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studiengebühren - pro / contra

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von mph266, 4 Oktober 2011.

  1. mph266

    mph266 Gast-Teilnehmer/in

    mal was ganz anderes: ich möchte dieses mir lieb gewordene forum dazu nützen, eure meinungen über studiengebühren zu hören (hoffe dass das das richtige unterforum ist) - ganz einfach, weil ich in letzter zeit oft mit bekannten diskutiert habe und es mich auch aus beruflichen gründen interessiert.

    ich habe selbst studiert und war immer pro studiengebühren, folgende gedanken dazu:

    - studiengebühren sind mMn sozial, da erwiesenermaßen studenten vorwiegend aus "guten" familien kommen (das tun sie jetzt und das taten sie auch immer; egal ob es gebühren gab oder nicht). es ist de facto so, dass derzeit sozial schwache schichten (arbeiterfamilien etc.) die kinder aus der mittel- bzw. oberschicht (kinder von ärzten, anwälten etc.) mit ihren steuergeldern für die universitäten füttern

    - studiengebühren sollten ca. 500 € pro semester sein - auf jeden fall ein betrag, den man locker nebenbei verdienen könnte (knapp 100 € im monat kann jeder durch einen lockeren wochenendjob einmal pro monat o.ä. auftreiben, wenn nicht ohnehin die eltern zahlen)

    - studenten, die es sich wirklich nicht leisten können und für die die gebühren nicht vertretbar sind, müssen mit sinnvollen stipendien unterstützt und von studiengebühren befreit werden

    - die lukrierten mittel müssen den universitäten zugutekommen und dürfen nicht ins allgemeine bundesbudget fließen.

    eure meinungen dazu?
     
  2. Kalliope

    Kalliope Gast-Teilnehmer/in

    Ich bin absolut gegen Studiengebühren, weil

    - ich weiß, dass die Studienbedingungen gelinde gesagt sch.... sind und nicht besser werden. Gebühren werden daran nichts ändern, da sie nur zum Stopfen eines Budget-Loches verwendet würden und nicht für die Universitäten.

    - es sehr wohl so ist, dass für sehr viele Studenten eine Summe von 500€ eine massive Belastung darstellt. Gerade aus der Mittelschicht ist es eben nicht so, dass man förderungswürdig ist, dennoch fehlt es oft am Geld. Viele Studenten müssen pendeln, eine Wohnung und sich selbst erhalten. Sehr oft ist es den Eltern nicht möglich, dies zu finanzieren. Die meisten, die mit mir studieren haben, mussten ohnehin (und zwar noch in Zeiten vor jeglichen Studiengebühren, auch noch in Zeiten der Gratis-Öffis für Studenten bis zur Uni) nebenbei arbeiten. Dies hat die Studienzeit massiv verlängert.

    - am Ende nichts rausschauen würde. Wenn man die Kriterien so legt, dass es dafür weit mehr Studienbeihilfebezieher gibt, bringt das ganze unterm Strich nicht so viel. 500€ pro Semester und Student machen in Summe vermutlich 500€ pro Semester und jedem 3. Studenten. Dafür gehen Unsummen in der Verwaltung auf: Ermittlung der förderungswürdigen bzw. befreiten Personen, Betreuung derselben, Aussenden der Zahlscheine, Mahnungen etc. Wenn man jetzt wirklich davon ausginge, dass der Rest ins Unibudget fließen würde, würde pro Fakultät vermutlich eine Summe übrig bleiben, die das Kaut auch nicht mehr fett macht. Nur ein paar Beamte hätten einen Job, das würde es schon finanzieren. Ein paar Briefmarkenpicker, ein paar Gehaltsberechner. Aber die Unis würden nicht wirklich profitieren.
     
  3. Flo6666

    Flo6666 Gast-Teilnehmer/in

    ich finde die frage nicht wirklich wichtig (die beträge um die es hier im endeffekt geht, sind ziemlich bescheiden und ich finde grundsätzlich beide ideen gut: keine studiengebühren oder wie im folgenden ausgeführt mMn sinnvolle studiengebühren), ABER wenn dann bitte sinnvolle modelle und nicht wie bisher oder dein vorschlag. sondern sie sollten doch bitte dann zu zahlen, wenn die leute geld haben, dh. nach dem studium und dann brauchts auch keine große verwaltung für die ausnahmen aufgrund von bedürftigkeit.

    und ob das dann fixe beträge (entweder pro studiertem semester oder pro besuchter/angemeldeter lehrveranstaltung/prüfung) sind oder prozentwerte vom aktuellen einkommen oder in kombination, kann man meiner meinung nach gerne diskutieren.
    naja in der heutigen zeit sollte man das ganze auch vollautomatisiert schaffen, allerdings müssten/sollten dann auch die edv-systeme der einzelnen unis harmonisiert werden, was aber grundsätzlich vermutlich sowieso keine so schlechte idee wäre.
     
  4. Glueckskatze

    VIP: :Silber

    Ich schließe mich kookaburra an.

    Ich habe Zeiten ohne und mit Studiengebühren erlebt - es hat sich überhaupt nichts verändert.

    Wenn ich schon zahle, möchte ich auch wirklich die Chance haben, in Mindestzeit fertig zu werden (bei uns eine Illusion - das schafft vielleicht eine von hundert), rechtzeitig einen Platz in den wichtigen Kursen zu bekommen und vor allem auch Sprachkurse (ich studiere zwei Sprachen) in zumutbarem Zustand: fünfzig Leute auf einen Prof sind das auf jeden Fall nicht. So sahen bei uns die ersten beiden Semester aus, mittlerweile ist es zum Glück besser.
    Aber das bedeutet: man muss einen Sprachkurs im Ausland machen, der natürlich viel kostet.

    Und, was ganz wichtig ist: ich hätte gerne eine gewisse Planungssicherheit. Zumindest für die durchschnittliche Dauer eines Studiums sollte sich ein Student darauf verlassen können, dass inzwischen nicht zweimal Studiengebühren eingeführt und wieder abgeschafft werden.

    Außerdem sollte man bedenken: die heutigen sehr verschulten Studienpläne machen das Arbeiten neben dem Studium sehr schwer. Das sei denen ins Stammbuch geschrieben, die meinen: die faulen Studenten, sollen´s doch hackln. Die Sommermonate gehen bei uns Sprachstudenten hauptsächlich für Auslandsaufenthalte drauf (entweder ein Praktikum, das nicht viel Geld einbringt oder der oben erwähnte Sprachkurs im Land)

    LG,
    Glueckskatze
     
  5. Glueckskatze

    VIP: :Silber

    Exakt. Dann können auch gleich alle die zahlen, die in den 1970ern, 1980ern und 1990ern gratis studiert haben. :rolleyes:

    Und: dass die Eltern ausreichend Geld haben, sagt auch nix aus. Nicht alle Eltern unterstützen ihre Kinder ausreichend - aber das Kind müsste die Eltern verklagen, um den gesetzlich zustehenden Unterhalt zu erhalten. Wer macht das schon?

    LG,
    Glueckskatze
     
  6. mph266

    mph266 Gast-Teilnehmer/in

    ich kenne die situation an unseren unis und sie ist wirklich verheerend. es ist sowieso unumstritten, dass die unis mehr geld benötigen und das geld vom budget kommen sollte und nicht umgekehrt die studiengebühren ins budget fließen dürfen, habe ich oben schon geschrieben.

    ist es aber deswegen richtig zu sagen, man möchte gar keine gebühren für eine universitäts-ausbildung zahlen und lieber die billa-kassiererin mit ihren steuergeldern dazu verdonnern, dass sie mir eine gute ausbildung mit guten einkommensaussichten ermöglicht?

    ich glaube nicht.

    die vergabe von zinslosen studienkrediten, die nach ende des studiums zurückgezahlt werden, finde ich gut und halte es für ein durchaus sinnvolles modell.
     
  7. Flo6666

    Flo6666 Gast-Teilnehmer/in

    das tut sie nicht ;)

    weil "mit ihren steuergeldern" kannst du nur die lohnsteuer nehmen (sv-beiträge sind zweckgewidmet, USt zahlt jeder - auch der student, etc.) und wenn du dort ihren anteil für landesverteidigung, polizei, straßenerhaltung, pflichtschule, etc. abziehst, bist du im minus. natürlich muss es eine gewisse umverteilung geben nahezu jeder job ist ein wichtiger, auch wenn er schlecht entlohnt ist - also mich bitte nicht falsch verstehen. aber deine rechnung, wo die billakassiererin, deren kinder möglicherweise auch studieren, den "wohlhabenden" studenten, das studium finanziert, ist falsch.
     
  8. lucy777

    lucy777 Gast-Teilnehmer/in

    ich finde 500.-- wahnsinnig viel - für zwei kinder wie in meinem fall, wären das 1000.-- im monat.
    dazu kommen ja noch viele andere kosten, wohnen, essen, kleidung, bücher, teilweise ausgaben für brillen, zahnspangen usw.

    ABER: ich bin FÜR studiengebühren, jedoch gestaffelt nach einkommen der unterhaltspflichtigen eltern, für eine normale studienzeit + toleranzsemester, danach volle wäsch.
    wer trödelt, hat pech.
     
  9. Glueckskatze

    VIP: :Silber

    Dann trödeln bei uns wahrscheinlich alle, in Mindestzeit plus Toleranzsemester wird kaum einer fertig. (ist ja klar: immer wieder gibt es Kurse, auch im 2. und 3. Studienjahr, wo 80 bis 90% fliegen, weil es dem Prof gerade so in den Kram passt. Die entsprechenden Kurse werden auch nur einmal pro Jahr angeboten.)

    Wenn sich die Toleranzsemester an einer realistischen Studiendauer orientieren: gerne.
    Wenn es pauschal eines pro Studienabschnitt ist - nein.

    LG,
    Glueckskatze
     
  10. mph266

    mph266 Gast-Teilnehmer/in

    die billa-kassiererin ist mit ihren steueranteilen selbstverständlich "im minus", weil der sinn des progressiven steuersystems ist, dass jene weniger zahlen und mehr profitieren, die kaum oder wenig einkommen haben und all jene, die ein gutes einkommen haben, mehr einzahlen als sie herausnehmen. alles andere wäre absurd.

    und sämtliche von dir aufgezählten punkte "landesverteidigung, polizei, straßenerhaltung, pflichtschule" sind dinge, von denen alle gleichermaßen profitieren. die uni jedoch ist eine einrichtung, von der vor allem akademikerfamilien bzw. kinder aus hohen bildungs- und einkommensschichten profitieren. somit ist die von dir angestellte rechnung nicht zutreffend.
     
  11. mph266

    mph266 Gast-Teilnehmer/in

    500 pro semester, nicht pro monat :)
     
  12. Kalliope

    Kalliope Gast-Teilnehmer/in

    Danke, Du nimmst mir die Worte aus den Tasten. Ganz ehrlich - wie viel Lohnsteuern zahlt denn die vielzitierte Billakassiererin? Selbst wenn sie vollzeit arbeitet, ist der Lohn so niedrig, dass sie kaum Lohnsteuern zahlen wird. Davon zieh alles ab, was sie selber nutzt, Straßen, Beamte, Förderungen, Gratis-Schule für ihre eigenen Kinder etc. Da bleibt nichts mehr. Im Gegenteil.
     
  13. lucy777

    lucy777 Gast-Teilnehmer/in

    ok - das habe ich natürlich falsch verstanden.

    also pro studiengebühren - aber gestaffelt nach einkommen - entweder der unterhaltspflichtigen eltern oder des sich alleinerhaltenden studierenden.
     
  14. lucy777

    lucy777 Gast-Teilnehmer/in

    natürlich an einer realistischen studiendauer orientiert.
     
  15. Kalliope

    Kalliope Gast-Teilnehmer/in

    Das geht in Ö nicht. Die Studiensituation ist katastrophal, war es schon zu meiner Zeit, und wird, wie ich vernehme, immer schlechter. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo wir nachts auf der Uni gecampt haben, um noch einen Praktikumsplatz zu ergattern, dann wurde morgens die Pforte geöffnet, die Anmeldung fand an einem anderen Platz als ursprünglich geplant statt, und es gab Verletzte beim Kampf um die Plätze. Etliche haben auf diese Art ein Semester verloren.

    Heutzutage gibt es in vielen Studien ein Punktesystem (man verbessere mich, wenn ich das falsch mitbekommen habe, ich kenne es nur vom Hörensagen), bei dem jeder Student pro Semester eine gewisse, gleiche Anzahl von Punkten erhält. Wenn er sich jetzt für einen Kurs anmeldet, muss er pokern. Pro Kurs kann man Punkte setzen, diejenigen, die die meisten Punkte gesetzt haben, kommen in den Kurs hinein. Viele setzen ihre gesamten Semesterkurse auf einen einzigen wichtigen Kurs, haben dann nicht mehr die möglichkeit, auch noch andere Kurse zu besuchen. Wieder andere verteilen die Punkte und kommen möglicherweise gar nirgends rein. Es kann ja nicht sein, dass man ein guter Pokerspieler sein muss, um zu studieren, oder?

    Andere Studienrichtungen hingegen sind mittlerweile so sehr schulisch geworden, dass es nicht mehr möglich ist, nebenbei zu arbeiten. Bzw ist es dann auch so, dass man mit einer negativen Note dann halt sehr viel mehr Zeit verliert als zu meiner Zeit.

    Kurzum, die Situationen sind alles andere als toll, sicher nicht so, dass man als Konsument für solchen organisatorischen Wahnsinn auch noch zusätzlich bezahlen sollen müsste.
     
  16. Flo6666

    Flo6666 Gast-Teilnehmer/in

    dazu würdest du nicht mal ein progessives steuersystem brauchen. dafür würde auch eine flat-tax sorgen, das progressive steuersystem verstärkt diesen effekt "nur". aber das habe ich ja auch nicht kritisiert. (was aber nicht heißen soll, dass ich unser steuer/abgaben/beihilfen/sozialsystem für perfekt halte, im gegenteil.)
    das ist mir klar, aber genau aus diesem punkt heraus, finanziert eben mMn eben NICHT die "billa-kassiererin" die unis.

    ich habe extra dinge genommen, wo annähernd jeder gleichermaßen profitiert und das obwohl jeder unterschiedlich viel dazubeiträgt und das ja auch für richtig/gut befunden. ABER dadurch, dass sie hier schon weniger beiträgt, trägt sie dann eben für die unis gar nichts mehr bei.
     
  17. ich würde vielleicht sogar gerne studiengebühren zahlen, wenn ich wüsste, dass sich auch was ändert.
    aber die bedingungen sind katastrophal. ich studiere an einem institut, an dem die bedingungen relativ gut sind. aber ich kenne halt auch genügend andere studenten...

    wem würde € 500/semester weh tun? denen, die gefördert werden, nicht. denen, für die geld keine rolle spielt, auch nicht. aber jenen dazwischen - die nicht arm sind, aber halt auch nicht allzu viel haben. DIE trifft es.

    und zu meinen, dass ein student eh ganz locker € 1000 im jahr auf die seite sparen kann... ja, genau. zum leben brauchen sie meist aber auch was. und dann ziehen sich die studienzeiten halt wieder in die länge.
    ich könnte es jedenfalls nicht.
     
  18. nur unsere politiker haben im bezug auf die unis schon lange jeden sinn für realität verloren...
     
  19. amina

    amina Gast-Teilnehmer/in

    Ich bin absolut für Studiengebühren. Habe selbst studiert und hätte sie bezahlen müssen (hätte deshalb, weil ich sie zu 100% wieder von der Studienbeihilfenbehörte refundiert bekommen habe). Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass niemand, der sich das nicht leisten kann, die Gebühren bezahlen muss. Meine Eltern gehören wohl zur unteren Mittelschicht einkommensmäßig und ich habe wie gesagt die gesamten Gebühren zurückbekommen. Bei meinem LG dasselbe.

    Ich denke schon, dass die Studiengebühren für manch einen eine "Motivation" sein könnten, das Studium etwas schneller abzuschließen (für LG war es devinitiv so, er musste im letzten Semester bezahlen und hat sich dann stark am Riemen gerissen, seine Diplomarbeit nach einem "Bummeljahr" schnell fertig zu bekommen).
     
  20. HeidelBaer1206

    HeidelBaer1206 Gast-Teilnehmer/in

    Ich hab studiert und arbeite jetzt an der Uni - Studiengebühren: Definitiv JA!

    'Es geht sich nicht aus' ist für mich absolut kein Argument.
    Ein Studium ist sehr wohl in Mindest + Toleranz Semester zu schaffen - bei uns (Naturwissenschaften) auch völlig normal - sofern man halt ernsthaft studiert und auf die 3 Monate Sommerferien verzichten kann.
    Was natürlich bei Massenstudien völlig anders ausschaut - aber auch da kenne ich Leute, die es sehr wohl geschafft haben ... bei mir stellt sich da eher die Fragen, warum ich solch ein Studium mache: Viele Studierende = wenig Jobchancen.

    Fakt ist: die Unis brauchen Geld und warum sollte ich nicht für meine Ausbildung einen Beitrag leisten?
     

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