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Ehe Light? Eine gute Lösung für die Zukunft?

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von 0xym0r0n, 6 April 2015.

  1. 0xym0r0n

    0xym0r0n Gast-Teilnehmer/in

    Ich weiß nicht, wie viele von euch wissen, dass Frankreich vor einigen Jahren eine Möglichkeit geschaffen hat, statt der formellen standesamtlichen Ehe-Schließung eine vereinfachte Form ("Pacte civil de solidarité", übersetzt etwa "Vertrag der Zusammengehörigkeit") abzuschließen.

    Ursprünglich für Homosexuelle gedacht (die inzwischen auch in Frankreich ebenfalls ganz formell heiraten dürfen und den Heterosexuellen gleichgestellt sind), schließen heute fast die Hälfte aller Ehepaare nur diesen Vertrag ab und heiraten nicht mehr formell.

    Dieser Vertrag ist ein schlichtes zweiseitiges Formular, welches ohne jegliches Brimborium (wie Trauzeugen, etc) oder Bürokratie am zuständigen Gericht von beiden Seiten unterzeichnet werden kann. Man ist dann in allen Erbschafts- und Steuerfragen den Verheirateten gleichgestellt. Gegenüber dem Staat, dem Arbeitgeber, aber auch in Krankenhäusern ist man damit als Paar anerkannt.

    Der größte Vorteil dieses Vertrages scheint zu sein, dass er vieles offen lässt. Das Paar bestimmt selbst, wie detailliert es sein Leben regeln und reglementieren will. Ob man zum Beispiel nach der Trennung eine Güterteilung möchte oder nicht. Oder wie und in welcher Art man sich gegenseitig materiell helfen möchte oder eben nicht. Sie wählen auf dem Formular einfach zwischen "Auswahl 1" (einem fixen bestimmbaren Anteil des Vermögens) oder "Auswahl 2" (einem jederzeit während der Partnerschaft frei bestimmbaren Betrag). Der größte Unterschied zur Ehe betrifft allfällige Kinder: Hier gibt es gar keine Regeln. Zeugen die beiden Kinder, ist es betreffend Obsorge und Unterhalt so, wie wenn sie nicht verheiratet wären.

    Und was ist, wenn es nicht mehr klappt? So rasch und so einfach wie dieser Vertrag geschlossen werden kann, so leicht lässt er sich auch wieder auflösen. Es reicht eine kurze Mitteilung an den Gerichtsdiener von einem der beiden. Witzigerweise ist die Trennungsrate in Frankreich bei solchen Partnern mit Vertrag geringer als bei Verheirateten.
     
    hanna59 und anna-mari gefällt das.
  2. Q

    Q Gast

    Da müsste man schon sehr die Details kennen ... Fakt ist, die klassische Ehe mit ihrem Versorgungscharakter im doppelten Sinn (Frau leistet Versorgungsarbeit, hat aber dafür einen lebenslangen Versorgungsanspruch durch den arbeitenden Gatten) in keiner Weise mehr zeitgemäßt ist, sie passt einfach nicht zu einer individualisierten Angestelltengesellschaft mit Doppelerwerb als vom Lebensstandard her alternativenlosen Norm-Szenario.

    Die Gesellschaft hat ihre Antwort schon längst gegeben ... das Zusammenleben ohne Trauschein ist nicht mal mehr bei gemeinsame Kindern "anrüchig", Alleinerzieherin hat sich von bedauernswertem Einzelschicksal hin zu einem idealisierten und heroisierten Frauenbild entwickelt.

    Inwiefern ein Bedürfnis nach so einer "Zivilehe light" in Österreich bestehen würde? Nachdem die, die heiraten, überwiegend auch konfessionell heiraten, sich davon aber auch nicht von Scheidungen und neuen Partnerschaften abhalten lassen, aufgrund des ohnehin sehr liberalen Trennungsrechtes und wechselseitigem Unterhaltsverzicht als Regelfall wohl eher nicht , wir haben das faktisch schon. Tendenziell ist der Bedarf nach so einer "Ehe light" umso größer, je umständlicher die Scheidungsvorschriften einer konkreten Rechtsordnung sind und wie viele faktische Probleme sich beim Zusammenleben ohne Trauschein ergeben. V.a. diese sind in Ö ja de facto null, selbst das "Auskunftsrecht im Krankenhaus" kann man im Anlassfall dort einfach festlegen, das vielfach als Argument für eine Ehe verwendet wird. In Ö jedenfalls keine ernsthafte Hürde, in der Praxis.
     
  3. BuddhaLight

    VIP: :Silber

    Eine Befristung der Ehe würde die Scheidungsraten senken, denn was regulär ausläuft, ist ja keine Trennung. Genauso wie auslaufende befristete Dienstverträge keine Kündigung sind. Schau wie schlau. :cautious:
     
  4. 0xym0r0n

    0xym0r0n Gast-Teilnehmer/in

    Man kann eine Ehe nicht befristen, weil niemand vorher weiß, wie lange es gut geht. Und man immer hofft, dass es für immer reicht.

    Das Problem mit positiven Emotionen, wie Liebe, ist hauptsächlich, dass sie im Falle eines Problems ganz leicht zu negativen Emotionen, wie Hass, werden und damit Trennungen zu einem Spießrutenlauf samt Folter für alle Beteiligten (inklusive Kinder). Das prägt dann natürlich für das restliche Leben.

    Sicher könnte man auch befristete Partnerschafts-Verträge anbieten. Etwa um jemanden, den man mag, über ein ganz bestimmtes persönliches Problem zu helfen. Das ist aber an sich (im Gegensatz zum Arbeitsleben) nicht sehr häufig notwendig und lässt sich auch anders regeln.

    Insoferne sind befristete Partnerschafts-Verträge vermutlich ein wenig zu zynisch als Antwort auf Partnerschafts-Probleme.
     
  5. BuddhaLight

    VIP: :Silber

    Find ich nicht.
     
  6. Liselotte

    VIP: :Silber

    Naja, defacto geht das in Ö auch.
    Gesetzlich sind Lebensgefährten in vielerlei Hinsicht Ehepartnern sowieso schon gleichgestellt (zB Pflegefreistellung, Krankenversicherung, AVAB, etc), Erbrecht ist jetzt auch eine Anpassung geplant und bzgl Güterteilung/Trennung wechselseitige Unterhaltszahlung uä steht es jedem Paar frei diesbezüglich etwas vertraglich zu vereinbaren. Das einzige was bei einer LG vollkommen wegfällt und nicht vertraglich geregelt werden kann ist die Witwen/Witwerpension.
    Ich seh jetzt den großen Unterschied nicht?
     
  7. Lissi

    Lissi Es ist wie es ist !

    Was ich daran gut finde, ist der kurze Scheidungsweg.
    Ich finde den langen komplizierten Scheidungsweg bis hin zum Scheidungskrieg sehr mühsam und entbehrlich.
    Wenn ich mich scheiden lassen will,möchte ich zu Gericht gehen und dies bekanntgeben, unterschreiben und ich möchte gescheiden sein. Ich will nicht davon abhängig sein ob der Partner das möchte, ob er unterschreibt, ich will kein Frist und auch keine Gerichtstermine, will nicht über Gründe und mögliche Versöhnungszeiten diskutieren.
    Scheidung sollte jeder Mensch für sich entscheiden und auch kurz und schnell durchführen dürfen.
     
    0xym0r0n gefällt das.
  8. Q

    Q Gast

    In dem Moment, wo es um Güteraufteilung oder um Unterhaltsansprüche geht, sowieso eine Illusion.

    Allerdings fände ich es einen Schritt in die richtige Richtung, wäre es in einem Ehevertrag zulässig, vorweg auf wechselseitigen Unterhalt zu verzichten und vorweg über den gemeinsamen Wohnsitz zu disponieren. Warum der Staat das nicht zulässt, bleibt vollkommen unklar.
     
  9. 0xym0r0n

    0xym0r0n Gast-Teilnehmer/in

    Egal, was vorher geregelt oder nicht geregelt wird, es wird später nicht in jedem Fall und für alle passen.

    Auch Unterhalt kann in manchen Fällen sinnvoll und notwendig sein. Meistens allerdings nicht, da hast du recht. In der Praxis scheint das aber kein Problem zu sein, ich kenne absolut niemanden persönlich (obwohl ich viele Scheidungen im Bekanntenkreis hatte), der bei einer Scheidung Unterhalt verlangt hätte oder bezahlen musste.

    Über den gemeinsamen Wohnsitz sollte man sich bei Anschaffung dessen Gedanken machen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit von Überraschungen danach geringer. Auch das wird ja nur im Streitfall gerichtlich geregelt.

    So eine gescheit gemachte zivilrechtliche Partnerschafts-Erklärung hätte auch bei uns durchaus seinen Charme denke ich. Ich kenne aus dem Stegreif mindestens 10 Paare, die das sofort machen würden, aber (so wie das jetzt bei uns ist) vermutlich erst im hohen Alter heiraten werden. Denen geht es nur um Absicherung und nicht um die "Wir gehören zusammen" Romantik.
     
  10. Liselotte

    VIP: :Silber

    Für mich passt das aber irgendwie nicht zusammen. Eine Ehe ist grundsätzlich auf einer Partnerschaftlichkeit aufgebaut. Man heiratet zusammen, teilt zusammen ein Leben, gründet eine Familie, baut etwas auf, erwirbt Wirtschaftsgüter, Vermögen etc.
    Und dann schleicht sich einer halt so da raus für sich allein? Ohne irgendwas?
    Wenn man sich nicht den Aufwand einer Scheidung antun will, dann braucht man eh nicht vorher zu heiraten.
     
  11. 0xym0r0n

    0xym0r0n Gast-Teilnehmer/in

    Das Problem ist halt, dass viele den "Aufwand einer Scheidung" nicht die Bohne berücksichtigen beim Heiraten. Wäre man sich dessen schon beim Heiraten bewusst, würde es oft anders aussehen.

    Wenn Vielen bei "Heiraten" aber nur das von der Kirche verlangte "bis der Tot euch scheidet" im Kopf haben, wird es weiter so bleiben. Wir sind ja Herdentiere. :D
     

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