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Buchtipp: "The Clockwork Universe"

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von cestlavie, 24 August 2014.

  1. cestlavie

    cestlavie Gast-Teilnehmer/in

    In diesem Buch wird in äußerst lesenswerter Weise dargestellt, wie im 17. Jahrhundert eine handvoll brillanter Köpfe zu Wegbereitern des modernen, wissenschaftlichen Weltbilds wurden. Die Zeiten, in denen dieser dramatische Umbruch initiiert wurde, sind aus Sicht der Gegenwart kaum mehr vorstellbar - so bot das 1599 erbaute (shakespearesche) Globe Theatre zwar schon Platz für über 2000 Menschen, beherbergte allerdings keine einzelne Toilette. Die hygienischen Zustände waren katastrophal, die damalige "Medizin" war ein einziger Hokuspokus, worunter diejenigen, die sich Ärzte leisten konnten, mindestens ebenso (behandlungsbedingte Folterqualen) litten wie die arme Masse, die das nicht konnte (gäb´s eine Zeitmaschine, würden sich die Vertreter der "die Schulmedizin ist so furchtbar und hat all das große Wissen früherer Zeiten verloren"-Denkschule bei einem Faktencheck aber sowas von wundern). Qualen waren sowieso als gottgewollt und der Untergang der Welt noch vor Ende des 17. Jahrhunderts als höchst wahrscheinlich angesehen, die wütende Pest und das große Feuer in London dienten da nur als weitere Bestätigung. Und in diesen Zeiten des Chaos, in denen die Welt auseinander zu fallen schien, wurde die Royal Society gegründet. Die Idee, öffentlich Experimente auszutragen, war eine unvorstellbar revolutionäre - an Demokratie war sowieso nicht zu denken, Erkenntnisse wurden geheim gehalten und lediglich als Wiederentdeckungen alten Wissens angesehen, deshalb galt das Studium alter Schriften als Quell der Weisheit, an der nicht gezweifelt werden durfte.

    In dem Buch wird auch sehr schön dargelegt, wie scheinbare Paradoxien die alten Griechen davon abgehalten haben, einen Schritt über die Geometrie hinauszugehen und sich dem Studium von Bewegungen zu widmen. So blieb es viele Jahrhunderte bei der Trennung zwischen den geordneten Bahnen der Himmelskörper und dem Chaos auf Erden, bis ein Jahrtausendgenie namens Newton die beiden Welten auf mathematische Art und Weise miteinander verband. Interessant dabei, wie Newton damit zum Wegbereiter der Moderne wurde, während er selbst noch fest im Aberglauben seiner Zeit verhangen war; wie sein Glaube ihn einerseits bei der Erkenntnisfindung behindert hat, sein Glaube an einen "mathematischen" Gott ihn andererseits mit voller Kraft an der Entdeckung der zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten arbeiten ließ.

    All die unglaublichen Geschehnisse dieses Jahrhunderts bildeten schlussendlich die Grundlage für die Aufklärung. Das Buch beschreibt das in großartiger Weise und kommt meinem Ideal fächerübergreifenden Unterrichts sehr sehr nahe - es verbindet Philosophie, Geschichte, Mathematik, Physik und Geometrie in solch einer Weise, dass es, wenn es so in der Schule gelehrt würde, sicher einen weit bleibenderen Eindruck bei den Schülern hinterließe. Leider gibt es (noch?) keine deutsche Ausgabe.
     
    bluevelvet, geraldwien und 0xym0r0n gefällt das.
  2. geraldwien

    geraldwien Schnitzel-mit-Tunke-Hasser
    VIP: :Silber

    Tolle Rezension - das macht Lust auf dieses Buch!
    Bitte öfter... ich hab noch fast zwei Laufmeter Bücherregal frei bevor ich anfangen muss, doppelreihig zu stellen :)
     
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  3. bluevelvet

    bluevelvet my mind is dangerous
    VIP: :Silber

    Wie wäre es mit einer Übersetzung ins Deutsche? :) Du brauchst doch eine Herausforderung, um der Midlife-Crisis zu entkommen. :D
     
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