1. Reden wir miteinander ...

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Tabu Depressionen

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von evanescene, 11 November 2009.

  1. evanescene

    evanescene Gast

    Aufgrund des aktuellen Vorfalles in Deutschlandes (der DFB-Tormann Enke verübte Selbstmord im Alter von 32 Jahren): wie stark ist der Druck von außen "normal" zu sein? Zu funktionieren? Wie sehr fühlt man sich bemüßigt das Bild der heilen Welt aufrecht zu erhalten, bis es nicht mehr geht? Warum ist das so? Woran krankt es derzeit in der Gesellschaft?

    Mich hat besonders das Video traurig gemacht, wo seine Frau die Pressekonferenz gibt, u.a. zu sehen bei spiegel.de. Sie hat bis zuletzt gehofft, dass die Liebe siegt. :( Das tut mir physisch weh.
     
  2. psycho-chicken

    psycho-chicken Gast-Teilnehmer/in

    das denke ich mir tagtäglich und finde keine antwort.
    ich weíß nur eins, dass viele menschen leider dazu tendieren zu wenig an sich selbst zu denken.
    nicht, weil sie nur für andere da sind, sondern weil sie arbeiten, erfolge einheimsen wollen, keine probleme haben wollen, gut aussehen wollen, dem und dem nachrennen, mit ängsten leben die immer größer werden, sich selbst unter druck setzen und überhaupt die erwartungen an die menschen generell und an leistungen etc heut zu tage so hoch sind, dass normalerweise ein durchschnittsmensch, je länger er in seinem leben immer versucht diese erwartungen zu erfüllen, er immer näher in richtung kollaps kommt. und selbst das will niemand wahrhaben.
    ich schätz in dem konkreten fall, dass er die trauerarbeit nicht richtig angegangen ist.

    ich bin leider auch von mehreren zu depressionen neigenden menschen umgeben und mache mir immer wieder sorgen. ich kann nur von mir selbst sagen, obwohl ich auch schon eine hatte vor längerer zeit, dass mein grundgefühl - egal was sonst alles grad schiefläuft - ein durchaus gutes ist und ich jeden tag bewusst glücksmomente erlebe. wenn das einmal nicht mehr so ist, auch wenns gar keinen speziellen grund gibt, dann sollte ich aufpassen.

    depressionen sind bald volkskrankheit nr1 hat die who herausgefunden.
     
  3. einszwo

    einszwo Gast-Teilnehmer/in



    Psychische Krankheiten sind in der Gesellschaft nicht existent. Man hat so etwas nicht, denn sonst kriegt man noch Probleme und wird von allen schief angeschaut.
    Und die Therapie kannst dir bei begiinnenden Depressionen auch selber zahlen bzw. kriegst einen teil von der Kassa.Solange man nicht beginnt diese Dinge als solche zu sehen was sie sind, nämlich KRANKHEITEN, wird sich nix bessern.
    Man sieht es an Enke. aus Angst vor nachrede, das man die tochter von ihm fern hält hat er sich nicht behandeln lassen. das ergebnis ist bekannt!


    und nebenbei weiss ich wovon ich rede.
     
  4. midsummer

    midsummer Gast-Teilnehmer/in

    Leider wachsen viele Kinder unter enormen Leistungsdruck auf. Wer das Gefühl hat, nur geliebt zu werden, wenn er Leistungen erbringt und Erwartungen erfüllt, für den sind Krisenzeiten, in denen er nicht fähig ist Leistungen zu erbringen oder Erwartungen zu erfüllen nur schwer zu bewältigen.
     
  5. evanescene

    evanescene Gast

    ich glaube nicht, dass man das so von außen sagen kann - er ist die trauerarbeit nicht richtig angegangen. er hatte ja anscheinend ständig medizinische betreuung, zudem rückhalt bei seiner frau, usw. ich denke, es gibt einfach labile menschen, die so ein traumatisches erlebnis gewaltig aus der bahn werfen kann und dann mußt du im job eben funktionieren und darfst nichts nach außen dringen lassen. oder glaubst eben, du darfst es nicht. da baut sich ein gewaltiger druck auf, unter dem man zerbrechen kann.

    du schreibst, dass du viele leute kennst, die an depressionen leiden. fühlst du dich für sie verantwortlich? die ständigen sorgen sind ja auch schlecht für dich. ich würde mir in so einem fall ein wenig von der last abnehmen lassen und den leuten dringend zur professionellen hilfe raten. ich finde es wäre an der zeit dieses unnötige tabu aufzuheben, wobei ich ja glaube, krankheit an sich ist mittlerweile fast schon tabu, weil man zu funktionieren hat. oft hört von man leuten, dass sie sich irgendwie für ihre erkrankungen schämten und deshalb nicht gerne darüber sprachen, unabhängig davon um welche erkrankung es sich handelte.
     
  6. evanescene

    evanescene Gast

    ich hoffe für dich, du holst dir auch hilfe? bekommst unterstützung in deinem privaten umfeld? enke hatte übrigens angst, dass man ihm seine adoptivtochter "wegnimmt", obwohl dies unberechtigt war, depressionen sind kein grund. in ihm muss der verlust seiner leiblichen tochter massive verlustängste ausgelöst haben, die er rational nicht mehr bewältigen konnte. :(
     
  7. Bauchklang

    Bauchklang Gast-Teilnehmer/in

    auch wenn mir dieser mann bisher völlig unbekannt war, so hat mich die von ihm gezogene konsequenz und seine dahinter stehende geschichte betroffen gemacht.

    abgesehen davon, dass mensch sich erst mal selbst der tatsache bewusst werden muss, dass sein seelenzustand keine ausnahme mehr ist und der ausweg / die ursache alleine nicht mehr gefunden werden kann - steht die nächste frage an - wo bekomme ich hilfe? und vorallem wie finanziere ich diese?

    schon vor über zehn jahren hat mich meine behandlung ein kleines vermögen gekostet. und das bei einer sitzung pro woche über ein halbes jahr lang. da war die refundierung der gkk nur ein tropfen auf dem heißen stein.

    abgesehen davon, weiß ich aus (nicht aus direkt persönlichem) aktuellem anlass, dass du z.b bei einer psychologisch begleiteten schmerztherapie eine wartezeit von mindestens einem halben jahr! in kauf nehmen musst. und es wurden zahlreiche stellen, die die gkk auf ihrer empfehlungsliste stehen hat durchtelefoniert.

    einfach irre! vorallem da in diesem fall die betroffene person ohnehin ein 3/4 jahr zureden benötigte um endlich hilfe anzunehmen.
     
  8. Bauchklang

    Bauchklang Gast-Teilnehmer/in

    seine, auch für mich völlig unbegründeten, gedanken kann niemand nachvollziehen.

    seine frau tut mir unendlich leid. wie verkraftet man sowas? den verlust der eigenen tochter, die schwere seelische erkrankung des ehepartner der daran zerbricht, die eigene machtlosigkeit und diese leere vor der sie nun steht.
     
  9. evanescene

    evanescene Gast

    hm, die wartezeiten sind wirklich irre...das hat wohl auch damit zu tun, dass es zu wenig angebot gibt und eine zu große nachfrage. da könnte man wieder generell fragen, woran es bei unserem "gesundheits"system so krankt, es ist ja für mich eher ein krankheitssystem, aber das ist ein anderes thema.

    ich kannte den mann auch vorher nicht, mich hat nur betroffen gemacht, wie sehr er gelitten haben muß unter dem druck nach außen zu funktionieren und innen sah es total anders mit ihm aus und besonders traurig macht mich eben das was seine frau bei der pressekonferenz erzählte. ich habe ja auch den (naiven?) glauben, dass die liebe, wenn man zusammenhält, vieles gut machen kann. und sie muß nun erleben, dass es nicht gereicht hat, obwohl sie so stark und zuversichtlich wirkt, selbst im größten schmerz.
     
  10. evanescene

    evanescene Gast

    du sprichst mir aus der seele, genau das bewegt mich derzeit auch so stark, aber ich habe das gefühl, sie ist immens stark. ich hoffe es für sie, ich täusche mich diesbezüglich nicht...
     
  11. psycho-chicken

    psycho-chicken Gast-Teilnehmer/in


    verantwortlich fühle ich mich bei meiner schwester zb. die neigt nämlich stark dazu. richtig angst bekomme ich manchmal bei lg. der hat ja eine eigene depri-vorgeschichte. meine nerven sind ziemlich dünn geworden. ich habe aber im laufen des letzten jahres eine eigene weise gefunden damit um zu gehen. ich distanziere mich von seiner "krankheit" aber nicht von ihm. das hilft mir sehr. ich weiß, was alles wieder sein kann und welche tiefs er wieder haben wird und was dann alles passieren wird. angst mache ich mir um ihn wegen suizid keine, seine selbstzerstörung erfolgt langsam. leider ist er zu stolz, zu stur und zu arrogant sich hilfe zu holen, sämtliche menschen in seiner umgebung und auch ärzte haben ihm immer wieder dringend dazu geraten.
    wobei ich bei ihm langsam schon keine "normale" depression vermute, auch kein burn-out, sondern eine manische störung. das ist wieder eine andere geschichte.

    ich hab jedenfalls mit menschen zu tun, die mir sehr nahe stehen und mit denen ich viel zeit verbringe, und ich sehe manchmal direkt, wie sehr sie sich bemühen, etwas gut zu finden, fröhlich zu sein, sich zu unterhalten, und tief drinnen sind sie todtraurig und verzweifelt.
     
  12. psycho-chicken

    psycho-chicken Gast-Teilnehmer/in

    genau das meinte ich, ich kannte ihn bis gestern nicht, ich weiß nix über sein leben außer was gestern gesagt wurde (und das ist ja auch so eine sache).traurig ist es allemal, zutiefst traurig, ich finde schon den tod des kindes entsetzlich. wie er seine trauerarbeit angegangen ist, weiß ich nicht. deswegen vermutung. da wird mehr zusammen gekommen sein und nicht mal sehr nahestehende menschen können da mit 100%iger sicherheit sagen, was alles dazu geführt haben wird.

    eine bekannte hat sich im sommer vom 4. stock runtergestürzt. sie ist erst im spital gestorben. nach dem aufprall hat sie noch gejammert wie sehr ihr alles weh tut und gefragt, wieso sie überhaupt da unten liegt. sie wusste es nicht mehr. sie litt allerdings an einer schweren psychischen erkrankung, war immer wieder stationär auf der psychiatrie, allerdings kamen ihre schübe immer nur alle 4 jahre ca. dazwischen gings ihr super, sie war erfolgreiche sängerin, tänzerin und komponistin, hat cds aufgenommen, seminare gehalten, auf sommerakademien unterrichtet und war auf tournee. das leben mit der musik hat sie erfüllt. ihre schübe konnte sie rational nicht erklären. kurz vorm suizid hat sie gespürt, der nächste schub ist im anmarsch und ist vorsorglich ins spital, wo man sie dann 2 wochen beobachtet hat und stabilisiert hat, danach wurde sie entlassen, 2 tage später dann der sprung vom balkon.
     
  13. wemiat

    wemiat Gast

    Ja, es ist eine Krankheit; und wenn man sie als solche erkennt, kann man sie heilen od zumindest lindern.
    Das Problem ist nur, daß die Betroffenen mMn erst recht spät erkennen, daß sie krank sind -> wenn das Umfeld nicht richtig agiert (nicht reagiert) kann es uU zu solch tragischen Kurzschlußhandlungen kommen.
    Mir tut seine Frau auch sehr leid - er aber noch mehr; denn er bekam offensichtlich nicht die Hilfe, die er benötigte.
     
  14. einszwo

    einszwo Gast-Teilnehmer/in

    Also zumindest bei Depressionen und Manisch-Depressiven Erkrankungen erkennt niemand der davon betroffen ist, dass er ein problem hat. nur aussenstehende können in den meisten fällen helfen
     
  15. einszwo

    einszwo Gast-Teilnehmer/in


    Danke für die Anteilnahme. nun ja und nein. in meinem beruf sehe ich die ganz schlimmen dinge, egal ob es sich um selbstmord, unfälle, versuchte selbstmorde, morde etc handelt.
    das muss man erst mal verarbeiten und um ehrlich zu sein ist psychologische hilfe für leut wie uns eine randerscheinung, wobei man auch selbst schuld ist des öfteren da man meint eh hart genug zu sein :)


    und ja enke hatte keinen bezug zur realität ist aber klar, wie sonst kann mein seinen selbsterhaltungstrieb überwinden?
     
  16. wemiat

    wemiat Gast

    ... kann ich dir nur teilweise zustimmen; ich kenn einen Fall, da weiß die Betroffene sehr wohl, wenn sie ein Tief hat -> sie hat aber schon jahrelang leidliche Erfahrung mit dieser Krankheit.
     
  17. gschichtl, oder was? :rolleyes:
     
  18. einszwo

    einszwo Gast-Teilnehmer/in


    warum?
    so wurde es mir erklärt und auch bei diversen seiten wird so über das thema geredet.
     
  19. elke-f

    elke-f tauchstation

    stimmt dennoch definitiv nicht....
     
  20. Pythia

    Pythia Gast-Teilnehmer/in

    Ich finds ein bisschen verwegen, der bösen Gesellschaft und dem Druck von außen die Schuld für Depression und Selbstmord zuzuteilen. Wenn schon, ists vielleicht der Druck, den man sich selbst macht. Es gibt in unserer Gesellschaft genug ruhige Nischen, in die man sich zurückziehen könnte - wenn denn der Absprung so leicht zu schaffen wäre.

    Zudem sind die Ursachen von Depression ungeklärt.

    Und das pseudopsychologisieren über eine Depression und den Selbstmord eines absolut fremden Menschen find ich sowieso seltsam - woran liegt das?

    Außerdem frag ich mich, ob denn die Privatsphäre eines Menschen durch seinen Selbstmord vollends aufgehoben wird - wie kommen bitte Frau und insbesondere Arzt! dazu, die Probleme und den Krankheitsverlauf in der Öffentlichkeit breitzutreten, wo es diesem Menschen doch offensichtlich ein Anliegen war, diese für sich zu behalten.
     

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