1. Reden wir miteinander ...

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Christoph Meckel: Licht.

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von BuddhaLight, 23 April 2013.

  1. BuddhaLight

    VIP: :Silber

    Später saßen wir in einem Gartenlokal und lachten wieder, aber manchmal war das nicht möglich. Meine Leute sind das nicht, sagte Dole, alle diese Gespräche über Steuern, Karriere und Sicherheit. Selbstverständlich muss man darüber reden, wir reden auch über Geld, aber muss man das ununterbrochen tun? Anschaffungen, Absicherungen und Geschäfte – mich macht das so müde, Gil. Das ist doch nicht alles. Man erledigt das, um wirklich atmen zu können, wir wollen doch atmen. Das Geld braucht die Fantasie doch nicht aufzufressen. Ich halte das nicht aus, da gehe ich nicht mehr hin. Ein Glück, dass wir auch richtige Freunde haben. Ich bekomme Angst, wenn ich sehe, wie schnell die Leute vor ihrer Angst kapitulieren und wie unaufrichtig die meisten geworden sind. Keinen Zweifel an sich herankommen zu lassen – das ist unmenschlich. Würde dir einer von diesen Leuten zuhören, ich meine: offen und schön und um deinetwillen zuhören, wenn du etwas Schreckliches mitzuteilen hättest? Dieses Leben mit überzuckerter Dauerdepression, diese komfortable Absterberei. Unterdrückte Unruhe und betriebsame Langeweile – das ist doch ein Alptraum. Menschen, die ihre Zärtlichkeit verloren haben, sind unerträglich. Und warum glaubt jeder, funktionieren zu müssen. Ich will nicht funktionieren, ich funktioniere kein bisschen. Zu halben Sachen lasse ich mich nicht zwingen. Ich mache meine Arbeit, mache sie gern und weiß, dass ich sie gut und gründlich mache, aber ich bin nicht verfügbar, ich halte mich selber nicht für so wichtig, durchaus nicht für unersetzlich im Nervenzentrum der Welt. Und ich halte die nette Freudlosigkeit nicht aus, die fast gewissenlose Bequemlichkeit, die Resignation der meisten, diese schreckliche Resignation mit Krawatte und Doppelkinn. Natürlich sind nicht alle Leute so, aber es sind zu viele, es sind zu viele. Bin ich ungerecht? Sag mir, ob ich ungerecht bin, sag mir was, Gil. Ich verachte niemanden, aber es gibt einen Punkt, an dem ich niemanden mehr verteidigen kann. Zu viele Leute leben auf diesem Punkt. Ich verstehe, dass man dort hinkommen kann, man kann schließlich fast alles verstehen, und man kann so ziemlich überall hin kommen, aber ich will das nicht. Ich lehne es ab. Ich gebe nichts auf und will nichts verlieren. Ich suche keinen sicheren Platz bei den Säulen und pfeife auf alle Bequemlichkeit. Ich bin kein Schrumpfmensch, laufe nicht mit zerdrückter Courage herum. Meine Hoffnung und meine Courage, das ist mein persönliches geistiges Eigentum – lach mich nicht aus. Oder lach mich aus, du kannst mich ruhig auslachen. Ich will, dass mich alles etwas angeht. Ich will nichts auslassen und ich will mir nichts einreden, ich nehme jede Verzweiflung an – wenn die Leute doch richtig verzweifelt sein könnten. Ich will mein Leben nicht billig haben, ich will auch die Liebe nicht billig haben, und für das, was mir fehlt, will ich keinen Ersatz. Ich fühle mich so lebendig, überhaupt nicht resigniert oder klein und unfrei. Hältst du es für möglich, dass wir so abgebrüht wie die anderen werden? So gelangweilt und kalt und clever im Sessel sitzen und womöglich gar nicht auf den Gedanken kommen, unser Bestes aufgegeben zu haben? Ach Gil, ich finde es manchmal entsetzlich, älter zu werden. Küss mich, Gil, sag, dass du mich liebst, sei gut und küss mich.
     
  2. Schmied

    Schmied Gast-Teilnehmer/in

    Oho! Solltest du vorhaben, das Werk hier zizerlweise zu veröffentlichen, könntest du eventuell Probleme mit dem copyright bekpommen.
     
  3. BuddhaLight

    VIP: :Silber

    Leseprobe zum Zwecke der Verkaufssteigerung. Die sollten lieber mir was zahlen. ;)
     

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