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Gott sei Dank gibt es Fläschen!

Dieses Thema im Forum "ZWEITES | Reden wir über ..." wurde erstellt von Caponata, 10 Januar 2010.

  1. Caponata

    Caponata Gast-Teilnehmer/in

    Eine Geschichte aus dem Buch "GENERATION MAMA...und die Welt steht Kopf" von Birgit Schönberger (S36 -41)

    Auch wenn ich keine Mama bin, finde ich dieses Buch einfach wunderbar...:)

    Gott sei Dank gibt es Fläschchen

    Ich hatte mir alles ganz wunderbar vorgestellt.
    Ich würde vollkommen entspanntin einem Schaukelstuhl sitzen, mit einem entrückten Lächeln mein Kind beobachten, wie es selig an meinen Brustwarzen nuckelt und ihm beim Wachsen zugucken.In meiner Fantasie sah ich dabei aus wie eine von Michelangelo geformte Madonna. Stillen stellte ich mir vor wie eine Medidation. Wer siebenmal am Tag meditiert, muss kurz vor der Erleuchtung stehen, dachte ich, und konnte es kaum erwarten. Doch statt grinsend im Schaukelstuhl zu sitzen und vor LIebe und Milch überzufließen, lag ich dumpf im Bett und schaute verzweifelt auf mein schreiendes Kind. Meine Brüste waren so groß wie Fußbälle. Ich war mir sicher, ich könnte mit ihrem Inhalt ein ganzes Stadion glücklich machen.
    Doch meiner Tochter reichte es nicht.
    Nachdem sie sich mit der Entschlossenheit eines Piranhas auf mich gestürzt und alles leergetunken hatte, forderte sie lautstark Nachschlag. Meine Brüste zogen sich beleidigt zurück und schmollten.
    Meine Tochter war wütend.
    Ich heulte.
    Um mein Bett herum baute ich eine Festung aus Stillratgebern. Von dort aus gab ich stündlich neue Anweisungen. Der Vater ließ auf mein Geheiß eine Lastwagenladung voll Milchbildungstee kommen. ich schüttete so viel davon in mich hinein, dass ich bei jedem Schritt Angst hatte überzulaufen und eine Überschwemmung zu verursachen. Gleichzeitig versuchte ich es mit positivem Denken:" Die Milch fließt in Strömen. Mein Kind ist satt und glücklich", verkündete ich mit fester Stimme. Diese Worte brachten meine Tochter erst recht auf die Palme. Sie wurde krebsrot und schrie wie ein geprügelter Hund.
    Der Vater rannte nur noch kopfschüttelnd im Kreis herum und rief: " Ich halte das nicht mehr aus." In diesem Moment klingelte es. Auf meiner inneren Leinwand lief sofort folgendes Drama ab.
    Draußen steht eine Dame vom Jugendamt. Sie stürmt ins Schlafzimmer, hält mir mit verächtlicher Mine einen Zettel unter die Nase "Entzug des Sorgerechts", entreißt mir mein schreiendes Kind, bringt es zu reizenden Pflegeeltern und untersagt mir jeden Kontakt.
    Doch vor der Tür steht nur meine Freundin Tina.
    "Du mußt dich entspannen beim Stillen und ganz tief atmen, dann fließt die Milch. Versuchs doch mal mit der Lächelmedidation aus dem Yoga für Schwangere." "Ich mache gleich eine Schreimedidation!", brüllte ich und warf ihr das Stillkissen an den Kopf. Am siebten Tag hatte ich alle meine Freundinnen verprellt und war mutterseelenallein auf der Welt.
    Der Vater behauptete immer öfter, er müsse dringende Papiere besorgen.
    Eines Abends kam er mit einem Karton nach Hause und überreichte ihn mir mit einem triumphierenden Blick, als sei darin eine Wundermaschine verborgen.
    "Ist das eine Plastikkuh, die Muttermilch abgibt, wenn man sie aufzieht?", fragte ich hoffnungsvoll.
    "So was Ähnliches."
    Der Aufbau der Milchpumpe gestaltete sich in etwa so komplex wie die Konstruktion des Schaltpults von Raumschiff Enterprise.
    Stunden später saß ich vollständig verkabelt am Küchentisch und hatte Angst, mich mit den vielen Schläuchen zu strangulieren.
    Das penentrante Surren der Pumpe machte mich melancholisch.
    Draußen tobte das Leben, ich saß drinnen und glotzte auf die winzigen Milchtropfen, die quälend langsam in das Fläschen tropften.
    Nach wenigen Tagen hatte ich beim Pumpen einen Gesichtsausdruck, wie ich ihn sonst nur von Gefängnisinsassen kenne, die lebenslänglich bekommen haben.
    Endlich sprach meine Hebamme das erlösende Wort "Fläschchen". Es wirkte auf mich wie ein magisches Versprechen. Als habe sie mir ein Ticket für einen Direktflug ins Mutter-Kind-Paradies geschenkt.
    Einerseits.
    Andererseits fühlte ich mich wie am Ende einer Prüfung, die ich mit Pauken und Trompeten in den Sand gesetzt hatte. Nach dem Stillen plus Fläschchen mit Milchpulver lag meine Tochter selig glucksend in meinen Armen und schlief friedlich ein. Es stellte sich jene medidative Stille ein, von der ich vorher nur stets geträumt hatte.
    Das zarte Glück wurde jedoch empfindlich gestört, als die Mütter vom Geburtsvorbereitungskurs zum Getreidekaffee kamen. Kaum hatten sie das Fläschchen entdeckt, bauten sie sich vor mir auf wie eine irdische Abordnung des Jüngsten Gerichts.
    "Seit wann geht das so?"
    "Was sagt deine Hebamme dazu?"
    "Ist dir klar, dass das der Anfang vom Ende ist?"
    "Ich sage nichts mehr ohne meinen Anwalt", flüsterte ich.
    Nach einigen Kurzvorträgen über die traumatischen Folgen des frühen Fläschchentrinkens ("Flaschenkinder werden später einmal kontaktgestört, kriminell und chaotisch") verließen sie empört unsere Wohnung und grüßten mich fortan nicht mehr. Auch die dazugehörigen Väter machten im Supermarkt einen großen Bogen um mich und flüsterten sich mit verschworenen Blicken angwidert zu: "Sie gibt ihrem Kind schon Fläschchen."
    Eines ist mir nach wie vor ein Rätsel.
    Unsere Tochter ist verrückt nach anderen Kindern, sie kümmert sich hingebungsvoll um ihre Stofftiere und hat einen Schlafrythmus, der andere vor Neid grün werden lässt.
    Was mache ich nur falsch?


    (Quelle: Generation Mama von Birgit Schönberger, (S36 -41), 2003, Bassermann Verlag)


    MÜTTERPOLIZEI
    http://www.parents.at/forum/showthread.php?t=522726&highlight=m%FCtterpolizei
     
  2. Tilda

    Tilda Gast-Teilnehmer/in

    Man kann sich alles schönreden.

    Außer, daß der Text wirklich unterhaltsam geschrieben ist, kann ich ihm nicht wirklich etwas abgewinnen, wirklich komisch ist er nicht.
     
  3. Enola

    Enola Gast-Teilnehmer/in

    Ich unterschreibe es.
     

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