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Mütterpolizei

Dieses Thema im Forum "ZWEITES | Reden wir über ..." wurde erstellt von Caponata, 13 März 2009.

  1. Caponata

    Caponata Gast-Teilnehmer/in

    Ich hab grad eine Geschichte gelesen, die ich euch nicht vorenthalten möchte, weil sie zum Nachdenken anregt...

    MÜTTERPOLIZEI

    Als ich noch neu war auf dem Mütterplaneten und die Regeln nicht kannte, setzte ich mich manchmal arglos ins Straßencafé, bestellte einen Milchkaffee, ließ genüsslich den Schaum auf der Zunge zergehen und dachte: "Mein Gott, ist das schön, so ganz alleine."
    Doch immer, wenn ich das Wort "alleine" gedacht hatte, steuerte eine Mutter aus dem Geburtsvorbereitungskurs mit dem Kinderwagen auf mich zu , baute sich vor mir auf und fragte: " Und wo ist dein Kind?"
    Es war wie im Fernsehen, wenn die Kommissarin vor der Hauptverdächtigen steht, sie erst mit Blicken durchbohrt und dann ihre Frage abfeuert wie eine Pistolenkugel: "Wo waren Sie gestern Abend zwischen 10 und 11?"
    Ich zuckte zusammen und fühlte mich wie eine Schwerverbrecherin, die auf das Urteil wartet. "Sie ist mit der Babysitterin spazieren", antwortete ich mit zitternder Stimme.
    Nach diesem Satz herrschte eine unangenehme Stille.
    Die Mutter nahm ihr Baby aus dem Kinderwagen, presste es an sich und schaute mich mit Todesverachtung an.
    "Mit 4 Monaten gibst du sie schon weg?" Sie legte all ihre Verve in das Wort "weg" und rümpfte die Nase.
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass mich alle Leute im Café anstarrten und tuschelten "Hast du gehört, sie gibt ihr Kind weg."
    Es war, als hätte jemand in großen Buchstaben "Kinderschänderin" auf meine Stirn geschrieben.
    Ich holte tief Luft und setzte mich tapfer zur Wehr: "Es tut mir gut, mal allein zu sein. Danach freue ich mich wieder wie eine Schneekönigin auf mein Kind. Probier´s doch auch mal aus!"
    Das Gesicht der Mutter verfinsterte sich wie das von Günther Jauch, wenn die Kandidatin sich kurz vor der Million für eine vollkommen abwegige Antwort entscheidet und alles vergeigt. "Ich muss los", sagte sie spitz und raste davon.
    "Übrigens, Koffein ist verboten beim Stillen", rief sie mir aus der Ferne hinterher.
    Danach schmeckte mein Milchkaffee bitter.
    Als ich die ersten Male im Kaffee erwischt wurde, hielt ich es noch für einen Zufall.
    Inzwischen weiß ich Bescheid.
    Es gibt eine mobile Mütterpolizei, die Straßen und Häuser durchkämmt nach Rabemüttern, die am hellichten Tag schamlos Milchkaffee in sich hineinschütten.
    Nach krankhaft egoistischen genusssüchtigen Weibern, die ihr Kind mit der Babysitterin losschicken, um Sex zu haben oder noch schlimmer: um arbeiten zu gehen.
    Als mich die Mütterpolizei zum dritten Mal aufgabelte, war ich unterwegs zu einem Interviewtermin.
    "Du arbeitest?", fragte mich die Polizistin in einem Ton, als sei ich ein Fall für den Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Anklagepunkt: Verstoß gegen die UNO-Menschenrechtskonvention.
    Eine heiße Welle ging durch meinen Körper. Ich fühlte mich schuldig. Auf frischer Tat ertappt als raffgieriges kaltes Karriereweib, das eine zarte Kinderseele mutwillig zerstört.
    Um meine Haut zu retten, spielte ich die Mitleidskarte "Ich muss arbeiten", flüsterte ich und gab mir Mühe, dabei verzweifelt auszusehen.
    Die harten Augen der Polizistin wurden weich: "Alleinerziehend?", fragte sie voller Mitgefühl.
    "Schlimmer", antwortete ich. "Verheiratet, aber wir brauchen mein Geld." "Das ist ja schrecklich!", klagte die Polizistin mit butterweicher Stimme und schaute mir noch lange mitleidig hinterher.
    Mittlerweile kenne ich die Methoden der Mütterpolizei.
    Ihre Hauptwaffen sind giftige Blicke und Fragen, die scharf sind wie Pfeile.
    Damit zielen sie ihrem Opfer genau auf die Stelle, wo das schlechte Gewissen sitzt.
    Auf diese brutale Weise schalten sie das Genusszentrum und das Arbeitszentrum aus und bringen abtrünnige Mütter zur Strecke.
    sätze wie "Ich arbeite einfach gerne" oder "Immer nur über Windeln reden macht mich wahnsinnig" empfinden die Mitglieder der Mütterpolizei als Baby -Blasphemie.
    Als Verstoß gegen das oberste Müttergebot:
    "Du sollst keine anderen Götter neben deinem Kind haben."
    Nach einem Zusammentreffen mit der Mütterpolizei fühle ich mich immer elend und nehme mir vor, nur noch selbstgekochte Ökobreis zu verfüttern, um die Karriereschäden bei meinem Kind zu kompensieren.
    Das Schlimmste an der Mütterpolizei jedoch ist:
    Sie ist auch dann aktiv, wenn weit und breit keine Polizistin zu sehen ist.
    Kaum denke ich an Arbeit, geht eine heisse Welle durch meinen Körper, und ich fühle mich, als würde ich einen Sexshop betreten.
    Die Mütterpolizei sitzt in meinem Gehirn und überwacht jeden meiner Schritte.
    Warum hat mir das niemand vorher erzählt?




    (Quelle: Generation Mama von Birgit Schönberger, S63 - 67, 2003, Bassermann Verlag)​
     
  2. SoAcid

    SoAcid Gast-Teilnehmer/in

    ich finde sie eigentlich nicht lustig, sondern eher sehr sehr treffend. es gibt immer damen die meinen sie sind besser als alle anderen und geben einen somit das gefühl dreck zu sein.

    leider in meinen augen die wahrheit, aber shcon etwas lustiger formuliert, aber aufgrund des ernstes des themas für MICH nicht lustig.

    danke trotzdem fürs reinstellen
     
  3. Caponata

    Caponata Gast-Teilnehmer/in

    stimmt, war von mir vielleicht nicht ganz treffend formuliert...Lustig, wenn man bedenkt, wie peinlich sich die "Mütterpolizei" in der Geschichte aufführt...natürlich ist das Thema an sich nicht lustig, wenn man bedenkt, wieviel nervende Mütterpolizistinnen es wirklich gibt, die einem das Leben zur Hölle machen können...trotzdem mußte ich beim Lesen der Geschichte (auf Grund der Formulierung) schmunzeln (auch wenn ich noch keine Mama bin...)
     
  4. SoAcid

    SoAcid Gast-Teilnehmer/in

    ja shcmunzeln musste ich auch, denn erst heute hab ich wieder so einen "mütterpolizistin" blick geerntet, und das nur weil ich mir erlaubt hab beim B-King Pommes für meine mädls zu kaufen (ja wir haben ordentlich mittaggegessen) und die am spielplatz mit zu nehmen (sie essen gerne zwischen schaukel und rutsche)

    naja ich weiss was meine kinder mögen und was nicht.



    ich denke wenn man das ganze buch liest, kommt es sicher besser und is sicher lustiger

    lg
     
  5. Caponata

    Caponata Gast-Teilnehmer/in

    ja, absolut...das Buch ist echt zu empfehlen!:D
     
  6. babsimaus2

    babsimaus2 Gast-Teilnehmer/in

  7. DorotheaM

    DorotheaM Gast-Teilnehmer/in

    :confused:
    Hä? Und ..wieviele gibts denn?
     
  8. Eos

    Eos Gast-Teilnehmer/in

    Es ist ein alter Hut, dass Frauen bzw. Mütter - gleich von welcher Front - sich nichts schenken. Somit schneiden sie sich selbst immer wieder ins eigene Fleisch.
     

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