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Depression - wie lange akut?

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von lina.kurbel, 21 September 2015.

  1. lina.kurbel

    lina.kurbel Nicht alles, was glänzt, ist Gold.

    Weiß das jemand oder hat Erfahrungen - wie lange laboriert jemand an einer schweren Depression mit stationärem Aufenthalt und Therapie und Rehabilitation? Monate? Ein Jahr? Wer kümmert sich in der Zeit um Wohnung und Finanzen?
     
  2. maho

    VIP: :Silber

    In diesem Bereich kann man überhaupt nichts vorhersagen weil es total unterschiedliche Verläufe und auch Ursachen gibt und im Verlauf/ auf dem Weg der Besserung viele von sich aus glauben es sei überstanden und so die Antidepressiva absetzen und dies total unterschätzen, denn dann lässt der neue Schub nicht lange auf sich warten und das ist dann oft ärger als zuvor....das gefährliche daran ist, dass es den Leuten zuerst nach dem Absetzen nämlich auch noch gut geht weil noch ein gewisser Medikamentenspiegel für ein paar Wochen im Blut vorhanden ist und das ist sehr trügerisch..

    Depressive Menschen müssen meist mit einer Dauermedikation leben und dann leben sie doch relativ gut (und die Angehörigen auch) - deren Dosierung im Laufe der Zeit aber abgeschwächt werden kann wenn der Antidepressiva Spiegel passt, aber das darf nie der Patient entscheiden, sondern der Arzt anhand des Blutes...

    Ein nachweislich depressiver Mensch gilt eigentlich nie als geheilt. Bei guter Dauertherapie kann betroffene Person aber sehr gut damit leben und das Umfeld mit der Person...
    Ein Mensch der durch einen schweren Verlust in eine Depression geschlittert ist hat da aber durchaus gute Heilungschancen, aber es kann auch länger dauern - je nachdem wie betroffene Person mitarbeitet und die Angebote der Therapien annimmt...
    Ist eine Depression nach einer Geburt entstanden so hängt es vom Schweregrad ab. Es gibt durchaus schwere Fälle wo ein stationärer Aufenthalt erforderlich wird und die Mütter unfähig sind sich um den Nachwuchs zu kümmern. Das muss aber der Arzt einschätzen.

    Ein stationärer Aufenthalt sagt nicht viel aus --- wird manchmal genutzt um die Patienten ordentlich medikamentös einzustellen oder wenn sie stark Suizidgefährdet sind.
    Wichtig ist, wie der Patient eingestellt ist, aber es ist nicht einfach die richtige Dauerdosierung zu finden, da bei diesen Medikamenten erst mal ein Medikamentenspiegel erreicht werden muss (3-4 Wochen) um dann abzuschätzen ob die Dosis stimmt....

    Wenn 2 Ärzte unabhängig voneinander bescheinigen dass betreffende Person vorübergehend geschäftsunfähig ist (früher hat man von Entmündigung gesprochen) , dann wird ein Sachwalter gesucht oder zur Seite gestellt der alle Belange des Menschen unterstützt und die finanziellen Dinge übernimmt (der wird allerdings überprüft)...

    Die Gesellschaft stellt auch noch heute depressive Menschen auf die Stufe "dumme unzurechnungsfähige Menschen" und behandelt sie oft als ob sie eine ansteckende Krankheit hätten, werden dann gemieden und ausgegrenzt was wiederum alles andere als förderlich für die "Gesundung" ist - vielfach werden auch die Angehörigen denen nichts fehlt auf selbige Stufe gestellt...
    Auf dem Gebiet müsste es wesentlich mehr Aufklärungsarbeit geben...

    Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiter helfen
     
  3. lina.kurbel

    lina.kurbel Nicht alles, was glänzt, ist Gold.

    Vielen Dank, ja. Ich bin nämlich bei dem Thema komplett unbedarft und erstmals peripher konfrontiert, weswegen ich mir Gedanken darüber mache. Über Hintergründe weiß ich zu wenig, um abschätzen zu können, woher die Depression bekommt, dennoch macht es mich betroffen.
     
  4. maho

    VIP: :Silber

    Als Laie kann man das sowieso nicht abschätzen woher das kommt, man bemerkt vielleicht noch Wesensveränderungen die man auf die leichte Schulter nimmt weil die auch immer oder sehr oft mit banalen Dingen erklärbar sind (Stress im Beruf, Unzufriedenheit in der Beziehung, Ehekrise usw.)

    Eine Depression beginnt vielfach schleichend (um es mal so zu formulieren) und oft langsam über einen längeren Zeitraum hinweg und man erkennt das nicht mal und dann kann es einen Auslöser geben und dann kommt die geballte Ladung zum Vorschein....

    Bei alten Menschen kommt jetzt oft noch eine (beginnende) Demenz dazu ----- früher gabs das ja auch nicht weil die Leute nicht so alt wurden.... das ist selbst für Ärzte bei der Diagnosestellung oft eine Gratwanderung...

    Oft merken Betroffene sehr wohl, dass etwas nicht stimmt, geben es aber nicht gerne zu weil dieses Krankheitsbild in der Gesellschaft eben einen so negativen Touch hat ---- so in der Art - die Person spinnt, nicht zurechnungsfähig, ist gemeingefährlich usw....

    Leute die sich freiwillig in Therapie begeben und es sich eingestehen sind viel besser behandelbar, aber zurück im Alltag sind sie dann oft der Umwelt ausgeliefert und verfallen wieder in eine Depression. Wenn sie es aber schaffen mit therapeutischer Hilfe drüber zu stehen oder den Absprung (zB. aus einer unglücklichen Ehe, dem gehassten Beruf wagen) , dann ist es zwar oft auch langwierig, aber die Chancen stehen sehr gut um eine Depression zu überwinden...
     
  5. Alex3

    VIP: :Silber

    Wir hatten ein Mitarbeiter, der jahrelang daran gelitten hat, samt allen möglichen körperlichen Begleiterscheinungen, und der deswegen oft monatelang im Krankenstand war. Da auch zwei seiner Kinder davon betroffen waren und ebenfalls wegen Selbstmordgefahr jahrelang in Behandlung, hatte er eigentlich nie eine Chance auf Erleichterung. Als eines der Kinder seinem Leben dann tatsächlich auch noch ein Ende gesetzt hat, war er nicht mehr arbeitsfähig.
    Nach ca. zehn Jahren als DG waren wir letztlich froh, dass er eine Invaliditätsrente bekommen hat, denn er war wirtschaftlich eigentlich schon lange davor nicht mehr tragbar, so traurig das klingt.

    Ich denke mal, viel schlimmer als in diesem Fall kann es nicht laufen... Hauptleidtragende war (und ist) seine Frau, die das alles mit- und ertragen musste. Bei ihm war es allerdings familiär bedingt, brutaler Alkoholiker als Vater, schlimme Kindheit, und was davon er selbst weitergegeben hat kann ich nur anhand der Erzählungen seiner Frau erahnen...
     
  6. lina.kurbel

    lina.kurbel Nicht alles, was glänzt, ist Gold.

    Danke für eure Ausführungen. Ich werde sehen, wie nah das Thema an mich herankommt. Es betrifft niemanden aus der Familie, es ist weiter weg. Aber die Person mag ich sehr gerne und damit bin ich im Thema drinnen ...
     
  7. Liselotte

    VIP: :Silber

    Ist schon etwas länger her, dass ich mich damit beschäftigt habe, und nachdem Laienmedizinisches Wissen eine kurze Halbwertszeit hat übernehme ich keine Garantie...

    Depressionen haben meist mehrere Ursachen. Man spricht auch oft von einer genetischen Prädisposition, die dann umfeldbedingt zuschlägt. Aber nicht alles, was nach Depression aussieht muss auch unbedingt eine sein. Bzw. sind Depressionen oftmals subsidäre Erkrankungen als Folge einer nicht behandelten bzw. erkannten "Ersterkrankung", Persönlichkeitsstörung, Traumatischer Erlebnisse, ADHS, Asperger,... etc.

    Zur Dauer der Behandlung...
    Manchmal dauert es schon alleine ein paar Wochen bis man richtig eingestellt ist. Die übliche Empfehlung die ich kenne lautet, dass man zumindest 1 Jahr die Medis nehmen sollte und dann langsam unter ärztlicher Aufsicht ausschleichen lässt.
    Außerdem ist immer die Frage ob und wieweit therapeutische Unterstützung in Anspruch genommen werden kann. Und natürlicht hängt die Behandlungsdauer auch davon ab welche Hintergründe es gibt (zB schwere traumatischen Erlebnisse in der Kindheit, oder aktuelle Lebenssituation) und wie leicht oder schwer sich das Umfeld ändern und gestalten lässt. Das wieder abhängig davon wie gut der/die Betroffene sozial eingebettet und unterstützt ist. Ganz massiv spielt auch der Wille der Betroffenen aktiv an der Heilung mitzuwirken.

    Ich kenne auch eine Betroffene, die nie wieder gesund wurde...

    Wie schon vor mir gesagt: ganz gesund wird man sowieso nie. Die Depression bleibt ein dauerhaftes Damoklesschwert. Allerdings lernen Betroffene oft Anzeichen zu erkennen und rechtzeitig zu agieren und vorzukehren.
    Zum Fall deiner Bekannten: Eventuell ist sie auch bei stationärer Behandlung durchaus in der Lage sich um Alltagsdinge zu kümmern, oder sie kann eine Vollmacht an jemanden ausstellen, der das übernimmt.
     
  8. Kaktusbluete

    Kaktusbluete Matriarchin aus Leidenschaft
    VIP: :Gold

    Uraltthread.
    Allerdings finde ich es immer schade, wenn etwas aufgerissen ist und dann versandet.

    Wie geht´s der Person, die dich peripher berührt hat?
    Ein halbes Jahr ist eine gute Zeitspanne um ein wenig abschätzen zu können, wie es weiter geht.

    Hach und frag dich nicht, woher sowetwas kommt, das ist nämlich ung´sund. ;)
     
  9. lina.kurbel

    lina.kurbel Nicht alles, was glänzt, ist Gold.

    Ich habe zur Zeit keinen Kontakt zu der Person. Ich glaube aber ableiten zu können, dass es dem Menschen wieder besser geht, er hat sich Hilfe geholt und die wohl gut genutzt.
    Das "woher" interessiert mich sehr wohl, die Person ist sehr gescheit und reflektiert, ich rede gerne mit ihr. Danke der Nachfrage!
     
  10. Kaktusbluete

    Kaktusbluete Matriarchin aus Leidenschaft
    VIP: :Gold

    Danke, der Antwort.
    Es gibt so viele Threads, die irgendwann akut eröffnet wurden, und dann in Vergessenheit geraten sind. Das finde ich schade, weil´s so nix bringt. Ich würde mich freuen, wenn man öfter, auch Jahre später, so ein Uraltding ausgräbt und erzählt wie´s und ob´s gelöst wurde. Zur Zeit der Threaderstellung sind alle immer voll dabei und dann versinkt es. Die Menschen aber leben weiter.

    Das "woher"......ja,ja.....
    Da muss man sich gut überlegen, wieviel Zeit und Energie man hat.
    Man kann mit niemand zum "woher" gehen und ihn, wenn man es denn befriedigt weiß, dort stehen lassen.
    Die Seele ist so ein filigranes Ding.
    Wenn man gemeinsam mit einem anderen auf Tauchgang geht, ist es schwer zu sagen wo´s endet. Jeder hat seine eigene Gespenster, weckt man die der anderen, werden die eigenen auch munter. ;)

    "Hat sich Hilfe geholt" verstehe ich nicht und sagt mir nichts. Wer kann helfen?
    Was heißt das? Outgesourct? Um welchen Preis?

    Zu "wohl genutzt" sag ich auch nicht viel. (angenehmer für die Umwelt, funktionierend, angepasst, das Ding soweit unterdrücken können, dass es niemanden nach außen hin belästigt)

    Mir tun die Leut so unheimlich leid.
    Ich stelle jetzt keine Pharmastudien rein, wieviel Psychopharmaka über die Pudel weltweit geht, wie viele Leut, das Leben so wie es ist nimmer ertragen können etc.

    Was du mit deinem Beitrag getan hast, ist gut.
    Es sind so viele. Alle denken sie wären alleine, die Zahlen sprechen dagegen, die Dunkelziffern noch mehr.
    Wenn mehr drüber geredet wird, hilft es den Betroffenen von heute und denen von morgen.
     
  11. lina.kurbel

    lina.kurbel Nicht alles, was glänzt, ist Gold.

    Stationäre Therapie über Wochen kann helfen, und vermutlich wohl auch Medikation. Und nein, wenn ich in die Geschichte tiefer einsteige, dann bleibe ich auch drinnen und renne nicht weg, das wäre nicht ich. Meine Bereitschaft ist kundgetan, aufdrängen tu' ich mich nirgends. Und wie es ist, ist es gut. Die Hauptsache ist nämlich, dass es dem Menschen besser geht ...
     
  12. Kaktusbluete

    Kaktusbluete Matriarchin aus Leidenschaft
    VIP: :Gold

    Dein Wort in Gottes Ohr.
    Ich wünsche es von ganzem Herzen.

    Ganz unter uns: Mit Wegrennen hat das nichts zu tun. Es gibt Dinge, die kaum fassbar sind und weit in deine Albträume vordringen. Es sind meist unverrückbare Dinge, die nicht mehr zu ändern sind, wo niemand Verantwortung übernehmen kann, wo nichts mehr gut wird, eine ewig eitrige widerwärtige Wunde, die unheilbar ist und immer wieder aufbricht.

    Ja, kann helfen.
    Meistens allerdings nicht.

    Medikamente betäuben, täuschen - ein Leben ohne ist nicht möglich
    Wenn diese Medikamente nun die Psyche und das Denken verändern, wo bleibt dann der ursprüngliche Mensch?
    Es ist die billigste Variante, Menschen zu betäuben.

    Oft werden dann die Medikamente abgesetzt und dann sind sie wieder am Punkt Null.

    Depression und Leiden oder Zombie?
    Auch das ist keine Seltenheit.
     
  13. lina.kurbel

    lina.kurbel Nicht alles, was glänzt, ist Gold.

    Du hast wohl viel Erfahrung mit dem Thema, ich - wie gesagt - null. Und du klingst sehr pessimistisch. :(
     
  14. Kaktusbluete

    Kaktusbluete Matriarchin aus Leidenschaft
    VIP: :Gold

    Ich habe mich bei Gott nicht von einem herzensguten Menschen scheiden lassen, wenn´s anders gegangen wäre.
     
  15. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    Ich glaube nicht, dass man zu den Heilungschancen pauschal eine Auskunft geben kann, es hängt von der Schwere der Erkrankung ab und womit die Depression noch verwoben ist. Ich kenne durchaus Leute, die rausgekommen sind und dies nun schon seit Jahren oder sogar Jahrzehnten und manche sogar ohne klassische Therapie oder Tabletten.
    Nicht jedem hilft dasselbe, nicht jeder Ablauf ist gleich und das Ergebnis immer offen. Das sollte man ganz an den Anfang bei solchen Dingen stellen, danach folgt eine Geschichte von vielen.
     
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  16. Kaktusbluete

    Kaktusbluete Matriarchin aus Leidenschaft
    VIP: :Gold

    Auf alle Fälle geht´s bei vielen ohne.

    Wenn allerdings die Hirnchemie gestört ist, kann´s unterstützt werden.
    Dass der Hausarzt Psychopharmaka wie Zuckerln verschreibt, finde ich nicht in Ordnung.
    Man geht ja mit Zahnschmerzen auch nicht zum Dermatologen.
    Die Kontrolle wenn jemand etwas verschrieben bekommt ist nicht engmaschig, stationär wäre es am besten, aber zumindest in der Anfangszeit mehrmals wöchentlich.
    (Auch Marcumar, das auf einer anderen Ebene in die Körperchemie eingreift wird gewissenhaft eingestellt)

    Versuche mal beim einem Arzt für Neurologie/Psychiatrie auf Gebietskrankenkassa einen Termin zu bekommen.
    Es ist in Wien irre, total überlaufen, viel zu wenige - das geht eindeutig mit den Statistiken der Erkrankten nicht zusammen.

    Viele therapieren sich in Eigenregie und da steht u.a. Alkohol ganz oben auf der Liste.

    Wie du richtig sagst, so wie jeder Mensch sein eigenes Wesen hat, haben auch diese Erkrankungen ihren eigenen Werdegang. Das gehört richtig ang´schaut.
    Kein Chirurg wird das Messer heben, ohne dass er vorher Bilder von dem gesehen hat, das er gleich bearbeitet.
    In der Seele herumfuhrwerken hingegen, ist legitim. Du haust dir falsch, gar nicht oder mangelhaft behandelt, dein Leben z´samm.

    Etwas ungustiös aber durchaus schauderhaft. Parasiten wie z.B. Toxoplasmose machen im Hirn richtig Tralala bis hin zu einer satten Schizophrenie. (Von Tollwut, weiß man es sowieso, dass sie so in das Hirn eingreift, dass das Wesen komplett verändert wird - Wildtier wird zutraulich - nähert sich harmlos - beißt - stirbt - neuer Wirt ist bestellt)

    Yep. So ist das Leben. Meistens kommt´s anders als man denkt und trotzdem wird´s irgendwie gut. :D
     
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  17. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    Darauf kann man wenigstens bis zuletzt hoffen. :)
     

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