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Als "Neuer Selbstständiger" viel weniger Monatslohn als beim Angestelltendasein? (langer Text)

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von Senra, 30 Mai 2013.

  1. Senra

    Senra Gast-Teilnehmer/in

    Hallo zusammen!

    Meine Frage steht bereits in der Überschrift, aber ich würde gerne ein wenig ins Detail gehen :)

    Ich überlege im Moment, mich selbstständig zu machen. Es geht dabei um den Bereich Social Media Dienstleistungen. Da ich bisher immer Angestellte war, habe ich mich bei einem Steuerberater schlau gemacht, da man natürlich nichts falsch machen möchte und vor allem wissen will, was da alles auf einen zukommt... vor allem an Steuern.

    Empfohlen wurde mir, mich als "neue Selbstständige" anzumelden. Wir sind von einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro brutto ausgegangen (bei allem darüber müsste man die Umsatzsteuer ausweisen, glaube ich). Davon würde Netto im Monat etwa 1.300 Euro übrig bleiben, nachdem sich Sozialversicherung und Finanzamt ihren Teil abgezogen haben.
    Das wären an die 50-60 Stunden pro Woche. Und 5 Wochen bezahlten Urlaub gibt es natürlich auch nicht.

    Bisher hatte ich eine 43-Stunden-Woche und dabei netto 1.450 Euro im Monat verdient, dazu Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Wenn das Brutto an die 1.980 Euro sind, komme ich im Jahr auf etwa 28.000 Euro. Ganz grob gerechnet, es muss nicht so genau sein :)

    Wenn ich das richtig sehe, habe ich als Angestellte weniger Stunden gearbeitet, weniger Jahresbrutto aber um einiges mehr Netto (ganz zu Schweigen von Urlaubs/Weihnachtsgeld) bekommen. Ist das so richtig? Pension müsste ich mir zusätzlich selber anlegen, glaube ich. Dann würde noch weniger übrig bleiben :wow:

    Meine neue Arbeit wäre zwar nicht so anstrengend, aber letztendlich sehe ich gerade gar keine Vorteile an dem selbstständig-sein... ich dachte eigentlich, dass netto zumindest 1600 im Monat übrig bleiben und wurde jetzt quasi auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und denke darüber nach, mir vielleicht doch wieder einen Job als angestellte zu suchen. Dabei hätte mir diese Arbeit so viel Spaß gemacht...

    Nur frage ich mich, ob ich vielleicht irgendetwas übersehen habe (sagt bitte, bitte "ja"!). Irgendwelche Vorteile, die das selbstständig-sein mit sich bringt, wodurch das weit geringere Monatseinkommen und die weit höheren Wochenstunden gerechtfertigt sind.

    An Vorteilen fällt mir gerade nur noch "arbeiten von zuhause" und "flexible zeiteinteilung" ein. Aber da scheinen die Nachteile weit größer zu sein. :depressed:
     
  2. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Ein paar Anmerkungen:
    Gerade wenn du im b2b (business to business) tätig bist, würde ich mir dreimal überlegen, ob ich wirklich die ust-freie Variante als Kleinunternehmer wähle. Aus deinem post kommt nicht ganz raus, ob du eher Firmen oder Private als Kunden adressieren würdest.

    Ob dir als Selbständige mehr übrig bleibt, hängt aber in erster Linie von deinem Geschick ab. Z.B. Ummelden auf eine andere Adresse und die eigene Wohnung zum Firmensitz machen, wodurch sämtliche Kosten Vorsteuerabzugsfähig werden oder die Kosten für ein Auto.
    Also da transferiert man normalerweise möglichst viele Kosten, die man als Angestellter hat, einfach in die Selbständigentätigkeit, reduziert damit das steuerpflichtige Einkommen und kriegt "offiziell" weniger netto raus, aber dafür ist vieles an Kosten auch schon weg ;)
     
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  3. Senra

    Senra Gast-Teilnehmer/in

    Danke, das ist auf jeden Fall eine Überlegung wert.
    Meine "Kunden" sind Firmen innerhalb in der EU, aber auch außerhalb. Deswegen meinte der Steuerberater, dass es ideal wäre, wenn ich unter den 30tsnd Euro bleiben würde, da ich mir dadurch das Ausweisen der Umsatzsteuer sparen könnte.

    Da ich mit meinem Mann im Haus der pensionierten Schwiegereltern wohnen, haben wir überlegt, uns von ihnen eines der Zimmer "vermieten" zu lassen. Da meinte der Steuerberater aber, dass sich das nicht lohnen würde, sondern erst, wenn wir z.B. ein Büro einrichten und die Möbel absetzen. Aber das brauche ich für meine Arbeit nicht.
    Auch komme ich mit meinen wenigen Ausgaben (Internet + Handytarif) niemals auf die 3.600 Euro pro Jahr. Scheinbar lohnt sich das erst dann.

    Naja, dann werde ich mich nochmal beim Steuerberater informieren und von der Idee schlimmstenfalls ablassen.

    LG
     
  4. no-mercy

    no-mercy Fulgurator

    Ich würde v.a. den Steuerberater wechseln....
     
  5. Vivienn

    Vivienn Vedo scintille

    Das Problem vieler „kleinen Selbständigen“, wenn sie kein Auto als Firmenauto nutzen und absetzen können, dass sie zu wenige betriebliche Ausgaben zusammenbringen, kann mit der Betriebsausgabenpauschalierung abgefangen werden. Dh du kannst von deinen Nettoeinnahmen 12 % als Betriebsausgabenpauschale bei gewerbl.Tätigkeit (als Freiberufler sind es 6 % ansetzen. Neben diesem Pauschale sind Ausgaben für Fremdlöhne, Einkäufe von Handelswaren (nicht Büromaterial) und die Sozialversicherungsbeträge (bei kleinen Selbständigen immer die größten Abzugsposten ;)) auch noch absetzbar.

    Eine grobe Überschlagsrechnung:​
    Du kannst bei einem Nettoumsatz von 30.000 die SV-Beiträge der gewerbl.Wirtschaft bei diesem Umsatz in Höhe von ca. 8.500 absetzen (Kranken- und Pensionsversicherungsbeträge machen zusammen knapp über 26 % aus, die Selbständigenvorsorge (Abfertigung neu) ist mit 1,53 % auch Pflichtbeitrag, die Unfallversicherung ist da noch nicht dabei, das ist aber nur ein sehr kleiner absolut vernachlässigbarer Fixbetrag pro Jahr). Natürlich kannst Du bei der SV einmal für niedrigere Umsatzzahlen vorauszahlen, im Endeffekt berechnet die GSVG ihre Beiträge aber selbstverständlich von den tatsächlichen Einkünften und da dies oft erst 3 Jahre danach endgültig feststeht, gibt es oft ein böses Erwachen, wenn die Nachzahlungen entsprechend zeitversetzt eintreffen.

    Das Betriebsausgabenpauschale (12 % v. 30.000) mit 3.600 senkt dein zu versteuerndes Einkommen weiter. Momentan sind wir auf einem vorläufigen Gewinn von 17.900.

    Als Einzelunternehmer bzw. Personengesellschaft steht dir der 13 %ige Gewinnfreibetrag von diesem vlfg Gewinn zu – 2.327 und das ergibt einen zu versteuernden Gewinn von ca. 15.500. Für die ersten 11.000 zahlst du keine Steuer, darüberhinaus bis zu 25.000 wird mit 36,5 % besteuert, d.h du hast nur eine ESt-Belastung von ca. 1700 – vorausgesetzt, dass du keine weiteren steuerpflichtigen Einkünfte hast – da würde jeder Euro zusätzlich mit dem Grenzsteuersatz von 36,5 besteuert bis zu 25.000, darüberhinaus dann die nächste Steuerstufe.

    Wenn du jetzt die tatsächlich anfallenden Kosten 30.000 abzgl SV 8500 abzgl EST1.700 betrachtest, bist du bei knapp 20.000 Einkommen – umgerechnet auf 12 oder 14 Perioden ergeben sich zwischen 1400 und 1600 netto (wobei eigentlich auf 15 Perioden umgerechnet werden sollte, um die Sonderzahlungen UND einen Urlaubsmonat auch abgedeckt zu haben)​

    Das mit der Kleinunternehmerregelung (bis 30.000 Umsatz keine USt verrechen- und abführbar), würde ich mir auch noch einmal überlegen, ist dann klarerweise auch kein VSt-Abzug möglich (und keine Vorsteuerpauschalierung, die gäbe es iHv 1,8 % nämlich auch noch) und die Umsatzsteuer monatlich über FinanzOnline zu melden bzw. ist bei diesen Umsatzbeträgen gar keine Meldung bloß monatliche Abführung erforderlich. Sind deine Kunden keine Endverbraucher ist ihnen egal, ob du mit oder ohne USt verrechnest, da sie für deine USt vorsteuerabzugsberechtigt sind.​

    Ich empfehle vor allem die Konsultation einer Gründerberatung bei der Wirtschaftskammer.​
     
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  6. Maritina

    VIP: :Silber

    Noch ein Gedanke zur Überschrift Deines Ausgangsposts: ja, ein Angestelltenverhältnis hat - hat - hat meistens viele Vorteile. Gerade hierzulande. Auch wenn diese Vorteile Viele nicht sehen können
     
  7. DerStefan

    DerStefan Gast-Teilnehmer/in

    Welche wären die in etwa?
     
  8. Glueckskatze

    VIP: :Silber

    ein fixes Gehalt, 14 mal pro Jahr, bezahlter Urlaub, bezahlter Krankenstand. Kein Zittern, ob ich genügend Aufträge habe, kein dem Geld nachlaufen, weil wieder mal ein Kunde nicht zahlt.
    Ich sehe das wie Maritina - jemand, der nie selbstständig war, weiß das selten zu schätzen.
     
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  9. anna-mari

    anna-mari Gast-Teilnehmer/in


    Hier gibt es kaum noch 14 Gehälter. Auch 13 werden immer seltener. Selbst im öffentlichen Dienst wurde und wird diesbezüglich immer mehr gekürzt.
    Krankenversichern kann man sich auch als Selbständiger bei Arbeitsausfall.
    Und Arbeitsplätze sind auch nicht mehr sicher.
    Beides hat Vor- und Nachteile.
    Also die Selbständigkeit oder das Festangestelltendasein. Je nach Typ sollte man halt schauen, wofür man geschaffen ist, welche Prioritäten und Möglichkeiten man hat.

    Ich bin zum Beispiel seit Ewigkeiten selbständig und könnte mir überhaupt nicht mehr vorstellen in ein angestelltes Verhältnis zu gehen.
     
  10. Maritina

    VIP: :Silber

    Ja, aber die TE ist in Niederösterreich zuhause, dort sind 14 Gehälter von Gesetzes wegen vorgesehen.

    Keine Frage, dass man mit eigenem Unternehmen in großem Stil Geld verdienen kann, aber die Klein- und Kleinstunternehmer kämpfen oft schwer ums Überleben. Und im allgemeinen puffert eine größere Firma auf Schwankungen in der Auftragslage besser ab...
     
  11. anna-mari

    anna-mari Gast-Teilnehmer/in

    Noch.
     
  12. spacedakini3

    VIP: :Silber

    Ist doch wurscht , ob man 14 mal 1/14 Jahresgehalt bekommt, oder 12 mal 1/12.
     
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  13. Birke

    Birke Gast-Teilnehmer/in

    In der regel macht man sich auch nicht selbständig, um besser zu verdienen, als als Angesltelle (zumindest am Anfang ist das unrealistisch), sondern weil man andere Vorteile hat zB. keinen Chef, mehr Gestaltungsspielraum etc.
     
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