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Bootcamps und Zwangsentzug für Drogensüchtige

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von no-mercy, 19 Juni 2010.

  1. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Zwangsentzug bei Drogensüchtigen führt zu einer sehr hohen Rückfallquote und ist mit einer zeitweisen massiven Einschränkung der Freiheitsrechte eines Menschen verbunden, ABER nicht ALLE erleiden einen Rückfall und es kommt billiger als individuelle lange Therapien mit ebenfalls nicht unbeträchtlichen Rückfallsquoten.

    Was ist Eure Meinung?
     
  2. bergie

    VIP: :Silber

    Entzug muss immer ein freiwilliger WUnsch sein, sonst klappt das nie. Die rauhe Methode an sich könnte auch für manche Entzugswillige hilfreich sein, andere wiederum benötigen eine langwierigere Therapie. Die Therapieart ist also in meinen Augen weniger das Erfolgsgeheimnis als vielmehr die Einstellung zu Beginn der Therapie.
     
  3. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Da habe ich Zweifel. Wenn ich davon ausgehe, dass die Leute in anderen Ländern zu 100% unfreiwillig in diesen Camps landen (meist verurteilt wegen Beschaffungskriminalität plus Zwangsentzug durch Bootcamp) müsste dann die Rückfallsrate 100% sein, was sie definitiv nicht ist ("nur" rund 85-90:wacky:
     
  4. bergie

    VIP: :Silber

    Ich dachte, du gehst von Mitteleuropa aus.
    Wenn ich in einem Land lebe und süchtig bin, bei dem ich womöglich die Wahl zwischen Lebenslänglich/Todesstrafe oder Zwangsentzug habe, dann wirkt der Entzug vielleicht besser als bei uns, wenn man im Häf'n noch leichter zu den verbotenen Substanzen kommt als draußen.
     
  5. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Ich hatte das Vorgehen in den USA vor Augen und die Diskussion in Deutschland, wo es für schwer erziehbare Jugendliche ja schon Bootcamps gibt (die aber nicht auf deutschem Bundesgebiet sind) und das Thema Zwangsentzug der nächste Schritt ist.
     
  6. bergie

    VIP: :Silber

    Ich bin da wohl eh nicht die passende Diskussionspartnerin, weil ich zu Studentinnenzeiten einige Jahre mal in einer niederschwelligen Einrichtung für Drogenkranke gearbeitet habe und mich an zwei sehr eindrucksvolle Seminare erinnere, in denen es u.a. um Entzug und Rückfallsquoten ging. Ich habe seither die Einstellung, dass clean sein um jeden Preis für alle Teile der Bevölkerung nicht das unbedingte Ziel sein sollte.
     
  7. Völlig sinnlos. Wenn du keine positive Perspektive hast, ist das völlig sinnlos. Den Zwangsentzug haben sich die Junkies früher selbst regelmäßig verabreicht, um bei körperlich bindenden Substanzen das Wirkniveau herunterzusetzen. Nannte man "runter krachen".

    Motivation zu einem anderen Leben kannst du nicht erfolgreich durch Zwang ersetzen.
     
  8. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Gebe dir grundsätzlich recht unter der Prämisse, dass die Persönlichkeit unangetastet bleibt. Allerdings wird in Bootcamps die Persönlichkeit zuerst systematisch gebrochen und dann neu aufgebaut.
     
  9. Das geht nicht. Es würde die Leute dissoziieren. Mir ist lieber ein integrer Süchtiger, als ein dissoziierter Geheilter.
     
  10. Teres

    Teres Gast-Teilnehmer/in

    meine erfahrung vom drogenentzug:

    generell wäre freiwillig natürlich besser, aber ist gleich schwer wie auf zwang ("freiwillig" gibts tatsächlich nie wirklich).

    bei diesen patienten, die therapie statt strafe wählten, hatten wir die höchste erfolgsrate.

    die umstände rundherum, diese werden oft erst geordnet, sobald körper und geist clean sind. zuvor fehlt oft meist der durchblick.
     

  11. wie lange dauert eigentlich so ein entzug plus therapie???
     
  12. Lebenslang
     
  13. Das hatte wahrscheinlich mit den Konsequenzen für Therapieabbruch zu tun. Und einen cleanen Geist habe ich bisher noch nirgends gesichtet. Teile mir bitte mit, wenn du von einem solchen weißt.
     
  14. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Wenn das stimmt, dann müssten definitiv die Konsequenzen härter werden um ausreichend Motivation zu bringen.
     
  15. Du hast bei dieser Antwort mein davoriges Posting außer Acht gelassen: Der Zwang zur Persönlichkeitsänderung führt zwangsläufig zu einem hohen Dissoziationsrisiko.
     
  16. Teres

    Teres Gast-Teilnehmer/in

    ja, war übertrieben.
    jedoch soweit einen neuen durchblick vorhanden, dass klar wird, was verändert werden muss, bzw. dass etwas verändert werden muss.
     
  17. Was genau muss wann genau geändert werden? Meistens wissen das die Betroffenen eh selber.
     
  18. windfrau

    windfrau Gast-Teilnehmer/in


    absoluter wahnsinn und heranzüchtung von anders hochgestörten menschen. ersetzt nur eine zerstörte psyche durch eine anderst gestörte psyche... und die "neue" psyche nach solchen mißhandlungscamps ist sehr wahrscheinlich um vieles explosiver und gefährlicher (weil viel mehr unterdrückte wut) . der junkie zerstört sich mit seiner sucht selbst... diese art der behandlung erhöht die gefahr drastisch, daß sich die destruktive energie irgendwann dann gegen außen richtet.

    aber diese idee ist halt etwas, das sich viele leute für die drogensüchtigen wünschen. reiner straf-modus.
     
  19. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Dass die neue Psyche gefährlicher sei, bezweifle ich sehr, aber das ist kaum quantifizierbar.
    Bei schwer erziehbaren Jugendlichen bzw. jugendlichen Gewalttätern halte ich die Bootcamps sogar als deutlich besseres Mittel, als einen Gefängnisaufenthalt. Bei Drogensüchtigen bin ich mir nicht sicher, wobei ich auch da denke, dass es möglicherweise besser wäre als sie ins Gefängnis zu stecken oder Geld in halbherzige Entziehungsprogramme zu stecken.
     
  20. Kaktusbluete

    Kaktusbluete Matriarchin aus Leidenschaft
    VIP: :Gold

    Etwas an Psyche und Körper brutalst herumbasteln, naja ist ja nur zu ihrem Besten (was wer entscheidet?)

    In meiner kleinen MickeyMaus-Welt gilt:
    Als Mensch geht man so nicht mit Menschen um.
    Sogesehen für mich kein Lösungsansatz.

    lg irene
     

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