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Glaube als seelischer Mülleimer?

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von Schaefchenwolke, 25 März 2012.

  1. Schaefchenwolke

    Schaefchenwolke Gast-Teilnehmer/in

    Ein Gedankengang, der mir völlig unbekannt ist und den ich niemals annehmen könnte:
    eine gute Bekannte mit einem schweren Familienschicksal (bewußt von ihr selbst verursacht) - ich zitiere - ladet ihre ganze Last bei ihrem Glauben ab, denn nur so kann sie halbwegs glücklich ihr Leben weiterleben.

    Kennt ihr das?
    Könnt ihr das?
    Ist das nicht eine Art Selbstbetrug? Bzw. wie schafft man es, sich so von seinem eigenen Leben zu distanzieren um Schuldgefühle/Selbstvorwürfe wirklich, ganz ernsthaft, nicht mehr zu empfinden?

    Ich bin anscheinend nicht dafür geschaffen an etwas zu glauben, schon gar nicht in die religiöse Richtung. Ich befürchte, ich bin kein Träger des Glaubensgens. Für mich ist Glaube (per definitionem) etwas zu unsicheres um mich fallen zu lassen, und ich habe nicht vor, dieses jetzige Leben als etwas zu sehen, dessen Konsequenzen man im - potentiellen - nächsten Leben tragen muss.

    Trotzdem interessiert es mich ob jemand dieses Abladen von selbstverursachter Schuld und Last versteht bzw. sogar selbst praktiziert?
     
  2. Metis

    Metis Gast-Teilnehmer/in

    Ja, kenne ich und tu ich von Zeit zu Zeit auch selbst. Warum auch nicht?

    Edit: Hab gerade gelesen, dass du SELBSTverursachte Schuld geschrieben hast.
    Kannst du bitte konkreter erklären, was du damit meinst? (Nicht, dass ich da was falsch verstehe. :eek:)
     
  3. Kathinka

    Kathinka Gast-Teilnehmer/in

    Ja, ich kenn das. Ich hab einen starken Glauben und hätte ich den nicht, wäre ich vermutlich schon lang verrückt geworden. Glaube kann Berge versetzen und ich bin froh dass ich meinen Glauben habe.

    Was mich aber interessieren würde: wie meinst du das "selbstverschuldet"?
     
  4. Schaefchenwolke

    Schaefchenwolke Gast-Teilnehmer/in

    Ich möchte aus Gründen des Respekts und Privatsphäre nicht sehr genau werden, aber mit selbstverschuldet meine ich dass die Kinder dieser Frau von Beginn an in einer Sekte leben mussten, drei von fünf ihrer Kinder schwere psychische Erkrankungen haben, und ein Kind (als junger Erwachsener) hat vor einigen Jahren den Freitod gewählt.

    Ich habe auch zwei Sachen in meinem Leben, die ich mir nicht verzeihen kann, aber trotzdem würde ich es nicht schaffen, das einfach zu outsourcen. Immerhin ist man für sein Leben selbst verantwortlich und muss mit den Folgen dessen leben was man verursacht.

    Nicht falsch verstehen, ich finde es nicht schlecht wenn man (an was/wen auch immer) glaubt, nur speziell diese Auslegung des Glaubens erscheint mit fremd.
     
  5. Sentidos

    Sentidos Gast

    also tiefgläubiger Mensch kann ich mich da nur anhängen,wobei Verdrängen kann man Dinge nicht ,aber ich kann leicher damit umgehen ...das in einen kurzen Tread zusammenzufassen geht nicht,auch halte ich mich diesbezüglich sehr zurück .Jeder hat etwas in dem er Kraft schöpft ,wenns einmal scheisse läuft...
    und bei den mir bekannten gläubigen Menschen und auch bei mir funktioniert das alles mit 100%
    ich würde ohne Glaube sicher auch nicht hier sitzen und lächeln
     
  6. Steinfrau

    Steinfrau Gast-Teilnehmer/in

    Ich dnke ich weiß schon worauf du raus wilst - Glaube als Selbstbetrug um sich nimmer mit den Tatsachen beschäftigen zu müssen ?? Lieg ich richtig ??

    Ich persönlich bin dankbar, dass ich meinen Glauben hab, dass ich auch mal für mich abladen kann, nur für mich ohne Diskussionen wieder zu mir kommen kann und klare Sicht bekomme, so empfinde ich das.
    Aber auch Dankbar sein für die guten Lösungen im Leben

    Es ist halt was ganz Persönliches, was in meinem Fall auch niemanden anderen etwas angeht.
     
  7. Colorit

    VIP: :Silber

    Die wahre Religion auf der Welt , ist der schnöde Mammon
     
  8. jesuslovingmom

    jesuslovingmom Gast-Teilnehmer/in

    ich hab bei deinem ausgangspost ehrlich gesagt auch nicht verstanden worauf du hinaus willst. jetzt versteh ich es vielleicht etwas besser. ich glaub aber das sind zwei paar schuhe:
    ich kann glauben, ich kann wissen, dass gott mir meine schuld vergeben hat und mir deshalb auch selbst leichter vergeben, deshalb vielleicht/hoffentlich auch anderen leichter vergeben und trotzdem verantwortung für mein leben übernehmen.
    ich kann meine last bei gott abladen und befreit davon weiterleben und mir trotzdem meiner eigenen schwächen und fehler bewusst sein. und die konsequenzen meiner (falschen) entscheidungen tragen.
    das halte ich für reif.

    ich kann aber auch die verantwortung für mein ganzes leben abgeben. manche werden z.b. nie erwachsen und sind bis zu deren tod von ihren eltern (meist ihrer mutter) abhängig; andere geben die verantwortung an irgendeinen politiker ab (muss man ja nur an gewisse diktatoren denken, die gewählt wurden weil die menschen sich von ihnen besserung für ihr leben erhofft hatten - schlußendlich wurden sie nicht befreit sondern beherrscht und ließen das oft auch gerne zu bzw. bejubelten dann ihren "retter"); wieder andere halt an ein unsichtbares wesen; oder an irgendeinen guru; oder....

    tja, leichter ist es dadurch vielleicht schon - ist doch auch schön, ewig kind zu sein. aber wirklich erwachsen ist es halt nicht und befreiend auch nicht.
     
  9. jesuslovingmom

    jesuslovingmom Gast-Teilnehmer/in

    p.s. ich denke aber auch dass es menschen, die jede verantwrtung abgeben, überall gibt. also ich würd jetzt z.b. eine gruppierung nicht als sekte bezeichnen (auch wenn du das im falle deiner bekannten sicher besser beurteilen kannst) nur weil ein oder mehrere mitglieder so sind. d.h. ja noch nicht dass alle so sind, es kann einfach so sein dass diese person vom charakter her so ist.
     
  10. famousfive

    famousfive Gast-Teilnehmer/in

    Glauben kann gut für Menschen sein.
    Glaube ist dann gut, wenn er hilft, mit den typisch menschlichen und doch so schwierigen Sachen umzugehen: Schuld, Tod, Einsamkeit, Überforderung, ...
    Diese und ähnliche Sachen halbwegs akzeptieren ist nie einfach, aber für gläubige Menschen vielleicht leichter.

    Wer allerdings seine Eigenverantwortung abgibt, weil Gott vergibt ihm eh und jetzt machma munter weiter... Der hat es sicher nicht verstanden.
    Jemand, der seine Verantwortung nicht wahrnehmen, seine Schuld nicht eingestehen, seine Pflichten ignorieren und sein Leben ruinös leben will, der tut das.
    Manche nennen ihre Realitäsverweigerung und ungute Art dann "Glaube"... andere suchen sich eine Sucht... die nächsten vielleicht einen Politiker... wieder andere eine ungesunde Beziehung zum Partner oder zu den Eltern.
    Es ist in jedem Fall nix Gutes.
     
  11. Eule

    VIP: :Silber

    Wenn jemand Christ ist, natürlich. Denn Christus ist genau dafür gestorben. Für die Schuld der Menschen. Er nahm sie auf sich, damit der Mensch sie nicht mehr herumtragen muss, weil sie zu groß für ihn ist, weil sie ihn erdrückt. Das nennt man Liebe und Gnade Gottes, Vergebung der Sünden. Der Kern des christlichen Glaubens: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)
     
  12. Sentidos

    Sentidos Gast

    wunderschön mal sowas tolles zu lesen
     
  13. Eule

    VIP: :Silber

    Ja, es ist unfassbar toll. So toll, dass viele Menschen es nicht annehmen wollen, weil es ihnen zu unglaublich erscheint. Aber was bleibt ihnen, wenn sie es nicht annehmen? Wenn sie nicht einfach still "danke" sagen und es annehmen? Der ganze große Haufen kleiner und großer angehäufter Schuld. Furchtbar erdrückend und hoffnungslos.
     
  14. Berthold

    Berthold Gast

    Ich glaube, dass das die Grundlage aller Religionen/Glaubenssysteme ist:
    Antworten auf Fragen zu geben, die sonst offen bleiben. Besonders die beiden nach dem Leiden (s.o.) und dem Tod.
    Die (von Menschen erfundenen) Antworten darauf kann man nur glauben, es braucht dafür aber eine Autorität, die dahinter steht, um Zweifel auszuräumen bzw. gar nicht erst aufkommen zu lassen. Voilá, Auftritt Gott.
     
  15. Berthold

    Berthold Gast

    Sollte jemandem, der an Christus glaubt, allerdings nicht unbekannt sein - immerhin ist genau das die Grundlage des christlichen Glaubens!
    (In meiner Diktion: die Antwort auf die Todesfrage. Die des Leidens - die Theodizee - ist etwas schwieriger zu beantworten.)
     
  16. Berthold

    Berthold Gast

    Es geht ganz gut ohne, danke schön.
     

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