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Verstecktes Angestelltenverhältnis

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von First-Lady, 5 August 2009.

  1. First-Lady

    First-Lady Gast-Teilnehmer/in

    Hallo zusammen!

    Ich war bis zu meiner Karenz 1 knappes Jahr lang in Rahmen eines Werkvertrages (mit Gewerbeschein) für ein großes Unternehmen tätig.
    Der Werkvertrag, den ich unterschrieben habe, hatte aber so rein gar nichts mit meiner Arbeitssituation zu tun. Ich musste 40h/Woche in der Firma arbeiten, hatte einen eigenen Schreibtisch, eine Telefon-Durchwahl und war auch sonst komplett integriert wie ein Angestellter. Der einzige Unterschied lag darin, dass ich eine Honorarnote stellen musste, Brutto-Lohn (je nach Stundenanzahl) bekam und weder 13., 14. Gehalt, noch Urlaub, noch Krankenstand ausbezahlt bekam.
    Es ist total offensichtlich, dass es sich um ein verstecktes Angestelltenverhältnis gehandelt hat.
    Ich hätte eigentlich schon vor der 20.SSW in frühzeitige Karenz gehen müssen, weil es leider Komplikationen in meiner Schwangerschaft gab. Doch so etwas wie vorzeitigen Mutterschutz gibt es für Werkvertragsnehmerinnen nicht. Also MUSSTE ich weiterarbeiten, weil ich sonst kein Geld bekommen hätte. Ich konnte das auch kaum glauben und hab mich schon damals bei allen möglichen Stellen (SVA, GKK, AMS, Bundesministerium) über andere Möglichkeiten informiert. Doch es blieb dabei. Resultat: Frühgeburt in der 32.SSW.
    Weil es mir wie erwähnt in der Schwangerschaft auch schon nicht gut ging, war ich immer wieder einmal ein paar Tage zu Hause, bekam für diese Tage dann natürlich keinen Cent bezahlt. Ich habe auch oft darum gebeten, zu Hause arbeiten zu dürfen, aber keine Chance.
    Zwei oder drei Monate vor dem Geburtstermin (es waren nur ein paar Wochen vor dem tatsächlichen Termin) wurde der Werkvertrag aufgelöst, weil es ja so und so keine Karenz gibt.
    Inwzischen ist klar, dass ich nicht mehr bei dem Unternehmen anfangen werde. Ich weiß, dass man die Sozialleistungen, die einem bei einem versteckten Angestelltenverhältnis unterschlagen wurden, einklagen kann.
    Hat jemand Erfahrung damit? Lohnt es sich überhaupt?
    Ich weiß, dass das Unternehmen schon öfters von der Sozialversicherung angezeigt wurde, weil ich kein Einzelfall bin und die Firma sich einfach Kosten spart mit ihrem "System"...

    Vielen Dank für eure Antworten!
     
  2. Salvia

    Salvia Gast-Teilnehmer/in

    Auf jeden Fall! Einen Anwalt konsultieren, alles darlegen und dann klagen. Das klingt mir eindeutig, ich hatte im Freundes- und Bekanntenkreis einige derartige Fälle. So schnell wie möglich Rechtsberatung einholen, keine Zeit verlieren!
    Alles Gute und liebe Grüße
    Salvia
     
  3. inkale

    inkale Gast-Teilnehmer/in

    Wieso hast du als gewerbetreibende einen Werkvertrag angenommen, bei dem offensichtlich ist, dass es sich um ein verstecktes Arbeitsverhältnis handelt und bei dem der Vertrag mit der eigentlichen Tätigkeit nichts zu tun hat?

    Dass du dagegen rechtlich vorgehen kannst ist wahrscheinlich.

    Auf der anderen Seite weiß ich von vielen Werkvertraglern, dass so eine Vorgehensweise schon fast "üblich" ist und von beiden Seiten akzeptiert und gerne gesehen wird. (ich kenne auch Fälle, wo der Arbeitgeber vorgeschlagen hat den Mitarbeiter fix anzustellen und das dankend abgelehnt wird, weil das Einkommen dann trotz Sozialleistungen niedriger wäre).

    Üblicherweise ist bei einem solchen Arbeitsverhältnis das Einkommen/Stundensatz um einiges höher als bei einem normalen Angestelltenverhältnis, man versichert sich selber und weiß, dass man keine Sozialleistungen bekommt, hat aber auch den Vorteil der Sicherheit, mit einem regelmäßigen Einkommen durch fast gleichbleibende Stunden rechnen zu können. Sowas ist üblicherweise bekannt, wenn man einen Werkvertrag unterschreibt.

    Dass man im Falle einer Schwangerschaft keinen Anspruch auf Sozialleistungen hat ist auch klar. Aber man hat natürlich die Möglichkeit, so wie du es schreibst, nachträglich klagen.
     
  4. Desmond

    Desmond Gast-Teilnehmer/in

    Weil sie sonst gar keinen Job bekommen hätte?
     
  5. First-Lady

    First-Lady Gast-Teilnehmer/in

    Richtig. Ich war auf der Suche nach einem Job und mir wurde eine Stelle angeboten unter der Voraussetzung, einen Werkvertrag zu akzeptieren.
    Ich hätte eine Fixanstellung bevorzugt- vor allem im Nachhinein gesehen hätte ich mir dadurch viel erspart (höchstwahrscheinlich sogar die Frühgeburt meines Sohnes)...
     
  6. solfatara

    solfatara Gast

    Liebe First_lady!

    Das ist ja wirklich schlimm, was Du da erlebt hast, und noch eine Frühgeburt dazu. Da geht es mir ja noch richtig gut, allerdings mache diese Werkvertragsgeschichten schon seit den 80ern mit (bin wissenschaftlich tätig), immer wurde mir mit der Hoffnung vor der Nase herumgewedelt, um mich zu motivieren, was für tolle chancen ich hätte, wenn ich noch diese und jenige wissenschaftliche Leistung vollbringe. Dabei stand in meinen Werkverträgen auch so etwas wie "Sekretariatsarbeiten", "Verwaltungsarbeiten", also Aufgaben die klar mit einem Dienstverhältnis geregelt hätten werden müssen. Schlimm ist auch, dass ich so seit 1984 gearbeitet habe und Pensionsversicherung bei der SVA gab es erst ab 1998. Jetzt gehe ich auf die 50 zu und habe nicht mal genug Jahre für eine Mindestpension. Meine Arbeiten wurden übrigens nicht mal publiziert, da stritten dann die anderen "Fixangestellten". Summa summarum also ein Riesenschaden.
    Jetzt habe ich wieder so einen Werkvertrag - wurde wieder reingelegt!
    Ein Freund meines Mannes ist Rechtsanwalt und sagt, ich soll klagen, das geht in 90 % der Fälle durch.
    Ich würde gerne eine Selbsthilfegruppe für prekär Beschäftigte ins Leben rufen, dazu habe ich gerade noch die Energie, Vernetzung wäre unglaublich wichtig! Eben zum Austausch von Infos, wie man am besten vorgeht, auch rechtlich.
    Wer Interesse hat und sich damit auch besser fühlen würde, bitte bei mir melden! von den Fixangestellten wird man immer behandelt als sei man ein Trottel und selbst schuld.

    viele Grüße an alle Betroffenen.. würde mich über Reaktionen freuen. Da ich neu hier bin, weiß ich noch nicht, wie das mit PN funktioniert, ich möchte nämlich manches in öffentlichen Foren nicht so kundtun, wer weiß, wer das sonst noch liest?

    Solfatara
     

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