Der Sozialminister und die Arbeitslosigkeit

Auch wenn er einen "guten" Tag hat, ist er schwer zu ertragen, wenn er wieder mal auf einem ideologischen Feldzug ist.

 

Woher hast du diese Aussage?
Kommt mir nicht sehr realistisch vor.

Gruss
Manuela

 

Österreich ist so ziemlich das Schlusslicht bei den (sicher von jedem Mitgliedstaat fleissig geschönten) Arbeitslosenzahlen-

de.statista.com: • EU - Arbeitslosenquoten in den Mitgliedsstaaten 2014 | Statistik

wie wir jetzt plötzlich die höchsten Arbeitslosenzahlen in der EU haben sollen ist mir nicht ganz klar, diese Aussage ist schlicht unrichtig.

Selbst wenn man nun als Sozialminister ein Superhirn engagieren könnte-wie realistisch ist es, dass die Arbeitslosenzahlen sinken?
Allerorts-nämlich wirklich allerorts, nicht nur hie und da ein bisserl-werden Leute (bevorzugt jenseits der 45) entlassen, Arbeitsplätze generell eingespart oder verlagert-auch bei der öffentlichen Hand.
In Pension schicken kann man die Leute dank Gesetzesänderung auch nicht auch nicht mehr so einfach. Die Wirtschaft will sie nicht.
Wenn sie nicht in irgendwelchen AMS-Maßnahmen herumhängen, wo sie Kurse für den unwahrscheinlichen Fall machen dass sie einer engagiert, dann finden sie sich in der Arbeitslosenstatistik wieder.

Die Aussage des Herrn Sozialminister (die ich nicht mitbekommen habe, ich hör mir sowas gar nicht mehr an) ist also möglicherweise pampig aber nicht realitätsfern.

Und, ganz ehrlich: was genau soll das Sozialministerium tun?
Das eine empfohlene Wundermittel wäre: alles um die Arbeit liberalisieren, Abgaben reduzieren-das hieße im Klartext: prekärere Verhältnisse für alle. Aber egal wie prekär: nicht prekär genug um mit Billiglohnstaaten zu konkurrieren.
Das andere Wundermittel- wir führen das BGE ein und reiten alle in den Sonnenuntergang-entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Falle für alle die auf Transferleistungen angewiesen sind.

 

mir fällt dazu nur noch der spruch meiner großmutter ein "stillschweigen und weiterdienen"

 

Also bitte sei mir nicht bös, wir haben deshalb soviele Arbeitslose, weil die "Wie bewerbe ich mich richtig" Kurse weggefallen sind?

Das bedeutet, jeder Arbeitslose hätte ja einen Job, wenn er diesen Kurs besucht hätte, weil eigentlich sind ja alle nur zu blöd, um sich bewerben zu können.

Nein, das ist ganz sicher nicht relitätsfern..

 

Man könnte gleich das AMS schließen, dann fallen auf einmal alle Arbeitssuchenden aus der Statistik. Ist das nicht super?

 

Nein, das heißt es eigentlich nicht.
Es heißt, solange sie den Kurs machen sind sie nicht in der Arbeitslosenstatistik.

 

Die Kurse fallen nicht weg, werden nur umstrukturiert. Die Zunft der Trainer*innen ist nicht begeistert.

 

Wieso, es gibt ja jetzt andere Kurse.
Ich hab ab Mitte November auch das Vergnügen, mir so einen neuen Kurs - nein Workshop heißt es ja jetzt - geben zu dürfen.

Also ganz abgeschafft wurden die Kurse ja nicht, nur eben umstrukturiert.

Folgebeitrag desselben Teilnehmers (erstellt: 6 November 2014, Oberer Text geschrieben: 6 November 2014)

Warum sind die TrainerInnen nicht begeistert?
So ähnliche Kurse gab es ja schon voriges Jahr, nur dass sie für jeden Teilnehmer 35 Stunden pro Woche dauerten, jede Woche ein anderes Modul war und es eigentlich nichts anderes als Arbeitsbeschaffung war.
Der Kurs hatte die Sinnhaftigkeit von Sand in die Wüste leeren.

 

Ich wollte ja den Trainerkurs machen, wurde vom AMS mit der Begründung abgelehnt, dass die meisten Trainer nur auf Basis Werkvertrag beschäftigt sind, und dass die Institute ja einen Auftrag nur für 9 Monate bkommen, weil dann eine Neuausschreibung durchgeführt werden muss - sprich: nach 9 Monaten ist man wieder arbeitslos, das Glück in ein Folgeinstitut aufgenommen zu werden ist eher sehr beschränkt.

 

Ich sage einmal ganz salopp, wenn ich ab einem gewissen Alter auf der Straße sitze bin ich froh, dass ich vom AMS Kohle bekomme und halbwegs die Rechnungen zahlen kann, ob der Kurs sinnvoll ist oder nicht ist wirkich eine philosophische Frage, den Kurs, der 50jährige oder Schulabbrecher mit lauter Fünfern im Zeugnis attraktiv für den Arbeitsmarkt macht gibt es nicht.

Die Alternative-in vielen Ländern praktiziert-ist nämlich, nicht lange Geschichten mit den Leuten zu machen sondern sie dazu zu bringen möglichst jede Arbeit anzunehmen-sicher eine nette Perspektive, sich bis 62, 65, was auch immer mit schlecht bezahlten aber mühsamen Jobs durchzuschlagen . Wird auch bei uns übrigens diskutiert.

 

Es geht nicht darum, ob der Kurs für mich sinnvoll ist oder nicht - es geht darum, wenn ich 35 Stunden im Kurs sitzen soll, das Kursinstitut angehalten ist, den Kursteilnehmern innerhalb der Kurszeiten Bewerbungen zu ermöglichen und du sitzt von diesen 35 Stunden gerade mal pro Woche 5 Stunden in einem EDV-Raum, wo du Bewerbungen schreiben kannst und hast ansonsten innerhalb dieser 7 Stunden + je 2 Stundem Fahrtweg/Tag keine Möglichkeit Bewerbungen zu schreiben, ist es mir nicht egal, wenn mir der Kurs nichts bringt - ich aber einen alternativen Kurs vorgeschlagen hatte, der mich beruflich weitergebracht hätte (nicht der Trainer) und dieser Kurs abgelehnt wurde.

Ich bin weder Schulabbrecherin, noch habe ich keine Berufsausbildung - und ein Kurs, der über 4 Monate läuft, bringt mich noch länger vom Arbeitsmarkt weg und ist für mich "schädlicher", als wenn ich zu Hause sitze und täglich nach Stellen suchen und mich bewerben kann.

 

Die Aussage zur Quote verwundert mich auch sehr, Österreich ist bei der Arbeitslosigkeit Schußlicht in der EU.

Zum Thema Kurse: nach der Infos, die ich von Leuten habe, die schon mal in sogenannten Fortbildungsmaßnahmen waren, sind viele der Angebote schlicht sinnlos, dem gegenüber stehen jedoch durchaus gute Umschulungen, meistens in Kooperation mit dem WAFF, wo einem sogar mehrjährige Ausbildungen finanziert werden.
www.waff.at - Startseite

 

Das gab es aber nur bis letztes Jahr - danach gab es nur noch modulare Sinnloskurse auf Basis 35 Stundenwoche und Dauer von 4 Monaten und seit Oktober gibt es modulare Kurse auf Basis 15 Stundenwoche und 5 Wochen.

Wir haben eine Arbeitslosenrate, die zwar EU-weit im Schlusslicht liegt, in Österreich aber in dieser Form rund 50 Jahre nicht da war - es geht ihnen einfach das Geld aus, zumal die Langzeitarbeitslosenrate auch Jahr für Jahr steigt.

 

Weil die Trainerkriterien heruntergetzt wurden und für die neuen Geschichten 0-Punkte-Trainer genommen werden können (=Schnellsiedekurs Trainer/Coach). Etliche 10-Punkte-Trainer (Studium + 5 Jahre Einsatzzeit) werden übrig bleiben. (Es gibt ein Punktesystem 0-10 nach Qualifikation und Einsatzzeit).

 

Aber irgendwie müssen diese 0-Punkte Trainer ja auch mal einen Job ausüben können, wie sonst sollen sie Praxis und Einsatzzeit erwerben?

 

Sie steigen als 0-Punkte-Trainer ein, verdienen zwar weniger, aber erwerben genug Praxiszeit um 5 oder 10-Puktetrainer zu werden. Dann steigen sie aufgrund der Praxis, die sie gemacht haben aus dem Geschäft wieder aus und bedienen damit die Nachfrage nach neuen (0-Punkte-Trainern). Das ist für die Schulungsinstitute und das AMS ein lukratives Geschäft, um an günstige Arbeitskräfte zu kommen.