Die Welt hält den Atem an ...

... 74 Kreuzfahrer (eigentlich "Wissenschaftler" und ein paar Touristen) sind auf einem Schiff gefangen, das im überraschend aufgetauchten Eis der Antarktis feststeckt. Dramatisch eilen gleich 3 Eisbrecher zu Hilfe, aber ein Rettungsversuch nach dem anderen scheitert kläglich. Das Eis ist zu dick!

Quasi stündlich hören wir Updates, Liveberichte und Einschätzungen von Experten. Wird es das unglückliche Schiff schaffen bis zum 6. Jänner das geplante Ziel der Kreuzfahrt in New Zealand zu erreichen? Oder schlimmstenfalls noch länger in den Sommer hinein warten müssen, bis das Eis wieder taut. Spannung pur!

Jetzt mal im Ernst: Wieso interessiert das überhaupt irgendjemanden und wieso ist gerade diese Geschichte weltweit laufend in den Schlagzeilen?

Wie "passiert" so etwas in den Medien?

 

Nicht ganz vergleichbar. Der Schumacher hat tatsächlich eine tragische Verletzung und auch jede Menge Fans, die an seinem Zustand interessiert sind. Da sind Nachrichten schon angebracht. Wie weit ein Live-Ticker bei jemandem in künstlichem Koma angebracht ist, ist schon eher die Frage.

Aber diese Kreuzfahrer Nachrichten sind komplett sinnlos. Das ist weder tragisch, noch gefährlich, noch sonstwas.

Genauso gut könnte man weltweite News aus meiner Wohnung machen:
0xym0r0n hat seinen Haustorschlüssel abgebrochen und kommt nicht mehr aus der Wohnung. Wird ihn der Schlüsseldienst oder doch die Feuerwehr retten können (Scheiß Sicherheitstüre, geht nicht so einfach auf!)? Braucht man gar die besser ausgestattete Stadt-Feuerwehr, die aber länger zur Anfahrt braucht? Oder muss er gar irgendwann aus dem Fenster klettern? Aber keine Sorge, er hat noch Vorräte für Wochen! Ein Update gibt es in einer Stunde!

Ich verstehe es wirklich nicht. Kann das jemand erklären?

 

Ja.

 

Wenn jemand im Sterben liegt, treten diese Seltsamkeiten der Medien tatsächlich ganz besonders hervor. Ich kann mich noch an JP II erinnern, den vorletzten Papst. Der hat als sehr robuster Pole wochenlang gebraucht, bis er endlich seinen letzten Atemzug ausgehaucht hat. Und die Medien waren laufend voller Ungeduld live dabei. Ich persönlich habe damals ja stark vermutet, sie haben ihn nach 2 Wochen zusätzlich erschlagen, weil er sich gar so lange Zeit gelassen hat und die Medien endlich "Er ist tot" berichten wollten.

Jedenfalls waren diese Berichte vom Sterbebett damals schon extrapervers.

 

In Österreich sterben übrigens ca. 3100 Menschen pro Jahr (das sind mehr als 8 pro Tag) an Unfällen. Der weitaus überwiegende Teil davon an Freizeitunfällen wie diesen.

 

Dieser Information konnte man ja fast nicht entkommen...

Er ist mit rasanter Geschwindigkeit (laut Ärzten) neben der präparierten Schipiste (laut Medien, aber vermutlich zutreffend, weil in normalen Schipisten sind keine ungeschützten Felsen) gefahren und dabei gestürzt. Beim Sturz schlug sein Kopf sehr heftig gegen einen Felsbrocken, was schwere Schädel- und Hirnverletzungen verursacht hat.

Banal, eigentlich.

Ob das allerdings besser ist, als wenn er mit seinem Ferrari gegen einen Baum gefahren wäre, weiß ich nicht. Vielleicht wäre seine Lebensgeschichte dann legendärer als die von James Dean. Ein möglichst passender Tod steht einem ja gesellschaftlich ausgezeichnet. Siehe Paul Walker, den ich bis zu seinem Tod nicht gekannt und von dem ich nie gehört habe. Obwohl ich F&F I gesehen habe.