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Akademiker gerecht entlohnt?

Dieses Thema im Forum "FORUM | Reden wir miteinander ..." wurde erstellt von Knofihex, 8 Januar 2012.

  1. Knofihex

    VIP: :Silber

    Ich finde es teilweise irre, mit welchem Gehalt ein Akademiker heimgehen muss. Man sollte mehr von einer Aufwandsentschädigung als von einem Gehalt sprechen.

    Wie kann es bitte sein, dass ein Facharbeiter dasselbe oder sogar mehr verdient, als ein Uniabsolvent. Wie kann es sein, dass eine dipl.Krankenschwester für ihren 40 Stunden Job mit 1.800 netto heimgeht, während der Turnusarzt gerade mal auf dasselbe Gehalt kommt, aber von ihm verlangt wird Überstunden ohne Ende zu machen?

    Ein Vergleich (exemplarisch):
    [ame="http://diepresse.com/home/bildung/unilive/455573/Einstiegsgehalt_Die-Armen-unter-den-Akademikern"]Absolvent Bachelor Wirtschaft[/ame]: netto 1364–1583 €
    vs Maler/Lackierer netto 1800-1900 €

    [ame="http://derstandard.at/1277338106532/Turnusaerzte-76-Stunden-Woche-wenig-Gehalt-schlechte-Ausbildung"]Arzt (Turnusarzt[/ame]): netto 1300-1655
    vs. Dipl.Krankenschwester/Pfleger: netto 1350-1770 €

    In diesen Beispielen sind natürlich keine Überstunden oder sonstigen Zulagen eingerechnet.


    Jetzt frage ich mich, warum überhaupt Studieren? Das kommt ja einer Liebhaberei oder einem Hobby gleich.

    Ich selbst bin Vollzeit berufstätig und studiere nebenbei. In meinem momentanen Job verdiene ich wirklich gut und hab darüberhinaus sehr viel freie Tage (nein, ich bin kein Callboy:D). Wenn ich jetzt mein Studium abgeschlossen habe und den Beruf wechsle, weiß ich jetzt schon, dass ich auf 400-500 netto monatlich verzichten werde (müssen).

    Warum wird der Aufwand eines Universitätsstudiums derart wenig honoriert? Ich mein, es ist schon verdammt viel Arbeit, die da dahintersteckt.
     
  2. Kalliope

    Kalliope Gast-Teilnehmer/in

    das sind Einstiegsgehälter, die steigen noch. Und es besteht in den meisten Akademikerberufen die Möglichkeit, in höhere Verdienstbereiche aufzusteigen. Dennoch gelingt dies nicht allen, und viele grundeln auch noch bis zur Pension dort herum, wo auch diejenigen sind, die keine derartige Ausbildung hinter sich haben. Da geb ich Dir recht. Oft sind es aber auch die Absolventen der Sozial- und Orchideenstudien, die überhaupt keine Möglichkeit haben, finanziell mehr herauszuholen. Die bleiben trotz eines Studiums in Einkommensbereichen, die noch unter dem von Dir genannten sind. Aber sie machen ihre Arbeit aus Enthusiasmus und Interesse an ihrer Arbeit.

    Es gab übrigens einmal einen Vergleich über das Lebenseinkommen eines Krankenpflegers (männlich) und eines Arztes (ebenfalls männlich), der keine weiterführenden Tätigkeiten übernommen hat. Der Pfleger hat sein Berufsleben mit 18 begonnen, Grundgehalt, Überstunden, Bienalsprünge und Zulagen wurden dort eingerechnet. Der Arzt begann nach dem Studium mit 25 Jahren als Turnusarzt, dann Assi und Oberarzt, aber keine weiteren Tätigkeiten. Auch dort wurden die Überstunden etc. mitberechnet.

    Erst mit 57 Jahren hat der Arzt den Pfleger mit dem Lebenseinkommen überholt. Bis zur Pensionierung hatte er sich also geringfügig mehr Geld als der Pfleger erarbeitet. Ein weiblicher Arzt mit ein paar Kindern schaffte dies in obigem Szenario nicht.
     
  3. Knofihex

    VIP: :Silber

    Ooops:eek: Tippfehler. Habs mir nicht mehr durchgelesen..


    Zum Rest: Es geht letztlich um die Grundsatzfrage: Arbeite ich wegen dem Geld oder Arbeite ich wegen des arbeitens willen. Stichwort: extrinsisch vs. intrinsisch.

    Ich beneide ja keinen Hochofenarbeiter in der VÖEST, aber dennoch ist der Verdienst eines Akademikers zu gering in meinen Augen.
     
  4. agnellina

    agnellina tabula rasa

    Frag mal eine Geisteswissenschaftlerin... :eek:
    In meiner Branche (Erwachsenenbildung) sind alle ganz massiv unterbezahlt, es wird auch seit Jahren immer schlimmer. Männer machen den Job mittlerweile fast gar nicht mehr, und Deutschkurse werden auch zunehmend seltener von MuttersprachlerInnen abgehalten. Fast alle, die Deutsch als Muttersprache haben, versuchen, an einem Gymnasium unterzukommen, wo die Chancen in Wien derzeit recht gut sind.

    Ich wusste das aber vorher, hab aus Interesse am Fach studiert, das Studentenleben war cool, und dass ich damit nie zur Großverdienerin werde, war mir immer klar.
     
  5. Kalliope

    Kalliope Gast-Teilnehmer/in

    Also ich geb zu: mein Studium hat sich ausgezahlt. Ich bin jetzt dort angekommen, wo ich wirklich gerne bin, meine Arbeit macht mir viel Spaß. Ich verdiene auch ganz gut, bin also zufrieden. Andererseits gibt es grad in der Wirtschaft auch Menschen, die nicht studiert haben und dennoch weit mehr verdienen. Das bin ich ihnen nicht neidig, ich möchte diesen Job nicht machen.

    Hätte ich aber mein ursprüngliches Wunschstudium durchgezogen, nämlich Archäologie, dann sähe es etwas anders aus. Das ist mir bewusst. Ich nehme aber an, dass der Enthusiasmus mich dann durch den Geldmangel getragen hätte. Ich hätte wohl einen anderen Lebensstandard, aber vermutlich überhaupt ein sehr anderes Leben. Ist einfach so.
     
  6. Minerva

    Minerva Gast-Teilnehmer/in

    Ich bezweifle, dass die Malerstelle für 1900 Euro netto so stimmt - bei uns hat ein Malergeselle keine 1900 Euro brutto und so riesig werden die Unterschiede zwischen den Ländern nicht sein.

    Wenn man studiert, dann kann man sich vorher informieren, welche Studien sich finanziell lohnen. Es gibt durchaus Studiengänge, die abseits der Forschung und Lehre kaum in bare Münze umzuwandeln sind. Dann gibt es Studiengänge, die zu den typisch weiblichen Berufsfeldern zählen und entsprechend unfair mies bezahlt werden. Übrigens werden auch Ärzte zunehmend schlechter bezahlt, seit immer mehr Frauen diesen Beruf ergreifen, ob das wirklich ein Zusammenhang ist, weiß ich nicht.

    Deshalb hat die clevere Minerva sich auf die Naturwissenschaften gestürzt, wurde Biotechnikerin und freut sich über jede Gehaltsabrechnung. Chemiker, Ingenieure, der gesamt MINT Bereich lohnt sich finanziell.

    Wenn du der zigste BWLer oder vergleichende Religionswissenschaftler wirst, dann musst du ggf Abstriche machen, aber das ist doch schon vorher bekannt.
     
  7. mcw

    mcw Gast

    Also Spitalsärzte sind in jedem Fall unterbezahlt, das gilt allerdings genauso für das Krankenpflegepersonal. Man nehme die Faktoren: Verantwortung, Streß, Dauerbelastung und sehe sich dann die dazugehörigen Verdienste an. Meiner Meinung nach müßte gerade medizinisches Personal (unabhängig ob AkademikerInnen, oder nicht) in Bezug auf die Einstiegsgehälter deutlich besser bezahlt werden. Was bringt es einem nach 15 - 20 Jahren eh ganz ok zu verdienen, die Familiengründungsphase ist ja doch deutlich früher.

    Prinzipiell hat sich in den letzten zehn Jahren viel verändert, es gibt viele Leute mit akademischen Abschlüssen, die in 08/15-Jobs mit bescheidener Bezahlung landen und wenig Aufstiegschancen haben. Ich würde darum mittlerweile auch zu einem naturwissenschaftlichen Studium im Bereich der Life Sciences raten, das natürlich extrem anspruchsvoll ist, aber die Aussichten danach sind sehr gut. Oder aber durchaus wenn das Talent dafür vorhanden ist, einen handwerklichen Beruf in Erwägung ziehen, tatsächlich kenne ich einige extrem gut verdiendende Handwerker, darum verstehe ich auch nicht, warum so viele Jugendliche zur Matura gedrängt werden, vor allem, wenn sie eindeutig in eine andere Richtung streben und dafür viel mehr Begabung besitzen würden.

    Jeder leidenschaftlich Tischler, Installateur, Elektriker (etc etc) ist besser dran, als jemand, der irgendwo mit Matura in einer Versicherung, oder einem Bachelor als Assistentin der Geschäftsführung versauert und besser bezahlt übrigens auch.
     
  8. Llandra

    Llandra Gast-Teilnehmer/in

    Viele Absolventenjobs sind schlecht bezahlt (auch bei uns Juristen), aber mit der Zeit verdient man deutlich besser. Mein Bruder ist Bäckermeister und verdient weit über 2000 Eur netto (angestellt). Ich hab daselbe mit 25 Stunden (bin aber auch schon eine Zeit berufstätig) und mein Job ist bei weitem weniger belastend (allein schon körperlich) und ich würde auch nix anderes machen wollen...
     
  9. clumsy

    clumsy Gast

    die krankenschwester mit 1.800 netto einstiegsgehalt zeigst ma aber mal


    ich hab übrigens (in einem, sozialberuf) ein einstiegsgehalt von 1.200
    und auch wenn die ausbildung kürzer ist (wobei der unterschied zu einem bachelor nicht so großartig viel ist), ist die arbeit nicht weniger wert (in meinen augen sogar mehr wert als so einige akademikerjobs), bringt physischen und psychischen stress mit sich und eine riesige portion verantwortung




    jammerei auf hohem niveau.....
     
  10. morty

    morty Gast-Teilnehmer/in

    da wären wir aber bei all den sozialberufen die mm weit unterbezahlt sind. da gibts leut, die für vollzeit nichteinmal 1000 € bekommen. :eek: (heimhilfen, kiga personal, behindertenbetreuer ... )
     
  11. clumsy

    clumsy Gast

    heimhilfen und kdg-assistentinnen unter 1000 ... ja
    behindertenbetreuer auch?

    es ist eine frechheit
    von dem geld kann man ja kaum leben


    (und ich weiß, dass das leicht am thema vorbei geht, aber ich krieg einen leichten grand, wenn sich leute über ein gehalt von über 1.500€ netto aufregen....)
     
  12. Knofihex

    VIP: :Silber

    Erfahrung im Freundeskreis. Sicherlich sind bei den 1800 Nacht/Feiertagszulagen eingerechnet.

    Aber an meinem Link vom AMS kannst du die Gehälter nachlesen.

    Nun, ob eine Krankenschwesterschule mit einem BSc-Abschluss vergleichbar ist? Eher Nein:


    DKGS:
    • Für die Dipl.KS ist keine Matura erforderlich
    • 2.000 Stunden theoretische Ausbildung, Rest (rund 2.400Std) "Praxis", also (bezahlter) Dienst
    Für einen BSc-Abschluss
    • brauchst du Matura und
    • nach Abschluss hast du 180ECTS Punkte (entspricht etwa 5.400 Arbeitsstunden)
    Die DKGS-Ausbildung ist für mich mit einer Lehre vergleichbar

    ------
    Quelle: http://www.oegkv.at/index.php?id=144
     
  13. Sommar

    Sommar Gast-Teilnehmer/in

    Es gibt auch zwischen den Akademikern mit gleicher Ausbildung aber auch noch Wahnsinnsunterschiede. Ich bin als Juristin m öffentlichen Dienst gelandet und die Studienkollegen, die bei Rechtsanwälten, Banken und Versicherungen arbeiten, amüsieren sich köstlich über mein Gehalt.
     
  14. Lacrima-gaudii

    Lacrima-gaudii Gast-Teilnehmer/in

    gerechtigkeit ist bei uns in keinem bereich zu erwarten. ich selbst war in einem sozialberuf (kindergarten)tätig. schon vor jahren war es so, dass wir 36 dienststunden hatten und min nochmal 20 bis 25 stunden daheim ehrenamtlich machen mussten zur vorbereitung. das gehalt war und ist nachwievor ein witz .meine zynischen verwandten rechtfertigten es damals mit den worten: das regelt sich nach an das angebot und nachfrage !" weil ihrer meinung nach viele frauen hauptberuflich "spielen" wollten, deshalb gabs ein minieinkommen .(drei schilling über existenzminimum)
    nun sind doch etliche jahre vergangen und die situation in meinem ehemaligem beruf hat sich stark verändert. es gibt viel zu wenig personal und manche gruppen können nicht besetzt werden. dazu kommt noch das verpflichtende kindergartenjahr.ständige aufrufe in zeitungen und verherrlichungen der berufsgruppe kann man in div. gratisblättern lesen.wenn ein jahrgang mit frischen "tanten" fertig ist dann gehen die meisten nicht für so ein almosen arbeiten und die die anfangen, hören bald auf.
    aber wer denkt, dass der beruf dadurch wenigstens finanzell atraktiver gemacht wird der täuscht sich. das gegenteil ist der fall.vor zwei wochen flatterte eine werbung is haus, in der sich "waff" damit brüstete, dass sie jetzt sooooooo viele und toll ausgebildete "gruppenbetreuerinnen" AUSBILDET.wenn man dann weitergelesen hat stand dann noch irgendwo , dass die ausbildungsdauer ZWEI MONATE beträgt.das heisst,meine berufsgruppe (ausbildungsdauer 5 jahre abschluss matura) bekommt konkurenz mit der lightversion. und ich gehe mal davon aus , dass der gehaltunterschied wieder lächerliche 30 euro beträgt.aber für 30 euro setzt man sich doch gerne 5 jahre in eine anstrengende schule, zahlt womöglich auch noch dafür (privatschule)lernt noch ein paar instrumente und macht die matura.
    ein schelm der anderes denkt
     
  15. clumsy

    clumsy Gast

    ects sagen genau nix aus

    krankenpflege ist inzwischen zum größten teil an der fh
    soviel zu 'keine matura' und 'lehre'
    soweit ich weiß ist die praxis (beim studium an der fh) auch nicht mehr bezahlt
    an den schulen gibt es da ein taschengeld von 3-400€
    nebenbei arbeiten ist an einer fh nur sehr bedingt möglich




    so .. und selbst wenn sie mit einer lehre vergleichbar wäre
    mMn sollte der job selbst gerecht entlohnt werden
    nicht die ausbildung
    eine ausbildung ist nicht automatisch besser nur weil die information über die uni kommt
    wichtig ist, ob der job physisch und psychisch anstrengend ist, wieviel zeit draufgeht, wieviel verantwortung getragen wird (und die verantwortung ggü einer firma ist nicht automatisch mehr wert als die für menschen direkt), ....
     
  16. Knofihex

    VIP: :Silber

    Ich geb dir schon recht. Aber es wird ja fast so getan, als ob ein Unistudium "ein bisschen Lernen", "viel Party" usw. ist. Mach ein Studium. Es steckt wirklich viel arbeit dahinter und die Qualifikation ist ungleich höher. Und genau aus diesem Grund, sind die Akademiker, gerade zu Beginn, echt schlecht bezahlt. Du darfst auch den Zeitvorsprung nicht vergessen, die eine zB Krankenschwester hat. Ich meine hier Ende der Ausbildung -> Arbeitsverhältnis im Gegensatz zum Uni Absolventen
     
  17. clumsy

    clumsy Gast

    ich habe auch bereits studiert :)
    ich kenn beides...

    den zeitvorsprung hab ich also schonmal nicht (woran ich natürlich selbst schuld bin :))

    wie gesagt: mMn bedeutet uni nicht automatisch eine höhere qualifikation ... bei weitem nicht
     
  18. Llandra

    Llandra Gast-Teilnehmer/in

    Dann musst Du halt Krankenschwester/bruder werden, wenn Du Dich nur am Gehalt aufhängst:rolleyes:. Für mich war mein Studium mehr als eine Gelddruckmaschine und ja ich hatte am Anfang auch viel weniger Geld als meine nichtakademischen Freunde. Aber ich mache das, was mir Spass macht und mittlerweile verdiene ich auch deutlich mehr, wobei mir in dieser Beziehung andere Menschen egal sind, solange ich mit meinem Geld gut auskomme.
     
  19. Knofihex

    VIP: :Silber


    Was unterstellst du mir?

    Ich will hier eine generelle Diskussion anregen. Das Beispiel Krankenschwester/Arzt war rein fakultativ.

    Ich hab ganz am Anfange geschrieben, dass mir durchaus bewusst ist, auf Teile meines jetzigen Einkommens zu verzichten um den Beruf nach meinem Studium ausüben zu können. Mir gehts primär nicht ums Geld, sondern um die "Selbstverwirklichung" und um den Spass an der Arbeit. Dennoch ist es meine Meinung, dass Absolventen schlecht entlohnt werden.
     
  20. ellela

    ellela Gast

    Auch der Arbeitsmarkt ist ein Markt wie jeder andere und funktioniert nach den selben Prinzipien.
    Angebot - Nachfrage. Inklusive Sonderfälle wie zB Monopolbetriebe etc.

    Gerechte Entlohnung gibt es nicht.
     

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