1. Reden wir miteinander ...

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Ukraine, wieso redet hier niemand darüber?

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von anna-mari, 6 September 2014.

  1. anna-mari

    anna-mari Gast-Teilnehmer/in

    ....noch im Parents der Ukraine-Konflikt diskutiert wird.
    Dabei ist das eine recht heikle Situation. Finde ich.

    Woran liegt es? Desinteresse? Oder andere Gründe?
     
  2. 0xym0r0n

    0xym0r0n Gast-Teilnehmer/in

    Welcher Konflikt?

    Die EU provoziert ein wenig Russland, indem es die Ukraine zu einer Verbindung lockt. Zugegeben wurde die Provokation durch die ungeschickte Gefinkeltheit ihres Präsidenten gefördert, der sich gleichzeitig Russland und der EU anbiederte, was irgendwann eigentlich nur ins Auge gehen konnte. Er hat sowohl Russland als auch der EU ein Assoziierungsabkommen bzw. eine Zollunion zugesagt. Die selbstgestellte Falle schlug zu, als er das Abkommen mit der EU kurz vor der Unterzeichnung absagen musste, weil er sonst Russland zu sehr verärgern hätte müssen. Gescheite EU-Politiker mit guten Russland-Kenntnissen hätten das vermutlich voraussehen und verhindern können. Haben sie aber nicht (und da meine ich speziell Merkel, die extrem ungeschickt und fast fahrlässig war indem sie das Abkommen trotzdem forciert hat).

    Nun wohnen in der Ukraine aber sowohl Leute, die sich gerne Russland annähern wollen (die Ukraine war mal Teil von Russland), als auch welche, die sich gerne der EU annähern wollen (und die eher im Westen wohnen). Letztere sind die Mehrheit und haben klarerweise gleich mal aufbegehrt, weil das von ihnen willkommene EU-Abkommen abgesagt wurde. Der Präsident schlagt rein, die westlichen Ukrainer schlagen zurück, der Präsident fühlt sich nicht mehr sicher. Und flüchtet nach Russland.

    Da schlägt dann die Stunde von ein paar östlichen Ukrainern, denen das jetzt wieder nicht gefällt und die auch von Demokratie nicht viel halten. Sie bitten Russland um Hilfe. Putin erkennt die Chance und schickt ein paar Soldaten und Panzer auf Urlaub in die Krim. Ohne einen einzigen Schuss wird diese plötzlich annektiert und gehört künftig zu Russland. Putin findet Gefallen daran und erkennt, dass auch im äußersten Osten noch ein paar Leute bereit sind für einen Anschluss an Russland aufzubegehren. Also schickt er die nun auf der Krim freigewordenen Soldaten in einen anderen Urlaubsort dorthin und viele Städte in der Ostukraine werden von den Kommunalbehörden "befreit" und als "abgespalten" und potentielles neues russisches Gebiet ausgerufen.

    Die neue ukrainische Regierung ist wieder halbwegs handlungsfähig, die EU sowieso schwer erbost, also beschließt man verständlicherweise sich das nicht nochmal gefallen zu lassen und die spärlich vorhandene offizielle ukrainische Wehrmacht hinzuschicken, um wieder für "Ordnung" zu sorgen. Zuerst mal nur als Drohgebärde. Und, weil diese Drohgebärde natürlich nichts nützt, beginnt man zaghaft zu schießen. Und mehr als zaghaft schießen war es bis heute nicht. Man hat z.B. bis dato keine einzige Rakete auf das Hauptquartier der "Rebellen" in Donezk geschossen. Das wäre kein Problem, würde man das wirklich wollen. Aber man will ja nicht wirklich. Und die Soldaten auf Urlaub wollen eigentlich auch nicht wirklich, aber sie schießen wenigstens irgendwie zurück (einmal sogar versehentlich auf eine unbeteiligte Boeing).

    Die EU und der Rest der Welt regt sich furchtbar auf, was teilweise verständlich ist, teilweise auch skurril, weil ein komplettes Heraushalten aus diesem offensichtlichen Schauspiel die bessere Lösung gewesen wäre.

    Also gibt es Sanktionen und Gegensanktionen. Leute, die sich gut verstanden haben, sind sich plötzlich spinnefeind. Putin fühlt sich falsch verstanden, weil er sich nur um seine Bürger sorgt, auch wenn diese in der Ukraine leben. Die Welt sieht Putin als Feind, nur weil er eine gute Gelegenheit genutzt hat und sein Staatsgebiet sehr effektiv vergrößert hat. Das ist zwar lebender Sarkasmus, aber trotzdem so.

    Die einzigen, die sich halbwegs verstehen, sind Putin und der neue Präsident der Ukraine. Die setzen sich kurz zusammen, klären die Lage indem die Ukraine zusagt, sich nicht ohne Rücksprache mit Russland der EU anzunähern und der Spuk ist vorbei. Zumindest in der Ukraine. Der Rest der Welt hat sich verändert.

    Was lernen wir daraus? Wie fragil die Welt ist? Wie 100 Jahre nach dem aus einem Ministreit entstandenen 1. Weltkrieg immer noch aus einem Ministreit ein Krieg entstehen (könnte)? Wie wichtig es ist, dass Menschen miteinander reden? Dass man nach einem ersten Schritt nicht unbedingt einen zweiten machen sollte, der alles nur verschlimmert?

    Vermutlich lernen wir gar nichts daraus. Ich z.B. traue den Ungarn sofort zu, dass sie in die Slowakei einmarschieren würden, wenn die Slowaken ihre größte ethnische Minderheit, die Magyaren, zu schlecht behandeln. Da würde der slowakisch-ungarische Krieg aus 1939 sofort wieder aufleben. Trotz EU.

    Weil so sind die Menschen einfach und die Welt, die sie geschaffen haben.
     
    D.J.Winston, geraldwien, Pegasus und 3 anderen gefällt das.
  3. BuddhaLight

    VIP: :Silber

    Das nenn ich eine leicht verständliche kompakte Zusammenfassung mit schön pessimistischer Prognose, sehr gut. :D
     
    anna-mari gefällt das.
  4. anna-mari

    anna-mari Gast-Teilnehmer/in


    Und man anscheinend aus der Vergangenheit nichts gelernt hat.
    Folgebeitrag desselben Teilnehmers (erstellt: 7 September 2014)
    Trotz des Waffenstillstandes wurden weitere Sanktionen vereinbart. Und Russland hat verkündet, dass es reagieren wird. Daher ist auch momentan kein Ende in Sicht.
    Folgebeitrag desselben Teilnehmers (erstellt: 7 September 2014)
     
  5. Pegasus

    Pegasus Pferdal auf Abwegen...

    Folgebeitrag desselben Teilnehmers (erstellt: 7 September 2014)
    Super Zusammenfassung mit einer Prise Humor! Danke, jetzt bin auch ich im Bilde! :D
     
  6. 0xym0r0n

    0xym0r0n Gast-Teilnehmer/in

    Trotz sicher noch weiterer Sticheleien beider Seiten halte ich diese Krise für beendet. Der Poroschenko und der Putin haben scheinbar einen Weg gefunden, den sie gehen werden.

    Die Sanktionen waren sowieso von Anfang an eine blöde Idee. Wie kann jemand, der von einem anderen extrem abhängig ist (Gas) auch nur glauben, diesen mit Sanktionen ärgern zu können? Aber natürlich wird die EU diese Daumenschrauben noch eine Zeit lang angezogen halten.

    Was wir aber erleben, ist das außenpolitische Erwachen der EU, gesteuert von der deutschen Kanzlerin. Das war die erste außenpolitische Krise, in die sich die EU so massiv eingemischt hat. Klar, auch weil sie sich mitschuldig gefühlt hat. Die Handlungen waren aber, wie nicht anders zu erwarten bei der Art der europäischen Entscheidungsfindung, extrem stümperhaft.

    Ich fände es besser, wenn die EU nicht beginnen würde der restlichen Welt ihren moralischen Stempel aufzudrücken. Schon gar nicht, solange an ihren Grenzen tausende unschuldige Menschen sterben und zehntausende in Asylgefängnissen gequält werden.
     
    anna-mari gefällt das.
  7. anna-mari

    anna-mari Gast-Teilnehmer/in


    Das beruhigt mich. Mir hat die Situation Angst bereitet. Wahrscheinlich unnötigerweise. Hätte weniger darüber lesen sollen, denn die Meinungen gingen bzw. gehen diesbezüglich sehr weit auseinander.
     
  8. anna-mari

    anna-mari Gast-Teilnehmer/in

    Da bin ich sehr inhaltlich bei Dir.
     
  9. Puschel

    Puschel Gast-Teilnehmer/in

    anna-mari gefällt das.
  10. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Der Konflikt hilft nur den USA und schwächt die Europäer, weil die Sanktionen werden von europäischen Firmen unfreiwillig finanziert.
     
    anna-mari und Privatrice gefällt das.
  11. anna-mari

    anna-mari Gast-Teilnehmer/in

    Wie weit diese gegenseitigen Sanktionen wohl noch gehen werden. Das kann theoretisch zu keinem guten Ergebnis führen.

    Mögliche neue EU-Sanktionen: Russland droht mit Überflugverbot | tagesschau.de
    Folgebeitrag desselben Teilnehmers (erstellt: 9 September 2014, Oberer Text geschrieben: 8 September 2014)
    Ich hoffe, die Finnen bleiben standhaft. Die werden viel Druck bekommen von den Befürwortern der Sanktionen. Die Meinung "unserer" Bundeskanzlerin ist ja leider recht eindeutig.
    Folgebeitrag desselben Teilnehmers (erstellt: 9 September 2014)
    Und eine Bitte an die Mods hier. Bitte ändert auch den ersten Satz, wenn ihr meine Headline umwandelt. Der ergibt jetzt so gar keinen Sinn mehr. So drücke ich mich nicht aus. Ist mir peinlich. ;)
     

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