1. Reden wir miteinander ...

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gewalt in der beziehung

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von Desire89, 20 Juli 2011.

  1. Desire89

    Desire89 Gast-Teilnehmer/in

    meine gedanken zum abend...

    warum bleiben menschen in einer beziehung in der es ihnen nicht gut geht... in der sie gewalt erfahren - sei es verbal oder körperlich?
    warum trennt man sich nicht einfach?
    wie lang will man sowas aushalten? bis man endgültig nicht mehr aufstehen kann?

    ich suche nach dem warum... was hält einem an der beziehung?

    gibt es ähnliche erfahrungen, die eine lösung gefunden haben?
    ich will nicht diskutieren, dass man gehen MUSS - das ist mir schon klar... ich will wissen warum es so schwierig sein kann...
     
  2. nina797

    nina797 Gast-Teilnehmer/in

    ich denke, dass die betroffene person es schon vorher nicht anders kennen gelernt hat.
    vermutlich wenig selbstbewusstsein auch wenn sie nach aussen selbstbewusst auftreten.

    ich glaub nicht, dass es "jedem" passiert sondern die betroffenen auf irgendeine weise schon geprägt wurden.
     
  3. Goodie

    Goodie Gast-Teilnehmer/in

    Ich kann nur von mir sprechen, ich war sieben Jahre lang in einer Beziehung (am Schluss sogar Ehe), in der ich sechs Jahre lang misshandelt wurde.

    Wir sind zusammengekommen, als ich 15 war, das erste Jahr war super und total schön. Nach ca. einem Jahr (nachdem wir das erste mal miteinander geschlafen hatten) begann er, sehr eifersüchtig zu werden und bald darauf bekam ich die erste Ohrfeige, weil ich seiner Meinung nach mit einem Kassier geflirtet hab :rolleyes: er kam danach auf Knien angekrochen, hat bitterlich geweint und sich tausend Mal entschuldigt und hoch und heilig geschworen, dass das ein einmaliger Ausrutscher war - ich war jung, dumm und schwer verliebt und hab ihm geglaubt. Ab da gabs von Zeit zu Zeit Ohrfeigen, immer mit diesem Theater hintennach und gleichzeitig begann er systematisch damit, mich klein zu machen, mein Selbstbewusstsein zu untergraben, mich psychisch zu zerstören, um mich zu "brechen". Ein Jahr lang ca. ging das so, dann wurde es wesentlich schlimmer, aus den Ohrfeigen wurden Prügel samt Tritten, würgen usw. und Vergewaltigung, wenn ich nicht gefügig war. Zu dem Zeitpunkt hatte er mich psychisch schon so bearbeitet, dass ich die Schuld bei mir suchte und der festen Überzeugung war, dass er "lieb" wäre zu mir, wenn ich es schaffen würde, ihm alles recht zu machen. Natürlich schaffte ich das nicht und je mehr er mich schlug, umso mehr bemühte ich mich. Zusätzlich hatte ich außer ihm und seiner Familie so gut wie keine Sozialkontakte - die Schule brach ich mit 17 auf sein drängen hin ab und arbeiten gehen ließ er mich nicht (eine Frau hat sich um den Haushalt zu kümmern). Mit 18 prügelte er mich das erste Mal so, dass ein Besuch der KH-Ambulanz nicht ausreichte und ich drei Tage stationär ins KH musste. In dieser Zeit hab ich eine Frau kennengelernt, die auf mich eingeredet hat wie auf einen kranken Esel, ihn doch zu verlassen. Ihre worte haben nachgewirkt und ein paar Wochen später hab ich tatsächlich einen Versuch gestartet und meine Sachen gepackt, als er in der Arbeit war. Bis heute weiß ich nicht warum, aber er kam plötzlich nach Hause (einige Stunden zu früh), sah meine Tasche, ging wortlos in die Küche und stellte sich mit einem großen Messer in der Hand und dem Satz "Geh aus dieser Tür und ich bringe dich um" zur Tür. Ich traute ihm zu, mich wirklich zu töten und ging nicht - auch nicht, als es daraufhin noch schlimmer wurde, die Angst um mein leben hielt mich davon ab.
    Tja, mit 19 wurde ich schwanger von ihm und die Hoffnung war groß, dass er sich dadurch ändert - groß, aber umsonst. Er riss sich zwar erst halbwegs zusammen und achtete zumindest darauf, mich nicht in den Bauch zu schlagen usw. aber als wir in der 26. Woche erfuhren, dass unser Sohn ein paar sehr schwere Missbildungen am Herzen hat und uns niemand sagen konnte, ob die operabel sind oder nicht, wollte er das Kind nicht mehr und gab zudem mir die Schuld an den fehlbildungen. Mit der Rücksichtnahme war es vorbei.
    Besser wurde es dann, als Sascha auf die Welt kam (aber auch nur, weil ich zu 90% mit ihm im KH war), er gab bei sporadischen besuchen den stolzen Papa, kümmerte sich aber nicht um ihn und schlief auswärts, wenn wir mal für ein paar Wochen aus dem KH raus durften - das Gepiepse von Herzmonitor usw. nervten ihn nämlich. Ein halbes Jahr nach der Geburt gab ich seinem Druck nach und heiratete ihn, ihm war wichtig, dass "die Missgeburt wenigstens nicht auch noch unehelich ist". Sascha wurde weit älter, als die Ärzte vermuteten (sie gaben ihm vier Monate), mit 15 Monaten war dann aber klar, dass es nicht mehr lange dauern würde und so nahm ich ihn mit nach Hause, damit er nicht im KH stirbt. Mein Ex schlief in dieser Zeit wieder auswärts und wenn er mal da war, schlug er mich, weil ich ihm "dieses Kind angetan" hatte. Tja, ein Monat später starb Sascha nachts - sein Herz blieb stehen und meine Reanimation fruchtete nicht.
    Am Tag der Beerdigung verprügelte mich mein ex so, dass ich im KH landete und drei Wochen im künstlichen Tiefschlaf gehalten wurde (Milzriss, Lungenquetschung usw. usf.). Er wurde in der Zwischenzeit verhaftet und als ich nach vielen Wochen aus dem KH entlassen wurde zog ich in ein Frauenhaus und reichte die Scheidung ein (die sich über zwei Jahre hinzog).
    Wäre er zu dem Zeitpunkt nicht in U-Haft gewesen, hätte ich das nicht geschafft und wär vermutlich heute noch bei ihm (wenn ich nicht schon tot wäre).
    Er wurde übrigens zu vier Jahren verurteilt, 2009 wurde er entlassen - das war eine Zeit, in der ich wieder sehr große Angst hatte, er hält sich aber gsd an die Verfügung und hat mich nicht aufgesucht.

    Sorry, dass es so lang wurde - ich wollte damit nur aufzeigen, dass sich Gewalt in einer Beziehung zumeist sehr langsam und schleichend entwickelt und die Täter meist ihre Maschen haben, ihre Opfer zu halten, bis es (scheinbar) zu spät ist.
     
  4. missChica

    missChica Gast-Teilnehmer/in

    Oh Gott, das tut mir leid ... Gänsehaut... Trauer ... Keine Worte mehr :(
     
  5. Goodie

    Goodie Gast-Teilnehmer/in

    NEIN bitte - das wollte ich damit nicht bezwecken! :eek:
    Ich wollt nur verständlich machen, wie sich sowas gestaltet und dass Frauen nicht deshalb in solchen Beziehungen bleiben, weil sie zu "deppert" sind!
     
  6. leelee

    leelee Gast

    @ Goodie
    Bewundernswert, wie sachlich du das wiedergibst. Und ich finde, es macht das Verstehen etwas leichter. Ich habe bei 2 Freundinnen miterlebt, wie schwer sie sich von gewalttätigen Partnern lösen konnten und ich habe mich immer gefragt, warum!? Erst die zeitliche Distanz hat es möglich gemacht, dass sie es ähnlich geschildert haben wie du hier.
     
  7. easy-going

    easy-going Gast

    Mir fehlen echt die Worte :hug:
     
  8. lucy777

    lucy777 Gast-Teilnehmer/in

    @goodie

    :hug:
    mehr kann man da nicht sagen!
     
  9. nina797

    nina797 Gast-Teilnehmer/in

    @goodie :hug:, danke für deine erzählung. dadurch ist es sicher für viele leichter nachbvollziehbar warum es soweit kommen kann :(
     
  10. Mimilein

    Mimilein Gast-Teilnehmer/in

    Goodie mir fehlen die Worte! Einfach schrecklich was dir passiert ist!
     
  11. Katzal

    Katzal Gast-Teilnehmer/in

    goodie - mir fehlen die worte :( :hug:
     
  12. Liz23

    Liz23 Gast-Teilnehmer/in

    Liebe Goodie!

    Ich sitze hier in der Arbeit und muss mir die Tränen zurück halten.

    Es tut mir soooo leid, dass du soetwas durchleben musstest und dein Kind verloren hast.

    Ich finde es so schlimm, dass du mit so jungen Jahren so etwas erfahren musstest. Du es nicht kennen gerlernt hast vom Partner geliebt zu werden.

    Da rückt man seine eigenen "Probleme" mit dem Partner echt in den Schatten. Wenn ich mir denke, dass ich in den 4 Jahren seit ich meinen Partner habe vielleicht 1-2 mal gestritten habe (natürlich ohne Gewalt) und mich da schon so mies gefühlt habe - wie ist es dir dann ergangen??

    Ich wünsche dir alles erdenklich Gute - du bist wirklich sehr sehr stark.

    LG
    Liz
     
  13. Nini.74

    VIP: :Silber

    :hug::hug:

    einfach unglaublich, welches leid ein mensch einem anderen zufügen kann!
     
  14. mane9

    mane9 Gast-Teilnehmer/in

    liebe goodie, du kannst wahnsinnig stolz auf dich sein. du hattest es wirklich in keiner weise leicht und lebst dein leben. :hug:
     
  15. Pipina

    VIP: :Silber

    @goodie

    auch mir fehlen die worte :( :hug::hug::(
     
  16. Goodie, :hug:
    du bist eine starke frau. hut ab.
     
  17. ein großteil der schläger ist nicht so blöd, wie man annimmt.
    sie haben gute menschenkenntnisse und können extrem gut manipulieren.
    die frauen kommen oft aus verhältnissen, wo der vater auch ein schläger war.
    viele frauen genieren sich oder haben angst, die kinder zu verlieren.
    männer, die misshandeln, machen nach außen oft einen netten eindruck, aber wenn sie daheim sind und kein anderer sie sieht, lassen sie die sau raus und das extrem brutal.

    meine schwester, ist eine hübsche, intelligente frau. ihr 2. ehemann war mir nie sympathisch, aber in der familie war er anerkannt und sehr beliebt.
    er hat sie schwer misshandelt und sie hat nichts gesagt.
    als mein mann dahinter kam, wollte er ihr helfen, was beruftbedingt auch gegangen wäre.
    sie hat den kontakt zu uns abgebrochen und wollte nichts mehr reden.
    nach und nach kam unsere familie dahinter, dass er alle seine exfrauen verpügelt hat. ( das hat er auch verheimlicht) mir und meinem mann ist er immer aus dem weg gegangen, er hat genau gewusst, dass wir uns nicht täuschen lassen.
    meine schwester hat jahre gebraucht um das zu erkennen. :boes:
     
  18. Puep

    Puep Gast

    Goodie, danke für deine Offenheit! Du bist eine sehr starke Frau :hug:
     
  19. MCPNE

    MCPNE Gast-Teilnehmer/in


    Ja so ist es leider, war selbst einige Jahre in so einer Beziehnung.
    Nach aussen hin war er immer lieb und nett zu mir, daheim sah es meist anders aus, hatte auch große Angst mich von ihm zu trennen - aus Angst vor weiteren Attacken.

    Seelisch hatte er mich damals total in der Hand, aus Angst und Scham habe ich mich damals niemanden anvertraut.
     

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