind zwei Elemente, die heute wie vor 200 Jahren Grundlage unseres Berufes sind: Wir dürfen als Lehrer und Lehrerinnen ein wenig von dem weitergeben, was wir von dieser Welt verstanden haben. Das ist Grund zur Freude. Und: Wir haben es mit Kindern und Jugendlichen zu tun, sie sind die Hoffnungsträger der Zukunft. Und das ist Grund zu Dankbarkeit und Optimismus.

    http://gew-bw.de/Binaries/Binary4656/Lehrerbild_im_Wandel.pdf
     
  12. Ellen.Ripley

    Ellen.Ripley Gast-Teilnehmer/in

    Weshalb verdienen Wertpapierbroker mehr als Spitalsärzte?
     
  13. just2b

    just2b Gast-Teilnehmer/in

    nun da wirds vergleichen IMO dann sinnlos, weil der broker wohl rein von den Provisionen lebt und da ists halt wie bei jedem Provisons-Job, extrem fleißig = extrem Kohle, nix tun = nix Kohle
     
  14. lucy777

    lucy777 Gast-Teilnehmer/in

    machen wir doch einen thread für sinnlos-gegenüberstellungen - warum haben bei uns die meisten kids mehr taschengeld in der woche, als eine indische familie im monat zum leben?
     
  15. just2b

    just2b Gast-Teilnehmer/in

    <saraksmus> naja weil sie auch mehr kaufen müssen ;)
     
  16. Alex3

    VIP: :Silber

    Zu Beginn des 20.Jahrhunderts waren der Bürgermeister, der Pfarrer, der Doktor, der Apotheker, der Lehrer, der Richter, der Kaufmann und der Baumeister, ev. noch die Großbauern (Habe ich wen vergessen?) die Honoratoren einer Gemeinde.

    Waren es die Kriege, die dieses Gefüge zerstört haben?

    Oder die Bevölkerungsstrukturen der wachsenden Städte?

    Nicht zu Unrecht, wie ich hinzufügen möchte, denn das Amt ist nur soviel wert wie dessen Träger und nicht umgekehrt.
     
  17. maribah

    maribah Gast

    Danke, lucy in dem Thread liegen wir mal auf Linie.

    Und wenn ich anmerken darf; es ist genau diese Nichtvergleichbarkeit ganz unterschiedlicher Arbeitssysteme, bei der trotzdem verglichen wird auf Teufel komm raus, die auch dazu beiträgt den Lehrern ihren schlechten Nimbus zu verschaffen.

    Systeme die von außen nicht einsehbar sind - und Schule, sowie Gesundheit- oder Erziehungsysteme sind funktionierende "Organe", aber hintergrundtechnisch mit ganz eigener Organisations- und Besoldungsstruktur (wenn ich das Wort hier so verwenden darf) die sich jemandem, der nicht drin lebt und arbeitet, nicht wirklich komplett erschließt... können daher gar nicht mit Beruf XY verglichen werden.

    Gescheiter wär umfassende Transparenz. Dann würd sich das Gemauschel und Drumherumgerede über die effektiven Auswirkungen z.b. der 2 Stunden schnell aufhören. Und die Lehrer würden, da auch die Leistungsorienierung der einzelnen Vertreter klarer ersichtlich ist, wieder eine entsprechende Aufwertung erfahren bzw würden die die z.b. heute leistungsorientiert arbeiten, nicht mit anderen im selben Topf landen, die ihre Lehrerzeit zu Schulzeiten der jetzigen Kritiker abgesessen haben....
     
  18. josephine2

    josephine2 Gast

    man kann äpfel nicht mit birnen vergleichen.
     
  19. dani30

    VIP: :Silber

    Für mich hat das einfach eine Berechtigung dieser Unterschied, das Schlagwort liegt einfach in der Verantwortung, wenn ein Lehrer einen Fehler macht, mein Gott, was soll schon sein aber ein Arzt, naja, da kann ein Fehler entscheidend über Leben und Tot sein.
     
  20. guggi

    guggi Gast

    Du, ja, sobald Lehrer von 7-18 Uhr in der Schule stehen, dazu noch wöchentlich 1-2 Nachtdienste und monatlich 2 Wochenenddienste, mit 5 Wochen Urlaub im Jahr und Fortbildung in der Freizeit - dürfen die gerne gleich viel verdienen. Dann kriegen sie sogar ein eigenes Zimmer mit Pritsche und Spind, für die Nachtdienste.
    Die Assistenz für den Schreibkram wirds leider nicht spielen, die haben Ärzte nämlich auch nicht.
     

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