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Altes Kriegstagebuch

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von lea31, 2 Oktober 2008.

  1. lea31

    lea31 Gast-Teilnehmer/in

    Hallo zusammen,

    durch Zufall bin ich an ein altes Kriegstagebuch von einem mir Unbekannten gekommen!
    Der Mann hat akribisch genau fast jeden Tag seines Einsatzes dokumentiert - den letzten Eintrag möcht ich euch nicht vorenthalten:

    1. Jänner 1943
    St. Valentin mittags, Dr SF-Zug nach Brest-Litorsk hat mich aufgenommen, wir haben den Abschied gegenseitig so leicht wie möglich gemacht, obwohl er uns schwer genug gefallen ist. Ein letztes Winken, ade mein Frauli, ade meine Mutti, meine Lieben und meine Heimat, wann und wie werden wir uns wiedersehen? Vorbei ist wieder der Traum, drinnen ist es leer geworden, der Panzer hat sich wieder um das Herz geschlossen.-


    Das ganze liest sich wie ein Roman (hab nichts an dem Text oben verändert) und es ist aber sehr beklemmend und traurig zugleich!!!

    Er ist aber nicht im Krieg gefallen, sondern erst Ende der 90 er verstoben!

    Es war auch noch ein Feldpostbrief dabei, von ihm an einen Bekannten: die letzten Zeilen:
    Ich hoffe bald einige Zeilen von dir zu bekommen, damit ich weiss, ob dir das Glück immer treu geblieben ist und grüss dich herzlichst dein Sepp...
    außendrauf steht: Zurück - Empfänger gefallen - für Groß-Deutschland

    Bin nicht "kriegs-fantatisch", aber dieses Buch (eigentlich schon ein Zeit-Dokument) hat mich irgendwie fasziniert!

    lg
     
  2. Diegolina

    Diegolina Gast-Teilnehmer/in

    Gerade wenn man diese Zeit, zum Glück, nicht miterleben musste, haben wir alle Verwandte die in dieser Zeit gelebt haben.

    Ich habe mir immer gern die Geschichten meiner Großeltern angehört. Wie es für sie war als ihnen Land und Tier genommen wurde. Es ist für uns heute einfach unvorstellbar wie es damals war.

    Sehr gerne habe ich Berichte in den Medien über/von Zeitzeugen mitverfolgt.

    Aber so ein "Relikt" zu besitzen.. wahnsinn. Mir würd beim Lesen wahrscheinlich jedesmal der kalte Schauder über den Rücken laufen.

    lg
     
  3. Berthold

    Berthold Gast

    Wäre es vielleicht möglich, die Angehörigen des Schreibers ausfindig zu machen und es ihnen zurückzugeben? Nachdem du weißt, dass er erst in den 90er Jahren gestorben ist, war er dir ja vielleicht nicht ganz so unbekannt. Womöglich gibt es Kinder, Enkelkinder, denen dieses Tagebuch wichtig wäre.
    Ich verstehe, dass es dich fasziniert, aber ich hätte das Gefühl, dass es nicht mir gehört.
     
  4. lea31

    lea31 Gast-Teilnehmer/in

    @Berthold: Keine Angst, die Anghörigen wollten es nicht... es stammt aus einer Verlassenschaft und lag über 5 Jahre in der Kanzlei eines Notars!
     
  5. Malu

    Malu Gast-Teilnehmer/in

    Ich habe Euch ein paar Schriftstücke aus der Zeit- alles entfernte Verwandtschaft bzw. meine Urgroßonkeln die ich nie kennenlernen könnte, aber da die Frauen bei uns immer schon gerne was schriftlich aufgehoben haben- gibts ein paar Zeilen- ich hebs weiter auf- ist faktisch Familienchronik.
    Und ich gebs zu ich hab mir damit in der Schule den Mitarbeitseinser in Geschichte gesichert- vielleicht geht das für meine Kinder auch nochmal durch?!;)
     
  6. lea31

    lea31 Gast-Teilnehmer/in

    @berthold: und wie es der zufall so will: 3x darfst raten, woher mein unbekannter kommt: aus steyr
     
  7. Aitsch

    Aitsch Gast-Teilnehmer/in

    ich hoffe, du bist dir bewusst, welch wertvolles dokument du in händen hältst. das ist wohl der genialste psychische ratgeber für selbstschutz, und wie man trotzdem überlebt... denn es gibt wohl absolut nichts, was schlimmer ist, als krieg. und wie schafft man es als mensch, das gesehene so zu verdrängen, dass man je wieder ein normales leben führen kann...
     
  8. susal13

    susal13 Gast

    Aufpassen auf das Tagebuch!

    Ja und ich hör auch gerne Leuten zu die damals dabei waren die alles miterlebt haben.Meine Oma und von meinem Mann die Oma , die haben mir oft davon erzählt . Komisch ist , dass sie beide sagen, dass es nicht soo schlimm war für sie damals und dass die Weltsituation , Irak usw weitaus schlimmer sind.

    Ich weiss nicht was ich davon halten soll , aber ich hör jedem gerne zu wenn er mir von der Zeit etwas erzählt.

    Also wirklich gut aufpassen auf das TB!:wave:
     
  9. Belico

    VIP: :Silber

    Es ist ein wichtiges Zeitdokument, dass du da besitzt, pass gut drauf auf. Bald werden wir von unseren Bekannten und verwandten nicht mehr direkt erfahren können, wie sie diese Zeit überstehen konnten, ein wichtiges Dokument sind persönliche auf Papier gebrachte Erfahrungen aus der Zeit.

    Einer meiner wichtigsten Schätze aus dem Nachlass meiner Mum ist der Briefverkehr von Oma und Opa in den 40ern. Teils aus dem Gefängnis geschmuggelt, teils "offiziell" in einer seltsam alten verkitschten Sprache. Ich lese sie sehr gerne durch, denn das waren wirkliche Menschen mit wirklichen Lösungsstrategien und ich habe das Gefühl, die damalige Zeit so besser verstehen zu können. Bedauerlicherweise sind sie teilweise sehr schlecht zu lesen, und sie hatten damals hauptsächlich Bleistift und das Papier war so eine Art dünnes Butterpapier, was die Vergänglichkeit dieser Schriftstücke auch fördert, leider :(
    lG
    beli
     
  10. naida

    naida Gast

    Ich find sowas interessant! (aber ich möchte nicht, dass jemand mein Tagebuch aus Jugendtagen mal liest :eek:.)
     
  11. lea31

    lea31 Gast-Teilnehmer/in

    hallo,
    ja ist mir durchaus bewusst, was ich da habe!
    das tagebuch und das fotoalbum (war auch noch dabei) sind sehr gut erhalten. man kann alles super lesen. es sind auch einige namen drinnen - irgendwer muss es auch schon mal gelesen haben, die sind nämlich alle unterstrichen (oder er hats selber gemacht - auf dem Feldpostbrief stand nämlich mit Bleistift: erst 1997 wieder geöffnet - ....... solang hat er den brief nicht wieder aufgemacht - traurig)!

    ich werd wirklich gut drauf aufpassen und habs schon gut verräumt, damit die kinder net ran kommen...:D
    ich hab als kind nämlich mal ein altes schulheft (mit dieser verschnörkelten schrift - wie hieß die nochmal:eek:) von meinem opa komplett verschmiert. das heft hab ich immer noch und jetzt ärgere ich mich grün und blau!

    muss jetzt mal auf den dachboden von meinen großeltern stöbern gehen... von meinem großvater gibts auch noch so ein altes Kriegs-Tagebuch... komisch bis jetzt hat mich das noch nie interessiert!
    muss auch dazusagen, dass meine großeltern nie viel über den krieg gesprochen haben. meine oma weinte meistens nur und mein opa ist sowieso eher wortkarg....
     
  12. Torfun

    Torfun Gast-Teilnehmer/in

    Mein Opa hatte auch eine Niederschrift unter anderem vom Krieg. Nach seinem Tod fanden wir es in den Papieren, es war an uns gerichtet. Es hörte dann auf, als sie Richtung Rußland gezogen sind, mit den Worten "Es war so grausam, ich kann nicht weiterschreiben."

    Mein anderer Opa hat auch nie von dort erzählt.
     

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