Sehr schön und wahr geschrieben...

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>>Und ich kann dem nur zustimmen, dass die Kinder zu Hause sich ganz anders benehmen als im Freundeskreis. Mir fiel da so manches Mal die Kinnlade runter.<<

hm ... ehrlich gesagt fiel mir nie die Kinnlade runter, denn letztendlich verwenden sie sicherlich heute andere Wörter, meinen damit aber garantiert das Gleiche, was ich in ihrem Alter auch gemeint habe ...

gut, ich hätte nicht "diese blöde Schl...pe" über jemanden (oder zu jemandem) gesagt, sondern "diese doofe Kuh" - tolle Sachen waren damals nicht "geil" sondern cool, aber "Sch...sse" und "Mist" kam auch in meinem Wortschatz vor - und erfreute die Eltern so gar nicht, ebenso wenig wie die Tatsache, das wir offen bekundeten "keinen Bock" zu haben ...

Worauf ich damit raus will: wir benutzten damals andere Wörter, gemeint war aber letztendlich doch das gleiche ... und die Empfindung dahinter kam sicher nicht weniger aus tiefstem Herzen ...

Der Wortschatz hat sich geändert, ebenso wie die Medien, über die er vermittelt wird ... aber die Emotionen sind noch genau die Gleichen, die man selbst vor 30 (oder wieviel-auch-immer) Jahren hatte, wenn man wütend, verletzt und mit sich selbst nicht im reinen war, am liebsten jemandem an die Gurgel gegangen wäre und - schlimmer noch - überzeugt davon war, das man damit auch "im Recht" sei ...

Ich kenne niemanden, der nicht in diesem Alter Worte benutzt hat, um jemand anderen zu verletzen - z.b. wenn man sich ungerecht behandelt fühlte oder hintergangen oder der andere einfach mies zu einem war ... Heilige waren in meinem Umfeld nicht zu finden.

und machen wir uns doch nix vor ... wir haben mit unseren Eltern doch auch anders geredet, als mit unseren Freunden (und den Leuten, die wir nicht leiden konnten) auf der Straße, einfach weil wir wussten, dass die Eltern das nicht gut gefunden hätten.

Man darf einfach nicht vergessen, das man selbst auch mal unaufgeräumt, verwirrt, böse auf jemanden, hilflos und vielleicht sogar vom Gruppendruck getrieben jemanden getrietzt hat, als man in dem Alter war ... klar, wir mussten den Hintern rausbewegen und konnten das nicht direkt über Handy oder Computer rauspusten, was vielleicht dazu führte, dass das eine oder andere Mütchen sich schon wieder abgekühlt hatte, bevor man Aug in Aug wieder voreinander stand... aber die Emotionen damals waren doch nicht andere als die, die die Kinder/Jugendlichen heute bewegen ...

... und ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, das die Gedanken so viel anders waren ... oder habt ihr nie jemandem was Böses gewünscht?
Der Unterschied ist vielleicht, dass es heute leicht ist, das nicht nur zu denken, sondern sich hingesetzt wird und es demjenigen dann per whatsapp oder facebook direkt um die Ohren gehauen wird ... aber "ehrenwerter" in ihren Empfindungen waren wohl damals auch nur die wenigsten von uns - nur hatten wir eben die Möglichkeiten (und Flüche) von heute eben nicht.

Sie müssen eben beigebracht bekommen, das am anderen Ende vom Gerät ein Mensch sitzt, der verletzlich ist - und das man erst denken muss, bevor man auf "abschicken" klickt ... aber das sollte doch hinzukriegen sein.

Ich wusste manchmal übrigens nicht, das meine Eltern mich lieb haben, obwohl sie sich alle Mühe gaben, es immer und immer wieder zu zeigen ... weil ich mich manchmal selbst so wenig lieb haben konnte, wenn ich allzu unzufrieden und garstig mit mir und meiner Welt war ... da tat es sehr gut, wenn man in den Arm genommen wurde und sie einem zeigten, das sie einen auch liebten, wenn man sich selbst widerlich war.

 

Weiss ich auch nicht. Aber es sollte das Ziel sein.
Ich habe gelesen, dass der Hype um Facebook und so ein wenig zurückgeht und die jüngeren Menschen zum Teil wieder gegenlenken und persönlich kommunizieren.
Und klar ist das nicht nur das Problem von Jugendlichen.